Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch]
umhälsten Kraut und Kraut einander um die Wett. Die grosse Wolcke gab auch hier und dar den Regen/ so daß/ von oben her/ der klare Tropffen- Segen sich durch den Thau ergoß/ und/ daß ichs kürtzlich faß/ Der Berg war rund umher zu sehen feucht und naß. Es wurden (als wir oben bereits erwähnt haben) vor Zeiten Vernunfft-Lehrer funden/ die das Feuer für eine Ursache aller Dinge gehalten: Wie dann gewißlich die Hitze die vornemste Wirck-Ursache der Naturen/ oder/ der natürlich- auf der Erden wachsenden und lebenden Dinge/ zu seyn scheinet. Jupiter ein Schöpffer aller Dinge. Neulichst-angezogener Homerus war gleichfalls dieser Meinung/ daß Jupiter ein Gebärer aller Dinge wäre. Viel haben auch den Jupiter/ für den Aether oder Himmel/ gehalten: dahero sie ihn auch Vatter/ und die Erde Mutter/ geheissen haben: inmassen/ unter andern/ Lucretius/ in seinem ersten Buch/ anzeiget/ wenn er sagt: Es verlieret sich der Regen/ in der Mutter Erden Schrein/ wann er/ von dem Vatter Aether/ ausge- schüttet bricht herein. Virgilius/ Cicero und Euripides sind alle eines Sinnes/ daß nemlich der Aether/ (welchen Anaxagoras den feurigen Himmel nennet) der höchste Gott/ wordurch sie den Jupiter verstunden/ seyn solte. Augustinus aber wolte (im vierdten Buch von der Stadt Gottes) den Heyden/ wann sie weiß zu seyn verlangten/ einen kurtzen Weg darzu zeigen/ daß sie nemlich den wahren Gott/ an statt so vieler Götter/ verehren und anbeten solten: diesen möchten sie halten/ für den Jupiter/ in dem Aether/ das ist/ in der reinen Himmel-Lufft: für die Juno/ in der Lufft; für den Neptunus/ im Meer; für den Pluto/ in der Erden; für die Vesta/ auf den Haus-Altären oder Feuerheerden; für den Vulcanus/ in den Schmiede-Essen; und so fort an: also/ daß Gott ihnen schier alles wäre/ was sie für Götter hielten: darum/ wann sie den einigen wahren Gott angebetet hätten/ sie auch alle seine Eigenschafften und Tugenden in sich danckbarlich angenommen haben würden. Damit wir aber unsere Erzehlung/ von dem Jupiter/ zu Ende bringen; so ist bekannt/ daß/ wie man bey Einigen lieset/ er ein weiser König gewest/ der unter andern Dingen/ die er/ mit grossem Lobe/ zu Wercke gerichtet/ dem rauhen ungemenschtem Volcke auch/ vermittelst guter Lehren/ abgewähnt/ Menschen-Fleisch zu fressen: welches/ vor alten Zeiten/ gleichwie noch heute zu Tag/ in der neuen Welt/ geschiehet/ sehr im Brauch war. Er soll/ in seinen Kriegs-Fähnlein/ einen Adler geführt haben: dahero man ihme denselben noch zu zueignen pfleget: den Donnerkeil aber darum/ weil der Planetstern Jupiter den Blitz verursachet. Durch seine unterschiedene Gestalt-Wandlungen/ werden verstanden/ die unterschiedene Gemühter und Gedancken/ so die jenige/ welche dem Ehebruche und Unkeuschheit[Spaltenumbruch] ergeben sind/ zu haben und zu hegen pflegen: von deren iedweden/ an seinem gehörigem Ort/ geredet wird. Jupiter ist auch/ als andere Menschen/ gestorben/ und soll/ wie Lucianus und Epiphanius (welcher allda sein Grab gesehen) bezeugen/ in Creta begraben worden seyn. Callimachus allein bekennet/ in seinen göttlichen Lobgesängen/ zwar/ daß sein Grab von den Cretensern bereitet und verfertigt worden: seinen Tod aber scheinet er gleichwol zu verneinen/ indem er saget: Die Creter machten dir ein Grab zwar in der Erden; Dein göttlichs Wesen kunt doch nicht be- graben werden. Von dem Lycaon. NUn folget auch Lycaon/ der grausame Arcadische Tyrann/ dessen Boßheit so groß war/ daß er auch den Jupiter/ welchen er/ als einen Gast/ bey sich hatte/ des Nachts zu ermorden vermeinte/ deswegen ihm/ zur Straff/ sein Haus im Feuer aufgegangen; er selbst aber in einen Wolff verwandelt worden. Welches Gedicht genommen zu seyn scheinet/ aus einer Geschicht/ die von Leontius dergestalt erzehlt wird. Daß nemlich die Molossen/ ein Volck in Epirus/ so heut zu Tage Albania heisst/ mit den Arcadischen Pelasgis/ über welche Lycaon König war/ nach einem langwierigen Kriege/ endlich zu einen friedlichen Vertrage kommen/ und/ zu dem Ende/ dem Lycaon/ zum Geisel/ gegeben einen schönen edlen Jüngling: Nachdem nun die Zeit verstrichen gewest/ und Lycaon denselben nicht wiederum zuruck gesandt/ Geschichts Erklärung über des Lycaons Verwandlung in einen Wolff. hätten die Molossen einige Legaten an ihn abgeordnet/ selbigen zu begehren und wieder abzuholen: Weiln aber Lycaon/ als ein grausamer Tyrann/ diese Wiederabforderung/ für einen grossen Hochmuht und Vermessenheit geachtet/ sey er gantz rasend worden/ habe den Geisel umbringen/ aber die Gesandten mit ihm zu Abend essen lassen. Unter diesen Arcadischen Gästen/ sey auch gewest ein Jüngling/ von grossen Kräfften/ Namens Lisamas/ der nachmals Jovis oder Jupiter genannt worden; welcher da er/ zum Vorgericht/ des ertödeten Geisels gekochte Glieder auftragen sehen/ über dieser unmenschlichen Grausamkeit/ sich dermassen entrüstet und erbittert habe/ daß er den Tisch von Stund an übern Hauffen geworffen/ einen Theil seiner Freunde zusammen gebracht/ und den Tyrannen nicht allein männlich angefallen/ sondern auch glücklich erlegt/ ihn selbsten in die Flucht gejagt/ und/ mit etlichen der Seinen/ in eine Wildnus verfolgt/ darinnen derselbe sich auch Lebenslang enthalten/ und/ mit Strassenrauben und Morden/ aller derer/ so ihm in die Hände gefallen/ ernehrt habe. Dahero dann gesagt worden/ Lycaon sey/ durch den Jupiter/ in einen Wolff verwandelt worden: Weil/ alle dergleichen Blutdürstige Menschen ins gemein Wölfe genannt zu werden pflegen: Wie/ unter andern/ auch der Schauspiel-Dichter Plautus/ in seinen Schertz-Gedichten/ saget: Ein Mensch dem andern ist ein Wolff/ der Boßheit heget/ [Spaltenumbruch]
umhälsten Kraut und Kraut einander um die Wett. Die grosse Wolcke gab auch hier und dar den Regen/ so daß/ von oben her/ der klare Tropffen- Segen sich durch den Thau ergoß/ und/ daß ichs kürtzlich faß/ Der Berg war rund umher zu sehen feucht und naß. Es wurden (als wir oben bereits erwähnt haben) vor Zeiten Vernunfft-Lehrer funden/ die das Feuer für eine Ursache aller Dinge gehalten: Wie dann gewißlich die Hitze die vornemste Wirck-Ursache der Naturen/ oder/ der natürlich- auf der Erden wachsenden und lebenden Dinge/ zu seyn scheinet. Jupiter ein Schöpffer aller Dinge. Neulichst-angezogener Homerus war gleichfalls dieser Meinung/ daß Jupiter ein Gebärer aller Dinge wäre. Viel haben auch den Jupiter/ für den Aether oder Himmel/ gehalten: dahero sie ihn auch Vatter/ und die Erde Mutter/ geheissen haben: inmassen/ unter andern/ Lucretius/ in seinem ersten Buch/ anzeiget/ wenn er sagt: Es verlieret sich der Regen/ in der Mutter Erden Schrein/ wann er/ von dem Vatter Aether/ ausge- schüttet bricht herein. Virgilius/ Cicero und Euripides sind alle eines Sinnes/ daß nemlich der Aether/ (welchen Anaxagoras den feurigen Himmel nennet) der höchste Gott/ wordurch sie den Jupiter verstunden/ seyn solte. Augustinus aber wolte (im vierdten Buch von der Stadt Gottes) den Heyden/ wann sie weiß zu seyn verlangten/ einen kurtzen Weg darzu zeigen/ daß sie nemlich den wahren Gott/ an statt so vieler Götter/ verehren und anbeten solten: diesen möchten sie halten/ für den Jupiter/ in dem Aether/ das ist/ in der reinen Himmel-Lufft: für die Juno/ in der Lufft; für den Neptunus/ im Meer; für den Pluto/ in der Erden; für die Vesta/ auf den Haus-Altären oder Feuerheerden; für den Vulcanus/ in den Schmiede-Essen; und so fort an: also/ daß Gott ihnen schier alles wäre/ was sie für Götter hielten: darum/ wann sie den einigen wahren Gott angebetet hätten/ sie auch alle seine Eigenschafften und Tugenden in sich danckbarlich angenommen haben würden. Damit wir aber unsere Erzehlung/ von dem Jupiter/ zu Ende bringen; so ist bekannt/ daß/ wie man bey Einigen lieset/ er ein weiser König gewest/ der unter andern Dingen/ die er/ mit grossem Lobe/ zu Wercke gerichtet/ dem rauhen ungemenschtem Volcke auch/ vermittelst guter Lehren/ abgewähnt/ Menschen-Fleisch zu fressen: welches/ vor alten Zeiten/ gleichwie noch heute zu Tag/ in der neuen Welt/ geschiehet/ sehr im Brauch war. Er soll/ in seinen Kriegs-Fähnlein/ einen Adler geführt haben: dahero man ihme denselben noch zu zueignen pfleget: den Donnerkeil aber darum/ weil der Planetstern Jupiter den Blitz verursachet. Durch seine unterschiedene Gestalt-Wandlungen/ werden verstanden/ die unterschiedene Gemühter und Gedancken/ so die jenige/ welche dem Ehebruche und Unkeuschheit[Spaltenumbruch] ergeben sind/ zu haben und zu hegen pflegen: von deren iedweden/ an seinem gehörigem Ort/ geredet wird. Jupiter ist auch/ als andere Menschen/ gestorben/ und soll/ wie Lucianus und Epiphanius (welcher allda sein Grab gesehen) bezeugen/ in Creta begraben worden seyn. Callimachus allein bekennet/ in seinen göttlichen Lobgesängen/ zwar/ daß sein Grab von den Cretensern bereitet und verfertigt worden: seinen Tod aber scheinet er gleichwol zu verneinen/ indem er saget: Die Creter machten dir ein Grab zwar in der Erden; Dein göttlichs Wesen kunt doch nicht be- graben werden. Von dem Lycaon. NUn folget auch Lycaon/ der grausame Arcadische Tyrann/ dessen Boßheit so groß war/ daß er auch den Jupiter/ welchen er/ als einen Gast/ bey sich hatte/ des Nachts zu ermorden vermeinte/ deswegen ihm/ zur Straff/ sein Haus im Feuer aufgegangen; er selbst aber in einen Wolff verwandelt worden. Welches Gedicht genommen zu seyn scheinet/ aus einer Geschicht/ die von Leontius dergestalt erzehlt wird. Daß nemlich die Molossen/ ein Volck in Epirus/ so heut zu Tage Albania heisst/ mit den Arcadischen Pelasgis/ über welche Lycaon König war/ nach einem langwierigen Kriege/ endlich zu einen friedlichen Vertrage kommen/ und/ zu dem Ende/ dem Lycaon/ zum Geisel/ gegeben einen schönen edlen Jüngling: Nachdem nun die Zeit verstrichen gewest/ und Lycaon denselben nicht wiederum zuruck gesandt/ Geschichts Erklärung über des Lycaons Verwandlung in einen Wolff. hätten die Molossen einige Legaten an ihn abgeordnet/ selbigen zu begehren und wieder abzuholen: Weiln aber Lycaon/ als ein grausamer Tyrann/ diese Wiederabforderung/ für einen grossen Hochmuht und Vermessenheit geachtet/ sey er gantz rasend worden/ habe den Geisel umbringen/ aber die Gesandten mit ihm zu Abend essen lassen. Unter diesen Arcadischen Gästen/ sey auch gewest ein Jüngling/ von grossen Kräfften/ Namens Lisamas/ der nachmals Jovis oder Jupiter genannt worden; welcher da er/ zum Vorgericht/ des ertödeten Geisels gekochte Glieder auftragen sehen/ über dieser unmenschlichen Grausamkeit/ sich dermassen entrüstet und erbittert habe/ daß er den Tisch von Stund an übern Hauffen geworffen/ einen Theil seiner Freunde zusammen gebracht/ und den Tyrannen nicht allein männlich angefallen/ sondern auch glücklich erlegt/ ihn selbsten in die Flucht gejagt/ und/ mit etlichen der Seinen/ in eine Wildnus verfolgt/ darinnen derselbe sich auch Lebenslang enthalten/ und/ mit Strassenrauben und Morden/ aller derer/ so ihm in die Hände gefallen/ ernehrt habe. Dahero dann gesagt worden/ Lycaon sey/ durch den Jupiter/ in einen Wolff verwandelt worden: Weil/ alle dergleichen Blutdürstige Menschen ins gemein Wölfe genannt zu werden pflegen: Wie/ unter andern/ auch der Schauspiel-Dichter Plautus/ in seinen Schertz-Gedichten/ saget: Ein Mensch dem andern ist ein Wolff/ der Boßheit heget/ <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <lg rendition="#c" type="poem"> <pb facs="#f0188" xml:id="pb-1135" n="[Metamorphosis, S. 12]"/> <cb/> <l>umhälsten Kraut und Kraut einander um<lb/> die Wett.</l><lb/> <l>Die grosse Wolcke gab auch hier und dar<lb/> den Regen/</l><lb/> <l>so daß/ von oben her/ der klare Tropffen-<lb/> Segen</l><lb/> <l>sich durch den Thau ergoß/ und/ daß ichs<lb/> kürtzlich faß/</l><lb/> <l>Der Berg war rund umher zu sehen feucht<lb/> und naß.</l><lb/> </lg> <p>Es wurden (als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> oben bereits erwähnt haben) vor Zeiten Vernunfft-Lehrer funden/ die das Feuer für eine Ursache aller Dinge gehalten: Wie dann gewißlich die Hitze die vornemste Wirck-Ursache der Naturen/ oder/ der natürlich- auf der Erden wachsenden und lebenden Dinge/ zu seyn scheinet. <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> ein Schöpffer aller Dinge.</note> Neulichst-angezogener <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> war gleichfalls dieser Meinung/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> ein Gebärer aller Dinge wäre. 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Er soll/ in seinen Kriegs-Fähnlein/ einen Adler geführt haben: dahero man ihme denselben noch zu zueignen pfleget: den Donnerkeil aber darum/ weil der Planetstern Jupiter den Blitz verursachet. Durch seine unterschiedene Gestalt-Wandlungen/ werden verstanden/ die unterschiedene Gemühter und Gedancken/ so die jenige/ welche dem Ehebruche und Unkeuschheit<cb/> ergeben sind/ zu haben und zu hegen pflegen: von deren iedweden/ an seinem gehörigem Ort/ geredet wird. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> ist auch/ als andere Menschen/ gestorben/ und soll/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Epiphanius</persName> (welcher allda sein Grab gesehen) bezeugen/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-642 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7012056">Creta</placeName> begraben worden seyn. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4227 http://d-nb.info/gnd/118518488 http://viaf.org/viaf/99454635">Callimachus</persName> allein bekennet/ in seinen göttlichen Lobgesängen/ zwar/ daß sein Grab von den Cretensern bereitet und verfertigt worden: seinen Tod aber scheinet er gleichwol zu verneinen/ indem er saget:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Die Creter machten dir ein Grab zwar in<lb/> der Erden;</l><lb/> <l>Dein göttlichs Wesen kunt doch nicht be-<lb/> graben werden.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c" xml:id="p1135.1">Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1999 http://d-nb.info/gnd/132124874 http://viaf.org/viaf/67618836">Lycaon</persName>.</p> <p>NUn folget auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1999 http://d-nb.info/gnd/132124874 http://viaf.org/viaf/67618836">Lycaon</persName>/ der grausame Arcadische Tyrann/ dessen Boßheit so groß war/ daß er auch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ welchen er/ als einen Gast/ bey sich hatte/ des Nachts zu ermorden vermeinte/ deswegen ihm/ zur Straff/ sein Haus im Feuer aufgegangen; er selbst aber in einen Wolff verwandelt worden. 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Unter diesen Arcadischen Gästen/ sey auch gewest ein Jüngling/ von grossen Kräfften/ Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Lisamas</persName>/ der nachmals <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jovis</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> genannt worden; welcher da er/ zum Vorgericht/ des ertödeten Geisels gekochte Glieder auftragen sehen/ über dieser unmenschlichen Grausamkeit/ sich dermassen entrüstet und erbittert habe/ daß er den Tisch von Stund an übern Hauffen geworffen/ einen Theil seiner Freunde zusammen gebracht/ und den Tyrannen nicht allein männlich angefallen/ sondern auch glücklich erlegt/ ihn selbsten in die Flucht gejagt/ und/ mit etlichen der Seinen/ in eine Wildnus verfolgt/ darinnen derselbe sich auch Lebenslang enthalten/ und/ mit Strassenrauben und Morden/ aller derer/ so ihm in die Hände gefallen/ ernehrt habe. Dahero dann gesagt worden/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1999 http://d-nb.info/gnd/132124874 http://viaf.org/viaf/67618836">Lycaon</persName> sey/ durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ in einen Wolff verwandelt worden: Weil/ alle dergleichen Blutdürstige Menschen ins gemein Wölfe genannt zu werden pflegen: Wie/ unter andern/ auch der Schauspiel-Dichter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2000 http://d-nb.info/gnd/118594974 http://viaf.org/viaf/66462281">Plautus</persName>/ in seinen Schertz-Gedichten/ saget:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Ein Mensch dem andern ist ein Wolff/ der<lb/> Boßheit heget/</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 12]/0188]
umhälsten Kraut und Kraut einander um
die Wett.
Die grosse Wolcke gab auch hier und dar
den Regen/
so daß/ von oben her/ der klare Tropffen-
Segen
sich durch den Thau ergoß/ und/ daß ichs
kürtzlich faß/
Der Berg war rund umher zu sehen feucht
und naß.
Es wurden (als wir oben bereits erwähnt haben) vor Zeiten Vernunfft-Lehrer funden/ die das Feuer für eine Ursache aller Dinge gehalten: Wie dann gewißlich die Hitze die vornemste Wirck-Ursache der Naturen/ oder/ der natürlich- auf der Erden wachsenden und lebenden Dinge/ zu seyn scheinet. Neulichst-angezogener Homerus war gleichfalls dieser Meinung/ daß Jupiter ein Gebärer aller Dinge wäre. Viel haben auch den Jupiter/ für den Aether oder Himmel/ gehalten: dahero sie ihn auch Vatter/ und die Erde Mutter/ geheissen haben: inmassen/ unter andern/ Lucretius/ in seinem ersten Buch/ anzeiget/ wenn er sagt:
Jupiter ein Schöpffer aller Dinge. Es verlieret sich der Regen/ in der Mutter
Erden Schrein/
wann er/ von dem Vatter Aether/ ausge-
schüttet bricht herein.
Virgilius/ Cicero und Euripides sind alle eines Sinnes/ daß nemlich der Aether/ (welchen Anaxagoras den feurigen Himmel nennet) der höchste Gott/ wordurch sie den Jupiter verstunden/ seyn solte. Augustinus aber wolte (im vierdten Buch von der Stadt Gottes) den Heyden/ wann sie weiß zu seyn verlangten/ einen kurtzen Weg darzu zeigen/ daß sie nemlich den wahren Gott/ an statt so vieler Götter/ verehren und anbeten solten: diesen möchten sie halten/ für den Jupiter/ in dem Aether/ das ist/ in der reinen Himmel-Lufft: für die Juno/ in der Lufft; für den Neptunus/ im Meer; für den Pluto/ in der Erden; für die Vesta/ auf den Haus-Altären oder Feuerheerden; für den Vulcanus/ in den Schmiede-Essen; und so fort an: also/ daß Gott ihnen schier alles wäre/ was sie für Götter hielten: darum/ wann sie den einigen wahren Gott angebetet hätten/ sie auch alle seine Eigenschafften und Tugenden in sich danckbarlich angenommen haben würden.
Damit wir aber unsere Erzehlung/ von dem Jupiter/ zu Ende bringen; so ist bekannt/ daß/ wie man bey Einigen lieset/ er ein weiser König gewest/ der unter andern Dingen/ die er/ mit grossem Lobe/ zu Wercke gerichtet/ dem rauhen ungemenschtem Volcke auch/ vermittelst guter Lehren/ abgewähnt/ Menschen-Fleisch zu fressen: welches/ vor alten Zeiten/ gleichwie noch heute zu Tag/ in der neuen Welt/ geschiehet/ sehr im Brauch war. Er soll/ in seinen Kriegs-Fähnlein/ einen Adler geführt haben: dahero man ihme denselben noch zu zueignen pfleget: den Donnerkeil aber darum/ weil der Planetstern Jupiter den Blitz verursachet. Durch seine unterschiedene Gestalt-Wandlungen/ werden verstanden/ die unterschiedene Gemühter und Gedancken/ so die jenige/ welche dem Ehebruche und Unkeuschheit
ergeben sind/ zu haben und zu hegen pflegen: von deren iedweden/ an seinem gehörigem Ort/ geredet wird. Jupiter ist auch/ als andere Menschen/ gestorben/ und soll/ wie Lucianus und Epiphanius (welcher allda sein Grab gesehen) bezeugen/ in Creta begraben worden seyn. Callimachus allein bekennet/ in seinen göttlichen Lobgesängen/ zwar/ daß sein Grab von den Cretensern bereitet und verfertigt worden: seinen Tod aber scheinet er gleichwol zu verneinen/ indem er saget:
Die Creter machten dir ein Grab zwar in
der Erden;
Dein göttlichs Wesen kunt doch nicht be-
graben werden.
Von dem Lycaon.
NUn folget auch Lycaon/ der grausame Arcadische Tyrann/ dessen Boßheit so groß war/ daß er auch den Jupiter/ welchen er/ als einen Gast/ bey sich hatte/ des Nachts zu ermorden vermeinte/ deswegen ihm/ zur Straff/ sein Haus im Feuer aufgegangen; er selbst aber in einen Wolff verwandelt worden. Welches Gedicht genommen zu seyn scheinet/ aus einer Geschicht/ die von Leontius dergestalt erzehlt wird. Daß nemlich die Molossen/ ein Volck in Epirus/ so heut zu Tage Albania heisst/ mit den Arcadischen Pelasgis/ über welche Lycaon König war/ nach einem langwierigen Kriege/ endlich zu einen friedlichen Vertrage kommen/ und/ zu dem Ende/ dem Lycaon/ zum Geisel/ gegeben einen schönen edlen Jüngling: Nachdem nun die Zeit verstrichen gewest/ und Lycaon denselben nicht wiederum zuruck gesandt/ hätten die Molossen einige Legaten an ihn abgeordnet/ selbigen zu begehren und wieder abzuholen: Weiln aber Lycaon/ als ein grausamer Tyrann/ diese Wiederabforderung/ für einen grossen Hochmuht und Vermessenheit geachtet/ sey er gantz rasend worden/ habe den Geisel umbringen/ aber die Gesandten mit ihm zu Abend essen lassen. Unter diesen Arcadischen Gästen/ sey auch gewest ein Jüngling/ von grossen Kräfften/ Namens Lisamas/ der nachmals Jovis oder Jupiter genannt worden; welcher da er/ zum Vorgericht/ des ertödeten Geisels gekochte Glieder auftragen sehen/ über dieser unmenschlichen Grausamkeit/ sich dermassen entrüstet und erbittert habe/ daß er den Tisch von Stund an übern Hauffen geworffen/ einen Theil seiner Freunde zusammen gebracht/ und den Tyrannen nicht allein männlich angefallen/ sondern auch glücklich erlegt/ ihn selbsten in die Flucht gejagt/ und/ mit etlichen der Seinen/ in eine Wildnus verfolgt/ darinnen derselbe sich auch Lebenslang enthalten/ und/ mit Strassenrauben und Morden/ aller derer/ so ihm in die Hände gefallen/ ernehrt habe. Dahero dann gesagt worden/ Lycaon sey/ durch den Jupiter/ in einen Wolff verwandelt worden: Weil/ alle dergleichen Blutdürstige Menschen ins gemein Wölfe genannt zu werden pflegen: Wie/ unter andern/ auch der Schauspiel-Dichter Plautus/ in seinen Schertz-Gedichten/ saget:
Geschichts Erklärung über des Lycaons Verwandlung in einen Wolff. Ein Mensch dem andern ist ein Wolff/ der
Boßheit heget/
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