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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Ueber die Thränen Jesu Christi.
Natur die Pracht deines Himmels, und am wallenden
Erndtefeld erinnere uns an unsre Pflicht, fruchtbar zu
seyn in guten Werken.
Lehre uns alle Tage dir nä-
her zu kommen. Gieb uns deine Liebe, wenn unsre Thrä-
nen zur Erde fallen, und gute Menschen uns nicht mehr
helfen können. Deine Religion, o Gott! sey immer un-
sre Stütze! Deine Erbarmung unsre Hoffnung! Deine
herrliche Wohnung unser Ziel! Alles, was Odem hat,
wird durch dich glücklich -- Ach, stoß uns nicht weg
vom seligen Kreis deiner Erlösten. Nimm uns in dei-
nen Schooß, halt uns fest, wie ein Adler, der seine Jun-
gen der Sonne entgegenträgt. Herr! unser Herz fliegt
zu dir auf. O deinen schönsten Segen! Unser Gott,
unser Vater, unser gnädiger Vergelter! Laß Wahrheit
und Tugend alle meine Schritte leiten, erquicke mich im
Leiden, und einst sey mein Tod unter deinen Augen --
Als Gott das Werk der Schöpfung vollendet hatte, war
alles gut, und alles wird wieder gut werden, wenn diese
niedere Oekonomie Gottes ein Ende hat, wenn der große
Engel mit einem Fuß auf das Meer, mit dem andern
auf das Land tritt, seine Hand aufhebt, und schwört,
(Offenb. Joh. 10.) daß keine Zeit mehr seyn soll.

Die Menschenliebe des Erlösers offen-Thränen Jesu
Christi.

barte sich nicht nur in den schönsten und be-
redtesten Unterredungen, es flossen ihm auch über
das Unglück vieler Menschen Thränen vom Ge-
sicht.
(Lucä 19, 41-48.) Denn es ist leider! gewiß,
daß auch die frömmsten, die besten Menschen traurige
Stunden haben müssen. Es ist gewiß, daß Laster und
Bosheit, so wie sie noch jezt manchem Rechtschaffenen

das

Ueber die Thränen Jeſu Chriſti.
Natur die Pracht deines Himmels, und am wallenden
Erndtefeld erinnere uns an unſre Pflicht, fruchtbar zu
ſeyn in guten Werken.
Lehre uns alle Tage dir nä-
her zu kommen. Gieb uns deine Liebe, wenn unſre Thrä-
nen zur Erde fallen, und gute Menſchen uns nicht mehr
helfen können. Deine Religion, o Gott! ſey immer un-
ſre Stütze! Deine Erbarmung unſre Hoffnung! Deine
herrliche Wohnung unſer Ziel! Alles, was Odem hat,
wird durch dich glücklich — Ach, ſtoß uns nicht weg
vom ſeligen Kreis deiner Erlöſten. Nimm uns in dei-
nen Schooß, halt uns feſt, wie ein Adler, der ſeine Jun-
gen der Sonne entgegenträgt. Herr! unſer Herz fliegt
zu dir auf. O deinen ſchönſten Segen! Unſer Gott,
unſer Vater, unſer gnädiger Vergelter! Laß Wahrheit
und Tugend alle meine Schritte leiten, erquicke mich im
Leiden, und einſt ſey mein Tod unter deinen Augen —
Als Gott das Werk der Schöpfung vollendet hatte, war
alles gut, und alles wird wieder gut werden, wenn dieſe
niedere Oekonomie Gottes ein Ende hat, wenn der große
Engel mit einem Fuß auf das Meer, mit dem andern
auf das Land tritt, ſeine Hand aufhebt, und ſchwört,
(Offenb. Joh. 10.) daß keine Zeit mehr ſeyn ſoll.

Die Menſchenliebe des Erlöſers offen-Thränen Jeſu
Chriſti.

barte ſich nicht nur in den ſchönſten und be-
redteſten Unterredungen, es floſſen ihm auch über
das Unglück vieler Menſchen Thränen vom Ge-
ſicht.
(Lucä 19, 41-48.) Denn es iſt leider! gewiß,
daß auch die frömmſten, die beſten Menſchen traurige
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[191/0197] Ueber die Thränen Jeſu Chriſti. Natur die Pracht deines Himmels, und am wallenden Erndtefeld erinnere uns an unſre Pflicht, fruchtbar zu ſeyn in guten Werken. Lehre uns alle Tage dir nä- her zu kommen. Gieb uns deine Liebe, wenn unſre Thrä- nen zur Erde fallen, und gute Menſchen uns nicht mehr helfen können. Deine Religion, o Gott! ſey immer un- ſre Stütze! Deine Erbarmung unſre Hoffnung! Deine herrliche Wohnung unſer Ziel! Alles, was Odem hat, wird durch dich glücklich — Ach, ſtoß uns nicht weg vom ſeligen Kreis deiner Erlöſten. Nimm uns in dei- nen Schooß, halt uns feſt, wie ein Adler, der ſeine Jun- gen der Sonne entgegenträgt. Herr! unſer Herz fliegt zu dir auf. O deinen ſchönſten Segen! Unſer Gott, unſer Vater, unſer gnädiger Vergelter! Laß Wahrheit und Tugend alle meine Schritte leiten, erquicke mich im Leiden, und einſt ſey mein Tod unter deinen Augen — Als Gott das Werk der Schöpfung vollendet hatte, war alles gut, und alles wird wieder gut werden, wenn dieſe niedere Oekonomie Gottes ein Ende hat, wenn der große Engel mit einem Fuß auf das Meer, mit dem andern auf das Land tritt, ſeine Hand aufhebt, und ſchwört, (Offenb. Joh. 10.) daß keine Zeit mehr ſeyn ſoll. Die Menſchenliebe des Erlöſers offen- barte ſich nicht nur in den ſchönſten und be- redteſten Unterredungen, es floſſen ihm auch über das Unglück vieler Menſchen Thränen vom Ge- ſicht. (Lucä 19, 41-48.) Denn es iſt leider! gewiß, daß auch die frömmſten, die beſten Menſchen traurige Stunden haben müſſen. Es iſt gewiß, daß Laſter und Bosheit, ſo wie ſie noch jezt manchem Rechtſchaffenen das Thränen Jeſu Chriſti.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/197>, abgerufen am 23.06.2024.