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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers. Gebet.
thümer der Natur, er konnte den Feigenbäumen fluchen,
und sie blühten nicht mehr, er konnte auf das geschwollne
Meer treten, und das unsichre Element trug ihn im An-
gesicht der erstaunten Zuschauer daher: aber er erschien
demungeachtet, so oft er den Körper erquickt hatte, wie
ein gutgezogenes Kind der Mutter für alles dankt, am
Thron Gottes, und freute sich da über die wohlthätigen
Schönheiten in der Schöpfung. Und wir, die wir an
keinen Wassertropfen Anspruch machen können! wir,
die wir keinen Grashalm aus der Erde rufen, und, wenn
die Natur zürnt, unser Brod, unsern Wein, unser
Fleisch und Obst jedem Käfer überlassen müssen, halten
oft diese Pflicht der Dankbarkeit für überflüßig und un-
nöthig!

Der Erlöser der Welt beschloß keinen Tag ohne Ge-
bet;
oft weihete er ganze Nächte dazu, verließ die schlum-
mernde Welt, stieg auf einen stillen Berg, und welche
wichtige, und unaussprechliche Unterredung mag er da
mit seinem Vater gehabt haben? Stellt euch unsern be-
tenden Versöhner vor! die glüende Andacht im Gesicht,
die Seele ganz aufgeschlossen vor Gott, jedes Wort ein
Gedanke, Empfindung in jeder Stellung, viel Ausdruck
in jeder Bewegung, die angelegentlichste Bitte für Auf-
klärung und stufenweises Zunehmen seiner Jünger, die
ernstlichsten Gebete um Erleuchtung seiner Nation, die
liebevollesten Erinnerungen an die ganze Menschenwelt,
die zärtlichsten Empfehlungen eines jeden Elenden und
Unglücklichen an das Vaterherz Gottes, die heissesten
Wünsche für die besten Wirkungen seines öffentlichen
Lehramts, das dringendste Flehen um Stärke, Muth,

Kraft,

Frömmigkeit des Erlöſers. Gebet.
thümer der Natur, er konnte den Feigenbäumen fluchen,
und ſie blühten nicht mehr, er konnte auf das geſchwollne
Meer treten, und das unſichre Element trug ihn im An-
geſicht der erſtaunten Zuſchauer daher: aber er erſchien
demungeachtet, ſo oft er den Körper erquickt hatte, wie
ein gutgezogenes Kind der Mutter für alles dankt, am
Thron Gottes, und freute ſich da über die wohlthätigen
Schönheiten in der Schöpfung. Und wir, die wir an
keinen Waſſertropfen Anſpruch machen können! wir,
die wir keinen Grashalm aus der Erde rufen, und, wenn
die Natur zürnt, unſer Brod, unſern Wein, unſer
Fleiſch und Obſt jedem Käfer überlaſſen müſſen, halten
oft dieſe Pflicht der Dankbarkeit für überflüßig und un-
nöthig!

Der Erlöſer der Welt beſchloß keinen Tag ohne Ge-
bet;
oft weihete er ganze Nächte dazu, verließ die ſchlum-
mernde Welt, ſtieg auf einen ſtillen Berg, und welche
wichtige, und unausſprechliche Unterredung mag er da
mit ſeinem Vater gehabt haben? Stellt euch unſern be-
tenden Verſöhner vor! die glüende Andacht im Geſicht,
die Seele ganz aufgeſchloſſen vor Gott, jedes Wort ein
Gedanke, Empfindung in jeder Stellung, viel Ausdruck
in jeder Bewegung, die angelegentlichſte Bitte für Auf-
klärung und ſtufenweiſes Zunehmen ſeiner Jünger, die
ernſtlichſten Gebete um Erleuchtung ſeiner Nation, die
liebevolleſten Erinnerungen an die ganze Menſchenwelt,
die zärtlichſten Empfehlungen eines jeden Elenden und
Unglücklichen an das Vaterherz Gottes, die heiſſeſten
Wünſche für die beſten Wirkungen ſeines öffentlichen
Lehramts, das dringendſte Flehen um Stärke, Muth,

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[60/0066] Frömmigkeit des Erlöſers. Gebet. thümer der Natur, er konnte den Feigenbäumen fluchen, und ſie blühten nicht mehr, er konnte auf das geſchwollne Meer treten, und das unſichre Element trug ihn im An- geſicht der erſtaunten Zuſchauer daher: aber er erſchien demungeachtet, ſo oft er den Körper erquickt hatte, wie ein gutgezogenes Kind der Mutter für alles dankt, am Thron Gottes, und freute ſich da über die wohlthätigen Schönheiten in der Schöpfung. Und wir, die wir an keinen Waſſertropfen Anſpruch machen können! wir, die wir keinen Grashalm aus der Erde rufen, und, wenn die Natur zürnt, unſer Brod, unſern Wein, unſer Fleiſch und Obſt jedem Käfer überlaſſen müſſen, halten oft dieſe Pflicht der Dankbarkeit für überflüßig und un- nöthig! Der Erlöſer der Welt beſchloß keinen Tag ohne Ge- bet; oft weihete er ganze Nächte dazu, verließ die ſchlum- mernde Welt, ſtieg auf einen ſtillen Berg, und welche wichtige, und unausſprechliche Unterredung mag er da mit ſeinem Vater gehabt haben? Stellt euch unſern be- tenden Verſöhner vor! die glüende Andacht im Geſicht, die Seele ganz aufgeſchloſſen vor Gott, jedes Wort ein Gedanke, Empfindung in jeder Stellung, viel Ausdruck in jeder Bewegung, die angelegentlichſte Bitte für Auf- klärung und ſtufenweiſes Zunehmen ſeiner Jünger, die ernſtlichſten Gebete um Erleuchtung ſeiner Nation, die liebevolleſten Erinnerungen an die ganze Menſchenwelt, die zärtlichſten Empfehlungen eines jeden Elenden und Unglücklichen an das Vaterherz Gottes, die heiſſeſten Wünſche für die beſten Wirkungen ſeines öffentlichen Lehramts, das dringendſte Flehen um Stärke, Muth, Kraft,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/66>, abgerufen am 25.11.2024.