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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Menschenliebe des Erlösers.
wenn wir dem Guten nachstreben? (1 Petr. 3, 16.)
Im Gedränge der großen Welt bekommt man wahrhaf-
tig auch keine wahre Freude. Aergert euch auch nicht
über den Undank der Welt -- es gieng Jesu Christo
nicht besser, von zehen Aussätzigen dankte ihm nur Einer.
(Lucä 17, 11. 19.) Einer drängt immer den andern,
steht ihm mit Fleiß im Wege, macht sich eine Freude
daraus, wenn er ihm das Leben schwer, und die Arbeit
sauer machen kann. Die Jünglinge wollen das Joch
nicht tragen in ihrer Jugend. Die Kinder widersetzen
sich der Zucht. Ein Ehegatte reizt den andern zum
Zorn, der Unterthan streitet wider seinen Herrn -- trau-
rige Schandflecken des christlichen Namens! Aber ver-
gessen wir doch nicht, was unsre Bibel sagt: Liebe Brü-
der! seufzet nicht wider einander, damit ihr nicht
verdammet werdet. Stärket eure Herzen, und
seyd geduldig, die Zukunft des Herrn ist nahe.

(Jacobi 5, 8. 9.) Sind wir nur treu, bis ans Ende
treu und standhaft, so wird uns der träge Verzug, bis
es erscheint, was wir seyn werden,
nicht schaden.
Wenn alle unsre Gedanken im Himmel ruhen, so ist
uns Leitung Gottes bis ans Grab gewiß, und nur hin-
über, hinüber über die gleitende Fläche des Wassers, so
verwandelt sich jede Schwachheit in Tugend, und jede
Klage in Lobgesang. Stärke uns, Allwaltender! wenn
unser oft getäuschtes Herz allen Glauben verliert, und
selbst von dir, du Ewigtreuer! der du uns nie ohne Trost
lässest, weichen will. Erfülle uns mit Mitleiden gegen
unsre irrenden Brüder. Mache sie und uns zu deinen
Vertrauten, die bey dem Unbestand der Erde nur durch
dich glücklich werden. Zeig uns immer an der Feyer der

Natur

Menſchenliebe des Erlöſers.
wenn wir dem Guten nachſtreben? (1 Petr. 3, 16.)
Im Gedränge der großen Welt bekommt man wahrhaf-
tig auch keine wahre Freude. Aergert euch auch nicht
über den Undank der Welt — es gieng Jeſu Chriſto
nicht beſſer, von zehen Auſſätzigen dankte ihm nur Einer.
(Lucä 17, 11. 19.) Einer drängt immer den andern,
ſteht ihm mit Fleiß im Wege, macht ſich eine Freude
daraus, wenn er ihm das Leben ſchwer, und die Arbeit
ſauer machen kann. Die Jünglinge wollen das Joch
nicht tragen in ihrer Jugend. Die Kinder widerſetzen
ſich der Zucht. Ein Ehegatte reizt den andern zum
Zorn, der Unterthan ſtreitet wider ſeinen Herrn — trau-
rige Schandflecken des chriſtlichen Namens! Aber ver-
geſſen wir doch nicht, was unſre Bibel ſagt: Liebe Brü-
der! ſeufzet nicht wider einander, damit ihr nicht
verdammet werdet. Stärket eure Herzen, und
ſeyd geduldig, die Zukunft des Herrn iſt nahe.

(Jacobi 5, 8. 9.) Sind wir nur treu, bis ans Ende
treu und ſtandhaft, ſo wird uns der träge Verzug, bis
es erſcheint, was wir ſeyn werden,
nicht ſchaden.
Wenn alle unſre Gedanken im Himmel ruhen, ſo iſt
uns Leitung Gottes bis ans Grab gewiß, und nur hin-
über, hinüber über die gleitende Fläche des Waſſers, ſo
verwandelt ſich jede Schwachheit in Tugend, und jede
Klage in Lobgeſang. Stärke uns, Allwaltender! wenn
unſer oft getäuſchtes Herz allen Glauben verliert, und
ſelbſt von dir, du Ewigtreuer! der du uns nie ohne Troſt
läſſeſt, weichen will. Erfülle uns mit Mitleiden gegen
unſre irrenden Brüder. Mache ſie und uns zu deinen
Vertrauten, die bey dem Unbeſtand der Erde nur durch
dich glücklich werden. Zeig uns immer an der Feyer der

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[190/0196] Menſchenliebe des Erlöſers. wenn wir dem Guten nachſtreben? (1 Petr. 3, 16.) Im Gedränge der großen Welt bekommt man wahrhaf- tig auch keine wahre Freude. Aergert euch auch nicht über den Undank der Welt — es gieng Jeſu Chriſto nicht beſſer, von zehen Auſſätzigen dankte ihm nur Einer. (Lucä 17, 11. 19.) Einer drängt immer den andern, ſteht ihm mit Fleiß im Wege, macht ſich eine Freude daraus, wenn er ihm das Leben ſchwer, und die Arbeit ſauer machen kann. Die Jünglinge wollen das Joch nicht tragen in ihrer Jugend. Die Kinder widerſetzen ſich der Zucht. Ein Ehegatte reizt den andern zum Zorn, der Unterthan ſtreitet wider ſeinen Herrn — trau- rige Schandflecken des chriſtlichen Namens! Aber ver- geſſen wir doch nicht, was unſre Bibel ſagt: Liebe Brü- der! ſeufzet nicht wider einander, damit ihr nicht verdammet werdet. Stärket eure Herzen, und ſeyd geduldig, die Zukunft des Herrn iſt nahe. (Jacobi 5, 8. 9.) Sind wir nur treu, bis ans Ende treu und ſtandhaft, ſo wird uns der träge Verzug, bis es erſcheint, was wir ſeyn werden, nicht ſchaden. Wenn alle unſre Gedanken im Himmel ruhen, ſo iſt uns Leitung Gottes bis ans Grab gewiß, und nur hin- über, hinüber über die gleitende Fläche des Waſſers, ſo verwandelt ſich jede Schwachheit in Tugend, und jede Klage in Lobgeſang. Stärke uns, Allwaltender! wenn unſer oft getäuſchtes Herz allen Glauben verliert, und ſelbſt von dir, du Ewigtreuer! der du uns nie ohne Troſt läſſeſt, weichen will. Erfülle uns mit Mitleiden gegen unſre irrenden Brüder. Mache ſie und uns zu deinen Vertrauten, die bey dem Unbeſtand der Erde nur durch dich glücklich werden. Zeig uns immer an der Feyer der Natur

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/196>, abgerufen am 23.06.2024.