Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch] Das brauchet Müh und Schweiß. Es
sind derselben wenig/

die der gerechte Gott und grosse Himmels-
König/

geliebet/ oder die der tapffern Tugend-
Sinn/

bis an der Sterne Sitz hoch hat erhoben
hin?

Die von der Götter Zunfft mit Glück gezeuget
worden/

und aufgenommen sind in grosser Helden
Orden/

die haben es gekönnt. ------------

Also ist dieses Hölle-fahren anders nichts/ als sich ergeben/ zu wühlen in einem Hauffen Gebrechen und sündlichen Freuden/ darinnen das Fleisch seine wolvergnügliche Zufriedenheit sucht. Aber im verlassen desselben machet die sündliche Neigung grosses Wesen und Widerspänstigkeit/ daß sie der Tugend nicht gehorchen noch unterworffen seyn dörffe. Dannenhero dann die Poeten auch gedichtet/ daß Hercules den Höllhund Cerberus überwunden/ und an Ketten gelegt habe. Dann Hercules ist einem weisen Manne verglichen/ der seine dreyköpffige böse Lüste/ als: Hoffart/ Geitz und Unkeuschheit überwunden/ und ihm unterthänig gemacht. Dargegen Perithous einem thörigten/ untugendhafftem Menschen gleichet/ der von den Untugenden und lastern überwunden/ in der Hölle aller Boßheit ligen bleibet/ dieweil er kam/ die Proserpina zu entführen. Dann alle/ so in unreinen Wollüsten der Sünde ersoffen/ kommen schwerlich vor ihrem Ende zur Wiederkehr eines tugendlichen Lebens. Daß diesem Dreykopffe viel Häupter und Schlangen werden zugeschrieben/ bedeutet: daß/ aus diesen dreyköpffigen bösen Lüsten/ und Sünden/ noch viel andere Sünden mehr zu entstehen pflegen.

Von den dreyen Furien
Eumenides.

DIeser dreyen Schwestern Namen sind gewesen: Tisiphone/ Alecto und Megära. Sie wurden genennet Töchter der Nacht und des Acherons. Orpheus nennet sie Töchter des irrdischen/ oder höllischen/ Jupiters/ nemlich des Pluto/ und der Proserpina. Hesiodus machet sie zu Töchtern des Saturnus und der Erden/ indem er saget: Als Jupiter seinem Vatter das männliche Glied abgeschnitten/ wären etliche Tropffen Bluts hinab gefallen/ die von der Erden ehrerbietig empfangen/ und sie darvon gelabet worden/ dahero dann/ nach etlichen Jahren/ diese drey Furien/ zusamt den hochmühtigen Riesen/ darvon entsprungen wären. Epimenides/ der Cretische Poet/ wil/ daß sie Töchter des Saturnus und der Eyonyme; und gibt sie für Schwestern der Venus und Parcen aus. Sophocles nennte sie Göttinnen/ auch Töchter der Erden und der Finsternus. Hesiodus/ im Buch von den Wercken und Tagen/[Spaltenumbruch] saget/ daß sie Töchter der Zänckerey/ und Rächerinnen des Meineyds und der Untreue/ worüber sie/ durch des Pluto Befehl/ die Aufsicht hätten/ und geboren wären/ auf den funfzehnden Tag des neuen Mondens: welches auch Virgilius bekräfftiget/ im ersten Buch seiner Ackerwercke. Diese drey Furien heisset man mit einem Namen Eumenides, oder Was die Namen der drey Furien bedeuten. Erinnyes. Eumenides ist so viel gesagt/ als kein guter Gedancke noch Wolneigung: Erinnys aber auf arcadisch/ Verderberin der Sinne oder tollmachend. Die erste wird genannt Tisiphone. Tisis bedeutet im Griechischem Rache/ und Phonos Mord/ und also mit einem Worte/ einen Rächmord. Die andere Alecto/ das ist/ Unruhe. Eigentlich aber heisst Alecto so viel/ in Griechischer Sprache/ als einer/ der keine Bestäntigkeit oder Ruhe hat. Die dritte Megära/ das ist/ beneiden: dann megairein im Griechischen/ so viel als beneiden bedeutet. Diese dreye hatten Gewalt/ nach der Heyden Meinung/ wider die Menschen verschiedene Straffen zu üben/ weswegen sie sehr gefürchtet wurden. Eine iedwede straffte/ wie sie darfür hielten/ diejenige/ so in ihrer Art Missethaten verfielen. Die erste/ der Mord und Rache; Die andere/ die Unruhige/ so durch wanckelmütige Sinnen sich der Unkeuschheit oder Wollust ergaben; Die dritte aber/ die Neidischen. Einige wollen/ daß sie den Menschen die Dinge verwiesen/ darvon sie den Namen hatten. Dieser Meynung gehet auch Lactantius nach/ in folgenden Worten: Die Poeten dichteten/ daß der Furien drey wären/ welche die Sinnen und Gedancken der Menschen zu beunruhigen pflegten; dieweil der Menschen Neigungen gleichfalls drey sind/ die sie locken und ziehen/ allerley böses zu thun/ ohne einiges Absehen und in Achtnehmung ihres guten Namens oder Gerüchts/ ihres Hauses Geschlechts oder eignen Lebens. Erstlich suchet die Feindschaft Rache. Der Geitz/ oder die Begierde/ trachtet nach Reichthum; und die Unkeuschheit ergiebt sich den schändlichen Wollüsten gefangen: Woraus dann fast erhellet/ daß sie aus dem Blute der Schaam des Saturnus/ und dann von der Erde geboren sind: Sintemal Saturnus die Zeit ist/ und sein Schaamglied die Schnödigkeit/ so man mit der Zeit treibet: Der Uberfluß aber/ welchen die Erde giebt/ verursachet dieselbe schnöde Wercke. Es sind des Geistes Bekümmernussen/ die/ durch viel zu haben/ nach Gelegenheit der Zeit/ verursachet werden. Diejenige/ so diese drey unholde Schwestern zu Töchtern der Nacht/ oder Finsternus/ machen/ sind darum der vorigen Meinung nicht zu wider. Aber wie Virgilius/ im 12ten Buch Aeneidos,schreibet/ sollen sie die drey Landstraffen: Krieg/ Hunger und Pestilentz seyn; im 6ten Buche/ qvartieret er sie ins Portal der Höllen: Weil die Geister/ oder Gemühter der Menschen/ insonderheit derer/ die in den letzten Zügen ligen/ und den Geist bereit sind aufzugeben/ in grosser Sorge sind/ und schwerlich geqvälet werden/ wann sie sich ihrer begangenen Mishandlungen erinneren/ und ihnen dieselben vorstellen. Und dieser Meinung sind gewesen diejenige/ welche vorgegeben/ daß die Furien gewohnt/ in einer Höhle/ bey dem Fluß Styx/

[Spaltenumbruch] Das brauchet Müh und Schweiß. Es
sind derselben wenig/

die der gerechte Gott und grosse Himmels-
König/

geliebet/ oder die der tapffern Tugend-
Sinn/

bis an der Sterne Sitz hoch hat erhoben
hin?

Die von der Götter Zunfft mit Glück gezeuget
worden/

und aufgenommen sind in grosser Helden
Orden/

die haben es gekönnt. ------------

Also ist dieses Hölle-fahren anders nichts/ als sich ergeben/ zu wühlen in einem Hauffen Gebrechen und sündlichen Freuden/ darinnen das Fleisch seine wolvergnügliche Zufriedenheit sucht. Aber im verlassen desselben machet die sündliche Neigung grosses Wesen und Widerspänstigkeit/ daß sie der Tugend nicht gehorchen noch unterworffen seyn dörffe. Dannenhero dann die Poeten auch gedichtet/ daß Hercules den Höllhund Cerberus überwunden/ und an Ketten gelegt habe. Dann Hercules ist einem weisen Manne verglichen/ der seine dreyköpffige böse Lüste/ als: Hoffart/ Geitz und Unkeuschheit überwunden/ und ihm unterthänig gemacht. Dargegen Perithous einem thörigten/ untugendhafftem Menschen gleichet/ der von den Untugenden und lastern überwunden/ in der Hölle aller Boßheit ligen bleibet/ dieweil er kam/ die Proserpina zu entführen. Dann alle/ so in unreinen Wollüsten der Sünde ersoffen/ kommen schwerlich vor ihrem Ende zur Wiederkehr eines tugendlichen Lebens. Daß diesem Dreykopffe viel Häupter und Schlangen werden zugeschrieben/ bedeutet: daß/ aus diesen dreyköpffigen bösen Lüsten/ und Sünden/ noch viel andere Sünden mehr zu entstehen pflegen.

Von den dreyen Furien
Eumenides.

DIeser dreyen Schwestern Namen sind gewesen: Tisiphone/ Alecto und Megära. Sie wurden genennet Töchter der Nacht und des Acherons. Orpheus nennet sie Töchter des irrdischen/ oder höllischen/ Jupiters/ nemlich des Pluto/ und der Proserpina. Hesiodus machet sie zu Töchtern des Saturnus und der Erden/ indem er saget: Als Jupiter seinem Vatter das männliche Glied abgeschnitten/ wären etliche Tropffen Bluts hinab gefallen/ die von der Erden ehrerbietig empfangen/ und sie darvon gelabet worden/ dahero dann/ nach etlichen Jahren/ diese drey Furien/ zusamt den hochmühtigen Riesen/ darvon entsprungen wären. Epimenides/ der Cretische Poet/ wil/ daß sie Töchter des Saturnus und der Eyonyme; und gibt sie für Schwestern der Venus und Parcen aus. Sophocles nennte sie Göttinnen/ auch Töchter der Erden und der Finsternus. Hesiodus/ im Buch von den Wercken und Tagen/[Spaltenumbruch] saget/ daß sie Töchter der Zänckerey/ und Rächerinnen des Meineyds und der Untreue/ worüber sie/ durch des Pluto Befehl/ die Aufsicht hätten/ und geboren wären/ auf den funfzehnden Tag des neuen Mondens: welches auch Virgilius bekräfftiget/ im ersten Buch seiner Ackerwercke. Diese drey Furien heisset man mit einem Namen Eumenides, oder Was die Namen der drey Furien bedeuten. Erinnyes. Eumenides ist so viel gesagt/ als kein guter Gedancke noch Wolneigung: Erinnys aber auf arcadisch/ Verderberin der Sinne oder tollmachend. Die erste wird genannt Tisiphone. Tisis bedeutet im Griechischem Rache/ und Phonos Mord/ und also mit einem Worte/ einen Rächmord. Die andere Alecto/ das ist/ Unruhe. Eigentlich aber heisst Alecto so viel/ in Griechischer Sprache/ als einer/ der keine Bestäntigkeit oder Ruhe hat. Die dritte Megära/ das ist/ beneiden: dann μεγαίρειν im Griechischen/ so viel als beneiden bedeutet. Diese dreye hatten Gewalt/ nach der Heyden Meinung/ wider die Menschen verschiedene Straffen zu üben/ weswegen sie sehr gefürchtet wurden. Eine iedwede straffte/ wie sie darfür hielten/ diejenige/ so in ihrer Art Missethaten verfielen. Die erste/ der Mord und Rache; Die andere/ die Unruhige/ so durch wanckelmütige Sinnen sich der Unkeuschheit oder Wollust ergaben; Die dritte aber/ die Neidischen. Einige wollen/ daß sie den Menschen die Dinge verwiesen/ darvon sie den Namen hatten. Dieser Meynung gehet auch Lactantius nach/ in folgenden Worten: Die Poeten dichteten/ daß der Furien drey wären/ welche die Sinnen und Gedancken der Menschen zu beunruhigen pflegten; dieweil der Menschen Neigungen gleichfalls drey sind/ die sie locken und ziehen/ allerley böses zu thun/ ohne einiges Absehen und in Achtnehmung ihres guten Namens oder Gerüchts/ ihres Hauses Geschlechts oder eignen Lebens. Erstlich suchet die Feindschaft Rache. Der Geitz/ oder die Begierde/ trachtet nach Reichthum; und die Unkeuschheit ergiebt sich den schändlichen Wollüsten gefangen: Woraus dann fast erhellet/ daß sie aus dem Blute der Schaam des Saturnus/ und dann von der Erde geboren sind: Sintemal Saturnus die Zeit ist/ und sein Schaamglied die Schnödigkeit/ so man mit der Zeit treibet: Der Uberfluß aber/ welchen die Erde giebt/ verursachet dieselbe schnöde Wercke. Es sind des Geistes Bekümmernussen/ die/ durch viel zu haben/ nach Gelegenheit der Zeit/ verursachet werden. Diejenige/ so diese drey unholde Schwestern zu Töchtern der Nacht/ oder Finsternus/ machen/ sind darum der vorigen Meinung nicht zu wider. Aber wie Virgilius/ im 12ten Buch Aeneidos,schreibet/ sollen sie die drey Landstraffen: Krieg/ Hunger und Pestilentz seyn; im 6ten Buche/ qvartieret er sie ins Portal der Höllen: Weil die Geister/ oder Gemühter der Menschen/ insonderheit derer/ die in den letzten Zügen ligen/ und den Geist bereit sind aufzugeben/ in grosser Sorge sind/ und schwerlich geqvälet werden/ wann sie sich ihrer begangenen Mishandlungen erinneren/ und ihnen dieselben vorstellen. Und dieser Meinung sind gewesen diejenige/ welche vorgegeben/ daß die Furien gewohnt/ in einer Höhle/ bey dem Fluß Styx/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <lg rendition="#c" type="poem">
              <pb facs="#f0225" xml:id="pb-1172" n="[Metamorphosis, S. 49]"/>
              <cb/>
              <l>Das brauchet Müh und Schweiß. Es<lb/>
sind derselben wenig/</l><lb/>
              <l>die der gerechte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName> und grosse Himmels-<lb/>
König/</l><lb/>
              <l>geliebet/ oder die der tapffern Tugend-<lb/>
Sinn/</l><lb/>
              <l>bis an der Sterne Sitz hoch hat erhoben<lb/>
hin?</l><lb/>
              <l>Die von der Götter Zunfft mit Glück gezeuget<lb/>
worden/</l><lb/>
              <l>und aufgenommen sind in grosser Helden<lb/>
Orden/</l><lb/>
              <l>die haben es gekönnt. ------------</l><lb/>
            </lg>
            <p>Also ist dieses Hölle-fahren anders nichts/ als sich ergeben/ zu wühlen in einem Hauffen Gebrechen und sündlichen Freuden/ darinnen das Fleisch seine wolvergnügliche Zufriedenheit sucht. Aber im verlassen desselben machet die sündliche Neigung grosses Wesen und Widerspänstigkeit/ daß sie der Tugend nicht gehorchen noch unterworffen seyn dörffe. Dannenhero dann die Poeten auch gedichtet/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> den Höllhund <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName> überwunden/ und an Ketten gelegt habe. Dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> ist einem weisen Manne verglichen/ der seine dreyköpffige böse Lüste/ als: Hoffart/ Geitz und Unkeuschheit überwunden/ und ihm unterthänig gemacht. Dargegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3494">Perithous</persName> einem thörigten/ untugendhafftem Menschen gleichet/ der von den Untugenden und lastern überwunden/ in der Hölle aller Boßheit ligen bleibet/ dieweil er kam/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> zu entführen. Dann alle/ so in unreinen Wollüsten der Sünde ersoffen/ kommen schwerlich vor ihrem Ende zur Wiederkehr eines tugendlichen Lebens. Daß diesem Dreykopffe viel Häupter und Schlangen werden zugeschrieben/ bedeutet: daß/ aus diesen dreyköpffigen bösen Lüsten/ und Sünden/ noch viel andere Sünden mehr zu entstehen pflegen.</p>
            <p rendition="#c" xml:id="p1172.2">Von den dreyen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName><lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2846 http://d-nb.info/gnd/118685163 http://viaf.org/viaf/35250656">Eumenides</persName>.</p>
            <p xml:id="p1172.1">DIeser dreyen Schwestern Namen sind gewesen: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2847">Tisiphone</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2848">Alecto</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2849">Megära</persName>. Sie wurden genennet Töchter der Nacht und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2850">Acherons</persName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-532 http://d-nb.info/gnd/118590278 http://viaf.org/viaf/27213508">Orpheus</persName> nennet sie Töchter des irrdischen/ oder höllischen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ nemlich des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName>/ und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> machet sie zu Töchtern des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturnus</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erden</persName>/ indem er saget: Als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> seinem Vatter das männliche Glied abgeschnitten/ wären etliche Tropffen Bluts hinab gefallen/ die von der Erden ehrerbietig empfangen/ und sie darvon gelabet worden/ dahero dann/ nach etlichen Jahren/ diese drey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName>/ zusamt den hochmühtigen Riesen/ darvon entsprungen wären. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2212 http://d-nb.info/gnd/102392218 http://viaf.org/viaf/2857872">Epimenides</persName>/ der Cretische Poet/ wil/ daß sie Töchter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturnus</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4877">Eyonyme</persName>; und gibt sie für Schwestern der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1227 http://d-nb.info/gnd/11893208X http://viaf.org/viaf/62347694">Parcen</persName> aus. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-890 http://d-nb.info/gnd/118615688 http://viaf.org/viaf/101760867">Sophocles</persName> nennte sie Göttinnen/ auch Töchter der Erden und der Finsternus. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName>/ im Buch von den Wercken und Tagen/<cb/>
saget/ daß sie Töchter der Zänckerey/ und Rächerinnen des Meineyds und der Untreue/ worüber sie/ durch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName> Befehl/ die Aufsicht hätten/ und geboren wären/ auf den funfzehnden Tag des neuen Mondens: welches auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> bekräfftiget/ im ersten Buch seiner Ackerwercke. Diese drey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName> heisset man mit einem Namen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2846 http://d-nb.info/gnd/118685163 http://viaf.org/viaf/35250656">Eumenides</persName>, oder <note place="right">Was die Namen der drey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName> bedeuten.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2846 http://d-nb.info/gnd/118685163 http://viaf.org/viaf/35250656">Erinnyes</persName>. Eumenides ist so viel gesagt/ als kein guter Gedancke noch Wolneigung: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2846 http://d-nb.info/gnd/118685163 http://viaf.org/viaf/35250656">Erinnys</persName> aber auf arcadisch/ Verderberin der Sinne oder tollmachend. Die erste wird genannt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2847">Tisiphone</persName>. Tisis bedeutet im Griechischem Rache/ und Phonos Mord/ und also mit einem Worte/ einen Rächmord. Die andere <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2848">Alecto</persName>/ das ist/ Unruhe. Eigentlich aber heisst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2848">Alecto</persName> so viel/ in Griechischer Sprache/ als einer/ der keine Bestäntigkeit oder Ruhe hat. Die dritte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2849">Megära</persName>/ das ist/ beneiden: dann <foreign xml:lang="ell">&#x03BC;&#x03B5;&#x03B3;&#x03B1;&#x03AF;&#x03C1;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;</foreign> im Griechischen/ so viel als beneiden bedeutet. Diese dreye hatten Gewalt/ nach der Heyden Meinung/ wider die Menschen verschiedene Straffen zu üben/ weswegen sie sehr gefürchtet wurden. Eine iedwede straffte/ wie sie darfür hielten/ diejenige/ so in ihrer Art Missethaten verfielen. Die erste/ der Mord und Rache; Die andere/ die Unruhige/ so durch wanckelmütige Sinnen sich der Unkeuschheit oder Wollust ergaben; Die dritte aber/ die Neidischen. Einige wollen/ daß sie den Menschen die Dinge verwiesen/ darvon sie den Namen hatten. Dieser Meynung gehet auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-609 http://d-nb.info/gnd/118725831 http://viaf.org/viaf/100198064">Lactantius</persName> nach/ in folgenden Worten: Die Poeten dichteten/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName> drey wären/ welche die Sinnen und Gedancken der Menschen zu beunruhigen pflegten; dieweil der Menschen Neigungen gleichfalls drey sind/ die sie locken und ziehen/ allerley böses zu thun/ ohne einiges Absehen und in Achtnehmung ihres guten Namens oder Gerüchts/ ihres Hauses Geschlechts oder eignen Lebens. Erstlich suchet die Feindschaft Rache. Der Geitz/ oder die Begierde/ trachtet nach Reichthum; und die Unkeuschheit ergiebt sich den schändlichen Wollüsten gefangen: Woraus dann fast erhellet/ daß sie aus dem Blute der Schaam des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturnus</persName>/ und dann von der Erde geboren sind: Sintemal <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturnus</persName> die Zeit ist/ und sein Schaamglied die Schnödigkeit/ so man mit der Zeit treibet: Der Uberfluß aber/ welchen die Erde giebt/ verursachet dieselbe schnöde Wercke. Es sind des Geistes Bekümmernussen/ die/ durch viel zu haben/ nach Gelegenheit der Zeit/ verursachet werden. Diejenige/ so diese drey unholde Schwestern zu Töchtern der Nacht/ oder Finsternus/ machen/ sind darum der vorigen Meinung nicht zu wider. Aber wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName>/ im 12ten Buch <hi rendition="#aq">Aeneidos,</hi>schreibet/ sollen sie die drey Landstraffen: Krieg/ Hunger und Pestilentz seyn; im 6ten Buche/ qvartieret er sie ins Portal der Höllen: Weil die Geister/ oder Gemühter der Menschen/ insonderheit derer/ die in den letzten Zügen ligen/ und den Geist bereit sind aufzugeben/ in grosser Sorge sind/ und schwerlich geqvälet werden/ wann sie sich ihrer begangenen Mishandlungen erinneren/ und ihnen dieselben vorstellen. Und dieser Meinung sind gewesen diejenige/ welche vorgegeben/ daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Furien</persName> gewohnt/ in einer Höhle/ bey dem Fluß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1175">Styx</placeName>/
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 49]/0225] Das brauchet Müh und Schweiß. Es sind derselben wenig/ die der gerechte Gott und grosse Himmels- König/ geliebet/ oder die der tapffern Tugend- Sinn/ bis an der Sterne Sitz hoch hat erhoben hin? Die von der Götter Zunfft mit Glück gezeuget worden/ und aufgenommen sind in grosser Helden Orden/ die haben es gekönnt. ------------ Also ist dieses Hölle-fahren anders nichts/ als sich ergeben/ zu wühlen in einem Hauffen Gebrechen und sündlichen Freuden/ darinnen das Fleisch seine wolvergnügliche Zufriedenheit sucht. Aber im verlassen desselben machet die sündliche Neigung grosses Wesen und Widerspänstigkeit/ daß sie der Tugend nicht gehorchen noch unterworffen seyn dörffe. Dannenhero dann die Poeten auch gedichtet/ daß Hercules den Höllhund Cerberus überwunden/ und an Ketten gelegt habe. Dann Hercules ist einem weisen Manne verglichen/ der seine dreyköpffige böse Lüste/ als: Hoffart/ Geitz und Unkeuschheit überwunden/ und ihm unterthänig gemacht. Dargegen Perithous einem thörigten/ untugendhafftem Menschen gleichet/ der von den Untugenden und lastern überwunden/ in der Hölle aller Boßheit ligen bleibet/ dieweil er kam/ die Proserpina zu entführen. Dann alle/ so in unreinen Wollüsten der Sünde ersoffen/ kommen schwerlich vor ihrem Ende zur Wiederkehr eines tugendlichen Lebens. Daß diesem Dreykopffe viel Häupter und Schlangen werden zugeschrieben/ bedeutet: daß/ aus diesen dreyköpffigen bösen Lüsten/ und Sünden/ noch viel andere Sünden mehr zu entstehen pflegen. Von den dreyen Furien Eumenides. DIeser dreyen Schwestern Namen sind gewesen: Tisiphone/ Alecto und Megära. Sie wurden genennet Töchter der Nacht und des Acherons. Orpheus nennet sie Töchter des irrdischen/ oder höllischen/ Jupiters/ nemlich des Pluto/ und der Proserpina. Hesiodus machet sie zu Töchtern des Saturnus und der Erden/ indem er saget: Als Jupiter seinem Vatter das männliche Glied abgeschnitten/ wären etliche Tropffen Bluts hinab gefallen/ die von der Erden ehrerbietig empfangen/ und sie darvon gelabet worden/ dahero dann/ nach etlichen Jahren/ diese drey Furien/ zusamt den hochmühtigen Riesen/ darvon entsprungen wären. Epimenides/ der Cretische Poet/ wil/ daß sie Töchter des Saturnus und der Eyonyme; und gibt sie für Schwestern der Venus und Parcen aus. Sophocles nennte sie Göttinnen/ auch Töchter der Erden und der Finsternus. Hesiodus/ im Buch von den Wercken und Tagen/ saget/ daß sie Töchter der Zänckerey/ und Rächerinnen des Meineyds und der Untreue/ worüber sie/ durch des Pluto Befehl/ die Aufsicht hätten/ und geboren wären/ auf den funfzehnden Tag des neuen Mondens: welches auch Virgilius bekräfftiget/ im ersten Buch seiner Ackerwercke. Diese drey Furien heisset man mit einem Namen Eumenides, oder Erinnyes. Eumenides ist so viel gesagt/ als kein guter Gedancke noch Wolneigung: Erinnys aber auf arcadisch/ Verderberin der Sinne oder tollmachend. Die erste wird genannt Tisiphone. Tisis bedeutet im Griechischem Rache/ und Phonos Mord/ und also mit einem Worte/ einen Rächmord. Die andere Alecto/ das ist/ Unruhe. Eigentlich aber heisst Alecto so viel/ in Griechischer Sprache/ als einer/ der keine Bestäntigkeit oder Ruhe hat. Die dritte Megära/ das ist/ beneiden: dann μεγαίρειν im Griechischen/ so viel als beneiden bedeutet. Diese dreye hatten Gewalt/ nach der Heyden Meinung/ wider die Menschen verschiedene Straffen zu üben/ weswegen sie sehr gefürchtet wurden. Eine iedwede straffte/ wie sie darfür hielten/ diejenige/ so in ihrer Art Missethaten verfielen. Die erste/ der Mord und Rache; Die andere/ die Unruhige/ so durch wanckelmütige Sinnen sich der Unkeuschheit oder Wollust ergaben; Die dritte aber/ die Neidischen. Einige wollen/ daß sie den Menschen die Dinge verwiesen/ darvon sie den Namen hatten. Dieser Meynung gehet auch Lactantius nach/ in folgenden Worten: Die Poeten dichteten/ daß der Furien drey wären/ welche die Sinnen und Gedancken der Menschen zu beunruhigen pflegten; dieweil der Menschen Neigungen gleichfalls drey sind/ die sie locken und ziehen/ allerley böses zu thun/ ohne einiges Absehen und in Achtnehmung ihres guten Namens oder Gerüchts/ ihres Hauses Geschlechts oder eignen Lebens. Erstlich suchet die Feindschaft Rache. Der Geitz/ oder die Begierde/ trachtet nach Reichthum; und die Unkeuschheit ergiebt sich den schändlichen Wollüsten gefangen: Woraus dann fast erhellet/ daß sie aus dem Blute der Schaam des Saturnus/ und dann von der Erde geboren sind: Sintemal Saturnus die Zeit ist/ und sein Schaamglied die Schnödigkeit/ so man mit der Zeit treibet: Der Uberfluß aber/ welchen die Erde giebt/ verursachet dieselbe schnöde Wercke. Es sind des Geistes Bekümmernussen/ die/ durch viel zu haben/ nach Gelegenheit der Zeit/ verursachet werden. Diejenige/ so diese drey unholde Schwestern zu Töchtern der Nacht/ oder Finsternus/ machen/ sind darum der vorigen Meinung nicht zu wider. Aber wie Virgilius/ im 12ten Buch Aeneidos,schreibet/ sollen sie die drey Landstraffen: Krieg/ Hunger und Pestilentz seyn; im 6ten Buche/ qvartieret er sie ins Portal der Höllen: Weil die Geister/ oder Gemühter der Menschen/ insonderheit derer/ die in den letzten Zügen ligen/ und den Geist bereit sind aufzugeben/ in grosser Sorge sind/ und schwerlich geqvälet werden/ wann sie sich ihrer begangenen Mishandlungen erinneren/ und ihnen dieselben vorstellen. Und dieser Meinung sind gewesen diejenige/ welche vorgegeben/ daß die Furien gewohnt/ in einer Höhle/ bey dem Fluß Styx/ Was die Namen der drey Furien bedeuten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/225
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/225>, abgerufen am 27.04.2024.