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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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man zum Bauen und Pflastern nichts als Sandsteine
hat, gerne theuer bezahlen würde. Auch die Nagold
selber läuft zuweilen gewaltig an, wie man an den hohen
Brücken sieht, die überall, weil sie viele Krümmungen
macht, über sie gebaut sind, und dem Reisenden fast lä-
cherlich vorkommen, wenn er zu einer Zeit darüber reiset,
wo nur ein kleines Wasser unten vorbeifließt. Ausser-
dem, daß die Nagold zum Wässern sehr gut ist, gehen
auch beständig Holzflöße auf ihr nach Pforzheim. Man
hört beständig die Axt des Holzmachers in den Tannen-
wäldern schallen, und die schönsten Bäume stürzen mit
ihren breiten Aesten um.

Calw an sich ist eine kleine, aber freilich eine alte
Stadt. Die meisten Häuser sind von Holz, schlecht,
und eng in einander hineingehängt. Die Stadt ist auf
der einen Seite an einen Berg gebaut, in der Mitte läuft
die Nagold durch, und, wenn man auf der Brücke
steht, so hat man schöne Aussichten. Alle Strassen sind
gepflastert, aber freilich sind die wenigsten gerade und
eben. Der Handel, einige Fabriken, und sonderlich das
Flößen des Holzes hat viele Leute reich gemacht. Die
Calwer Kompagnien sind bekannt. Doch nun nimmt
der Luxus auch hier überhand. Noch vor 30. Jahren
wuste man in Calw kaum, was eine Kutsche ist. Selbst
die reichsten Frauenzimmer waren gewohnt, scharf über
die Berge weg zu reiten, aber nun lernen sie das nicht
mehr.

Gleich vor Calw aussen klettert das Pferd wieder et-
liche tausend Fuß Steinweg hinauf, und auf dem Wege
nach Herreberg hin kommen immer höhere, und zum
Theil auch unfruchtbare Berge. Man reiset auch durch

Wal-

man zum Bauen und Pflaſtern nichts als Sandſteine
hat, gerne theuer bezahlen wuͤrde. Auch die Nagold
ſelber laͤuft zuweilen gewaltig an, wie man an den hohen
Bruͤcken ſieht, die uͤberall, weil ſie viele Kruͤmmungen
macht, uͤber ſie gebaut ſind, und dem Reiſenden faſt laͤ-
cherlich vorkommen, wenn er zu einer Zeit daruͤber reiſet,
wo nur ein kleines Waſſer unten vorbeifließt. Auſſer-
dem, daß die Nagold zum Waͤſſern ſehr gut iſt, gehen
auch beſtaͤndig Holzfloͤße auf ihr nach Pforzheim. Man
hoͤrt beſtaͤndig die Axt des Holzmachers in den Tannen-
waͤldern ſchallen, und die ſchoͤnſten Baͤume ſtuͤrzen mit
ihren breiten Aeſten um.

Calw an ſich iſt eine kleine, aber freilich eine alte
Stadt. Die meiſten Haͤuſer ſind von Holz, ſchlecht,
und eng in einander hineingehaͤngt. Die Stadt iſt auf
der einen Seite an einen Berg gebaut, in der Mitte laͤuft
die Nagold durch, und, wenn man auf der Bruͤcke
ſteht, ſo hat man ſchoͤne Ausſichten. Alle Straſſen ſind
gepflaſtert, aber freilich ſind die wenigſten gerade und
eben. Der Handel, einige Fabriken, und ſonderlich das
Floͤßen des Holzes hat viele Leute reich gemacht. Die
Calwer Kompagnien ſind bekannt. Doch nun nimmt
der Luxus auch hier uͤberhand. Noch vor 30. Jahren
wuſte man in Calw kaum, was eine Kutſche iſt. Selbſt
die reichſten Frauenzimmer waren gewohnt, ſcharf uͤber
die Berge weg zu reiten, aber nun lernen ſie das nicht
mehr.

Gleich vor Calw auſſen klettert das Pferd wieder et-
liche tauſend Fuß Steinweg hinauf, und auf dem Wege
nach Herreberg hin kommen immer hoͤhere, und zum
Theil auch unfruchtbare Berge. Man reiſet auch durch

Wal-
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[250/0288] man zum Bauen und Pflaſtern nichts als Sandſteine hat, gerne theuer bezahlen wuͤrde. Auch die Nagold ſelber laͤuft zuweilen gewaltig an, wie man an den hohen Bruͤcken ſieht, die uͤberall, weil ſie viele Kruͤmmungen macht, uͤber ſie gebaut ſind, und dem Reiſenden faſt laͤ- cherlich vorkommen, wenn er zu einer Zeit daruͤber reiſet, wo nur ein kleines Waſſer unten vorbeifließt. Auſſer- dem, daß die Nagold zum Waͤſſern ſehr gut iſt, gehen auch beſtaͤndig Holzfloͤße auf ihr nach Pforzheim. Man hoͤrt beſtaͤndig die Axt des Holzmachers in den Tannen- waͤldern ſchallen, und die ſchoͤnſten Baͤume ſtuͤrzen mit ihren breiten Aeſten um. Calw an ſich iſt eine kleine, aber freilich eine alte Stadt. Die meiſten Haͤuſer ſind von Holz, ſchlecht, und eng in einander hineingehaͤngt. Die Stadt iſt auf der einen Seite an einen Berg gebaut, in der Mitte laͤuft die Nagold durch, und, wenn man auf der Bruͤcke ſteht, ſo hat man ſchoͤne Ausſichten. Alle Straſſen ſind gepflaſtert, aber freilich ſind die wenigſten gerade und eben. Der Handel, einige Fabriken, und ſonderlich das Floͤßen des Holzes hat viele Leute reich gemacht. Die Calwer Kompagnien ſind bekannt. Doch nun nimmt der Luxus auch hier uͤberhand. Noch vor 30. Jahren wuſte man in Calw kaum, was eine Kutſche iſt. Selbſt die reichſten Frauenzimmer waren gewohnt, ſcharf uͤber die Berge weg zu reiten, aber nun lernen ſie das nicht mehr. Gleich vor Calw auſſen klettert das Pferd wieder et- liche tauſend Fuß Steinweg hinauf, und auf dem Wege nach Herreberg hin kommen immer hoͤhere, und zum Theil auch unfruchtbare Berge. Man reiſet auch durch Wal-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/288>, abgerufen am 29.11.2024.