durch die kühnsten niedlichsten Tänze, durch die harmo- nischsten Konfusionen, wenn 60 -- 70. Tänzer auf dem Schauplatz erscheinen, bald alle, bald einer, bald zwei tanzen, und sich jeder versteht, keiner den andern ver- wirrt, alles nach dem abgemessensten Takt geht, wenn oft eine Tänzerin mit speiendem Feuer unter ihnen herum- schwärmt, und kein fliegendes, kein schleppendes Kleid, kein Stück der Dekoration versehrt wird. -- Man sollte es kaum glauben, daß das alles, was man da sieht, Men- schen möglich sei. Der Schauplatz soll unten in eine un- geheure Tiefe mit unendlichen Kosten ausgegraben wor- den seyn, um die Balanciers, die Maschinen und das Räderwerk, wodurch alle Dekorationen verändert werden, anzubringen. Im Augenblick ist alles weg, nach den Seiten, nach oben, oder nach unten, und doch stetig, langsam, feierlich, majestätisch; -- -- freilich der Qualm der Lichter, die Ausdünstungen so vieler zusam- mengedrängter Menschen, der Staub, der von den Tänzern etc. aufsteigt, das unaufhörliche Klatschen vom ganzen Auditorium, und die Musik, -- dritte- halbe Stunden lang, -- nehmen den Kopf zuletzt doch ein. Lustig ist's auch zu hören, wie alle Augen- blicke das, Tres joliment fait; Ah, par Dieu, sacre Dieu, quelle danse! ah, charmant, il faut encourager! -- Ha, il revient; Elle danse comme un ange! von allen Seiten her tönt. -- Man kann dies Schauspiel alle Sonntag, Dienstag, und Freitag, in Paris haben.
Bemer-
durch die kuͤhnſten niedlichſten Taͤnze, durch die harmo- niſchſten Konfuſionen, wenn 60 — 70. Taͤnzer auf dem Schauplatz erſcheinen, bald alle, bald einer, bald zwei tanzen, und ſich jeder verſteht, keiner den andern ver- wirrt, alles nach dem abgemeſſenſten Takt geht, wenn oft eine Taͤnzerin mit ſpeiendem Feuer unter ihnen herum- ſchwaͤrmt, und kein fliegendes, kein ſchleppendes Kleid, kein Stuͤck der Dekoration verſehrt wird. — Man ſollte es kaum glauben, daß das alles, was man da ſieht, Men- ſchen moͤglich ſei. Der Schauplatz ſoll unten in eine un- geheure Tiefe mit unendlichen Koſten ausgegraben wor- den ſeyn, um die Balanciers, die Maſchinen und das Raͤderwerk, wodurch alle Dekorationen veraͤndert werden, anzubringen. Im Augenblick iſt alles weg, nach den Seiten, nach oben, oder nach unten, und doch ſtetig, langſam, feierlich, majeſtaͤtiſch; — — freilich der Qualm der Lichter, die Ausduͤnſtungen ſo vieler zuſam- mengedraͤngter Menſchen, der Staub, der von den Taͤnzern ꝛc. aufſteigt, das unaufhoͤrliche Klatſchen vom ganzen Auditorium, und die Muſik, — dritte- halbe Stunden lang, — nehmen den Kopf zuletzt doch ein. Luſtig iſt’s auch zu hoͤren, wie alle Augen- blicke das, Très joliment fait; Ah, par Dieu, ſacre Dieu, quelle danſe! ah, charmant, il faut encourager! — Ha, il revient; Elle danſe comme un ange! von allen Seiten her toͤnt. — Man kann dies Schauſpiel alle Sonntag, Dienſtag, und Freitag, in Paris haben.
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durch die kuͤhnſten niedlichſten Taͤnze, durch die harmo-
niſchſten Konfuſionen, wenn 60 — 70. Taͤnzer auf dem
Schauplatz erſcheinen, bald alle, bald einer, bald zwei
tanzen, und ſich jeder verſteht, keiner den andern ver-
wirrt, alles nach dem abgemeſſenſten Takt geht, wenn oft
eine Taͤnzerin mit ſpeiendem Feuer unter ihnen herum-
ſchwaͤrmt, und kein fliegendes, kein ſchleppendes Kleid,
kein Stuͤck der Dekoration verſehrt wird. — Man ſollte
es kaum glauben, daß das alles, was man da ſieht, Men-
ſchen moͤglich ſei. Der Schauplatz ſoll unten in eine un-
geheure Tiefe mit unendlichen Koſten ausgegraben wor-
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Raͤderwerk, wodurch alle Dekorationen veraͤndert werden,
anzubringen. Im Augenblick iſt alles weg, nach den
Seiten, nach oben, oder nach unten, und doch ſtetig,
langſam, feierlich, majeſtaͤtiſch; — — freilich der
Qualm der Lichter, die Ausduͤnſtungen ſo vieler zuſam-
mengedraͤngter Menſchen, der Staub, der von den
Taͤnzern ꝛc. aufſteigt, das unaufhoͤrliche Klatſchen
vom ganzen Auditorium, und die Muſik, — dritte-
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doch ein. Luſtig iſt’s auch zu hoͤren, wie alle Augen-
blicke das, Très joliment fait; Ah, par Dieu,
ſacre Dieu, quelle danſe! ah, charmant, il faut
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/96>, abgerufen am 25.11.2024.
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