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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Hernach giebt er ihme wol tausend Kinder/ wordurch eine grosse und unglaubliche Zahl zu verstehen Morpheus/ Phobetur und Phantasus des Schlaff-Gotts Kinder. ist. Allein er nennet derselben/ als der vornemsten/ nur drey/ nemlich den Morpheus/ welcher eine Gestalt/ oder Bild bedeutet: Den Icelus/ oder Phobetor/ das ist/ eine schreckliche Gleichnus/ und dann den Phantasus/ oder die Einbildung. Sie Natürliche Auslegung/ vom Schlaff und Traum-Gott. sagen/ der Traum-Gott habe sich nicht unterstehen dörffen/ den Jupiter (als welcher allen Dingen zu gebieten hat) einzuschläffern/ weil die Gottheit keines Schlaffs benöthigt/ daß sie/ wie die Menschen/ dardurch wachsen/ und neue Kräffte schöpffen müste. Man sagt/ daß der grosse Alexander an nichts mehr befunden und erkandt habe ein Mensch/ und kein Gott/ wie ihm die Fuchsschwäntzer bereden wollen/ zu seyn/ dann an dem einigem Schlaffe/ dessen er durchaus sich nicht entbrechen können.

Der Fluß Lethe wird auch genennt des Schlaffs Schwester/ dieweil er uns alles Elends Warum der Schlaff ein Sohn der Nacht? und Ungemachs vergessen machet. Er wird genannt ein Sohn der Nacht; weil die Nacht die Dämpffe des Magens vermehret/welche/ indem sie nach den höchsten Theilen des Leibs aufsteigen/ durch die Kälte des Gehirns erkuhlen/ sich wiederum nieder säncken/ und also den Schlaff gebären. Diese ietzt erzehlte Dämpffe bilden uns unterschiedliche Träume vor/ nach dem Unterschied der Speisen/Länder/ und Jahrs-Theile/ oder nach dem Vornehmen und Gedancken/ die man alsdann im Gehirne hat. Und nachdem man von gemässigter Natur ist. Artemidorus/ im ersten Buche der Träume/ sagt: Der Traum ist eine Bewegung/ oder Gedichte der Seele/ oder des Gemüths/ so auf vielerley weise geschiehet/ und deutet etwas zukünftigs an/ das entweder gut/ oder böß. Und aus dieser Ursach sind die Hoffnungen seine Schwestern genennet: weil wir die Hoffnung auf viel zweiffelhafftige Dinge gründen und befestigen. Vorbesagte Stadt bedeutet anders nichts/ als die Dämpffe/ woraus die Träume ihren Urstand nehmen. Die Poeten eignen [Spaltenumbruch] Erklärung der zwey Traum-Thore. den Träumen zwey Thore zu. Die warhafften kommen aus dem Horn-Thore. Dann gleichwie man/ durch die Horn-Blätter einer Laterne/ das Feuer der Kertzen/ oder Liechts klärlich scheinen stehet; also kan auch/ durch des Menschen Leib/ wann er/ durch Mässigkeit/ von allen unreinen Feuchtigkeiten gereinigt ist/ die Seele die Warheit desto besser unterscheiden/ und die ihr von Gott zugeschickte Gesichter empfangen: Wann aber der Leib mit vielen Speisen überladen und angefüllt/ oder/ durch stetige Unmässigkeit des Mundes/ voller böser Feuchtigkeiten ist/ kan die Seele/ oder das Gemüht die Warheit von der Lügen nicht recht erkennen und unterscheiden. Andere verstehen/ durchs Horn/ das äusserste Augen-Häutlein/ die Gesichter darmit andeutende; und/ durch das Elephantenbein/ die Zähne/ welche die falsche Träume käuen. Dann das/ so man siehet/ wird für viel warhafftiger geachtet/ als dasjenige/ welches man von anderen Sinngebende Erklärung über den Esacus in einem Taucher verwandelt. erzehlen höret. Des Königs Priamus Sohn Esacus/ wegen des Tods der Nymphen Hesperie/ in einen Täucher verwandelt/ deutet an/ wie leichtlich aus eigner Liebe (die von allen Kräfften sich bemühet/ nur ihrer Vergnügungen Ergötzlichkeit und sinnlicher Neigungen zu geniessen/) so wol eignes/ als gemeines Verderben erwachsen könne/ welche schädliche Neigung/ oder Seelen-Kranckheit/ aus einem bösem und unverständigem Urtheil/ entstehet. Und wann dann solche Leute für ihre Begierden keine Gnugthuung erhalten können/ werden sie sehr kleinmühtig/ gerahten in das bittere grosse Meer aller Ungerechtigkeit/ und mitten in die Kümmernussen dieser unbeständigen Welt/ darinnen sie täglich sich untertauchen und Versencken/ anders nicht/ als ob sie ihre eigne Verderbnus und Untergang/ mit aller Macht und Fleiß/ zu befördern suchten.

Ende des eilften Buchs.

[Abbildung]

EX UNGUE
LEONEM

[Spaltenumbruch] Hernach giebt er ihme wol tausend Kinder/ wordurch eine grosse und unglaubliche Zahl zu verstehen Morpheus/ Phobetur und Phantasus des Schlaff-Gotts Kinder. ist. Allein er nennet derselben/ als der vornemsten/ nur drey/ nemlich den Morpheus/ welcher eine Gestalt/ oder Bild bedeutet: Den Icelus/ oder Phobetor/ das ist/ eine schreckliche Gleichnus/ und dann den Phantasus/ oder die Einbildung. Sie Natürliche Auslegung/ vom Schlaff und Traum-Gott. sagen/ der Traum-Gott habe sich nicht unterstehen dörffen/ den Jupiter (als welcher allen Dingen zu gebieten hat) einzuschläffern/ weil die Gottheit keines Schlaffs benöthigt/ daß sie/ wie die Menschen/ dardurch wachsen/ und neue Kräffte schöpffen müste. Man sagt/ daß der grosse Alexander an nichts mehr befunden und erkandt habe ein Mensch/ und kein Gott/ wie ihm die Fuchsschwäntzer bereden wollen/ zu seyn/ dann an dem einigem Schlaffe/ dessen er durchaus sich nicht entbrechen können.

Der Fluß Lethe wird auch genennt des Schlaffs Schwester/ dieweil er uns alles Elends Warum der Schlaff ein Sohn der Nacht? und Ungemachs vergessen machet. Er wird genannt ein Sohn der Nacht; weil die Nacht die Dämpffe des Magens vermehret/welche/ indem sie nach den höchsten Theilen des Leibs aufsteigen/ durch die Kälte des Gehirns erkuhlen/ sich wiederum nieder säncken/ und also den Schlaff gebären. Diese ietzt erzehlte Dämpffe bilden uns unterschiedliche Träume vor/ nach dem Unterschied der Speisen/Länder/ und Jahrs-Theile/ oder nach dem Vornehmen und Gedancken/ die man alsdann im Gehirne hat. Und nachdem man von gemässigter Natur ist. Artemidorus/ im ersten Buche der Träume/ sagt: Der Traum ist eine Bewegung/ oder Gedichte der Seele/ oder des Gemüths/ so auf vielerley weise geschiehet/ und deutet etwas zukünftigs an/ das entweder gut/ oder böß. Und aus dieser Ursach sind die Hoffnungen seine Schwestern genennet: weil wir die Hoffnung auf viel zweiffelhafftige Dinge gründen und befestigen. Vorbesagte Stadt bedeutet anders nichts/ als die Dämpffe/ woraus die Träume ihren Urstand nehmen. Die Poeten eignen [Spaltenumbruch] Erklärung der zwey Traum-Thore. den Träumen zwey Thore zu. Die warhafften kommen aus dem Horn-Thore. Dann gleichwie man/ durch die Horn-Blätter einer Laterne/ das Feuer der Kertzen/ oder Liechts klärlich scheinen stehet; also kan auch/ durch des Menschen Leib/ wann er/ durch Mässigkeit/ von allen unreinen Feuchtigkeiten gereinigt ist/ die Seele die Warheit desto besser unterscheiden/ und die ihr von Gott zugeschickte Gesichter empfangen: Wann aber der Leib mit vielen Speisen überladen und angefüllt/ oder/ durch stetige Unmässigkeit des Mundes/ voller böser Feuchtigkeiten ist/ kan die Seele/ oder das Gemüht die Warheit von der Lügen nicht recht erkennen und unterscheiden. Andere verstehen/ durchs Horn/ das äusserste Augen-Häutlein/ die Gesichter darmit andeutende; und/ durch das Elephantenbein/ die Zähne/ welche die falsche Träume käuen. Dann das/ so man siehet/ wird für viel warhafftiger geachtet/ als dasjenige/ welches man von anderen Sinngebende Erklärung über den Esacus in einem Taucher verwandelt. erzehlen höret. Des Königs Priamus Sohn Esacus/ wegen des Tods der Nymphen Hesperie/ in einen Täucher verwandelt/ deutet an/ wie leichtlich aus eigner Liebe (die von allen Kräfften sich bemühet/ nur ihrer Vergnügungen Ergötzlichkeit und sinnlicher Neigungen zu geniessen/) so wol eignes/ als gemeines Verderben erwachsen könne/ welche schädliche Neigung/ oder Seelen-Kranckheit/ aus einem bösem und unverständigem Urtheil/ entstehet. Und wann dann solche Leute für ihre Begierden keine Gnugthuung erhalten können/ werden sie sehr kleinmühtig/ gerahten in das bittere grosse Meer aller Ungerechtigkeit/ und mitten in die Kümmernussen dieser unbeständigen Welt/ darinnen sie täglich sich untertauchen und Versencken/ anders nicht/ als ob sie ihre eigne Verderbnus und Untergang/ mit aller Macht und Fleiß/ zu befördern suchten.

Ende des eilften Buchs.

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[[Metamorphosis, S. 136]/0312] Hernach giebt er ihme wol tausend Kinder/ wordurch eine grosse und unglaubliche Zahl zu verstehen ist. Allein er nennet derselben/ als der vornemsten/ nur drey/ nemlich den Morpheus/ welcher eine Gestalt/ oder Bild bedeutet: Den Icelus/ oder Phobetor/ das ist/ eine schreckliche Gleichnus/ und dann den Phantasus/ oder die Einbildung. Sie sagen/ der Traum-Gott habe sich nicht unterstehen dörffen/ den Jupiter (als welcher allen Dingen zu gebieten hat) einzuschläffern/ weil die Gottheit keines Schlaffs benöthigt/ daß sie/ wie die Menschen/ dardurch wachsen/ und neue Kräffte schöpffen müste. Man sagt/ daß der grosse Alexander an nichts mehr befunden und erkandt habe ein Mensch/ und kein Gott/ wie ihm die Fuchsschwäntzer bereden wollen/ zu seyn/ dann an dem einigem Schlaffe/ dessen er durchaus sich nicht entbrechen können. Morpheus/ Phobetur und Phantasus des Schlaff-Gotts Kinder. Natürliche Auslegung/ vom Schlaff und Traum-Gott. Der Fluß Lethe wird auch genennt des Schlaffs Schwester/ dieweil er uns alles Elends und Ungemachs vergessen machet. Er wird genannt ein Sohn der Nacht; weil die Nacht die Dämpffe des Magens vermehret/welche/ indem sie nach den höchsten Theilen des Leibs aufsteigen/ durch die Kälte des Gehirns erkuhlen/ sich wiederum nieder säncken/ und also den Schlaff gebären. Diese ietzt erzehlte Dämpffe bilden uns unterschiedliche Träume vor/ nach dem Unterschied der Speisen/Länder/ und Jahrs-Theile/ oder nach dem Vornehmen und Gedancken/ die man alsdann im Gehirne hat. Und nachdem man von gemässigter Natur ist. Artemidorus/ im ersten Buche der Träume/ sagt: Der Traum ist eine Bewegung/ oder Gedichte der Seele/ oder des Gemüths/ so auf vielerley weise geschiehet/ und deutet etwas zukünftigs an/ das entweder gut/ oder böß. Und aus dieser Ursach sind die Hoffnungen seine Schwestern genennet: weil wir die Hoffnung auf viel zweiffelhafftige Dinge gründen und befestigen. Vorbesagte Stadt bedeutet anders nichts/ als die Dämpffe/ woraus die Träume ihren Urstand nehmen. Die Poeten eignen den Träumen zwey Thore zu. Die warhafften kommen aus dem Horn-Thore. Dann gleichwie man/ durch die Horn-Blätter einer Laterne/ das Feuer der Kertzen/ oder Liechts klärlich scheinen stehet; also kan auch/ durch des Menschen Leib/ wann er/ durch Mässigkeit/ von allen unreinen Feuchtigkeiten gereinigt ist/ die Seele die Warheit desto besser unterscheiden/ und die ihr von Gott zugeschickte Gesichter empfangen: Wann aber der Leib mit vielen Speisen überladen und angefüllt/ oder/ durch stetige Unmässigkeit des Mundes/ voller böser Feuchtigkeiten ist/ kan die Seele/ oder das Gemüht die Warheit von der Lügen nicht recht erkennen und unterscheiden. Andere verstehen/ durchs Horn/ das äusserste Augen-Häutlein/ die Gesichter darmit andeutende; und/ durch das Elephantenbein/ die Zähne/ welche die falsche Träume käuen. Dann das/ so man siehet/ wird für viel warhafftiger geachtet/ als dasjenige/ welches man von anderen erzehlen höret. Des Königs Priamus Sohn Esacus/ wegen des Tods der Nymphen Hesperie/ in einen Täucher verwandelt/ deutet an/ wie leichtlich aus eigner Liebe (die von allen Kräfften sich bemühet/ nur ihrer Vergnügungen Ergötzlichkeit und sinnlicher Neigungen zu geniessen/) so wol eignes/ als gemeines Verderben erwachsen könne/ welche schädliche Neigung/ oder Seelen-Kranckheit/ aus einem bösem und unverständigem Urtheil/ entstehet. Und wann dann solche Leute für ihre Begierden keine Gnugthuung erhalten können/ werden sie sehr kleinmühtig/ gerahten in das bittere grosse Meer aller Ungerechtigkeit/ und mitten in die Kümmernussen dieser unbeständigen Welt/ darinnen sie täglich sich untertauchen und Versencken/ anders nicht/ als ob sie ihre eigne Verderbnus und Untergang/ mit aller Macht und Fleiß/ zu befördern suchten. Warum der Schlaff ein Sohn der Nacht? Erklärung der zwey Traum-Thore. Sinngebende Erklärung über den Esacus in einem Taucher verwandelt. Ende des eilften Buchs. [Abbildung [Abbildung] EX UNGUE LEONEM ]

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/312>, abgerufen am 23.11.2024.