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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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ben vor der Stadt, und als er sie ausstechen lies, fand
man greulich grosse Wurzeln; einige waren so lang, als
ein Mannsarm. Vor dem Brande hatte die Gärtner-
zunft das Monopolium mit dem Krapp, aber jetzt nicht
mehr. Wer Krapp pflanzen will, kan ihn bauen.
Das Feld ist hier vorzüglich gut dazu, daher geht er nach
der Schweiz, nach Sächsen, und wird auch auf dem
Rhein versührt. Man hat hier drei Krappmühlen
erbaut. Drei Gulden gilt der Zentner von rohen Wur-
zeln, aber 30. und 32. Gulden, wenn er gemahlen wor-
den ist. Er bleibt zwei Jahre im Boden, muß aber
auch hier im Anfange wohl gedüngt werden. Man un-
terscheidet hier die Röthe, und den eigentlichen Krapp.
Ich habe sie nicht nebeneinander gesehen, vermuthlich
sind es blos Spielarten, die aus der Kultur entstanden
sind. Wenigstens ist die gemeine Röthe schlechter, man
muß zu einerlei Zweck mehr Röthe haben als Krapp.

Die Leute bepflanzen auch grosse Felder mit Welsch-
korn
oder türkischem Weizen. Man braucht es zur
Mastung der Schweine und des Geflügels. Viele Dör-
fer, bei welchen es nicht fortkommt, holen es in Speier.
Als vor einigen Jahren Theurung in diesen Gegenden
war, ward sehr viel davon nach dem Würtenbergischen
geführt. Die Stadt hatte ihre Magazine schon ange-
füllt, und war ausser Gefahr. Die Leute machten da-
mals Gries aus dem Welschkorn, und kochten es mit
Milch zu einem Brei.

Auf den Aeckern bauen sie Klee, den rothen, den
weissen und andre Gattungen. Man füttert ihn frisch
dem Vieh, und mäht ihn meistens zweimal; man dörrt
ihn aber auch, und macht Heu daraus.

Vom
U 2

ben vor der Stadt, und als er ſie ausſtechen lies, fand
man greulich groſſe Wurzeln; einige waren ſo lang, als
ein Mannsarm. Vor dem Brande hatte die Gaͤrtner-
zunft das Monopolium mit dem Krapp, aber jetzt nicht
mehr. Wer Krapp pflanzen will, kan ihn bauen.
Das Feld iſt hier vorzuͤglich gut dazu, daher geht er nach
der Schweiz, nach Saͤchſen, und wird auch auf dem
Rhein verſuͤhrt. Man hat hier drei Krappmuͤhlen
erbaut. Drei Gulden gilt der Zentner von rohen Wur-
zeln, aber 30. und 32. Gulden, wenn er gemahlen wor-
den iſt. Er bleibt zwei Jahre im Boden, muß aber
auch hier im Anfange wohl geduͤngt werden. Man un-
terſcheidet hier die Roͤthe, und den eigentlichen Krapp.
Ich habe ſie nicht nebeneinander geſehen, vermuthlich
ſind es blos Spielarten, die aus der Kultur entſtanden
ſind. Wenigſtens iſt die gemeine Roͤthe ſchlechter, man
muß zu einerlei Zweck mehr Roͤthe haben als Krapp.

Die Leute bepflanzen auch groſſe Felder mit Welſch-
korn
oder tuͤrkiſchem Weizen. Man braucht es zur
Maſtung der Schweine und des Gefluͤgels. Viele Doͤr-
fer, bei welchen es nicht fortkommt, holen es in Speier.
Als vor einigen Jahren Theurung in dieſen Gegenden
war, ward ſehr viel davon nach dem Wuͤrtenbergiſchen
gefuͤhrt. Die Stadt hatte ihre Magazine ſchon ange-
fuͤllt, und war auſſer Gefahr. Die Leute machten da-
mals Gries aus dem Welſchkorn, und kochten es mit
Milch zu einem Brei.

Auf den Aeckern bauen ſie Klee, den rothen, den
weiſſen und andre Gattungen. Man fuͤttert ihn friſch
dem Vieh, und maͤht ihn meiſtens zweimal; man doͤrrt
ihn aber auch, und macht Heu daraus.

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[307/0345] ben vor der Stadt, und als er ſie ausſtechen lies, fand man greulich groſſe Wurzeln; einige waren ſo lang, als ein Mannsarm. Vor dem Brande hatte die Gaͤrtner- zunft das Monopolium mit dem Krapp, aber jetzt nicht mehr. Wer Krapp pflanzen will, kan ihn bauen. Das Feld iſt hier vorzuͤglich gut dazu, daher geht er nach der Schweiz, nach Saͤchſen, und wird auch auf dem Rhein verſuͤhrt. Man hat hier drei Krappmuͤhlen erbaut. Drei Gulden gilt der Zentner von rohen Wur- zeln, aber 30. und 32. Gulden, wenn er gemahlen wor- den iſt. Er bleibt zwei Jahre im Boden, muß aber auch hier im Anfange wohl geduͤngt werden. Man un- terſcheidet hier die Roͤthe, und den eigentlichen Krapp. Ich habe ſie nicht nebeneinander geſehen, vermuthlich ſind es blos Spielarten, die aus der Kultur entſtanden ſind. Wenigſtens iſt die gemeine Roͤthe ſchlechter, man muß zu einerlei Zweck mehr Roͤthe haben als Krapp. Die Leute bepflanzen auch groſſe Felder mit Welſch- korn oder tuͤrkiſchem Weizen. Man braucht es zur Maſtung der Schweine und des Gefluͤgels. Viele Doͤr- fer, bei welchen es nicht fortkommt, holen es in Speier. Als vor einigen Jahren Theurung in dieſen Gegenden war, ward ſehr viel davon nach dem Wuͤrtenbergiſchen gefuͤhrt. Die Stadt hatte ihre Magazine ſchon ange- fuͤllt, und war auſſer Gefahr. Die Leute machten da- mals Gries aus dem Welſchkorn, und kochten es mit Milch zu einem Brei. Auf den Aeckern bauen ſie Klee, den rothen, den weiſſen und andre Gattungen. Man fuͤttert ihn friſch dem Vieh, und maͤht ihn meiſtens zweimal; man doͤrrt ihn aber auch, und macht Heu daraus. Vom U 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/345>, abgerufen am 08.05.2024.