Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Was es bedeute/ das Semele von der Juno betrogen. bösen Lüsten/ gefangen und verzehret wird: indem sein unbeständig und ungezähmtes Gemüht seinen unkeuschen Augen unterthan ist/ und/ zu seinem äusserstem Verderben/ nachfolget. Die Semele/ betrogen von der Juno/ (die verwandelt ward in die Beroe/ ihre Säugamme) bedeutet/ daß die Menschen offtmals von Gott schädliche Dinge/ zu ihren eignen Verderben/ bitten und begehren: worzu sie dann gereitzet werden/ von ihrer eignen bösen Neigung/ oder thörichten Begierden/ die gleichsam ihre Säugamme und Ernehrerin ist.

Erklärung von der Geburt des Bachus. Daß die Semele von dem Jupiter/ geschwängert war/ und mit dem Bachus schwanger wurde/ deutet an/ daß der Wein- oder Rebstock/ so durch die Semele/ abgebildet wird/ zur Zeit des Frühlings beginnet zu schwellen/ durch die Hitze der Sonnen/ und schwanger oder befruchtet werde/ mit dem Bachus/ das ist/ dem Weine/ der im Stamme ist. Und dieser Wein- oder Rebstock/ die Semele/ wird des Sommers/ durch die meiste Sonnenhitze/ also gerührt und bestrahlet/ daß sie ihre Frucht beginnet von sich zu geben: da solche dann von dem Jupiter angenommen und empfangen wird/ das ist/ die Weintraube wird hervorgebracht/ und in den Bauch der Lufft/ wordurch alhier der Jupiter verstanden wird/ angenommen. Daß ich aber in den Bauch/ und den dicken Oberschenckel sage/ ist eben eines: Dann das Kind/ auch nach der Poeten dichten selbst/ im dicken Ober-schenckel/ und Bauche/ verborgen war: Gestaltsam der artliche Poet Euripides/ in seinem Bachus/ den Jupiter also redend/ einführet:

In meinen Mannes-Bauch das wunder-
kind geht ein/

so zweymal ist geborn/ und mir pflegt lieb
zu seyn.

Nachdem nun der Jupiter dis Kind Bachus getragen hatte/ gab er des Bachus Vatters Schwester/ der Ino/ solches heimlich aufzuerziehen/ das ist: die Blätter der Weinreben verbergen die Trauben/ auf daß sie/ mit guter Beqemligkeit/ zur Reiffung kommen können/ und nicht/ zur Unzeit/ von der Sonnenhitze/ allzu sehr bestrahlet werden mögen. Ferner werden die Trauben mit einander unterhalten/ durch die Nymphen Niseides/ das ist/ die Feuchtigkeit der Nacht/ oder erqvickt und getemperirt/ durch den erfühlenden Thau. Alhier können wir nicht vorbey/ den erwähnten Bachus etwas weitläufftiger zu beschreiben/ und anzuzeigen/ was er eigentlich gewest/ oder worfür er zuhalten sey.

Von dem Bachus/ oder
Dionysius.

WEr des Bachus oder Dionysius Eltern gewesen/ darvon sind die Poeten unterschiedlicher Meinung/ wie nicht weniger auch wie/ wormit/ und von wem er auferzogen worden. Cicero schreibet/ im dritten Buch von Natur der Götter/ von fünff Dionysiis. Der erste war/ sagt er/ ein Sohn des Jupiters und der Proserpina; der andere von dem Nilus/ und so fort an/ bis auf fünf.

[Spaltenumbruch]

Woraus abzunehmen/ daß derer unterschiedliche/ dieses Namens/ gewesen seyn müssen. Der Poet Orpheus nennet ihn den Sohn der Semele/ und gibt aus/ daß er/ an dem Ufer des Meers/ geboren worden. Und wiederum/ an einem andern Orte/ in der Götter Lobgesängen/ nennet er ihn nochmaln den Sohn Jupiters/ und vorbesagter Semele/ die er/ mit einem Krantz von Epheu geziert/ einführet. Diese Semele war eine Tochter des Cadmus/ eines Bruders der Europae/ der seine Tochter (einiger Scribenten Vorgeben nach) wegen ihre Hurerey zu bestraffen/ mit dem neugebornem Kinde/ in einen höltzernen Kasten verschlossen/ und den Meerswellen übergeben/ die sie/ mit dem jungen Bachus/ in der Landschaft der Oreaten/ unter der Lacedämonier Herrschaft/ an den Strand ausgeworffen/ allda die Leute des Landes den Kasten geöffnet/ und die Semele todt darinnen gefunden/ sie auch ehrlich begraben/ das Kind aber auferziehen lassen. Von der Zeit an/ wären die Oreaten/ wie Nicander erzehlet/ nach dem Wort Brasoe/ das ist/ anspülen/ Brasianen genannt worden. Die Semele pflegte man zu mahlen/ mit einem langem Haar/ als eine andere Göttin. Uberdis bekräfftiget auch Orpheus/ in einem Lobgesange des Bachus/ was dorten Cicero erzehlet/ daß nemlich Bachus ein Sohn des Jupiters und der Proserpina sey. An einem andern Orte aber nennet er ihn einen Sohn der Egyptischen Isis/ und ein Pflegkind der Nymphen. Daß er Dionysius geheissen/ Warum Bachus Dionysius genennet worden. darüber fallen mancherley Gedancken. Etliche vermuhten/ es komme daher/ weil er/ wie Stesimbrotus wil/ mit Hörnlein geboren worden/ und dem Jupiter dardurch in dem dicken des Oberschenckels grosse Schmertzen verursacht habe: Andere/ weil Jupiter/ als er geboren worden/ regnen lassen. Nonnus/ in den Dionysiacis/ setzt/ es sey darum geschehen/ weil Jupiter/ als er ihn/ im Dicken des Oberschenckels/ getragen/ gehinckt habe. Angemerckt/ durch das Wörtlein Dio/ der Jupiter angedeutet wird; Nysos aber/ in Sicilien/ so viel/ als lahm heisset. Lucianus/ in dem Gespräch der Götter/ saget: daß/ als Bachus geboren worden/ ihn Mercurius/ der solchen/ auf Befehl des Jupiters/ zuverwahren gehabt/ nacher Nysa/ einer Stadt in Arabien bey Egypten/ getragen/ woselbsten er bey den Nymphen aufzogen worden; dahero er auch Dionysius genennet worden sey. Ja/ er soll allda/ wie Etliche schreiben/ von den Musis selbsten/ erzogen worden seyn. Sonsten werden dem Bachus auch viel andere Namen gegeben: inmassen derselben Lilius Gyraldus acht und siebentzig/ oder mehr/ anzeigt/ so ihme alle zu geeignet werden/ deren viel die Kräffte und Eigenschafften des Weins bemercken. Dann sein eigner Name Bachus bedeutet Zorn/ oder Raserey; Gleichwie auch die Maenades/ seine versoffene Priesterinnen/ ihren Namen vom rasen haben;als die gantz Warum zweygestaltig ? rasend waren: weil der Wein solches verursachet. Er wird auch genannt Biformis/ oder zweygestaltig/ dieweiln er zweyerley Wirckung thut/ indem er etliche Menschen zornig und rasend/ andere aber Warum ein Stabträger freudig und frölich machet. Er heisset auch Narthecophorus: das ist/ Prügel- oder Steckenträger; dieweil der Stecken/ einem Wacklendem oder Taumlenden/ zur Unterstützung/ sehr dienlich ist:

[Spaltenumbruch] Was es bedeute/ das Semele von der Juno betrogen. bösen Lüsten/ gefangen und verzehret wird: indem sein unbeständig und ungezähmtes Gemüht seinen unkeuschen Augen unterthan ist/ und/ zu seinem äusserstem Verderben/ nachfolget. Die Semele/ betrogen von der Juno/ (die verwandelt ward in die Beroe/ ihre Säugamme) bedeutet/ daß die Menschen offtmals von Gott schädliche Dinge/ zu ihren eignen Verderben/ bitten und begehren: worzu sie dann gereitzet werden/ von ihrer eignen bösen Neigung/ oder thörichten Begierden/ die gleichsam ihre Säugamme und Ernehrerin ist.

Erklärung von der Geburt des Bachus. Daß die Semele von dem Jupiter/ geschwängert war/ und mit dem Bachus schwanger wurde/ deutet an/ daß der Wein- oder Rebstock/ so durch die Semele/ abgebildet wird/ zur Zeit des Frühlings beginnet zu schwellen/ durch die Hitze der Sonnen/ und schwanger oder befruchtet werde/ mit dem Bachus/ das ist/ dem Weine/ der im Stamme ist. Und dieser Wein- oder Rebstock/ die Semele/ wird des Sommers/ durch die meiste Sonnenhitze/ also gerührt und bestrahlet/ daß sie ihre Frucht beginnet von sich zu geben: da solche dann von dem Jupiter angenommen und empfangen wird/ das ist/ die Weintraube wird hervorgebracht/ und in den Bauch der Lufft/ wordurch alhier der Jupiter verstanden wird/ angenommen. Daß ich aber in den Bauch/ und den dicken Oberschenckel sage/ ist eben eines: Dann das Kind/ auch nach der Poeten dichten selbst/ im dicken Ober-schenckel/ und Bauche/ verborgen war: Gestaltsam der artliche Poet Euripides/ in seinem Bachus/ den Jupiter also redend/ einführet:

In meinen Mannes-Bauch das wunder-
kind geht ein/

so zweymal ist geborn/ und mir pflegt lieb
zu seyn.

Nachdem nun der Jupiter dis Kind Bachus getragen hatte/ gab er des Bachus Vatters Schwester/ der Ino/ solches heimlich aufzuerziehen/ das ist: die Blätter der Weinreben verbergen die Trauben/ auf daß sie/ mit guter Beqemligkeit/ zur Reiffung kommen können/ und nicht/ zur Unzeit/ von der Sonnenhitze/ allzu sehr bestrahlet werden mögen. Ferner werden die Trauben mit einander unterhalten/ durch die Nymphen Niseides/ das ist/ die Feuchtigkeit der Nacht/ oder erqvickt und getemperirt/ durch den erfühlenden Thau. Alhier können wir nicht vorbey/ den erwähnten Bachus etwas weitläufftiger zu beschreiben/ und anzuzeigen/ was er eigentlich gewest/ oder worfür er zuhalten sey.

Von dem Bachus/ oder
Dionysius.

WEr des Bachus oder Dionysius Eltern gewesen/ darvon sind die Poeten unterschiedlicher Meinung/ wie nicht weniger auch wie/ wormit/ und von wem er auferzogen worden. Cicero schreibet/ im dritten Buch von Natur der Götter/ von fünff Dionysiis. Der erste war/ sagt er/ ein Sohn des Jupiters und der Proserpina; der andere von dem Nilus/ und so fort an/ bis auf fünf.

[Spaltenumbruch]

Woraus abzunehmen/ daß derer unterschiedliche/ dieses Namens/ gewesen seyn müssen. Der Poet Orpheus nennet ihn den Sohn der Semele/ und gibt aus/ daß er/ an dem Ufer des Meers/ geboren worden. Und wiederum/ an einem andern Orte/ in der Götter Lobgesängen/ nennet er ihn nochmaln den Sohn Jupiters/ und vorbesagter Semele/ die er/ mit einem Krantz von Epheu geziert/ einführet. Diese Semele war eine Tochter des Cadmus/ eines Bruders der Europae/ der seine Tochter (einiger Scribenten Vorgeben nach) wegen ihre Hurerey zu bestraffen/ mit dem neugebornem Kinde/ in einen höltzernen Kasten verschlossen/ und den Meerswellen übergeben/ die sie/ mit dem jungen Bachus/ in der Landschaft der Oreaten/ unter der Lacedämonier Herrschaft/ an den Strand ausgeworffen/ allda die Leute des Landes den Kasten geöffnet/ und die Semele todt darinnen gefunden/ sie auch ehrlich begraben/ das Kind aber auferziehen lassen. Von der Zeit an/ wären die Oreaten/ wie Nicander erzehlet/ nach dem Wort Brasoe/ das ist/ anspülen/ Brasianen genannt worden. Die Semele pflegte man zu mahlen/ mit einem langem Haar/ als eine andere Göttin. Uberdis bekräfftiget auch Orpheus/ in einem Lobgesange des Bachus/ was dorten Cicero erzehlet/ daß nemlich Bachus ein Sohn des Jupiters und der Proserpina sey. An einem andern Orte aber nennet er ihn einen Sohn der Egyptischen Isis/ und ein Pflegkind der Nymphen. Daß er Dionysius geheissen/ Warum Bachus Dionysius genennet worden. darüber fallen mancherley Gedancken. Etliche vermuhten/ es komme daher/ weil er/ wie Stesimbrotus wil/ mit Hörnlein geboren worden/ und dem Jupiter dardurch in dem dicken des Oberschenckels grosse Schmertzen verursacht habe: Andere/ weil Jupiter/ als er geboren worden/ regnen lassen. Nonnus/ in den Dionysiacis/ setzt/ es sey darum geschehen/ weil Jupiter/ als er ihn/ im Dicken des Oberschenckels/ getragen/ gehinckt habe. Angemerckt/ durch das Wörtlein Dio/ der Jupiter angedeutet wird; Nysos aber/ in Sicilien/ so viel/ als lahm heisset. Lucianus/ in dem Gespräch der Götter/ saget: daß/ als Bachus geboren worden/ ihn Mercurius/ der solchen/ auf Befehl des Jupiters/ zuverwahren gehabt/ nacher Nysa/ einer Stadt in Arabien bey Egypten/ getragen/ woselbsten er bey den Nymphen aufzogen worden; dahero er auch Dionysius genennet worden sey. Ja/ er soll allda/ wie Etliche schreiben/ von den Musis selbsten/ erzogen worden seyn. Sonsten werden dem Bachus auch viel andere Namen gegeben: inmassen derselben Lilius Gyraldus acht und siebentzig/ oder mehr/ anzeigt/ so ihme alle zu geeignet werden/ deren viel die Kräffte und Eigenschafften des Weins bemercken. Dann sein eigner Name Bachus bedeutet Zorn/ oder Raserey; Gleichwie auch die Maenades/ seine versoffene Priesterinnen/ ihren Namen vom rasen haben;als die gantz Warum zweygestaltig ? rasend waren: weil der Wein solches verursachet. Er wird auch genannt Biformis/ oder zweygestaltig/ dieweiln er zweyerley Wirckung thut/ indem er etliche Menschen zornig und rasend/ andere aber Warum ein Stabträger freudig und frölich machet. Er heisset auch Narthecophorus: das ist/ Prügel- oder Steckenträger; dieweil der Stecken/ einem Wacklendem oder Taumlenden/ zur Unterstützung/ sehr dienlich ist:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div xml:id="d1156.1">
            <p><pb facs="#f0212" xml:id="pb-1159" n="[Metamorphosis, S. 36]"/><cb/><note place="right">Was es bedeute/ das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName> von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> betrogen.</note> bösen Lüsten/ gefangen und verzehret wird: indem sein unbeständig und ungezähmtes Gemüht seinen unkeuschen Augen unterthan ist/ und/ zu seinem äusserstem Verderben/ nachfolget. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName>/ betrogen von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ (die verwandelt ward in die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2499">Beroe</persName>/ ihre Säugamme) bedeutet/ daß die Menschen offtmals von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> schädliche Dinge/ zu ihren eignen Verderben/ bitten und begehren: worzu sie dann gereitzet werden/ von ihrer eignen bösen Neigung/ oder thörichten Begierden/ die gleichsam ihre Säugamme und Ernehrerin ist.</p>
            <p xml:id="p1159.1"><note place="right">Erklärung von der Geburt des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>.</note> Daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName> von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ geschwängert war/ und mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> schwanger wurde/ deutet an/ daß der Wein- oder Rebstock/ so durch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName>/ abgebildet wird/ zur Zeit des Frühlings beginnet zu schwellen/ durch die Hitze der Sonnen/ und schwanger oder befruchtet werde/ mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ das ist/ dem Weine/ der im Stamme ist. Und dieser Wein- oder Rebstock/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName>/ wird des Sommers/ durch die meiste Sonnenhitze/ also gerührt und bestrahlet/ daß sie ihre Frucht beginnet von sich zu geben: da solche dann von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> angenommen und empfangen wird/ das ist/ die Weintraube wird hervorgebracht/ und in den Bauch der Lufft/ wordurch alhier der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> verstanden wird/ angenommen. Daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> aber in den Bauch/ und den dicken Oberschenckel sage/ ist eben eines: Dann das Kind/ auch nach der Poeten dichten selbst/ im dicken Ober-schenckel/ und Bauche/ verborgen war: Gestaltsam der artliche Poet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1737 http://d-nb.info/gnd/118531395 http://viaf.org/viaf/69066856">Euripides</persName>/ in seinem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> also redend/ einführet:</p>
            <lg rendition="#c" type="poem">
              <l>In meinen Mannes-Bauch das wunder-<lb/>
kind geht ein/</l><lb/>
              <l>so zweymal ist geborn/ und mir pflegt lieb<lb/>
zu seyn.</l><lb/>
            </lg>
            <p>Nachdem nun der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> dis Kind <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> getragen hatte/ gab er des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> Vatters Schwester/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2659 http://d-nb.info/gnd/119362511 http://viaf.org/viaf/820054">Ino</persName>/ solches heimlich aufzuerziehen/ das ist: die Blätter der Weinreben verbergen die Trauben/ auf daß sie/ mit guter Beqemligkeit/ zur Reiffung kommen können/ und nicht/ zur Unzeit/ von der Sonnenhitze/ allzu sehr bestrahlet werden mögen. Ferner werden die Trauben mit einander unterhalten/ durch die Nymphen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Niseides</persName>/ das ist/ die Feuchtigkeit der Nacht/ oder erqvickt und getemperirt/ durch den erfühlenden Thau. Alhier können <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> nicht vorbey/ den erwähnten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> etwas weitläufftiger zu beschreiben/ und anzuzeigen/ was er eigentlich gewest/ oder worfür er zuhalten sey.</p>
            <p rendition="#c">Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ oder<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName>.</p>
            <p>WEr des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> Eltern gewesen/ darvon sind die Poeten unterschiedlicher Meinung/ wie nicht weniger auch wie/ wormit/ und von wem er auferzogen worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617">Cicero</persName> schreibet/ im dritten Buch von Natur der Götter/ von fünff Dionysiis. Der erste war/ sagt er/ ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>; der andere von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1449">Nilus</persName>/ und so fort an/ bis auf fünf.</p>
            <cb/>
            <p>Woraus abzunehmen/ daß derer unterschiedliche/ dieses Namens/ gewesen seyn müssen. Der Poet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-532 http://d-nb.info/gnd/118590278 http://viaf.org/viaf/27213508">Orpheus</persName> nennet ihn den Sohn der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName>/ und gibt aus/ daß er/ an dem Ufer des Meers/ geboren worden. Und wiederum/ an einem andern Orte/ in der Götter Lobgesängen/ nennet er ihn nochmaln den Sohn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ und vorbesagter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName>/ die er/ mit einem Krantz von Epheu geziert/ einführet. Diese <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName> war eine Tochter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-719 http://d-nb.info/gnd/118930222 http://viaf.org/viaf/42637019">Cadmus</persName>/ eines Bruders der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-720 http://d-nb.info/gnd/118531409 http://viaf.org/viaf/22932833">Europae</persName>/ der seine Tochter (einiger Scribenten Vorgeben nach) wegen ihre Hurerey zu bestraffen/ mit dem neugebornem Kinde/ in einen höltzernen Kasten verschlossen/ und den Meerswellen übergeben/ die sie/ mit dem jungen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ in der Landschaft der Oreaten/ unter der Lacedämonier Herrschaft/ an den Strand ausgeworffen/ allda die Leute des Landes den Kasten geöffnet/ und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName> todt darinnen gefunden/ sie auch ehrlich begraben/ das Kind aber auferziehen lassen. Von der Zeit an/ wären die Oreaten/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1904 http://d-nb.info/gnd/118734873 http://viaf.org/viaf/79399536">Nicander</persName> erzehlet/ nach dem Wort Brasoe/ das ist/ anspülen/ Brasianen genannt worden. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1563 http://d-nb.info/gnd/119216388 http://viaf.org/viaf/40183415">Semele</persName> pflegte man zu mahlen/ mit einem langem Haar/ als eine andere Göttin. Uberdis bekräfftiget auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-532 http://d-nb.info/gnd/118590278 http://viaf.org/viaf/27213508">Orpheus</persName>/ in einem Lobgesange des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ was dorten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617">Cicero</persName> erzehlet/ daß nemlich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> sey. An einem andern Orte aber nennet er ihn einen Sohn der Egyptischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>/ und ein Pflegkind der Nymphen. Daß er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> geheissen/ <note place="right">Warum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> genennet worden.</note> darüber fallen mancherley Gedancken. Etliche vermuhten/ es komme daher/ weil er/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5427 http://d-nb.info/gnd/118617974 http://viaf.org/viaf/52482351">Stesimbrotus</persName> wil/ mit Hörnlein geboren worden/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> dardurch in dem dicken des Oberschenckels grosse Schmertzen verursacht habe: Andere/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ als er geboren worden/ regnen lassen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2500 http://d-nb.info/gnd/118588540 http://viaf.org/viaf/34461071">Nonnus</persName>/ in den Dionysiacis/ setzt/ es sey darum geschehen/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ als er ihn/ im Dicken des Oberschenckels/ getragen/ gehinckt habe. Angemerckt/ durch das Wörtlein Dio/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> angedeutet wird; Nysos aber/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-56 http://www.geonames.org/2523118/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030363">Sicilien</placeName>/ so viel/ als lahm heisset. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName>/ in dem <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2441">Gespräch der Götter</ref></bibl>/ saget: daß/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> geboren worden/ ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName>/ der solchen/ auf Befehl des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ zuverwahren gehabt/ nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1012">Nysa</placeName>/ einer Stadt in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1013">Arabien</placeName> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName>/ getragen/ woselbsten er bey den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4287 http://d-nb.info/gnd/4232375-7">Nymphen</persName> aufzogen worden; dahero er auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> genennet worden sey. Ja/ er soll allda/ wie Etliche schreiben/ von den Musis selbsten/ erzogen worden seyn. Sonsten werden dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> auch viel andere Namen gegeben: inmassen derselben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2260 http://d-nb.info/gnd/100350275 http://viaf.org/viaf/49322513">Lilius Gyraldus</persName> acht und siebentzig/ oder mehr/ anzeigt/ so ihme alle zu geeignet werden/ deren viel die Kräffte und Eigenschafften des Weins bemercken. Dann sein eigner Name <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> bedeutet Zorn/ oder Raserey; Gleichwie auch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3825">Maenades</persName>/ seine versoffene Priesterinnen/ ihren Namen vom rasen haben;als die gantz <note place="right">Warum zweygestaltig ?</note> rasend waren: weil der Wein solches verursachet. Er wird auch genannt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Biformis</persName>/ oder zweygestaltig/ dieweiln er zweyerley Wirckung thut/ indem er etliche Menschen zornig und rasend/ andere aber <note place="right">Warum ein Stabträger</note> freudig und frölich machet. Er heisset auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Narthecophorus</persName>: das ist/ Prügel- oder Steckenträger; dieweil der Stecken/ einem Wacklendem oder Taumlenden/ zur Unterstützung/ sehr dienlich ist:
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 36]/0212] bösen Lüsten/ gefangen und verzehret wird: indem sein unbeständig und ungezähmtes Gemüht seinen unkeuschen Augen unterthan ist/ und/ zu seinem äusserstem Verderben/ nachfolget. Die Semele/ betrogen von der Juno/ (die verwandelt ward in die Beroe/ ihre Säugamme) bedeutet/ daß die Menschen offtmals von Gott schädliche Dinge/ zu ihren eignen Verderben/ bitten und begehren: worzu sie dann gereitzet werden/ von ihrer eignen bösen Neigung/ oder thörichten Begierden/ die gleichsam ihre Säugamme und Ernehrerin ist. Was es bedeute/ das Semele von der Juno betrogen. Daß die Semele von dem Jupiter/ geschwängert war/ und mit dem Bachus schwanger wurde/ deutet an/ daß der Wein- oder Rebstock/ so durch die Semele/ abgebildet wird/ zur Zeit des Frühlings beginnet zu schwellen/ durch die Hitze der Sonnen/ und schwanger oder befruchtet werde/ mit dem Bachus/ das ist/ dem Weine/ der im Stamme ist. Und dieser Wein- oder Rebstock/ die Semele/ wird des Sommers/ durch die meiste Sonnenhitze/ also gerührt und bestrahlet/ daß sie ihre Frucht beginnet von sich zu geben: da solche dann von dem Jupiter angenommen und empfangen wird/ das ist/ die Weintraube wird hervorgebracht/ und in den Bauch der Lufft/ wordurch alhier der Jupiter verstanden wird/ angenommen. Daß ich aber in den Bauch/ und den dicken Oberschenckel sage/ ist eben eines: Dann das Kind/ auch nach der Poeten dichten selbst/ im dicken Ober-schenckel/ und Bauche/ verborgen war: Gestaltsam der artliche Poet Euripides/ in seinem Bachus/ den Jupiter also redend/ einführet: Erklärung von der Geburt des Bachus. In meinen Mannes-Bauch das wunder- kind geht ein/ so zweymal ist geborn/ und mir pflegt lieb zu seyn. Nachdem nun der Jupiter dis Kind Bachus getragen hatte/ gab er des Bachus Vatters Schwester/ der Ino/ solches heimlich aufzuerziehen/ das ist: die Blätter der Weinreben verbergen die Trauben/ auf daß sie/ mit guter Beqemligkeit/ zur Reiffung kommen können/ und nicht/ zur Unzeit/ von der Sonnenhitze/ allzu sehr bestrahlet werden mögen. Ferner werden die Trauben mit einander unterhalten/ durch die Nymphen Niseides/ das ist/ die Feuchtigkeit der Nacht/ oder erqvickt und getemperirt/ durch den erfühlenden Thau. Alhier können wir nicht vorbey/ den erwähnten Bachus etwas weitläufftiger zu beschreiben/ und anzuzeigen/ was er eigentlich gewest/ oder worfür er zuhalten sey. Von dem Bachus/ oder Dionysius. WEr des Bachus oder Dionysius Eltern gewesen/ darvon sind die Poeten unterschiedlicher Meinung/ wie nicht weniger auch wie/ wormit/ und von wem er auferzogen worden. Cicero schreibet/ im dritten Buch von Natur der Götter/ von fünff Dionysiis. Der erste war/ sagt er/ ein Sohn des Jupiters und der Proserpina; der andere von dem Nilus/ und so fort an/ bis auf fünf. Woraus abzunehmen/ daß derer unterschiedliche/ dieses Namens/ gewesen seyn müssen. Der Poet Orpheus nennet ihn den Sohn der Semele/ und gibt aus/ daß er/ an dem Ufer des Meers/ geboren worden. Und wiederum/ an einem andern Orte/ in der Götter Lobgesängen/ nennet er ihn nochmaln den Sohn Jupiters/ und vorbesagter Semele/ die er/ mit einem Krantz von Epheu geziert/ einführet. Diese Semele war eine Tochter des Cadmus/ eines Bruders der Europae/ der seine Tochter (einiger Scribenten Vorgeben nach) wegen ihre Hurerey zu bestraffen/ mit dem neugebornem Kinde/ in einen höltzernen Kasten verschlossen/ und den Meerswellen übergeben/ die sie/ mit dem jungen Bachus/ in der Landschaft der Oreaten/ unter der Lacedämonier Herrschaft/ an den Strand ausgeworffen/ allda die Leute des Landes den Kasten geöffnet/ und die Semele todt darinnen gefunden/ sie auch ehrlich begraben/ das Kind aber auferziehen lassen. Von der Zeit an/ wären die Oreaten/ wie Nicander erzehlet/ nach dem Wort Brasoe/ das ist/ anspülen/ Brasianen genannt worden. Die Semele pflegte man zu mahlen/ mit einem langem Haar/ als eine andere Göttin. Uberdis bekräfftiget auch Orpheus/ in einem Lobgesange des Bachus/ was dorten Cicero erzehlet/ daß nemlich Bachus ein Sohn des Jupiters und der Proserpina sey. An einem andern Orte aber nennet er ihn einen Sohn der Egyptischen Isis/ und ein Pflegkind der Nymphen. Daß er Dionysius geheissen/ darüber fallen mancherley Gedancken. Etliche vermuhten/ es komme daher/ weil er/ wie Stesimbrotus wil/ mit Hörnlein geboren worden/ und dem Jupiter dardurch in dem dicken des Oberschenckels grosse Schmertzen verursacht habe: Andere/ weil Jupiter/ als er geboren worden/ regnen lassen. Nonnus/ in den Dionysiacis/ setzt/ es sey darum geschehen/ weil Jupiter/ als er ihn/ im Dicken des Oberschenckels/ getragen/ gehinckt habe. Angemerckt/ durch das Wörtlein Dio/ der Jupiter angedeutet wird; Nysos aber/ in Sicilien/ so viel/ als lahm heisset. Lucianus/ in dem Gespräch der Götter/ saget: daß/ als Bachus geboren worden/ ihn Mercurius/ der solchen/ auf Befehl des Jupiters/ zuverwahren gehabt/ nacher Nysa/ einer Stadt in Arabien bey Egypten/ getragen/ woselbsten er bey den Nymphen aufzogen worden; dahero er auch Dionysius genennet worden sey. Ja/ er soll allda/ wie Etliche schreiben/ von den Musis selbsten/ erzogen worden seyn. Sonsten werden dem Bachus auch viel andere Namen gegeben: inmassen derselben Lilius Gyraldus acht und siebentzig/ oder mehr/ anzeigt/ so ihme alle zu geeignet werden/ deren viel die Kräffte und Eigenschafften des Weins bemercken. Dann sein eigner Name Bachus bedeutet Zorn/ oder Raserey; Gleichwie auch die Maenades/ seine versoffene Priesterinnen/ ihren Namen vom rasen haben;als die gantz rasend waren: weil der Wein solches verursachet. Er wird auch genannt Biformis/ oder zweygestaltig/ dieweiln er zweyerley Wirckung thut/ indem er etliche Menschen zornig und rasend/ andere aber freudig und frölich machet. Er heisset auch Narthecophorus: das ist/ Prügel- oder Steckenträger; dieweil der Stecken/ einem Wacklendem oder Taumlenden/ zur Unterstützung/ sehr dienlich ist: Warum Bachus Dionysius genennet worden. Warum zweygestaltig ? Warum ein Stabträger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/212
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 36]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/212>, abgerufen am 28.04.2024.