Tabak hinein. Der Zentner Tabaksblätter gilt 6, 7. auch 8. Gulden. Fremde Handelsleute kaufen ihn in der Stadt auf, doch bleibt zuweilen viel Tabak liegen. Er geht gewöhnlich auf dem Rhein nach Cölln, doch wird auch ein Theil davon durch die Franzosen aufgekauft. In der Stadt selber sind zwei Tabaksfabriken, wovon besonders die Menzerische starken Absatz hat. Sie ma- chen hier Rauch- und Schnupftabak.
Noch eine sehr beträchtliche Pflanzung um Speier herum ist der Krapp. Hier ist es, wo dieser Bau an- gefangen hat. Von Speier aus ist die Pflanzung in der Pfalz in alle Rheinische Gegenden, und auch in die Marggrafschaft Baaden verbreitet worden. Herr Pfannenschmid, der jetzt ein würdiges Mitglied des Senats ist, ist der Urheber, und hat sich dadurch ein grosses Vermögen erworben. Ich hatte das Vergnügen, diesen verdienten Mann auf dem Rathhause zu sprechen, weil er aber eben in der Session beschäftigt war, konnte ich seinen Umgang nicht lange geniessen. Er hat uns hieher, nach Carlsruhe und Durlach sehr viele Pflan- zen geliefert, und diese haben eine unzählbare Nachkom- menschaft erhalten. Die allerersten Pflanzen hatte er selber aus dem Elsaß bekommen. Es ist aber keinem Zwei- fel unterworfen, daß schon die Vorfahren diese Pflanze gekannt haben. Sie war schon vor dem unglücklichen Brande hier. Nach der Einäscherung verlor sich die Kenntnis davon. Man hatte mit der Wiederaufbauung der Stadt zu thun, und lies die Kultur des Krapps fahren. Daher war es den Enkeln eine ganz fremde Pflanze, und eine neue Entdeckung. Herr Senator Pfannenschmid fand sie wild wachsen, an einem Gra-
ben
Tabak hinein. Der Zentner Tabaksblaͤtter gilt 6, 7. auch 8. Gulden. Fremde Handelsleute kaufen ihn in der Stadt auf, doch bleibt zuweilen viel Tabak liegen. Er geht gewoͤhnlich auf dem Rhein nach Coͤlln, doch wird auch ein Theil davon durch die Franzoſen aufgekauft. In der Stadt ſelber ſind zwei Tabaksfabriken, wovon beſonders die Menzeriſche ſtarken Abſatz hat. Sie ma- chen hier Rauch- und Schnupftabak.
Noch eine ſehr betraͤchtliche Pflanzung um Speier herum iſt der Krapp. Hier iſt es, wo dieſer Bau an- gefangen hat. Von Speier aus iſt die Pflanzung in der Pfalz in alle Rheiniſche Gegenden, und auch in die Marggrafſchaft Baaden verbreitet worden. Herr Pfannenſchmid, der jetzt ein wuͤrdiges Mitglied des Senats iſt, iſt der Urheber, und hat ſich dadurch ein groſſes Vermoͤgen erworben. Ich hatte das Vergnuͤgen, dieſen verdienten Mann auf dem Rathhauſe zu ſprechen, weil er aber eben in der Seſſion beſchaͤftigt war, konnte ich ſeinen Umgang nicht lange genieſſen. Er hat uns hieher, nach Carlsruhe und Durlach ſehr viele Pflan- zen geliefert, und dieſe haben eine unzaͤhlbare Nachkom- menſchaft erhalten. Die allererſten Pflanzen hatte er ſelber aus dem Elſaß bekommen. Es iſt aber keinem Zwei- fel unterworfen, daß ſchon die Vorfahren dieſe Pflanze gekannt haben. Sie war ſchon vor dem ungluͤcklichen Brande hier. Nach der Einaͤſcherung verlor ſich die Kenntnis davon. Man hatte mit der Wiederaufbauung der Stadt zu thun, und lies die Kultur des Krapps fahren. Daher war es den Enkeln eine ganz fremde Pflanze, und eine neue Entdeckung. Herr Senator Pfannenſchmid fand ſie wild wachſen, an einem Gra-
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Tabak hinein. Der Zentner Tabaksblaͤtter gilt 6, 7.
auch 8. Gulden. Fremde Handelsleute kaufen ihn in
der Stadt auf, doch bleibt zuweilen viel Tabak liegen.
Er geht gewoͤhnlich auf dem Rhein nach Coͤlln, doch
wird auch ein Theil davon durch die Franzoſen aufgekauft.
In der Stadt ſelber ſind zwei Tabaksfabriken, wovon
beſonders die Menzeriſche ſtarken Abſatz hat. Sie ma-
chen hier Rauch- und Schnupftabak.
Noch eine ſehr betraͤchtliche Pflanzung um Speier
herum iſt der Krapp. Hier iſt es, wo dieſer Bau an-
gefangen hat. Von Speier aus iſt die Pflanzung in
der Pfalz in alle Rheiniſche Gegenden, und auch in
die Marggrafſchaft Baaden verbreitet worden. Herr
Pfannenſchmid, der jetzt ein wuͤrdiges Mitglied des
Senats iſt, iſt der Urheber, und hat ſich dadurch ein
groſſes Vermoͤgen erworben. Ich hatte das Vergnuͤgen,
dieſen verdienten Mann auf dem Rathhauſe zu ſprechen,
weil er aber eben in der Seſſion beſchaͤftigt war, konnte
ich ſeinen Umgang nicht lange genieſſen. Er hat uns
hieher, nach Carlsruhe und Durlach ſehr viele Pflan-
zen geliefert, und dieſe haben eine unzaͤhlbare Nachkom-
menſchaft erhalten. Die allererſten Pflanzen hatte er
ſelber aus dem Elſaß bekommen. Es iſt aber keinem Zwei-
fel unterworfen, daß ſchon die Vorfahren dieſe Pflanze
gekannt haben. Sie war ſchon vor dem ungluͤcklichen
Brande hier. Nach der Einaͤſcherung verlor ſich die
Kenntnis davon. Man hatte mit der Wiederaufbauung
der Stadt zu thun, und lies die Kultur des Krapps
fahren. Daher war es den Enkeln eine ganz fremde
Pflanze, und eine neue Entdeckung. Herr Senator
Pfannenſchmid fand ſie wild wachſen, an einem Gra-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/344>, abgerufen am 24.11.2024.
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