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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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lich mehr werth seyn, als alle Arzneien, verdient mit Recht
der Balsam des Alters zu heissen. Das Gesinde im
Kloster trinkt keinen schlechtern Wein, als achtjährigen,
nach der bereits gemeldeten Einrichtung im Keller. Auch
im Konvent haben die Patres keine bestimmte Portion;
jeder kan trinken so viel, als er will. Sehr gut ist es für
das kaufende Publikum, daß man nichts mit dem Weine
vornimmt, was einer künstlichen Verbesserung oder Ver-
schönerung gleich sehen könnte. In diesen Kellern hat
man keine andern Künste, als Reinigkeit, Ablassen, Auf-
füllen etc. Der P. Groskeller, der über das alles die
Aufsicht trägt, hat darzu vier Kiefer unter sich.

Waldungen sind hier überall, und sind sehr be-
trächtlich. Das Kloster hat das Direktorium darüber,
und hat deswegen auch immer einen Jäger oder Förster.
Für das abgängige Holz, das den Bürgern gelassen wird,
muß jeder alle Jahre Einen Groschen an das Kloster be-
zahlen. Da, wo die Koboldfabrike angelegt ist, hat
das Kloster noch eigene Waldungen. Man braucht alle
Jahr im Kloster 900. Klafter Holz. Daher lassen sie
auch durch das ganze Jahr von ihren Tagelöhnern Holz
machen, und bezahlen sie nach einer gewissen Taxe. Gar
viel Holz kan erst im Winter auf Schlitten im Schnee
herabgebracht werden. Gemeiniglich bezahlt der Bür-
ger 1. Gulden und 30. Kreuzer, auch 2. und drittehalb
Gulden für eine Klafter. In den Waldungen stehen
Eichen, Büchen und Tannen.

Von der Koboldfabrike, die das Kloster hat, ha-
be ich schon an einem andern Orte Nachricht gegeben. *)

Da
*) S. Hrn. Prof. Beckmanns in Göttingen Beiträge
zur Oekonomie, Polizei, Technologie und Kameral-
wissen-

lich mehr werth ſeyn, als alle Arzneien, verdient mit Recht
der Balſam des Alters zu heiſſen. Das Geſinde im
Kloſter trinkt keinen ſchlechtern Wein, als achtjaͤhrigen,
nach der bereits gemeldeten Einrichtung im Keller. Auch
im Konvent haben die Patres keine beſtimmte Portion;
jeder kan trinken ſo viel, als er will. Sehr gut iſt es fuͤr
das kaufende Publikum, daß man nichts mit dem Weine
vornimmt, was einer kuͤnſtlichen Verbeſſerung oder Ver-
ſchoͤnerung gleich ſehen koͤnnte. In dieſen Kellern hat
man keine andern Kuͤnſte, als Reinigkeit, Ablaſſen, Auf-
fuͤllen ꝛc. Der P. Groskeller, der uͤber das alles die
Aufſicht traͤgt, hat darzu vier Kiefer unter ſich.

Waldungen ſind hier uͤberall, und ſind ſehr be-
traͤchtlich. Das Kloſter hat das Direktorium daruͤber,
und hat deswegen auch immer einen Jaͤger oder Foͤrſter.
Fuͤr das abgaͤngige Holz, das den Buͤrgern gelaſſen wird,
muß jeder alle Jahre Einen Groſchen an das Kloſter be-
zahlen. Da, wo die Koboldfabrike angelegt iſt, hat
das Kloſter noch eigene Waldungen. Man braucht alle
Jahr im Kloſter 900. Klafter Holz. Daher laſſen ſie
auch durch das ganze Jahr von ihren Tageloͤhnern Holz
machen, und bezahlen ſie nach einer gewiſſen Taxe. Gar
viel Holz kan erſt im Winter auf Schlitten im Schnee
herabgebracht werden. Gemeiniglich bezahlt der Buͤr-
ger 1. Gulden und 30. Kreuzer, auch 2. und drittehalb
Gulden fuͤr eine Klafter. In den Waldungen ſtehen
Eichen, Buͤchen und Tannen.

Von der Koboldfabrike, die das Kloſter hat, ha-
be ich ſchon an einem andern Orte Nachricht gegeben. *)

Da
*) S. Hrn. Prof. Beckmanns in Goͤttingen Beitraͤge
zur Oekonomie, Polizei, Technologie und Kameral-
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[347/0385] lich mehr werth ſeyn, als alle Arzneien, verdient mit Recht der Balſam des Alters zu heiſſen. Das Geſinde im Kloſter trinkt keinen ſchlechtern Wein, als achtjaͤhrigen, nach der bereits gemeldeten Einrichtung im Keller. Auch im Konvent haben die Patres keine beſtimmte Portion; jeder kan trinken ſo viel, als er will. Sehr gut iſt es fuͤr das kaufende Publikum, daß man nichts mit dem Weine vornimmt, was einer kuͤnſtlichen Verbeſſerung oder Ver- ſchoͤnerung gleich ſehen koͤnnte. In dieſen Kellern hat man keine andern Kuͤnſte, als Reinigkeit, Ablaſſen, Auf- fuͤllen ꝛc. Der P. Groskeller, der uͤber das alles die Aufſicht traͤgt, hat darzu vier Kiefer unter ſich. Waldungen ſind hier uͤberall, und ſind ſehr be- traͤchtlich. Das Kloſter hat das Direktorium daruͤber, und hat deswegen auch immer einen Jaͤger oder Foͤrſter. Fuͤr das abgaͤngige Holz, das den Buͤrgern gelaſſen wird, muß jeder alle Jahre Einen Groſchen an das Kloſter be- zahlen. Da, wo die Koboldfabrike angelegt iſt, hat das Kloſter noch eigene Waldungen. Man braucht alle Jahr im Kloſter 900. Klafter Holz. Daher laſſen ſie auch durch das ganze Jahr von ihren Tageloͤhnern Holz machen, und bezahlen ſie nach einer gewiſſen Taxe. Gar viel Holz kan erſt im Winter auf Schlitten im Schnee herabgebracht werden. Gemeiniglich bezahlt der Buͤr- ger 1. Gulden und 30. Kreuzer, auch 2. und drittehalb Gulden fuͤr eine Klafter. In den Waldungen ſtehen Eichen, Buͤchen und Tannen. Von der Koboldfabrike, die das Kloſter hat, ha- be ich ſchon an einem andern Orte Nachricht gegeben. *) Da *) S. Hrn. Prof. Beckmanns in Goͤttingen Beitraͤge zur Oekonomie, Polizei, Technologie und Kameral- wiſſen-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/385>, abgerufen am 22.11.2024.