kostet nicht mehr, als 15. Stüber. Glückliches Land, das seinen Bürgern Freiheit und leichte Ernährung schen- ken kan! Eine Slee fährt nach der andern hin. Es ist gleich geschehen. Zuletzt kamen auch die Well Edeln Groot Achtbaaren en Wellgelaarten Heeren Heeren in ihren alten breiten Perucken herab, und er- hol en sich nach Hause.
Die Stadt hält 1800. Mann Stadtsoldaten, und bezahlt sie sehr wohl. Ihre Offiziere haben gute Tage und dürfen keine Wachen thun. Die Uniform ist blau und weis mit rothen Ausschlägen. Einige haben grosse Bärenkappen. Ihre Frauen, oder andre Weibspersonen sitzen bei ihnen auf der Wache und trinken Thee mit ih- nen. Da sieht man gewis, ausser denen auf dem Po- sten, keinen, der nicht die Pfeife im Maul hat *).
Den 11ten Aug.
Heute macht' ich Besuche bei den Herren Städel und Rühle; bei Mr. Trouillart -- einem sehr ge- fälligen Manne; bei M. H. Zwartenhof, der mir van der Moelens Kabinet sehen zu lassen versprach; bei Mrs. La Coudreu.Coudere. Ich hatte von Ham-
burg
*) Sie sind in 12. Regimenter, jedes zu 12. Komp. ab- getheilt. Ihr Aufzug ist mehr komisch als kriege- risch. Kleine und grosse, dicke und magere, krumme und grade, alte und junge marschiren gar bunt unter- einander. Jeder hat einen Rock von anderer Far- be und von anderm Schnitte: doch tragen alle ei- ne orangenfarbene Kokarde auf dem Hute. Herausgeber.
koſtet nicht mehr, als 15. Stuͤber. Gluͤckliches Land, das ſeinen Buͤrgern Freiheit und leichte Ernaͤhrung ſchen- ken kan! Eine Slee faͤhrt nach der andern hin. Es iſt gleich geſchehen. Zuletzt kamen auch die Well Edeln Groot Achtbaaren en Wellgelaarten Heeren Heeren in ihren alten breiten Perucken herab, und er- hol en ſich nach Hauſe.
Die Stadt haͤlt 1800. Mann Stadtſoldaten, und bezahlt ſie ſehr wohl. Ihre Offiziere haben gute Tage und duͤrfen keine Wachen thun. Die Uniform iſt blau und weis mit rothen Auſſchlaͤgen. Einige haben groſſe Baͤrenkappen. Ihre Frauen, oder andre Weibsperſonen ſitzen bei ihnen auf der Wache und trinken Thee mit ih- nen. Da ſieht man gewis, auſſer denen auf dem Po- ſten, keinen, der nicht die Pfeife im Maul hat *).
Den 11ten Aug.
Heute macht’ ich Beſuche bei den Herren Staͤdel und Ruͤhle; bei Mr. Trouillart — einem ſehr ge- faͤlligen Manne; bei M. H. Zwartenhof, der mir van der Moelens Kabinet ſehen zu laſſen verſprach; bei Mrs. La Coudreu.Coudere. Ich hatte von Ham-
burg
*) Sie ſind in 12. Regimenter, jedes zu 12. Komp. ab- getheilt. Ihr Aufzug iſt mehr komiſch als kriege- riſch. Kleine und groſſe, dicke und magere, krumme und grade, alte und junge marſchiren gar bunt unter- einander. Jeder hat einen Rock von anderer Far- be und von anderm Schnitte: doch tragen alle ei- ne orangenfarbene Kokarde auf dem Hute. Herausgeber.
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koſtet nicht mehr, als 15. Stuͤber. Gluͤckliches Land,
das ſeinen Buͤrgern Freiheit und leichte Ernaͤhrung ſchen-
ken kan! Eine Slee faͤhrt nach der andern hin. Es iſt
gleich geſchehen. Zuletzt kamen auch die Well Edeln
Groot Achtbaaren en Wellgelaarten Heeren
Heeren in ihren alten breiten Perucken herab, und er-
hol en ſich nach Hauſe.
Die Stadt haͤlt 1800. Mann Stadtſoldaten, und
bezahlt ſie ſehr wohl. Ihre Offiziere haben gute Tage
und duͤrfen keine Wachen thun. Die Uniform iſt blau
und weis mit rothen Auſſchlaͤgen. Einige haben groſſe
Baͤrenkappen. Ihre Frauen, oder andre Weibsperſonen
ſitzen bei ihnen auf der Wache und trinken Thee mit ih-
nen. Da ſieht man gewis, auſſer denen auf dem Po-
ſten, keinen, der nicht die Pfeife im Maul hat *).
Den 11ten Aug.
Heute macht’ ich Beſuche bei den Herren Staͤdel
und Ruͤhle; bei Mr. Trouillart — einem ſehr ge-
faͤlligen Manne; bei M. H. Zwartenhof, der mir
van der Moelens Kabinet ſehen zu laſſen verſprach;
bei Mrs. La Coudre u. Coudere. Ich hatte von Ham-
burg
*) Sie ſind in 12. Regimenter, jedes zu 12. Komp. ab-
getheilt. Ihr Aufzug iſt mehr komiſch als kriege-
riſch. Kleine und groſſe, dicke und magere, krumme
und grade, alte und junge marſchiren gar bunt unter-
einander. Jeder hat einen Rock von anderer Far-
be und von anderm Schnitte: doch tragen alle ei-
ne orangenfarbene Kokarde auf dem Hute.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/580>, abgerufen am 24.11.2024.
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