messer am Domspeicher. Doch ist die Menge des Ge- treides, das die Geistlichkeit in der Stadt verkauft, noch unbedeutend gegen das, was ausserhalb der Stadt ver- kauft wird. Sehen Sie nun in diesen Umständen einen sehr natürlichen Grund, warum die Bürger in Speier so wenig Weizen und Roggen bauen, und ihre Felder zu andern Früchten und Gewächsen verwenden können.
Auch Gerste wird hier gebaut. Die Wintergerste malzt nicht so gut als die andre, daher braucht man sie, um Brod daraus zu backen. Die Sommergerste hin- gegen wird zum Bierbrauen verwendet.
Wenn der Acker schon zwei Jahre nacheinander ge- tragen hat, so wird im dritten noch Haber hineingesäet, und erst alsdann wird der Acker wieder gedüngt.
Linsen und Erbsen pflanzt man hier fast gar nicht. Einige wenige Bürger bauen Erbsen, aber diese und die Linsen kommen von Hochstädt bei Landau, und aus andern Dörfern in jener Gegend.
Nachdem der Spelz, das Korn und die Gerste von den Aeckern abgeerndtet worden sind, säet man noch Rü- ben in das Stoppelfeld. Es sind lauter weisse Rüben. Man braucht sie im Winter um das Vieh damit zu füt- tern, und viele davon werden für Menschen gekocht. In den Löchern im Boden kan man sie bis Fastnachten und oft noch länger erhalten. Sie gerathen immer so wohl, daß mancher Bürger zwanzig und mehrere Löcher voll Rüben hat.
Gemeiner Tabak wird sehr stark gepflanzt. Wenn die Felder eben frisch gedüngt worden sind, so wären sie zu fett, um Spelz zu tragen; deswegen setzt man zuerst
Tabak
Zweiter Theil. U
meſſer am Domſpeicher. Doch iſt die Menge des Ge- treides, das die Geiſtlichkeit in der Stadt verkauft, noch unbedeutend gegen das, was auſſerhalb der Stadt ver- kauft wird. Sehen Sie nun in dieſen Umſtaͤnden einen ſehr natuͤrlichen Grund, warum die Buͤrger in Speier ſo wenig Weizen und Roggen bauen, und ihre Felder zu andern Fruͤchten und Gewaͤchſen verwenden koͤnnen.
Auch Gerſte wird hier gebaut. Die Wintergerſte malzt nicht ſo gut als die andre, daher braucht man ſie, um Brod daraus zu backen. Die Sommergerſte hin- gegen wird zum Bierbrauen verwendet.
Wenn der Acker ſchon zwei Jahre nacheinander ge- tragen hat, ſo wird im dritten noch Haber hineingeſaͤet, und erſt alsdann wird der Acker wieder geduͤngt.
Linſen und Erbſen pflanzt man hier faſt gar nicht. Einige wenige Buͤrger bauen Erbſen, aber dieſe und die Linſen kommen von Hochſtaͤdt bei Landau, und aus andern Doͤrfern in jener Gegend.
Nachdem der Spelz, das Korn und die Gerſte von den Aeckern abgeerndtet worden ſind, ſaͤet man noch Ruͤ- ben in das Stoppelfeld. Es ſind lauter weiſſe Ruͤben. Man braucht ſie im Winter um das Vieh damit zu fuͤt- tern, und viele davon werden fuͤr Menſchen gekocht. In den Loͤchern im Boden kan man ſie bis Faſtnachten und oft noch laͤnger erhalten. Sie gerathen immer ſo wohl, daß mancher Buͤrger zwanzig und mehrere Loͤcher voll Ruͤben hat.
Gemeiner Tabak wird ſehr ſtark gepflanzt. Wenn die Felder eben friſch geduͤngt worden ſind, ſo waͤren ſie zu fett, um Spelz zu tragen; deswegen ſetzt man zuerſt
Tabak
Zweiter Theil. U
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meſſer am Domſpeicher. Doch iſt die Menge des Ge-
treides, das die Geiſtlichkeit in der Stadt verkauft, noch
unbedeutend gegen das, was auſſerhalb der Stadt ver-
kauft wird. Sehen Sie nun in dieſen Umſtaͤnden einen
ſehr natuͤrlichen Grund, warum die Buͤrger in Speier
ſo wenig Weizen und Roggen bauen, und ihre Felder zu
andern Fruͤchten und Gewaͤchſen verwenden koͤnnen.
Auch Gerſte wird hier gebaut. Die Wintergerſte
malzt nicht ſo gut als die andre, daher braucht man ſie,
um Brod daraus zu backen. Die Sommergerſte hin-
gegen wird zum Bierbrauen verwendet.
Wenn der Acker ſchon zwei Jahre nacheinander ge-
tragen hat, ſo wird im dritten noch Haber hineingeſaͤet,
und erſt alsdann wird der Acker wieder geduͤngt.
Linſen und Erbſen pflanzt man hier faſt gar nicht.
Einige wenige Buͤrger bauen Erbſen, aber dieſe und
die Linſen kommen von Hochſtaͤdt bei Landau, und
aus andern Doͤrfern in jener Gegend.
Nachdem der Spelz, das Korn und die Gerſte von
den Aeckern abgeerndtet worden ſind, ſaͤet man noch Ruͤ-
ben in das Stoppelfeld. Es ſind lauter weiſſe Ruͤben.
Man braucht ſie im Winter um das Vieh damit zu fuͤt-
tern, und viele davon werden fuͤr Menſchen gekocht. In
den Loͤchern im Boden kan man ſie bis Faſtnachten und
oft noch laͤnger erhalten. Sie gerathen immer ſo wohl,
daß mancher Buͤrger zwanzig und mehrere Loͤcher voll
Ruͤben hat.
Gemeiner Tabak wird ſehr ſtark gepflanzt. Wenn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/343>, abgerufen am 24.11.2024.
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