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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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burg aus Addressen an Letztere; bei ihnen ward Hopens
Kabinet bestellt: und endlich bei Hrn. Treuer -- der
vom Haag hierher gekommen war etc. Um halb 1. Uhr
ging ich an die

Börse -- da lernt man Amsterdam, seine Grös-
se, seine unbeschreiblich vielen Kaufleute recht kennen,
Sie ist ein grosser viereckichter Platz unter freiem Him-
mel, mit einer Gallerie und 50. Pfeilern eingeschlossen.
Der mittlere Platz ist mit aufrechtstehenden Backsteinen
gepflastert, und wird aufs reinlichste geputzt. Oben ist
auf der einen Seite ein Platz zu Boutiquen, und der
Fechtboden. Um halb 2. Uhr - 2. Uhr ist die Versamm-
lung gewöhnlich am stärksten. Die ganze Gallerie und
der ganze freie Platz in der Mitte ist alsdann so voll, daß
man sich durchdrängen muß. An einigen Pfeilern ste-
hen Privatnamen, an andern ganze Länder, als Schwe-
den, Frankreich, Engelland, Venedig
etc. ange-
schrieben. An allen sind die Nummern, und wenn ich
die Nummer weis, hinter der mein Kaufmann steht,
kan ich ihn unter den vielen Tausenden gleich finden.
Sieht man oben vom Fechtboden herab, so rauschts un-
ten, wie Wasserbrausen. Es ist in der That ein präch-
tiger Anblick, den geschäftigen Ameisenhaufen in vielen
tausend tausend Kreisen unter einander laufen zu sehen.
Alle Nationen, alle Physiognomien, alle Formen von
Perücken, Schnitte von Kleidern u. s. w. kommen da zu-
sammen. Je nachdem den Tag nachher eine Post ab-
geht, je nachdem wird heute besonders auf Engelland
oder Frankreich gehandelt. Das ist so ausgetheilt auf
alle Tage in der Woche.

Das Stadthaus. -- Eins der grösten, und
weils hier in Amsterdam steht, bewundernswürdigsten

Gebäude

burg aus Addreſſen an Letztere; bei ihnen ward Hopens
Kabinet beſtellt: und endlich bei Hrn. Treuer — der
vom Haag hierher gekommen war ꝛc. Um halb 1. Uhr
ging ich an die

Boͤrſe — da lernt man Amſterdam, ſeine Groͤſ-
ſe, ſeine unbeſchreiblich vielen Kaufleute recht kennen,
Sie iſt ein groſſer viereckichter Platz unter freiem Him-
mel, mit einer Gallerie und 50. Pfeilern eingeſchloſſen.
Der mittlere Platz iſt mit aufrechtſtehenden Backſteinen
gepflaſtert, und wird aufs reinlichſte geputzt. Oben iſt
auf der einen Seite ein Platz zu Boutiquen, und der
Fechtboden. Um halb 2. Uhr ‒ 2. Uhr iſt die Verſamm-
lung gewoͤhnlich am ſtaͤrkſten. Die ganze Gallerie und
der ganze freie Platz in der Mitte iſt alsdann ſo voll, daß
man ſich durchdraͤngen muß. An einigen Pfeilern ſte-
hen Privatnamen, an andern ganze Laͤnder, als Schwe-
den, Frankreich, Engelland, Venedig
ꝛc. ange-
ſchrieben. An allen ſind die Nummern, und wenn ich
die Nummer weis, hinter der mein Kaufmann ſteht,
kan ich ihn unter den vielen Tauſenden gleich finden.
Sieht man oben vom Fechtboden herab, ſo rauſchts un-
ten, wie Waſſerbrauſen. Es iſt in der That ein praͤch-
tiger Anblick, den geſchaͤftigen Ameiſenhaufen in vielen
tauſend tauſend Kreiſen unter einander laufen zu ſehen.
Alle Nationen, alle Phyſiognomien, alle Formen von
Peruͤcken, Schnitte von Kleidern u. ſ. w. kommen da zu-
ſammen. Je nachdem den Tag nachher eine Poſt ab-
geht, je nachdem wird heute beſonders auf Engelland
oder Frankreich gehandelt. Das iſt ſo ausgetheilt auf
alle Tage in der Woche.

Das Stadthaus. — Eins der groͤſten, und
weils hier in Amſterdam ſteht, bewundernswuͤrdigſten

Gebaͤude
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[557/0581] burg aus Addreſſen an Letztere; bei ihnen ward Hopens Kabinet beſtellt: und endlich bei Hrn. Treuer — der vom Haag hierher gekommen war ꝛc. Um halb 1. Uhr ging ich an die Boͤrſe — da lernt man Amſterdam, ſeine Groͤſ- ſe, ſeine unbeſchreiblich vielen Kaufleute recht kennen, Sie iſt ein groſſer viereckichter Platz unter freiem Him- mel, mit einer Gallerie und 50. Pfeilern eingeſchloſſen. Der mittlere Platz iſt mit aufrechtſtehenden Backſteinen gepflaſtert, und wird aufs reinlichſte geputzt. Oben iſt auf der einen Seite ein Platz zu Boutiquen, und der Fechtboden. Um halb 2. Uhr ‒ 2. Uhr iſt die Verſamm- lung gewoͤhnlich am ſtaͤrkſten. Die ganze Gallerie und der ganze freie Platz in der Mitte iſt alsdann ſo voll, daß man ſich durchdraͤngen muß. An einigen Pfeilern ſte- hen Privatnamen, an andern ganze Laͤnder, als Schwe- den, Frankreich, Engelland, Venedig ꝛc. ange- ſchrieben. An allen ſind die Nummern, und wenn ich die Nummer weis, hinter der mein Kaufmann ſteht, kan ich ihn unter den vielen Tauſenden gleich finden. Sieht man oben vom Fechtboden herab, ſo rauſchts un- ten, wie Waſſerbrauſen. Es iſt in der That ein praͤch- tiger Anblick, den geſchaͤftigen Ameiſenhaufen in vielen tauſend tauſend Kreiſen unter einander laufen zu ſehen. Alle Nationen, alle Phyſiognomien, alle Formen von Peruͤcken, Schnitte von Kleidern u. ſ. w. kommen da zu- ſammen. Je nachdem den Tag nachher eine Poſt ab- geht, je nachdem wird heute beſonders auf Engelland oder Frankreich gehandelt. Das iſt ſo ausgetheilt auf alle Tage in der Woche. Das Stadthaus. — Eins der groͤſten, und weils hier in Amſterdam ſteht, bewundernswuͤrdigſten Gebaͤude

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/581>, abgerufen am 24.11.2024.