Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] und der hernach/ um seines schädlichen Raubens willen/ so er an Menschen und Vieh gethan/ von dem Apollo getödtet worden.

Hesiodus machet diesen Typhon/ in seiner Herkunfft der Götter/ zu einem Sohne der Tartarus der Sohn des Chaos. Erden und des Tartarus. Welcher Tartarus ein Sohn des Chaos war/ ein grausam tieffer und tunckeler Ort/ darinnen die böse Menschen/ nach diesem Leben/ wie die Heyden glaubten/ ewiglich gestrafft und gepeinigt wurden. Dieser Typhon war so übermässig groß/ daß ihm der allerhöchste Berg nur an die dicke des Oberschenckels gieng. Sein Haupt berührte die Sternen: mit einer Hand berührte er den Aufgang/ und mit der andern den Niedergang. Auf seiner Schulder hatte er hundert Drachen-Häupter. Seine Ober- und Unter-schenckel waren/ wie der andern Riesen/ den krummen Schlangen gleich; sein gantzer Leib bedeckt mit Federn; sein Haar ungekämmt; der Bahrt in einander gewachsen/ breit/ und verworren/ und die Augen feurig. Er bließ eine starcke Flamme aus Naß und Munde. Als die Götter vor ihm flohen/ verfolgte ihn Jupiter bis zum Gebirge Caucasus in Syrien/ und verletzte ihn mit einem Donnerstrahl: er aber nahm den Jupiter gefangen/ und hieb ihm/ mit einem Säbel/ den er ihm nahm/ an Händen und Füssen der Sennen ab/ hub ihn auf seine Schuldern/ und brachte ihn in Cilicien. Mercurius aber stahl ihn/ und halff ihm wiederum an seine erste Stelle: Hierauf verfolgte ihn Jupiter/ aufs neue verstärckt/ bis an den Berg Hämus/ welcher seinen Namen hat von dem vielen Blute/ daß aus der Wunde floß/ die Typhon allda empfienge: dann das Wort Häma/ im Griechischen/ Blut bedeutet. Endlich als er sich/ in Sicilien/ meinte zu verbergen/ warff ihme Jupiter den Berg Ethna/ den man/ heut zu Tage/Monte Gibello nennet/ über den Leib/ wie Euphorion und Pindarus bezeugen. Strabo aber machet/ aus dem Typhon keinen Menschen/ sondern einen Drachen/ oder Schlange/ welcher vom Donnerstrahl getroffen in die Erde hinein geschlagen worden/ woraus eine Fluht entsprungen/ darinn er sich verborgen habe. Die Scribenten sind/ wegen des Orts/ allwo Typhon gestorben seyn soll/ nicht einig; iedoch sagen sie/ daß aus dessen Blute erboren worden der Drach/ welcher zu Colchos das güldne Flies verwahrte/ und daß er ein Vatter gewest sey der Gorgona/ Hydra/ des Drachen Hesperides/ des Cerberus/ der Scylla/ Chimera/ und aller anderen schädlichen Ebentheuer. Etliche meinen/ Typhon sey gewesen ein König in Egypten/ und wunderlicher grausamer Tyrann/ der fast gantz Egypten/ gleich als ob er ein grimmiger Drache gewest/ verderbt habe/ und von dem Osiris getödtet worden seyn solle. Andere halten darfür/ daß es ein Drach gewest. Allein es sey/ wie es wolle/ so müssen wir alhier sehen/ wie wir etwas zu unserer Lehre herausziehen mögen; dahero wir einen theil der undienlich-natürlichen Auslegungen übergehen/ und erstlich sehen wollen/ auf was für eine Geschichtliche Erklärung auf den Typhon und Jupiter. Geschicht dieses Gedicht gegründet sey. Einige vermeinen/ Typhon seye ein muhtig/ stoltzer und tapfferer Held gewest/ der ein grosses Kriegsvolck versammlet/ aus Ubelthätern/ Banditten und allerley[Spaltenumbruch] Volck/ und weil er ein solch grosses Heer gehabt/ sey von ihm gesagt worden/ er habe einen so grossen Leib gehabt. Sein Vornehmen war/ den Jupiter aus seinem Reiche zu verjagen/ wie er dann darum auch/ durch seine Verleitung/ viel wider den Jupiter aufrührig machte. Dahero man gesagt/ er habe Feuer gespeyet/ und dem Jupiter die Sennen abgehauen. Dieweil aber Jupiter/ durch seine Wolredenheit/ die Aufrührige befriedigte/ und die Waffen niederzulegen/ zwang/ sprach man verblühmter weise/ Mercurius hätte ihm die Sennen wiederum geheilt. Mit diesem ietzt erzehltem Gedicht haben einige die Menschlichen Gemühter von der Hoffart/ oder dem Ehrgeitz/ (als dem gröste Ubel/ so des Menschen Seele einnehmen kan/ und dannenhero auch die Tochter des Erebus/ oder Tartarus Lehrliche Auslegung vom Typhon. genennet worden) abwenden wollen. Wie man denn gesagt/ daß sie/ aus ihrem Munde Feuer und Flamme zu speyen pflege/ und die Seele wider den Jupiter aufwiegelte: weil wo der hoffärtige Ehrgeitz einwurtzelt/ alle Gottesfurcht aus den Augen gesetzt/ auch alle Gerechtigkeit und Leutseeligkeit nichts geachtet wird: Dann diese Ehrsucht/ (so der Begierlichkeiten seltsame Köpffe in grosser Menge hervorbringet) gebrauchet sich/ durch unrechtmässige Mittel/ aller List und Gewalt/ nur damit sie Reichthum und Güter überkommen möge. Jupiter aber reutet solche Ehrsucht/ oder Typhon/ in denen zu spat sich bedenckenden Menschen/ endlich aus/ und machet sie zu nichte. Dann die Vernunfft/ durch den Jupiter vorgebildet/ ob sie schon eine Zeitlang von so bösen Begierden bestritten wird; ist dannoch von solcher grossen Göttlichen Krafft/ daß sie endlich die Uberhand kriegt und behält: Sintemal der ein gantz unverständiger Mann/ welcher sich nicht endlich der Vernunfft und Billigkeit unterwirfft. Nunmehr folget/ bey unserm Poeten/ wie Pluto vom Cupido/ auf der Venus Antrieb/ getroffen/ verliebt wird/ und die Proserpina entführet: wormit Venus/ als wie mit einer Wunderthat/ prangete/ daß sie nunmehro das dritte Theil der Welt/ nemlich das höllische Reich/ auch unter ihre/ und ihres Sohns Gewalt gebracht hatte/ daß die schöne Proserpina keine Jungfrau bleiben könte. Wiewol es ihr schmertzlich vorkam/ daß sie wider die Pallas und Diana nichts vermochten. Der Ceres Traurigkeit und Klagen giengen dem Jupiter nicht zu Hertzen/ ihn bedünckete/ seine beyde Töchter hätten keine übele Heyraht unter Händen/ dieweil Pluto ein so reich- und mächtiger König wäre/ und die Proserpina auch den Jupiter zu einem Bruder haben solte. Es scheinet zwar/ als habe die thörichte Venus allhier Wunder gethan/ daß sie unter dem Reichthum/ dem Pluto verglichen/ etwas nach ihrem Sinn angerichtet: Auslegung von der Proserpina Entführung. dann sie der Geliebten selten/ aus eitel blinder Liebe/ nach ihrem Willen/ zusammen kuppeln kan. Manche schöne junge Proserpina muß/ eines wolgefälligen jungen Narcissus oder Adonis/ nach welchem doch ihre Brunst und Sinnen flammen/ entbehren/ nach des Vatters Begehren/ wider ihrem Willen/ ihrer Vergnügung sich verzeihen/ und mit Betrübnus/ um des höllischen Reichthums willen/ mit dem alten schwartzen Pluto zu Bette gehen/

[Spaltenumbruch] und der hernach/ um seines schädlichen Raubens willen/ so er an Menschen und Vieh gethan/ von dem Apollo getödtet worden.

Hesiodus machet diesen Typhon/ in seiner Herkunfft der Götter/ zu einem Sohne der Tartarus der Sohn des Chaos. Erden und des Tartarus. Welcher Tartarus ein Sohn des Chaos war/ ein grausam tieffer und tunckeler Ort/ darinnen die böse Menschen/ nach diesem Leben/ wie die Heyden glaubten/ ewiglich gestrafft und gepeinigt wurden. Dieser Typhon war so übermässig groß/ daß ihm der allerhöchste Berg nur an die dicke des Oberschenckels gieng. Sein Haupt berührte die Sternen: mit einer Hand berührte er den Aufgang/ und mit der andern den Niedergang. Auf seiner Schulder hatte er hundert Drachen-Häupter. Seine Ober- und Unter-schenckel waren/ wie der andern Riesen/ den krummen Schlangen gleich; sein gantzer Leib bedeckt mit Federn; sein Haar ungekämmt; der Bahrt in einander gewachsen/ breit/ und verworren/ und die Augen feurig. Er bließ eine starcke Flamme aus Naß und Munde. Als die Götter vor ihm flohen/ verfolgte ihn Jupiter bis zum Gebirge Caucasus in Syrien/ und verletzte ihn mit einem Donnerstrahl: er aber nahm den Jupiter gefangen/ und hieb ihm/ mit einem Säbel/ den er ihm nahm/ an Händen und Füssen der Sennen ab/ hub ihn auf seine Schuldern/ und brachte ihn in Cilicien. Mercurius aber stahl ihn/ und halff ihm wiederum an seine erste Stelle: Hierauf verfolgte ihn Jupiter/ aufs neue verstärckt/ bis an den Berg Hämus/ welcher seinen Namen hat von dem vielen Blute/ daß aus der Wunde floß/ die Typhon allda empfienge: dann das Wort Häma/ im Griechischen/ Blut bedeutet. Endlich als er sich/ in Sicilien/ meinte zu verbergen/ warff ihme Jupiter den Berg Ethna/ den man/ heut zu Tage/Monte Gibello nennet/ über den Leib/ wie Euphorion und Pindarus bezeugen. Strabo aber machet/ aus dem Typhon keinen Menschen/ sondern einen Drachen/ oder Schlange/ welcher vom Donnerstrahl getroffen in die Erde hinein geschlagen worden/ woraus eine Fluht entsprungen/ darinn er sich verborgen habe. Die Scribenten sind/ wegen des Orts/ allwo Typhon gestorben seyn soll/ nicht einig; iedoch sagen sie/ daß aus dessen Blute erboren worden der Drach/ welcher zu Colchos das güldne Flies verwahrte/ und daß er ein Vatter gewest sey der Gorgona/ Hydra/ des Drachen Hesperides/ des Cerberus/ der Scylla/ Chimera/ und aller anderen schädlichen Ebentheuer. Etliche meinen/ Typhon sey gewesen ein König in Egypten/ und wunderlicher grausamer Tyrann/ der fast gantz Egypten/ gleich als ob er ein grimmiger Drache gewest/ verderbt habe/ und von dem Osiris getödtet worden seyn solle. Andere halten darfür/ daß es ein Drach gewest. Allein es sey/ wie es wolle/ so müssen wir alhier sehen/ wie wir etwas zu unserer Lehre herausziehen mögen; dahero wir einen theil der undienlich-natürlichen Auslegungen übergehen/ und erstlich sehen wollen/ auf was für eine Geschichtliche Erklärung auf den Typhon und Jupiter. Geschicht dieses Gedicht gegründet sey. Einige vermeinen/ Typhon seye ein muhtig/ stoltzer und tapfferer Held gewest/ der ein grosses Kriegsvolck versammlet/ aus Ubelthätern/ Banditten und allerley[Spaltenumbruch] Volck/ und weil er ein solch grosses Heer gehabt/ sey von ihm gesagt worden/ er habe einen so grossen Leib gehabt. Sein Vornehmen war/ den Jupiter aus seinem Reiche zu verjagen/ wie er dann darum auch/ durch seine Verleitung/ viel wider den Jupiter aufrührig machte. Dahero man gesagt/ er habe Feuer gespeyet/ und dem Jupiter die Sennen abgehauen. Dieweil aber Jupiter/ durch seine Wolredenheit/ die Aufrührige befriedigte/ und die Waffen niederzulegen/ zwang/ sprach man verblühmter weise/ Mercurius hätte ihm die Sennen wiederum geheilt. Mit diesem ietzt erzehltem Gedicht haben einige die Menschlichen Gemühter von der Hoffart/ oder dem Ehrgeitz/ (als dem gröste Ubel/ so des Menschen Seele einnehmen kan/ und dannenhero auch die Tochter des Erebus/ oder Tartarus Lehrliche Auslegung vom Typhon. genennet worden) abwenden wollen. Wie man denn gesagt/ daß sie/ aus ihrem Munde Feuer und Flamme zu speyen pflege/ und die Seele wider den Jupiter aufwiegelte: weil wo der hoffärtige Ehrgeitz einwurtzelt/ alle Gottesfurcht aus den Augen gesetzt/ auch alle Gerechtigkeit und Leutseeligkeit nichts geachtet wird: Dann diese Ehrsucht/ (so der Begierlichkeiten seltsame Köpffe in grosser Menge hervorbringet) gebrauchet sich/ durch unrechtmässige Mittel/ aller List und Gewalt/ nur damit sie Reichthum und Güter überkommen möge. Jupiter aber reutet solche Ehrsucht/ oder Typhon/ in denen zu spat sich bedenckenden Menschen/ endlich aus/ und machet sie zu nichte. Dann die Vernunfft/ durch den Jupiter vorgebildet/ ob sie schon eine Zeitlang von so bösen Begierden bestritten wird; ist dannoch von solcher grossen Göttlichen Krafft/ daß sie endlich die Uberhand kriegt und behält: Sintemal der ein gantz unverständiger Mann/ welcher sich nicht endlich der Vernunfft und Billigkeit unterwirfft. Nunmehr folget/ bey unserm Poeten/ wie Pluto vom Cupido/ auf der Venus Antrieb/ getroffen/ verliebt wird/ und die Proserpina entführet: wormit Venus/ als wie mit einer Wunderthat/ prangete/ daß sie nunmehro das dritte Theil der Welt/ nemlich das höllische Reich/ auch unter ihre/ und ihres Sohns Gewalt gebracht hatte/ daß die schöne Proserpina keine Jungfrau bleiben könte. Wiewol es ihr schmertzlich vorkam/ daß sie wider die Pallas und Diana nichts vermochten. Der Ceres Traurigkeit und Klagen giengen dem Jupiter nicht zu Hertzen/ ihn bedünckete/ seine beyde Töchter hätten keine übele Heyraht unter Händen/ dieweil Pluto ein so reich- und mächtiger König wäre/ und die Proserpina auch den Jupiter zu einem Bruder haben solte. Es scheinet zwar/ als habe die thörichte Venus allhier Wunder gethan/ daß sie unter dem Reichthum/ dem Pluto verglichen/ etwas nach ihrem Sinn angerichtet: Auslegung von der Proserpina Entführung. dann sie der Geliebten selten/ aus eitel blinder Liebe/ nach ihrem Willen/ zusammen kuppeln kan. Manche schöne junge Proserpina muß/ eines wolgefälligen jungen Narcissus oder Adonis/ nach welchem doch ihre Brunst und Sinnen flammen/ entbehren/ nach des Vatters Begehren/ wider ihrem Willen/ ihrer Vergnügung sich verzeihen/ und mit Betrübnus/ um des höllischen Reichthums willen/ mit dem alten schwartzen Pluto zu Bette gehen/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0242" xml:id="pb-1189" n="[Metamorphosis, S. 66]"/><cb/>
und der hernach/ um seines schädlichen Raubens willen/ so er an Menschen und Vieh gethan/ von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> getödtet worden.</p>
            <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> machet diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName>/ in seiner Herkunfft der Götter/ zu einem Sohne der <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2481">Tartarus</persName> der Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3872">Chaos</persName>.</note> Erden und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2481">Tartarus</persName>. Welcher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2481">Tartarus</persName> ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3872">Chaos</persName> war/ ein grausam tieffer und tunckeler Ort/ darinnen die böse Menschen/ nach diesem Leben/ wie die Heyden glaubten/ ewiglich gestrafft und gepeinigt wurden. Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> war so übermässig groß/ daß ihm der allerhöchste Berg nur an die dicke des Oberschenckels gieng. Sein Haupt berührte die Sternen: mit einer Hand berührte er den Aufgang/ und mit der andern den Niedergang. Auf seiner Schulder hatte er hundert Drachen-Häupter. Seine Ober- und Unter-schenckel waren/ wie der andern Riesen/ den krummen Schlangen gleich; sein gantzer Leib bedeckt mit Federn; sein Haar ungekämmt; der Bahrt in einander gewachsen/ breit/ und verworren/ und die Augen feurig. Er bließ eine starcke Flamme aus Naß und Munde. Als die Götter vor ihm flohen/ verfolgte ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> bis zum Gebirge <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-804 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1108814">Caucasus</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-388 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000140">Syrien</placeName>/ und verletzte ihn mit einem Donnerstrahl: er aber nahm den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> gefangen/ und hieb ihm/ mit einem Säbel/ den er ihm nahm/ an Händen und Füssen der Sennen ab/ hub ihn auf seine Schuldern/ und brachte ihn in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-937 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002470">Cilicien</placeName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> aber stahl ihn/ und halff ihm wiederum an seine erste Stelle: Hierauf verfolgte ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ aufs neue verstärckt/ bis an den Berg <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1333 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011635">Hämus</placeName>/ welcher seinen Namen hat von dem vielen Blute/ daß aus der Wunde floß/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> allda empfienge: dann das Wort Häma/ im Griechischen/ Blut bedeutet. Endlich als er sich/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-56 http://www.geonames.org/2523118/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030363">Sicilien</placeName>/ meinte zu verbergen/ warff ihme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> den Berg <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-667 http://www.geonames.org/2524810/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003867">Ethna</placeName>/ den man/ heut zu Tage/<hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-667 http://www.geonames.org/2524810/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003867">Monte Gibello</placeName></hi> nennet/ über den Leib/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2853 http://d-nb.info/gnd/118682687 http://viaf.org/viaf/54942528">Euphorion</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2082 http://d-nb.info/gnd/118594427 http://viaf.org/viaf/100181296">Pindarus</persName> bezeugen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-578 http://d-nb.info/gnd/118618806 http://viaf.org/viaf/39384505">Strabo</persName> aber machet/ aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> keinen Menschen/ sondern einen Drachen/ oder Schlange/ welcher vom Donnerstrahl getroffen in die Erde hinein geschlagen worden/ woraus eine Fluht entsprungen/ darinn er sich verborgen habe. Die Scribenten sind/ wegen des Orts/ allwo <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> gestorben seyn soll/ nicht einig; iedoch sagen sie/ daß aus dessen Blute erboren worden der Drach/ welcher zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-217">Colchos</placeName> das güldne Flies verwahrte/ und daß er ein Vatter gewest sey der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-329 http://d-nb.info/gnd/118943936 http://viaf.org/viaf/37715717">Gorgona</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3150 http://d-nb.info/gnd/7715770-9">Hydra</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3199">Drachen Hesperides</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName>/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3132 http://d-nb.info/gnd/7524482-2">Scylla</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3311">Chimera</persName>/ und aller anderen schädlichen Ebentheuer. Etliche meinen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> sey gewesen ein König in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName>/ und wunderlicher grausamer Tyrann/ der fast gantz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName>/ gleich als ob er ein grimmiger Drache gewest/ verderbt habe/ und von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> getödtet worden seyn solle. Andere halten darfür/ daß es ein Drach gewest. Allein es sey/ wie es wolle/ so müssen wir alhier sehen/ wie wir etwas zu unserer Lehre herausziehen mögen; dahero wir einen theil der undienlich-natürlichen Auslegungen übergehen/ und erstlich sehen wollen/ auf was für eine <note place="right">Geschichtliche Erklärung auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>.</note> Geschicht dieses Gedicht gegründet sey. Einige vermeinen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> seye ein muhtig/ stoltzer und tapfferer Held gewest/ der ein grosses Kriegsvolck versammlet/ aus Ubelthätern/ Banditten und allerley<cb/>
Volck/ und weil er ein solch grosses Heer gehabt/ sey von ihm gesagt worden/ er habe einen so grossen Leib gehabt. Sein Vornehmen war/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> aus seinem Reiche zu verjagen/ wie er dann darum auch/ durch seine Verleitung/ viel wider den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> aufrührig machte. Dahero man gesagt/ er habe Feuer gespeyet/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> die Sennen abgehauen. Dieweil aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ durch seine Wolredenheit/ die Aufrührige befriedigte/ und die Waffen niederzulegen/ zwang/ sprach man verblühmter weise/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> hätte ihm die Sennen wiederum geheilt. Mit diesem ietzt erzehltem Gedicht haben einige die Menschlichen Gemühter von der Hoffart/ oder dem Ehrgeitz/ (als dem gröste Ubel/ so des Menschen Seele einnehmen kan/ und dannenhero auch die Tochter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1862">Erebus</persName>/ oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2481">Tartarus</persName> <note place="right">Lehrliche Auslegung vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName>.</note> genennet worden) abwenden wollen. Wie man denn gesagt/ daß sie/ aus ihrem Munde Feuer und Flamme zu speyen pflege/ und die Seele wider den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> aufwiegelte: weil wo der hoffärtige Ehrgeitz einwurtzelt/ alle Gottesfurcht aus den Augen gesetzt/ auch alle Gerechtigkeit und Leutseeligkeit nichts geachtet wird: Dann diese Ehrsucht/ (so der Begierlichkeiten seltsame Köpffe in grosser Menge hervorbringet) gebrauchet sich/ durch unrechtmässige Mittel/ aller List und Gewalt/ nur damit sie Reichthum und Güter überkommen möge. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> aber reutet solche Ehrsucht/ oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName>/ in denen zu spat sich bedenckenden Menschen/ endlich aus/ und machet sie zu nichte. Dann die Vernunfft/ durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> vorgebildet/ ob sie schon eine Zeitlang von so bösen Begierden bestritten wird; ist dannoch von solcher grossen Göttlichen Krafft/ daß sie endlich die Uberhand kriegt und behält: Sintemal der ein gantz unverständiger Mann/ welcher sich nicht endlich der Vernunfft und Billigkeit unterwirfft. Nunmehr folget/ bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">unserm Poeten</persName>/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>/ auf der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> Antrieb/ getroffen/ verliebt wird/ und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> entführet: wormit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ als wie mit einer Wunderthat/ prangete/ daß sie nunmehro das dritte Theil der Welt/ nemlich das höllische Reich/ auch unter ihre/ und ihres Sohns Gewalt gebracht hatte/ daß die schöne <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> keine Jungfrau bleiben könte. Wiewol es ihr schmertzlich vorkam/ daß sie wider die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-295 http://d-nb.info/gnd/118504851 http://viaf.org/viaf/74643725">Pallas</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName> nichts vermochten. Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> Traurigkeit und Klagen giengen dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> nicht zu Hertzen/ ihn bedünckete/ seine beyde Töchter hätten keine übele Heyraht unter Händen/ dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> ein so reich- und mächtiger König wäre/ und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> auch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> zu einem Bruder haben solte. Es scheinet zwar/ als habe die thörichte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> allhier Wunder gethan/ daß sie unter dem Reichthum/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> verglichen/ etwas nach ihrem Sinn angerichtet: <note place="right">Auslegung von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> Entführung.</note> dann sie der Geliebten selten/ aus eitel blinder Liebe/ nach ihrem Willen/ zusammen kuppeln kan. Manche schöne junge <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> muß/ eines wolgefälligen jungen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-572 http://d-nb.info/gnd/118586467 http://viaf.org/viaf/67257842">Narcissus</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-570 http://d-nb.info/gnd/118643886 http://viaf.org/viaf/25395834">Adonis</persName>/ nach welchem doch ihre Brunst und Sinnen flammen/ entbehren/ nach des Vatters Begehren/ wider ihrem Willen/ ihrer Vergnügung sich verzeihen/ und mit Betrübnus/ um des höllischen Reichthums willen/ mit dem alten schwartzen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> zu Bette gehen/
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 66]/0242] und der hernach/ um seines schädlichen Raubens willen/ so er an Menschen und Vieh gethan/ von dem Apollo getödtet worden. Hesiodus machet diesen Typhon/ in seiner Herkunfft der Götter/ zu einem Sohne der Erden und des Tartarus. Welcher Tartarus ein Sohn des Chaos war/ ein grausam tieffer und tunckeler Ort/ darinnen die böse Menschen/ nach diesem Leben/ wie die Heyden glaubten/ ewiglich gestrafft und gepeinigt wurden. Dieser Typhon war so übermässig groß/ daß ihm der allerhöchste Berg nur an die dicke des Oberschenckels gieng. Sein Haupt berührte die Sternen: mit einer Hand berührte er den Aufgang/ und mit der andern den Niedergang. Auf seiner Schulder hatte er hundert Drachen-Häupter. Seine Ober- und Unter-schenckel waren/ wie der andern Riesen/ den krummen Schlangen gleich; sein gantzer Leib bedeckt mit Federn; sein Haar ungekämmt; der Bahrt in einander gewachsen/ breit/ und verworren/ und die Augen feurig. Er bließ eine starcke Flamme aus Naß und Munde. Als die Götter vor ihm flohen/ verfolgte ihn Jupiter bis zum Gebirge Caucasus in Syrien/ und verletzte ihn mit einem Donnerstrahl: er aber nahm den Jupiter gefangen/ und hieb ihm/ mit einem Säbel/ den er ihm nahm/ an Händen und Füssen der Sennen ab/ hub ihn auf seine Schuldern/ und brachte ihn in Cilicien. Mercurius aber stahl ihn/ und halff ihm wiederum an seine erste Stelle: Hierauf verfolgte ihn Jupiter/ aufs neue verstärckt/ bis an den Berg Hämus/ welcher seinen Namen hat von dem vielen Blute/ daß aus der Wunde floß/ die Typhon allda empfienge: dann das Wort Häma/ im Griechischen/ Blut bedeutet. Endlich als er sich/ in Sicilien/ meinte zu verbergen/ warff ihme Jupiter den Berg Ethna/ den man/ heut zu Tage/Monte Gibello nennet/ über den Leib/ wie Euphorion und Pindarus bezeugen. Strabo aber machet/ aus dem Typhon keinen Menschen/ sondern einen Drachen/ oder Schlange/ welcher vom Donnerstrahl getroffen in die Erde hinein geschlagen worden/ woraus eine Fluht entsprungen/ darinn er sich verborgen habe. Die Scribenten sind/ wegen des Orts/ allwo Typhon gestorben seyn soll/ nicht einig; iedoch sagen sie/ daß aus dessen Blute erboren worden der Drach/ welcher zu Colchos das güldne Flies verwahrte/ und daß er ein Vatter gewest sey der Gorgona/ Hydra/ des Drachen Hesperides/ des Cerberus/ der Scylla/ Chimera/ und aller anderen schädlichen Ebentheuer. Etliche meinen/ Typhon sey gewesen ein König in Egypten/ und wunderlicher grausamer Tyrann/ der fast gantz Egypten/ gleich als ob er ein grimmiger Drache gewest/ verderbt habe/ und von dem Osiris getödtet worden seyn solle. Andere halten darfür/ daß es ein Drach gewest. Allein es sey/ wie es wolle/ so müssen wir alhier sehen/ wie wir etwas zu unserer Lehre herausziehen mögen; dahero wir einen theil der undienlich-natürlichen Auslegungen übergehen/ und erstlich sehen wollen/ auf was für eine Geschicht dieses Gedicht gegründet sey. Einige vermeinen/ Typhon seye ein muhtig/ stoltzer und tapfferer Held gewest/ der ein grosses Kriegsvolck versammlet/ aus Ubelthätern/ Banditten und allerley Volck/ und weil er ein solch grosses Heer gehabt/ sey von ihm gesagt worden/ er habe einen so grossen Leib gehabt. Sein Vornehmen war/ den Jupiter aus seinem Reiche zu verjagen/ wie er dann darum auch/ durch seine Verleitung/ viel wider den Jupiter aufrührig machte. Dahero man gesagt/ er habe Feuer gespeyet/ und dem Jupiter die Sennen abgehauen. Dieweil aber Jupiter/ durch seine Wolredenheit/ die Aufrührige befriedigte/ und die Waffen niederzulegen/ zwang/ sprach man verblühmter weise/ Mercurius hätte ihm die Sennen wiederum geheilt. Mit diesem ietzt erzehltem Gedicht haben einige die Menschlichen Gemühter von der Hoffart/ oder dem Ehrgeitz/ (als dem gröste Ubel/ so des Menschen Seele einnehmen kan/ und dannenhero auch die Tochter des Erebus/ oder Tartarus genennet worden) abwenden wollen. Wie man denn gesagt/ daß sie/ aus ihrem Munde Feuer und Flamme zu speyen pflege/ und die Seele wider den Jupiter aufwiegelte: weil wo der hoffärtige Ehrgeitz einwurtzelt/ alle Gottesfurcht aus den Augen gesetzt/ auch alle Gerechtigkeit und Leutseeligkeit nichts geachtet wird: Dann diese Ehrsucht/ (so der Begierlichkeiten seltsame Köpffe in grosser Menge hervorbringet) gebrauchet sich/ durch unrechtmässige Mittel/ aller List und Gewalt/ nur damit sie Reichthum und Güter überkommen möge. Jupiter aber reutet solche Ehrsucht/ oder Typhon/ in denen zu spat sich bedenckenden Menschen/ endlich aus/ und machet sie zu nichte. Dann die Vernunfft/ durch den Jupiter vorgebildet/ ob sie schon eine Zeitlang von so bösen Begierden bestritten wird; ist dannoch von solcher grossen Göttlichen Krafft/ daß sie endlich die Uberhand kriegt und behält: Sintemal der ein gantz unverständiger Mann/ welcher sich nicht endlich der Vernunfft und Billigkeit unterwirfft. Nunmehr folget/ bey unserm Poeten/ wie Pluto vom Cupido/ auf der Venus Antrieb/ getroffen/ verliebt wird/ und die Proserpina entführet: wormit Venus/ als wie mit einer Wunderthat/ prangete/ daß sie nunmehro das dritte Theil der Welt/ nemlich das höllische Reich/ auch unter ihre/ und ihres Sohns Gewalt gebracht hatte/ daß die schöne Proserpina keine Jungfrau bleiben könte. Wiewol es ihr schmertzlich vorkam/ daß sie wider die Pallas und Diana nichts vermochten. Der Ceres Traurigkeit und Klagen giengen dem Jupiter nicht zu Hertzen/ ihn bedünckete/ seine beyde Töchter hätten keine übele Heyraht unter Händen/ dieweil Pluto ein so reich- und mächtiger König wäre/ und die Proserpina auch den Jupiter zu einem Bruder haben solte. Es scheinet zwar/ als habe die thörichte Venus allhier Wunder gethan/ daß sie unter dem Reichthum/ dem Pluto verglichen/ etwas nach ihrem Sinn angerichtet: dann sie der Geliebten selten/ aus eitel blinder Liebe/ nach ihrem Willen/ zusammen kuppeln kan. Manche schöne junge Proserpina muß/ eines wolgefälligen jungen Narcissus oder Adonis/ nach welchem doch ihre Brunst und Sinnen flammen/ entbehren/ nach des Vatters Begehren/ wider ihrem Willen/ ihrer Vergnügung sich verzeihen/ und mit Betrübnus/ um des höllischen Reichthums willen/ mit dem alten schwartzen Pluto zu Bette gehen/ Tartarus der Sohn des Chaos. Geschichtliche Erklärung auf den Typhon und Jupiter. Lehrliche Auslegung vom Typhon. Auslegung von der Proserpina Entführung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/242
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/242>, abgerufen am 27.04.2024.