lem zufrieden zu seyn," wie Paulus. Man findet bei ihm 4. Zimmer, -- davon besonders das zweite ein grosser Saal ist, -- die alle prächtig und voller Male- reien sind. Hier in Antwerpen erhebt man es freilich über das Verhulstsche in Brüssel; ich besitze auch nicht genug Kunstkenntnis, um darüber zu entscheiden. Mir gefielen am besten: 1) Rubens Mutter, von ihm selbst gemahlt. Eine Frau, wenigstens von 80. Jahren, in flam- ländischer Kleidung. Heil dem dankbaren Sohne, der seinen Meisterpinsel ergrif, und die Mutter schilderte, die ihn erzogen, ehe er so gros war! Die rothen Augen, die Falten unten am zahnlosen Munde, die Reste der lebhaf- ten Farbe, die Mutterfreude, die Haare etc.! 2) Chri- stus zu Tische beim Pharisäer. Er sitzt so freund- lich, so liebreich da, und die Frau unten, -- ach so zärt- lich, halbschüchtern! Der Pharisäer läßt Messer und Ga- bel fallen, streckt beide Hände gen Himmel, wie ein Cy- rillus, oder ein andrer abscheulicher Menschenverfolger. 3) Das Paradies. Die ersten Eltern, die Thiere, sonderlich rothe und blaue Papageien auf den grünen Bäumen etc. Thierstücke, Jagden etc. *)
Drauf machte ich einen Besuch bei Hr. Hellin, Bankier ala Place de Mer. Hr. Maldeck in Brüs- sel hatte mir eine Empfehlung an ihn mitgegeben, um holländische Dukaten für französische Louisd'or zu bekom- men. Der Mann sagte mir aber mit vieler Freundlich- keit grade das Gegentheil von dem, was so viele andre
gesagt
*) Schade, daß der Verfasser die Maler dieser Stücke nicht angab! Herausgeber.
lem zufrieden zu ſeyn,“ wie Paulus. Man findet bei ihm 4. Zimmer, — davon beſonders das zweite ein groſſer Saal iſt, — die alle praͤchtig und voller Male- reien ſind. Hier in Antwerpen erhebt man es freilich uͤber das Verhulſtſche in Bruͤſſel; ich beſitze auch nicht genug Kunſtkenntnis, um daruͤber zu entſcheiden. Mir gefielen am beſten: 1) Rubens Mutter, von ihm ſelbſt gemahlt. Eine Frau, wenigſtens von 80. Jahren, in flam- laͤndiſcher Kleidung. Heil dem dankbaren Sohne, der ſeinen Meiſterpinſel ergrif, und die Mutter ſchilderte, die ihn erzogen, ehe er ſo gros war! Die rothen Augen, die Falten unten am zahnloſen Munde, die Reſte der lebhaf- ten Farbe, die Mutterfreude, die Haare ꝛc.! 2) Chri- ſtus zu Tiſche beim Phariſaͤer. Er ſitzt ſo freund- lich, ſo liebreich da, und die Frau unten, — ach ſo zaͤrt- lich, halbſchuͤchtern! Der Phariſaͤer laͤßt Meſſer und Ga- bel fallen, ſtreckt beide Haͤnde gen Himmel, wie ein Cy- rillus, oder ein andrer abſcheulicher Menſchenverfolger. 3) Das Paradies. Die erſten Eltern, die Thiere, ſonderlich rothe und blaue Papageien auf den gruͤnen Baͤumen ꝛc. Thierſtuͤcke, Jagden ꝛc. *)
Drauf machte ich einen Beſuch bei Hr. Hellin, Bankier àla Place de Mer. Hr. Maldeck in Bruͤſ- ſel hatte mir eine Empfehlung an ihn mitgegeben, um hollaͤndiſche Dukaten fuͤr franzoͤſiſche Louisd’or zu bekom- men. Der Mann ſagte mir aber mit vieler Freundlich- keit grade das Gegentheil von dem, was ſo viele andre
geſagt
*) Schade, daß der Verfaſſer die Maler dieſer Stuͤcke nicht angab! Herausgeber.
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lem zufrieden zu ſeyn,“ wie Paulus. Man findet bei
ihm 4. Zimmer, — davon beſonders das zweite ein
groſſer Saal iſt, — die alle praͤchtig und voller Male-
reien ſind. Hier in Antwerpen erhebt man es freilich
uͤber das Verhulſtſche in Bruͤſſel; ich beſitze auch nicht
genug Kunſtkenntnis, um daruͤber zu entſcheiden. Mir
gefielen am beſten: 1) Rubens Mutter, von ihm ſelbſt
gemahlt. Eine Frau, wenigſtens von 80. Jahren, in flam-
laͤndiſcher Kleidung. Heil dem dankbaren Sohne, der
ſeinen Meiſterpinſel ergrif, und die Mutter ſchilderte, die
ihn erzogen, ehe er ſo gros war! Die rothen Augen, die
Falten unten am zahnloſen Munde, die Reſte der lebhaf-
ten Farbe, die Mutterfreude, die Haare ꝛc.! 2) Chri-
ſtus zu Tiſche beim Phariſaͤer. Er ſitzt ſo freund-
lich, ſo liebreich da, und die Frau unten, — ach ſo zaͤrt-
lich, halbſchuͤchtern! Der Phariſaͤer laͤßt Meſſer und Ga-
bel fallen, ſtreckt beide Haͤnde gen Himmel, wie ein Cy-
rillus, oder ein andrer abſcheulicher Menſchenverfolger.
3) Das Paradies. Die erſten Eltern, die Thiere,
ſonderlich rothe und blaue Papageien auf den gruͤnen
Baͤumen ꝛc. Thierſtuͤcke, Jagden ꝛc. *)
Drauf machte ich einen Beſuch bei Hr. Hellin,
Bankier à la Place de Mer. Hr. Maldeck in Bruͤſ-
ſel hatte mir eine Empfehlung an ihn mitgegeben, um
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men. Der Mann ſagte mir aber mit vieler Freundlich-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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