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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers.
uns dies versichert, erklärt auch ganz bestimmt, daß die,
denen seine Lehre bekannt worden ist, wenn sie sie nicht
annehmen, nichts vorwenden können, ihre Sünde zu ent-
schuldigen. Wo ist irgend ein menschliches Herz, das
nicht bebte bey diesem klaren Wort Jesu Christi! Er
weiß es, daß die Kühnheit des menschlichen Geistes leicht
einen Vorwand findet, alle Abweichungen zu entschuldi-
gen. Aber wie weit, wie weit wirft er das alles weg!
So ihr nicht glaubet, sagt er an einem andern Ort,
daß ich euer Heiland bin, so werdet ihr sterben in
euren Sünden.
(Joh. 8, 24.) Die Welt scherzt
jezt über Religion und Tugend. Gewissenhaftigkeit und
Liebe zur Wahrheit heißt bey manchem eine Fabel, die
man endlich vergessen sollte. Das Geschöpf träumt von
Freyheit, und vernünftelt erst, ob es auch hören soll,
wenn der Herr redet. Unser Erlöser -- nicht wir, wir
arme Lehrer und Diener der Religion, die wir mit den
Laien Einem Herrn dienen, und unsre Weisheit eben so,
wie jeder andre Mensch, im brechlichen Gefäß tragen.
Warum sieht man immer auf uns, und dichtet uns Ehr-
geiz, Eigennutz, und Partheygeist an? Uns, die wir alle
Tage lernen, daß unser Reich nicht von dieser Welt ist! --
nennt das Sünde, nennt es ein Verbrechen, das durch
keine Farbe verschönert, durch keine Naturtriebe verklei-
nert, durch kein Beyspiel entschuldigt, durch keinen ver-
nünftigen Grund unterstutzt, durch keine leere Hoffnung
auf Gnade und Erbarmung gerechtfertigt werden kann.
Er sagt zu seinen Zuhörern, was er am Tage des Welt-
gerichts im Angesicht von Millionen Millionen Men-
schen sagen wird!

Wenn

Frömmigkeit des Erlöſers.
uns dies verſichert, erklärt auch ganz beſtimmt, daß die,
denen ſeine Lehre bekannt worden iſt, wenn ſie ſie nicht
annehmen, nichts vorwenden können, ihre Sünde zu ent-
ſchuldigen. Wo iſt irgend ein menſchliches Herz, das
nicht bebte bey dieſem klaren Wort Jeſu Chriſti! Er
weiß es, daß die Kühnheit des menſchlichen Geiſtes leicht
einen Vorwand findet, alle Abweichungen zu entſchuldi-
gen. Aber wie weit, wie weit wirft er das alles weg!
So ihr nicht glaubet, ſagt er an einem andern Ort,
daß ich euer Heiland bin, ſo werdet ihr ſterben in
euren Sünden.
(Joh. 8, 24.) Die Welt ſcherzt
jezt über Religion und Tugend. Gewiſſenhaftigkeit und
Liebe zur Wahrheit heißt bey manchem eine Fabel, die
man endlich vergeſſen ſollte. Das Geſchöpf träumt von
Freyheit, und vernünftelt erſt, ob es auch hören ſoll,
wenn der Herr redet. Unſer Erlöſer — nicht wir, wir
arme Lehrer und Diener der Religion, die wir mit den
Laien Einem Herrn dienen, und unſre Weisheit eben ſo,
wie jeder andre Menſch, im brechlichen Gefäß tragen.
Warum ſieht man immer auf uns, und dichtet uns Ehr-
geiz, Eigennutz, und Partheygeiſt an? Uns, die wir alle
Tage lernen, daß unſer Reich nicht von dieſer Welt iſt! —
nennt das Sünde, nennt es ein Verbrechen, das durch
keine Farbe verſchönert, durch keine Naturtriebe verklei-
nert, durch kein Beyſpiel entſchuldigt, durch keinen ver-
nünftigen Grund unterſtůtzt, durch keine leere Hoffnung
auf Gnade und Erbarmung gerechtfertigt werden kann.
Er ſagt zu ſeinen Zuhörern, was er am Tage des Welt-
gerichts im Angeſicht von Millionen Millionen Men-
ſchen ſagen wird!

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[102/0108] Frömmigkeit des Erlöſers. uns dies verſichert, erklärt auch ganz beſtimmt, daß die, denen ſeine Lehre bekannt worden iſt, wenn ſie ſie nicht annehmen, nichts vorwenden können, ihre Sünde zu ent- ſchuldigen. Wo iſt irgend ein menſchliches Herz, das nicht bebte bey dieſem klaren Wort Jeſu Chriſti! Er weiß es, daß die Kühnheit des menſchlichen Geiſtes leicht einen Vorwand findet, alle Abweichungen zu entſchuldi- gen. Aber wie weit, wie weit wirft er das alles weg! So ihr nicht glaubet, ſagt er an einem andern Ort, daß ich euer Heiland bin, ſo werdet ihr ſterben in euren Sünden. (Joh. 8, 24.) Die Welt ſcherzt jezt über Religion und Tugend. Gewiſſenhaftigkeit und Liebe zur Wahrheit heißt bey manchem eine Fabel, die man endlich vergeſſen ſollte. Das Geſchöpf träumt von Freyheit, und vernünftelt erſt, ob es auch hören ſoll, wenn der Herr redet. Unſer Erlöſer — nicht wir, wir arme Lehrer und Diener der Religion, die wir mit den Laien Einem Herrn dienen, und unſre Weisheit eben ſo, wie jeder andre Menſch, im brechlichen Gefäß tragen. Warum ſieht man immer auf uns, und dichtet uns Ehr- geiz, Eigennutz, und Partheygeiſt an? Uns, die wir alle Tage lernen, daß unſer Reich nicht von dieſer Welt iſt! — nennt das Sünde, nennt es ein Verbrechen, das durch keine Farbe verſchönert, durch keine Naturtriebe verklei- nert, durch kein Beyſpiel entſchuldigt, durch keinen ver- nünftigen Grund unterſtůtzt, durch keine leere Hoffnung auf Gnade und Erbarmung gerechtfertigt werden kann. Er ſagt zu ſeinen Zuhörern, was er am Tage des Welt- gerichts im Angeſicht von Millionen Millionen Men- ſchen ſagen wird! Wenn

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/108>, abgerufen am 22.11.2024.