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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Da ich jetzt selber in Gengenbach war, sprach ich mehr-
mals davon mit dem Herrn Reichsprälaten, und mit den
vernünftigsten Patribus, aber gesehen habe ich sie nicht,
weil sie weiter, als man mir zuvor gesagt hatte, vom
Kloster entfernt ist, und ich das Anerbieten des Prälaten,
mich dahin bringen zu lassen, nicht annehmen konnte.
Die Kompagnie, wovon das Kloster nur Ein Mitglied
ist, besteht etwa dreissig Jahre. Erst der letztverstorbe-
ne Abt Seeger hat sie errichtet. Nur 3. Schillinge
zahlen die Interessenten dem Kloster für die Klafter Holz.
Ehe man die Koboldfabrike anfing, zahlten die Stras-
burger
nur einen halben Groschen für die Klafter, und
wollten doch nicht mehr holen, weil sie wegen der mühsa-
men und kostbaren Fracht nicht bestehen konten. Zwei-
mahl hunderttausend Gulden soll die Kompagnie schon
Schaden gelitten haben. Im ersten Anfang kam gar
kein Nutzen heraus, und nun schadet der holländische
Krieg, sie haben fast gar keinen Absatz. Alle Kobold-
erze
kommen nun, wie mir der Reichsprälat selber sagte,
aus dem Piemontesischen, und machen den grösten Theil
des Weges von dort bis hieher mit ungeheuren Kosten,
getragen auf dem Rücken der Esel und Maulesel. Auf
dem Platz kostet der Zentner von diesen Erzen 80. Louis-
dor. Ich besitze durch die Gütigkeit des Hrn. Reichs-
prälaten Probstücke davon in meiner Sammlung.

Das Gengenbacher Kloster hat Wiesen in allen
Thälern. Man braucht jährlich etliche hundert Wagen
Heu, und 60. Zentner werden auf den Wagen gerechnet.

In
wissenschaft Th. II. Götting. 1779. gr. 8. S. 315.
316.

Da ich jetzt ſelber in Gengenbach war, ſprach ich mehr-
mals davon mit dem Herrn Reichspraͤlaten, und mit den
vernuͤnftigſten Patribus, aber geſehen habe ich ſie nicht,
weil ſie weiter, als man mir zuvor geſagt hatte, vom
Kloſter entfernt iſt, und ich das Anerbieten des Praͤlaten,
mich dahin bringen zu laſſen, nicht annehmen konnte.
Die Kompagnie, wovon das Kloſter nur Ein Mitglied
iſt, beſteht etwa dreiſſig Jahre. Erſt der letztverſtorbe-
ne Abt Seeger hat ſie errichtet. Nur 3. Schillinge
zahlen die Intereſſenten dem Kloſter fuͤr die Klafter Holz.
Ehe man die Koboldfabrike anfing, zahlten die Stras-
burger
nur einen halben Groſchen fuͤr die Klafter, und
wollten doch nicht mehr holen, weil ſie wegen der muͤhſa-
men und koſtbaren Fracht nicht beſtehen konten. Zwei-
mahl hunderttauſend Gulden ſoll die Kompagnie ſchon
Schaden gelitten haben. Im erſten Anfang kam gar
kein Nutzen heraus, und nun ſchadet der hollaͤndiſche
Krieg, ſie haben faſt gar keinen Abſatz. Alle Kobold-
erze
kommen nun, wie mir der Reichspraͤlat ſelber ſagte,
aus dem Piemonteſiſchen, und machen den groͤſten Theil
des Weges von dort bis hieher mit ungeheuren Koſten,
getragen auf dem Ruͤcken der Eſel und Mauleſel. Auf
dem Platz koſtet der Zentner von dieſen Erzen 80. Louis-
ďor. Ich beſitze durch die Guͤtigkeit des Hrn. Reichs-
praͤlaten Probſtuͤcke davon in meiner Sammlung.

Das Gengenbacher Kloſter hat Wieſen in allen
Thaͤlern. Man braucht jaͤhrlich etliche hundert Wagen
Heu, und 60. Zentner werden auf den Wagen gerechnet.

In
wiſſenſchaft Th. II. Goͤtting. 1779. gr. 8. S. 315.
316.
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[348/0386] Da ich jetzt ſelber in Gengenbach war, ſprach ich mehr- mals davon mit dem Herrn Reichspraͤlaten, und mit den vernuͤnftigſten Patribus, aber geſehen habe ich ſie nicht, weil ſie weiter, als man mir zuvor geſagt hatte, vom Kloſter entfernt iſt, und ich das Anerbieten des Praͤlaten, mich dahin bringen zu laſſen, nicht annehmen konnte. Die Kompagnie, wovon das Kloſter nur Ein Mitglied iſt, beſteht etwa dreiſſig Jahre. Erſt der letztverſtorbe- ne Abt Seeger hat ſie errichtet. Nur 3. Schillinge zahlen die Intereſſenten dem Kloſter fuͤr die Klafter Holz. Ehe man die Koboldfabrike anfing, zahlten die Stras- burger nur einen halben Groſchen fuͤr die Klafter, und wollten doch nicht mehr holen, weil ſie wegen der muͤhſa- men und koſtbaren Fracht nicht beſtehen konten. Zwei- mahl hunderttauſend Gulden ſoll die Kompagnie ſchon Schaden gelitten haben. Im erſten Anfang kam gar kein Nutzen heraus, und nun ſchadet der hollaͤndiſche Krieg, ſie haben faſt gar keinen Abſatz. Alle Kobold- erze kommen nun, wie mir der Reichspraͤlat ſelber ſagte, aus dem Piemonteſiſchen, und machen den groͤſten Theil des Weges von dort bis hieher mit ungeheuren Koſten, getragen auf dem Ruͤcken der Eſel und Mauleſel. Auf dem Platz koſtet der Zentner von dieſen Erzen 80. Louis- ďor. Ich beſitze durch die Guͤtigkeit des Hrn. Reichs- praͤlaten Probſtuͤcke davon in meiner Sammlung. Das Gengenbacher Kloſter hat Wieſen in allen Thaͤlern. Man braucht jaͤhrlich etliche hundert Wagen Heu, und 60. Zentner werden auf den Wagen gerechnet. In *) *) wiſſenſchaft Th. II. Goͤtting. 1779. gr. 8. S. 315. 316.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/386>, abgerufen am 06.05.2024.