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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers.
erwartete? Jmmer betrug er sich mit einer gewissen
Würde, und behauptete beständig seine Hoheit; aber da-
durch schadete er dem Nutzen seines Amts nicht, und zu-
gleich beleidigte er niemand. Sonst ließ er sich den nie-
drigsten und beschwerlichsten Stand gefallen, und be-
stimmte sein ganzes Leben dem Gehorsam gegen Gott,
und dem Wohl der Menschen. Er war ganz wie ein
gemeiner Mann, verlangte keinen Schimmer, wollte
keinen glänzenden Aufzug; er hatte aber eine innre Größe,
und ward nur deswegen gering geschätzt und verspottet,
weil ihm die äußerliche Größe fehlte.

Seine Fröm-
migkeit.

Jesus Christus dachte immer an
Gott, betrachtete sich beständig als einen
Abgesandten von Gott, und trug aus Liebe zu Gott alles,
was mit seinem Amt, und mit dem Menschenleben ver-
bunden war. War er nicht der Allerfrömmste, der Al-
lerheiligste? War es nicht ein sichtbares Vergnügen für
ihn, von seinem Vater zu reden, seine Aufträge zu ver-
richten, seine Befehle bekannt zu machen, seine Ehre aus-
zubreiten, und alle Menschen zu seiner Anbetung zu ver-
pflichten? Brachte er nicht den Himmel, die Ehrfurcht
für die Tugend, das Verlangen, so in sich selber selig
und glücklich zu seyn, mit, wenn er beym Pharisäer, oder
beym Zöllner einkehrte? War es nicht jedem, auch dem
rohsten Menschen unaussprechlich wohl in seiner Gesell-
schaft? Sahen ihn nicht die verhärtetsten Sünder als ei-
nen Engel vom Himmel an, zu dem sie Vertrauen fas-
sen dürften? Lange vorher sagte es David von ihm:
Deinen Willen, mein Gott, thue ich gerne, und
dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.
(Ps. 40, 9.)

Und

Frömmigkeit des Erlöſers.
erwartete? Jmmer betrug er ſich mit einer gewiſſen
Würde, und behauptete beſtändig ſeine Hoheit; aber da-
durch ſchadete er dem Nutzen ſeines Amts nicht, und zu-
gleich beleidigte er niemand. Sonſt ließ er ſich den nie-
drigſten und beſchwerlichſten Stand gefallen, und be-
ſtimmte ſein ganzes Leben dem Gehorſam gegen Gott,
und dem Wohl der Menſchen. Er war ganz wie ein
gemeiner Mann, verlangte keinen Schimmer, wollte
keinen glänzenden Aufzug; er hatte aber eine innre Größe,
und ward nur deswegen gering geſchätzt und verſpottet,
weil ihm die äußerliche Größe fehlte.

Seine Fröm-
migkeit.

Jeſus Chriſtus dachte immer an
Gott, betrachtete ſich beſtändig als einen
Abgeſandten von Gott, und trug aus Liebe zu Gott alles,
was mit ſeinem Amt, und mit dem Menſchenleben ver-
bunden war. War er nicht der Allerfrömmſte, der Al-
lerheiligſte? War es nicht ein ſichtbares Vergnügen für
ihn, von ſeinem Vater zu reden, ſeine Aufträge zu ver-
richten, ſeine Befehle bekannt zu machen, ſeine Ehre aus-
zubreiten, und alle Menſchen zu ſeiner Anbetung zu ver-
pflichten? Brachte er nicht den Himmel, die Ehrfurcht
für die Tugend, das Verlangen, ſo in ſich ſelber ſelig
und glücklich zu ſeyn, mit, wenn er beym Phariſäer, oder
beym Zöllner einkehrte? War es nicht jedem, auch dem
rohſten Menſchen unausſprechlich wohl in ſeiner Geſell-
ſchaft? Sahen ihn nicht die verhärtetſten Sünder als ei-
nen Engel vom Himmel an, zu dem ſie Vertrauen faſ-
ſen dürften? Lange vorher ſagte es David von ihm:
Deinen Willen, mein Gott, thue ich gerne, und
dein Geſetz habe ich in meinem Herzen.
(Pſ. 40, 9.)

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[58/0064] Frömmigkeit des Erlöſers. erwartete? Jmmer betrug er ſich mit einer gewiſſen Würde, und behauptete beſtändig ſeine Hoheit; aber da- durch ſchadete er dem Nutzen ſeines Amts nicht, und zu- gleich beleidigte er niemand. Sonſt ließ er ſich den nie- drigſten und beſchwerlichſten Stand gefallen, und be- ſtimmte ſein ganzes Leben dem Gehorſam gegen Gott, und dem Wohl der Menſchen. Er war ganz wie ein gemeiner Mann, verlangte keinen Schimmer, wollte keinen glänzenden Aufzug; er hatte aber eine innre Größe, und ward nur deswegen gering geſchätzt und verſpottet, weil ihm die äußerliche Größe fehlte. Jeſus Chriſtus dachte immer an Gott, betrachtete ſich beſtändig als einen Abgeſandten von Gott, und trug aus Liebe zu Gott alles, was mit ſeinem Amt, und mit dem Menſchenleben ver- bunden war. War er nicht der Allerfrömmſte, der Al- lerheiligſte? War es nicht ein ſichtbares Vergnügen für ihn, von ſeinem Vater zu reden, ſeine Aufträge zu ver- richten, ſeine Befehle bekannt zu machen, ſeine Ehre aus- zubreiten, und alle Menſchen zu ſeiner Anbetung zu ver- pflichten? Brachte er nicht den Himmel, die Ehrfurcht für die Tugend, das Verlangen, ſo in ſich ſelber ſelig und glücklich zu ſeyn, mit, wenn er beym Phariſäer, oder beym Zöllner einkehrte? War es nicht jedem, auch dem rohſten Menſchen unausſprechlich wohl in ſeiner Geſell- ſchaft? Sahen ihn nicht die verhärtetſten Sünder als ei- nen Engel vom Himmel an, zu dem ſie Vertrauen faſ- ſen dürften? Lange vorher ſagte es David von ihm: Deinen Willen, mein Gott, thue ich gerne, und dein Geſetz habe ich in meinem Herzen. (Pſ. 40, 9.) Und

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/64>, abgerufen am 24.11.2024.