Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] erheben/ noch gerade einher gehen kan/ sondern krum/ sich hin und her drehend/ dahin schleicht/ nachaffen. Diese werden/ von der Minerva oder Weisheit/ getödtet; weil sie jederzeit in der Verdüsterung menschlicher Unwissenheit ligen bleiben/ und die Augen niemalen empor heben zu dem Göttlichen Liechte/ welches andere geleitet zu einem ehrlichen und tugendhafften Leben/ und allen Unverstand und Boßheit zu überwinden pfleget. Zu dem Ende hatten Bellerophon und Perseus die Minerva zur Gehülffin/ die ihnen das Pferd Pegasus/ worvon noch anderswo geredet werden soll/ geliehen. Es würde zu lang fallen/ alle der Riesen Namen/ ihren Ursprung/ und was vor Götter und Göttinnen dem Jupiter/ in diesem Streit/ beygestanden/ was ingleichen vor Riesen von jedem insonderheit überwunden und erlegt worden/ umständlich zu erzehlen: zumalen auch der Nutz/ den wir darvon zu hoffen hätten/ sehr gering seyn würde. Die Physici, oder Naturforscher/ geben über diese Riesen eine Auslegung/ und sagen/ es seyn/ dieselbe gewisse/ unter der Erden verschlossene/ Winde/ welche/ wann sie keinen freyen Ausgang finden/ in den hohen Gebirgen unterweilen auszubrechen pflegen/ mit sothanem Krachen/ und so grosser Gewalt/ daß die Berg-stücke und Steine von demselben hinauf gegen den Himmel fliegen/ anders nicht/ als ob sie ihn bestreiten oder gar stürmen wolten. Eben diese Meinung und Verstand hat es auch/ mit dem Typhon: dann/ wie Strabo in seinem fünften Buch/ erzehlet/ so sind es Winde/ die in den hohlen Schwefel-Bergen/ in Italien und Sicilien/ ihr Wesen und Aufenthalt haben. Daß der Poet sagt/ es sey aus dem Blute dieser erschlagenen Riesen entstanden ein neu Geschlecht eines Volcks/ welches solche Menschen/ die ihren Vorgängern allerdings gleich und ähnlich/ darneben auch grosse verächter Gottes/ und die zu aller Grausamkeit und Tyranney geneigt gewesen/ lehret/ daß der Hochmuht eine Ursache aller Boßheit sey. Allhier wird vonnöhten seyn/ noch ein mehrers von dem Jupiter beyzubringen/ und was durch denselben eigentlich angedeutet und verstanden werde/ nebenst andern Umständen mehr/ weitläufftiger anzuweisen. Von dem Jupiter. JUpiter war (als bey der Geburt des Saturnus bereits erwähnt) ein Sohn des Saturnus und der Ops/ welchen auch Rhea genennet wird. Daß mehr/ und insonderheit noch zween/ Joves gewesen/ lassen wir in seinem Wehrt beruhen. Von seiner Auferziehung bey den Caribanten haben wir albereits Erwähnung gethan/ und seynd die übrigen Gedichte wissendlich vorbeygegangen. Belangend seinen Namen; ist er/ bey den Lateinern/ Jupiter/ oder ein Hülff-reicher Vatter; Bey den Griechen aber/ Zeus/ das ist ein Ursacher des Lebens/ genannt: Der Nam Jupiter/ oder Hülff-reicher Vatter/ wurde ihme beygelegt/ wegen der vielen nöhtigen und nutzbaren Dinge/ welche er/ zur Unterhaltung und Trost des elenden menschlichen Lebens/ erfunden und ans Liecht gebracht[Spaltenumbruch] hatte. Daß er seine Abkunfft von der Zeit/ welche Saturnus ist/ zu haben geglaubt worden. Reimet sich so übel nicht: dieweil Jupiter gehalten wird/ für die Haupt-Materi der Lufft; in massen ihn Horatius/ im ersten Buch seiner Oden/ zu seyn anweiset/ wann er spricht: Da unter Jupiters erfreulich-kühlem Thau- en. Der Jäger sich enthält/ in den begrasten Auen/ und seine Liebste nit verlanget anzuschauen. Und anderswo. Auch Theocritus/ in seinem vierdten Hirten-Lied/ saget: Bald regnet Jupiter/ bald ist er schön und klar. Ingleichen Euripides/ in seinem Cyclops. Und Aratus/ in Phoenomenis/ saget gleichfalls: Wann der Schiffer/ auf der See/ schlaffen könte bis an Morgen/ so muß er des Jupiters Kält am meisten sich besorgen. Einige hielten die Lufft für des Jupiters Auge/ als unter andern Hesiodus/ in diesen Worten Das Auge Jupiters/ so alle Dinge sieht. Andere aber wolten/ daß viel mehr des Jupiters Schwester und Weib/ Juno/ die Lufft; hingegen Jupiter/ der feurige Himmel wäre/ und daß sie sein Weib/ darum; weil/ wann die Lufft/ durch die feurige Krafft des Jupiters/ erwärmet/ und ihr/ vermittelst der Sonnen-Hitze/ geholffen würde/ viel Dinge erzeuget/ und zum Wachsthum kämen: inmassen der Poet Homerus/ in seiner 14. Iliade/ uns solches sehr artlich vorbildet/ da er dichtet/ wie die Juno/ mit dem/ von der Venus entlehnten/ Gürtel/ sich zu dem Jupiter ins Bette verfügt/ und hernach weiter also davon singet: Er hertzte sein Gemahl/ mit liebreich-holden Armen. Die Mutter-Erde hub allmählich zu er- warmen/ und neu zu werden/ an: Es bracht/ des Len- zens Ruhm/ hervor aus ihrer Schoß/ manch Kraut und edle Blum. Das Loto blühte roht/ dem Saffran gleich es glühte/ der schöne Hyacinth von Purpur-Farbe blühte. So sproßte alles wol/ und/ in dem hohen Bett'/ [Spaltenumbruch] erheben/ noch gerade einher gehen kan/ sondern krum/ sich hin und her drehend/ dahin schleicht/ nachaffen. Diese werden/ von der Minerva oder Weisheit/ getödtet; weil sie jederzeit in der Verdüsterung menschlicher Unwissenheit ligen bleiben/ und die Augen niemalen empor heben zu dem Göttlichen Liechte/ welches andere geleitet zu einem ehrlichen und tugendhafften Leben/ und allen Unverstand und Boßheit zu überwinden pfleget. Zu dem Ende hatten Bellerophon und Perseus die Minerva zur Gehülffin/ die ihnen das Pferd Pegasus/ worvon noch anderswo geredet werden soll/ geliehen. Es würde zu lang fallen/ alle der Riesen Namen/ ihren Ursprung/ und was vor Götter und Göttinnen dem Jupiter/ in diesem Streit/ beygestanden/ was ingleichen vor Riesen von jedem insonderheit überwunden und erlegt worden/ umständlich zu erzehlen: zumalen auch der Nutz/ den wir darvon zu hoffen hätten/ sehr gering seyn würde. Die Physici, oder Naturforscher/ geben über diese Riesen eine Auslegung/ und sagen/ es seyn/ dieselbe gewisse/ unter der Erden verschlossene/ Winde/ welche/ wann sie keinen freyen Ausgang finden/ in den hohen Gebirgen unterweilen auszubrechen pflegen/ mit sothanem Krachen/ und so grosser Gewalt/ daß die Berg-stücke und Steine von demselben hinauf gegen den Himmel fliegen/ anders nicht/ als ob sie ihn bestreiten oder gar stürmen wolten. Eben diese Meinung und Verstand hat es auch/ mit dem Typhon: dann/ wie Strabo in seinem fünften Buch/ erzehlet/ so sind es Winde/ die in den hohlen Schwefel-Bergen/ in Italien und Sicilien/ ihr Wesen und Aufenthalt haben. Daß der Poet sagt/ es sey aus dem Blute dieser erschlagenen Riesen entstanden ein neu Geschlecht eines Volcks/ welches solche Menschen/ die ihren Vorgängern allerdings gleich und ähnlich/ darneben auch grosse verächter Gottes/ und die zu aller Grausamkeit und Tyranney geneigt gewesen/ lehret/ daß der Hochmuht eine Ursache aller Boßheit sey. Allhier wird vonnöhten seyn/ noch ein mehrers von dem Jupiter beyzubringen/ und was durch denselben eigentlich angedeutet und verstanden werde/ nebenst andern Umständen mehr/ weitläufftiger anzuweisen. Von dem Jupiter. JUpiter war (als bey der Geburt des Saturnus bereits erwähnt) ein Sohn des Saturnus und der Ops/ welchen auch Rhea genennet wird. Daß mehr/ und insonderheit noch zween/ Joves gewesen/ lassen wir in seinem Wehrt beruhen. Von seiner Auferziehung bey den Caribanten haben wir albereits Erwähnung gethan/ und seynd die übrigen Gedichte wissendlich vorbeygegangen. Belangend seinen Namen; ist er/ bey den Lateinern/ Jupiter/ oder ein Hülff-reicher Vatter; Bey den Griechen aber/ Zeus/ das ist ein Ursacher des Lebens/ genannt: Der Nam Jupiter/ oder Hülff-reicher Vatter/ wurde ihme beygelegt/ wegen der vielen nöhtigen und nutzbaren Dinge/ welche er/ zur Unterhaltung und Trost des elenden menschlichen Lebens/ erfunden und ans Liecht gebracht[Spaltenumbruch] hatte. Daß er seine Abkunfft von der Zeit/ welche Saturnus ist/ zu haben geglaubt worden. Reimet sich so übel nicht: dieweil Jupiter gehalten wird/ für die Haupt-Materi der Lufft; in massen ihn Horatius/ im ersten Buch seiner Oden/ zu seyn anweiset/ wann er spricht: Da unter Jupiters erfreulich-kühlem Thau- en. Der Jäger sich enthält/ in den begrasten Auen/ und seine Liebste nit verlanget anzuschauen. Und anderswo. Auch Theocritus/ in seinem vierdten Hirten-Lied/ saget: Bald regnet Jupiter/ bald ist er schön und klar. Ingleichen Euripides/ in seinem Cyclops. Und Aratus/ in Phoenomenis/ saget gleichfalls: Wann der Schiffer/ auf der See/ schlaffen könte bis an Morgen/ so muß er des Jupiters Kält am meisten sich besorgen. Einige hielten die Lufft für des Jupiters Auge/ als unter andern Hesiodus/ in diesen Worten Das Auge Jupiters/ so alle Dinge sieht. Andere aber wolten/ daß viel mehr des Jupiters Schwester und Weib/ Juno/ die Lufft; hingegen Jupiter/ der feurige Himmel wäre/ und daß sie sein Weib/ darum; weil/ wann die Lufft/ durch die feurige Krafft des Jupiters/ erwärmet/ und ihr/ vermittelst der Sonnen-Hitze/ geholffen würde/ viel Dinge erzeuget/ und zum Wachsthum kämen: inmassen der Poet Homerus/ in seiner 14. Iliade/ uns solches sehr artlich vorbildet/ da er dichtet/ wie die Juno/ mit dem/ von der Venus entlehnten/ Gürtel/ sich zu dem Jupiter ins Bette verfügt/ und hernach weiter also davon singet: Er hertzte sein Gemahl/ mit liebreich-holden Armen. Die Mutter-Erde hub allmählich zu er- warmen/ und neu zu werden/ an: Es bracht/ des Len- zens Ruhm/ hervor aus ihrer Schoß/ manch Kraut und edle Blum. Das Loto blühte roht/ dem Saffran gleich es glühte/ der schöne Hyacinth von Purpur-Farbe blühte. So sproßte alles wol/ und/ in dem hohen Bett’/ <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0187" xml:id="pb-1134" n="[Metamorphosis, S. 11]"/><cb/> erheben/ noch gerade einher gehen kan/ sondern krum/ sich hin und her drehend/ dahin schleicht/ nachaffen. Diese werden/ von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> oder Weisheit/ getödtet; weil sie jederzeit in der Verdüsterung menschlicher Unwissenheit ligen bleiben/ und die Augen niemalen empor heben zu dem Göttlichen Liechte/ welches andere geleitet zu einem ehrlichen und tugendhafften Leben/ und allen Unverstand und Boßheit zu überwinden pfleget. 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Die <hi rendition="#aq">Physici,</hi> oder Naturforscher/ geben über diese Riesen eine Auslegung/ und sagen/ es seyn/ dieselbe gewisse/ unter der Erden verschlossene/ Winde/ welche/ wann sie keinen freyen Ausgang finden/ in den hohen Gebirgen unterweilen auszubrechen pflegen/ mit sothanem Krachen/ und so grosser Gewalt/ daß die Berg-stücke und Steine von demselben hinauf gegen den Himmel fliegen/ anders nicht/ als ob sie ihn bestreiten oder gar stürmen wolten. 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Reimet sich so übel nicht: dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> gehalten wird/ für die Haupt-Materi der Lufft; in massen ihn <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2439"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1275 http://d-nb.info/gnd/118553569 http://viaf.org/viaf/100227522">Horatius</persName>/ im ersten Buch seiner Oden</ref></bibl>/ zu seyn anweiset/ wann er spricht:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Da unter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> erfreulich-kühlem Thau-<lb/> en.</l><lb/> <l>Der Jäger sich enthält/ in den begrasten<lb/> Auen/</l><lb/> <l>und seine Liebste nit verlanget anzuschauen.</l><lb/> </lg> <p>Und anderswo.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Der Platz ist überall mit Wolcken-Flor<lb/> behangen/</l><lb/> <l>und mit des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Unfreundlichkeit um-<lb/> fangen.</l><lb/> </lg> <p>Auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1333 http://d-nb.info/gnd/118621769 http://viaf.org/viaf/95161348">Theocritus</persName>/ in seinem <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1193">vierdten Hirten-Lied</ref></bibl>/ saget:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Bald regnet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ bald ist er schön und<lb/> klar.</l><lb/> </lg> <p>Ingleichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1737 http://d-nb.info/gnd/118531395 http://viaf.org/viaf/69066856">Euripides</persName>/ in seinem Cyclops.</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Wann uns der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> mit Regen über-<lb/> decket/</l><lb/> <l>lig ich/ im Klippen-Dach und Schatten/ wol<lb/> verstecket.</l><lb/> </lg> <p>Und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1997 http://d-nb.info/gnd/118645552 http://viaf.org/viaf/100908520">Aratus</persName>/ in Phoenomenis/ saget gleichfalls:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Wann der Schiffer/ auf der See/ schlaffen<lb/> könte bis an Morgen/</l><lb/> <l>so muß er des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Kält am meisten<lb/> sich besorgen.</l><lb/> </lg> <p>Einige hielten die Lufft für des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Auge/ als unter andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName>/ in diesen Worten</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Das Auge <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ so alle Dinge sieht.</l><lb/> </lg> <p>Andere aber wolten/ daß viel mehr des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Schwester und Weib/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ die Lufft; hingegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ der feurige Himmel wäre/ und daß sie sein Weib/ darum; weil/ wann die Lufft/ durch die feurige Krafft des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ erwärmet/ und ihr/ vermittelst der Sonnen-Hitze/ geholffen würde/ viel Dinge erzeuget/ und zum Wachsthum kämen: inmassen der Poet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName>/ in seiner <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2345">14. 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erheben/ noch gerade einher gehen kan/ sondern krum/ sich hin und her drehend/ dahin schleicht/ nachaffen. Diese werden/ von der Minerva oder Weisheit/ getödtet; weil sie jederzeit in der Verdüsterung menschlicher Unwissenheit ligen bleiben/ und die Augen niemalen empor heben zu dem Göttlichen Liechte/ welches andere geleitet zu einem ehrlichen und tugendhafften Leben/ und allen Unverstand und Boßheit zu überwinden pfleget. Zu dem Ende hatten Bellerophon und Perseus die Minerva zur Gehülffin/ die ihnen das Pferd Pegasus/ worvon noch anderswo geredet werden soll/ geliehen.
Es würde zu lang fallen/ alle der Riesen Namen/ ihren Ursprung/ und was vor Götter und Göttinnen dem Jupiter/ in diesem Streit/ beygestanden/ was ingleichen vor Riesen von jedem insonderheit überwunden und erlegt worden/ umständlich zu erzehlen: zumalen auch der Nutz/ den wir darvon zu hoffen hätten/ sehr gering seyn würde. Die Physici, oder Naturforscher/ geben über diese Riesen eine Auslegung/ und sagen/ es seyn/ dieselbe gewisse/ unter der Erden verschlossene/ Winde/ welche/ wann sie keinen freyen Ausgang finden/ in den hohen Gebirgen unterweilen auszubrechen pflegen/ mit sothanem Krachen/ und so grosser Gewalt/ daß die Berg-stücke und Steine von demselben hinauf gegen den Himmel fliegen/ anders nicht/ als ob sie ihn bestreiten oder gar stürmen wolten. Eben diese Meinung und Verstand hat es auch/ mit dem Typhon: dann/ wie Strabo in seinem fünften Buch/ erzehlet/ so sind es Winde/ die in den hohlen Schwefel-Bergen/ in Italien und Sicilien/ ihr Wesen und Aufenthalt haben. Daß der Poet sagt/ es sey aus dem Blute dieser erschlagenen Riesen entstanden ein neu Geschlecht eines Volcks/ welches solche Menschen/ die ihren Vorgängern allerdings gleich und ähnlich/ darneben auch grosse verächter Gottes/ und die zu aller Grausamkeit und Tyranney geneigt gewesen/ lehret/ daß der Hochmuht eine Ursache aller Boßheit sey. Allhier wird vonnöhten seyn/ noch ein mehrers von dem Jupiter beyzubringen/ und was durch denselben eigentlich angedeutet und verstanden werde/ nebenst andern Umständen mehr/ weitläufftiger anzuweisen.
Von dem Jupiter.
JUpiter war (als bey der Geburt des Saturnus bereits erwähnt) ein Sohn des Saturnus und der Ops/ welchen auch Rhea genennet wird. Daß mehr/ und insonderheit noch zween/ Joves gewesen/ lassen wir in seinem Wehrt beruhen. Von seiner Auferziehung bey den Caribanten haben wir albereits Erwähnung gethan/ und seynd die übrigen Gedichte wissendlich vorbeygegangen. Belangend seinen Namen; ist er/ bey den Lateinern/ Jupiter/ oder ein Hülff-reicher Vatter; Bey den Griechen aber/ Zeus/ das ist ein Ursacher des Lebens/ genannt: Der Nam Jupiter/ oder Hülff-reicher Vatter/ wurde ihme beygelegt/ wegen der vielen nöhtigen und nutzbaren Dinge/ welche er/ zur Unterhaltung und Trost des elenden menschlichen Lebens/ erfunden und ans Liecht gebracht
hatte. Daß er seine Abkunfft von der Zeit/ welche Saturnus ist/ zu haben geglaubt worden. Reimet sich so übel nicht: dieweil Jupiter gehalten wird/ für die Haupt-Materi der Lufft; in massen ihn Horatius/ im ersten Buch seiner Oden/ zu seyn anweiset/ wann er spricht:
Da unter Jupiters erfreulich-kühlem Thau-
en.
Der Jäger sich enthält/ in den begrasten
Auen/
und seine Liebste nit verlanget anzuschauen.
Und anderswo.
Der Platz ist überall mit Wolcken-Flor
behangen/
und mit des Jupiters Unfreundlichkeit um-
fangen.
Auch Theocritus/ in seinem vierdten Hirten-Lied/ saget:
Bald regnet Jupiter/ bald ist er schön und
klar.
Ingleichen Euripides/ in seinem Cyclops.
Wann uns der Jupiter mit Regen über-
decket/
lig ich/ im Klippen-Dach und Schatten/ wol
verstecket.
Und Aratus/ in Phoenomenis/ saget gleichfalls:
Wann der Schiffer/ auf der See/ schlaffen
könte bis an Morgen/
so muß er des Jupiters Kält am meisten
sich besorgen.
Einige hielten die Lufft für des Jupiters Auge/ als unter andern Hesiodus/ in diesen Worten
Das Auge Jupiters/ so alle Dinge sieht.
Andere aber wolten/ daß viel mehr des Jupiters Schwester und Weib/ Juno/ die Lufft; hingegen Jupiter/ der feurige Himmel wäre/ und daß sie sein Weib/ darum; weil/ wann die Lufft/ durch die feurige Krafft des Jupiters/ erwärmet/ und ihr/ vermittelst der Sonnen-Hitze/ geholffen würde/ viel Dinge erzeuget/ und zum Wachsthum kämen: inmassen der Poet Homerus/ in seiner 14. Iliade/ uns solches sehr artlich vorbildet/ da er dichtet/ wie die Juno/ mit dem/ von der Venus entlehnten/ Gürtel/ sich zu dem Jupiter ins Bette verfügt/ und hernach weiter also davon singet:
Er hertzte sein Gemahl/ mit liebreich-holden
Armen.
Die Mutter-Erde hub allmählich zu er-
warmen/
und neu zu werden/ an: Es bracht/ des Len-
zens Ruhm/
hervor aus ihrer Schoß/ manch Kraut und
edle Blum.
Das Loto blühte roht/ dem Saffran gleich
es glühte/
der schöne Hyacinth von Purpur-Farbe
blühte.
So sproßte alles wol/ und/ in dem hohen
Bett’/
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