Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

sätzen verschieden waren; er versprach mir aber doch, mir
nach 12. Uhr die Universitäts-Bibliothek, deren Aufse-
her er ist, zu zeigen. In Engelland, meinte er, schätzt
man die Doct. Diplom. von Leyden mehr, als die
von Oxford und Cambridge. Daher kommen viele
junge englische Aerzte von ihren Universitäten noch hierher,
und promoviren hier: das trägt viel ein. Die Vorlesun-
gen werden alle lateinisch gehalten.

Hrn. Allemand, Prof. der Naturlehre, schon ein
Mann bei Jahren, phlegmatisch, wie alle holländische
Gelehrte, todt, und stille. Die Buffonschen Kupfer
hatte er in seinem Visitenzimmer an der Wand herum
angeheftet. -- Er versprach mir, Nachmittags das Ka-
binet zu zeigen.

Hrn. Dr. u. Prof. Gaubius. Auf ihn und auf
Prof. Hahn von Heidelberg hatte ich mich am meisten
gefreut. Hr. Prof. Hahn war auf dem Lande, aber Hrn.
Gaubius, der auch ein gebohrner Pfälzer ist, fand ich,
und war 2. Stunden lang mit grossem Vergnügen bei
ihm. Er ist wirklich pro Emerito erkkärt, aber doch
noch sehr munter. *) Er besann sich auf Büttnern
und die Beckmanne in Göttingen. Wir sprachen
über Verschiedenes. Die air fixe, sagte er, nenne
man fälschlich so, es sei keine Luft, sondern ein Dampf-
-- Man dürfe nur ol. vitr. den Stahl angreifen lassen,
und das nachher in Dämpfe verwandeln, so könne man
Spaa-Pyrmonter etc. Wasser machen und wiederher-

stellen.
*) Nun aber seit 1781. todt.
Herausgeber.
K k 4

ſaͤtzen verſchieden waren; er verſprach mir aber doch, mir
nach 12. Uhr die Univerſitaͤts-Bibliothek, deren Aufſe-
her er iſt, zu zeigen. In Engelland, meinte er, ſchaͤtzt
man die Doct. Diplom. von Leyden mehr, als die
von Oxford und Cambridge. Daher kommen viele
junge engliſche Aerzte von ihren Univerſitaͤten noch hierher,
und promoviren hier: das traͤgt viel ein. Die Vorleſun-
gen werden alle lateiniſch gehalten.

Hrn. Allemand, Prof. der Naturlehre, ſchon ein
Mann bei Jahren, phlegmatiſch, wie alle hollaͤndiſche
Gelehrte, todt, und ſtille. Die Buffonſchen Kupfer
hatte er in ſeinem Viſitenzimmer an der Wand herum
angeheftet. — Er verſprach mir, Nachmittags das Ka-
binet zu zeigen.

Hrn. Dr. u. Prof. Gaubius. Auf ihn und auf
Prof. Hahn von Heidelberg hatte ich mich am meiſten
gefreut. Hr. Prof. Hahn war auf dem Lande, aber Hrn.
Gaubius, der auch ein gebohrner Pfaͤlzer iſt, fand ich,
und war 2. Stunden lang mit groſſem Vergnuͤgen bei
ihm. Er iſt wirklich pro Emerito erkkaͤrt, aber doch
noch ſehr munter. *) Er beſann ſich auf Buͤttnern
und die Beckmanne in Goͤttingen. Wir ſprachen
uͤber Verſchiedenes. Die air fixe, ſagte er, nenne
man faͤlſchlich ſo, es ſei keine Luft, ſondern ein Dampf-
— Man duͤrfe nur ol. vitr. den Stahl angreifen laſſen,
und das nachher in Daͤmpfe verwandeln, ſo koͤnne man
Spaa-Pyrmonter ꝛc. Waſſer machen und wiederher-

ſtellen.
*) Nun aber ſeit 1781. todt.
Herausgeber.
K k 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0543" n="519"/>
&#x017F;a&#x0364;tzen ver&#x017F;chieden waren; er ver&#x017F;prach mir aber doch, mir<lb/>
nach 12. Uhr die Univer&#x017F;ita&#x0364;ts-Bibliothek, deren Auf&#x017F;e-<lb/>
her er i&#x017F;t, zu zeigen. In <hi rendition="#fr">Engelland,</hi> meinte er, &#x017F;cha&#x0364;tzt<lb/>
man die <hi rendition="#aq">Doct. Diplom.</hi> von <hi rendition="#fr">Leyden</hi> mehr, als die<lb/>
von <hi rendition="#fr">Oxford</hi> und <hi rendition="#fr">Cambridge.</hi> Daher kommen viele<lb/>
junge engli&#x017F;che Aerzte von ihren Univer&#x017F;ita&#x0364;ten noch hierher,<lb/>
und promoviren hier: das tra&#x0364;gt viel ein. Die Vorle&#x017F;un-<lb/>
gen werden alle lateini&#x017F;ch gehalten.</p><lb/>
            <p>Hrn. <hi rendition="#fr">Allemand,</hi> Prof. der Naturlehre, &#x017F;chon ein<lb/>
Mann bei Jahren, phlegmati&#x017F;ch, wie alle holla&#x0364;ndi&#x017F;che<lb/>
Gelehrte, todt, und &#x017F;tille. Die <hi rendition="#fr">Buffon&#x017F;chen</hi> Kupfer<lb/>
hatte er in &#x017F;einem Vi&#x017F;itenzimmer an der Wand herum<lb/>
angeheftet. &#x2014; Er ver&#x017F;prach mir, Nachmittags das Ka-<lb/>
binet zu zeigen.</p><lb/>
            <p>Hrn. Dr. u. Prof. <hi rendition="#fr">Gaubius.</hi> Auf ihn und auf<lb/>
Prof. <hi rendition="#fr">Hahn</hi> von <hi rendition="#fr">Heidelberg</hi> hatte ich mich am mei&#x017F;ten<lb/>
gefreut. Hr. Prof. <hi rendition="#fr">Hahn</hi> war auf dem Lande, aber Hrn.<lb/><hi rendition="#fr">Gaubius,</hi> der auch ein gebohrner Pfa&#x0364;lzer i&#x017F;t, fand ich,<lb/>
und war 2. Stunden lang mit gro&#x017F;&#x017F;em Vergnu&#x0364;gen bei<lb/>
ihm. Er i&#x017F;t wirklich <hi rendition="#aq">pro Emerito</hi> erkka&#x0364;rt, aber doch<lb/>
noch &#x017F;ehr munter. <note place="foot" n="*)">Nun aber &#x017F;eit 1781. todt.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note> Er be&#x017F;ann &#x017F;ich auf <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;ttnern</hi><lb/>
und die <hi rendition="#fr">Beckmanne</hi> in <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttingen.</hi> Wir &#x017F;prachen<lb/>
u&#x0364;ber Ver&#x017F;chiedenes. Die <hi rendition="#aq">air fixe,</hi> &#x017F;agte er, nenne<lb/>
man fa&#x0364;l&#x017F;chlich &#x017F;o, es &#x017F;ei keine Luft, &#x017F;ondern ein Dampf-<lb/>
&#x2014; Man du&#x0364;rfe nur <hi rendition="#aq">ol. vitr.</hi> den Stahl angreifen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und das nachher in Da&#x0364;mpfe verwandeln, &#x017F;o ko&#x0364;nne man<lb/><hi rendition="#fr">Spaa-Pyrmonter</hi> &#xA75B;c. Wa&#x017F;&#x017F;er machen und wiederher-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tellen.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[519/0543] ſaͤtzen verſchieden waren; er verſprach mir aber doch, mir nach 12. Uhr die Univerſitaͤts-Bibliothek, deren Aufſe- her er iſt, zu zeigen. In Engelland, meinte er, ſchaͤtzt man die Doct. Diplom. von Leyden mehr, als die von Oxford und Cambridge. Daher kommen viele junge engliſche Aerzte von ihren Univerſitaͤten noch hierher, und promoviren hier: das traͤgt viel ein. Die Vorleſun- gen werden alle lateiniſch gehalten. Hrn. Allemand, Prof. der Naturlehre, ſchon ein Mann bei Jahren, phlegmatiſch, wie alle hollaͤndiſche Gelehrte, todt, und ſtille. Die Buffonſchen Kupfer hatte er in ſeinem Viſitenzimmer an der Wand herum angeheftet. — Er verſprach mir, Nachmittags das Ka- binet zu zeigen. Hrn. Dr. u. Prof. Gaubius. Auf ihn und auf Prof. Hahn von Heidelberg hatte ich mich am meiſten gefreut. Hr. Prof. Hahn war auf dem Lande, aber Hrn. Gaubius, der auch ein gebohrner Pfaͤlzer iſt, fand ich, und war 2. Stunden lang mit groſſem Vergnuͤgen bei ihm. Er iſt wirklich pro Emerito erkkaͤrt, aber doch noch ſehr munter. *) Er beſann ſich auf Buͤttnern und die Beckmanne in Goͤttingen. Wir ſprachen uͤber Verſchiedenes. Die air fixe, ſagte er, nenne man faͤlſchlich ſo, es ſei keine Luft, ſondern ein Dampf- — Man duͤrfe nur ol. vitr. den Stahl angreifen laſſen, und das nachher in Daͤmpfe verwandeln, ſo koͤnne man Spaa-Pyrmonter ꝛc. Waſſer machen und wiederher- ſtellen. *) Nun aber ſeit 1781. todt. Herausgeber. K k 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/543
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/543>, abgerufen am 10.05.2024.