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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers.
Und war nicht alles, was man an ihm sah, und was man
von ihm hörte, ein Beweis von der Erfüllung dieser
Weissagung? Das ist meine Speise, meine Nah-
rung und Ergötzung, sagt er selber, daß ich thue den
Willen meines Vaters.
(Joh. 4, 34.) Schon in
seiner zarten Jugend lenkte sich seine Seele dahin. Was
er that, that er aus Gehorsam, aus Uebereinstimmung
mit seinem Vater, und so sah er hernach bey allen Zufäl-
len, in allen Leiden und Widerwärtigkeiten von den Men-
schen, die größtentheils Schuld hatten, weg, und ver-
ehrte überall die Regierung Gottes. Mit der reinsten
Demuth, mit der willigsten Unterwerfung trat er in den
ganzen Plan Gottes, und verknüpfte alle seine Wünsche
mit den Absichten des Vaters. Er zeigte seine tiefe Hoch-
achtung für die Religion auch im Aeusserlichen. Jn
ihm lagen alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß,
und doch gieng er sehr oft in die jüdische Versammlung,
oder Schule, nahm Theil am öffentlichen Unterricht,
und trat, weil er Lehrer war, zuweilen selber auf, um
das Volk mit dem Umfang seiner Pflichten bekannt zu
machen. Er war Herr vom Sabbath; er war bestimmt,
durch seine Erscheinung den Tempel zu zerstören, und die
Opfer aufzuheben: aber mit welcher verehrungswürdigen
Gewissenhaftigkeit ehrte er selber diese Anstalten, bis die
Zeit seines Todes nahe war? Auch als Hausvater leuch-
tete er seiner Gesellschaft mit dem schönsten Beyspiel
vor. Er aß nicht ein einzigesmal, ohne ein Dank- und
Lobgebet zu verrichten -- Jhr stolze, übermüthige,
undankbare Menschen! hört ihr hier, was unser Erlöser
that? Er that das alle Tage, dessen wir uns in Gesell-
schaften beynahe schämen. Jhm gehörten alle Reich-

thümer

Frömmigkeit des Erlöſers.
Und war nicht alles, was man an ihm ſah, und was man
von ihm hörte, ein Beweis von der Erfüllung dieſer
Weiſſagung? Das iſt meine Speiſe, meine Nah-
rung und Ergötzung, ſagt er ſelber, daß ich thue den
Willen meines Vaters.
(Joh. 4, 34.) Schon in
ſeiner zarten Jugend lenkte ſich ſeine Seele dahin. Was
er that, that er aus Gehorſam, aus Uebereinſtimmung
mit ſeinem Vater, und ſo ſah er hernach bey allen Zufäl-
len, in allen Leiden und Widerwärtigkeiten von den Men-
ſchen, die größtentheils Schuld hatten, weg, und ver-
ehrte überall die Regierung Gottes. Mit der reinſten
Demuth, mit der willigſten Unterwerfung trat er in den
ganzen Plan Gottes, und verknüpfte alle ſeine Wünſche
mit den Abſichten des Vaters. Er zeigte ſeine tiefe Hoch-
achtung für die Religion auch im Aeuſſerlichen. Jn
ihm lagen alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß,
und doch gieng er ſehr oft in die jüdiſche Verſammlung,
oder Schule, nahm Theil am öffentlichen Unterricht,
und trat, weil er Lehrer war, zuweilen ſelber auf, um
das Volk mit dem Umfang ſeiner Pflichten bekannt zu
machen. Er war Herr vom Sabbath; er war beſtimmt,
durch ſeine Erſcheinung den Tempel zu zerſtören, und die
Opfer aufzuheben: aber mit welcher verehrungswürdigen
Gewiſſenhaftigkeit ehrte er ſelber dieſe Anſtalten, bis die
Zeit ſeines Todes nahe war? Auch als Hausvater leuch-
tete er ſeiner Geſellſchaft mit dem ſchönſten Beyſpiel
vor. Er aß nicht ein einzigesmal, ohne ein Dank- und
Lobgebet zu verrichten — Jhr ſtolze, übermüthige,
undankbare Menſchen! hört ihr hier, was unſer Erlöſer
that? Er that das alle Tage, deſſen wir uns in Geſell-
ſchaften beynahe ſchämen. Jhm gehörten alle Reich-

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[59/0065] Frömmigkeit des Erlöſers. Und war nicht alles, was man an ihm ſah, und was man von ihm hörte, ein Beweis von der Erfüllung dieſer Weiſſagung? Das iſt meine Speiſe, meine Nah- rung und Ergötzung, ſagt er ſelber, daß ich thue den Willen meines Vaters. (Joh. 4, 34.) Schon in ſeiner zarten Jugend lenkte ſich ſeine Seele dahin. Was er that, that er aus Gehorſam, aus Uebereinſtimmung mit ſeinem Vater, und ſo ſah er hernach bey allen Zufäl- len, in allen Leiden und Widerwärtigkeiten von den Men- ſchen, die größtentheils Schuld hatten, weg, und ver- ehrte überall die Regierung Gottes. Mit der reinſten Demuth, mit der willigſten Unterwerfung trat er in den ganzen Plan Gottes, und verknüpfte alle ſeine Wünſche mit den Abſichten des Vaters. Er zeigte ſeine tiefe Hoch- achtung für die Religion auch im Aeuſſerlichen. Jn ihm lagen alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß, und doch gieng er ſehr oft in die jüdiſche Verſammlung, oder Schule, nahm Theil am öffentlichen Unterricht, und trat, weil er Lehrer war, zuweilen ſelber auf, um das Volk mit dem Umfang ſeiner Pflichten bekannt zu machen. Er war Herr vom Sabbath; er war beſtimmt, durch ſeine Erſcheinung den Tempel zu zerſtören, und die Opfer aufzuheben: aber mit welcher verehrungswürdigen Gewiſſenhaftigkeit ehrte er ſelber dieſe Anſtalten, bis die Zeit ſeines Todes nahe war? Auch als Hausvater leuch- tete er ſeiner Geſellſchaft mit dem ſchönſten Beyſpiel vor. Er aß nicht ein einzigesmal, ohne ein Dank- und Lobgebet zu verrichten — Jhr ſtolze, übermüthige, undankbare Menſchen! hört ihr hier, was unſer Erlöſer that? Er that das alle Tage, deſſen wir uns in Geſell- ſchaften beynahe ſchämen. Jhm gehörten alle Reich- thümer

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/65>, abgerufen am 24.11.2024.