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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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von oben herab eine herrliche Aussicht, auf alle die Reihen
von Maschinen und die lieblichen Gegenden jenseits der
Seine.

Von da konnt' ich auch das Schlöschen St. Ger-
main
sehen, wo König Jakob II. von Engelland resi-
dirte. Oben liegt auch das Dorf Lucienne, wo die be-
kannte Gräfin du Barry ein Schlos mit einem herrli-
chen grossen Garten hat.

Le Chateau de Marly. Dieses kleine Schlos,
dessen Inwendiges man nicht sehen kan, liegt ganz in ei-
ner Tiefe. Die Einfahrt dazu geht einen hohen ganz
gepflasterten Berg hinab. Der Garten an der Seite ist
sehr angenehm, hat Wasser, Bosquets, und längst hin-
ab stehen zu beiden Seiten kleine Häuser, die von den
Ministern, wenn der Hof da ist, bewohnt werden. Es
ist nur eine Chambre, ein Sale a manger, eine
Chambre de Domestiques da.

Den 29sten Jun.

La Chapelle du Roi. Dieses prächtige Gebäu-
de, durch das ich schon einigemahl gegangen war, war
heute, als am Sonntage, ausserordentlich mit Menschen
angefüllt. Ein Buch müste man schreiben, wenn man
die Pracht dieser Kirche beschreiben wollte. Die Schlos-
kirche in Carlsruhe hat das nemliche Dessein, nur daß
die Kanzel hier in der Mitte steht, und unter der Orgel
der hohe Altar ist. Der Fußboden ist aus schwarzen,
rothen und weissen Marmor. Unten im Schiff der Kir-
che stehen gar keine Stühle, zu beiden Seiten sind unten
und oben Altäre und kleine Kapellen. Zwischen der un-

tern

von oben herab eine herrliche Ausſicht, auf alle die Reihen
von Maſchinen und die lieblichen Gegenden jenſeits der
Seine.

Von da konnt’ ich auch das Schloͤschen St. Ger-
main
ſehen, wo Koͤnig Jakob II. von Engelland reſi-
dirte. Oben liegt auch das Dorf Lucienne, wo die be-
kannte Graͤfin du Barry ein Schlos mit einem herrli-
chen groſſen Garten hat.

Le Chateau de Marly. Dieſes kleine Schlos,
deſſen Inwendiges man nicht ſehen kan, liegt ganz in ei-
ner Tiefe. Die Einfahrt dazu geht einen hohen ganz
gepflaſterten Berg hinab. Der Garten an der Seite iſt
ſehr angenehm, hat Waſſer, Bosquets, und laͤngſt hin-
ab ſtehen zu beiden Seiten kleine Haͤuſer, die von den
Miniſtern, wenn der Hof da iſt, bewohnt werden. Es
iſt nur eine Chambre, ein Sale à manger, eine
Chambre de Domeſtiques da.

Den 29ſten Jun.

La Chapelle du Roi. Dieſes praͤchtige Gebaͤu-
de, durch das ich ſchon einigemahl gegangen war, war
heute, als am Sonntage, auſſerordentlich mit Menſchen
angefuͤllt. Ein Buch muͤſte man ſchreiben, wenn man
die Pracht dieſer Kirche beſchreiben wollte. Die Schlos-
kirche in Carlsruhe hat das nemliche Deſſein, nur daß
die Kanzel hier in der Mitte ſteht, und unter der Orgel
der hohe Altar iſt. Der Fußboden iſt aus ſchwarzen,
rothen und weiſſen Marmor. Unten im Schiff der Kir-
che ſtehen gar keine Stuͤhle, zu beiden Seiten ſind unten
und oben Altaͤre und kleine Kapellen. Zwiſchen der un-

tern
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[306/0330] von oben herab eine herrliche Ausſicht, auf alle die Reihen von Maſchinen und die lieblichen Gegenden jenſeits der Seine. Von da konnt’ ich auch das Schloͤschen St. Ger- main ſehen, wo Koͤnig Jakob II. von Engelland reſi- dirte. Oben liegt auch das Dorf Lucienne, wo die be- kannte Graͤfin du Barry ein Schlos mit einem herrli- chen groſſen Garten hat. Le Chateau de Marly. Dieſes kleine Schlos, deſſen Inwendiges man nicht ſehen kan, liegt ganz in ei- ner Tiefe. Die Einfahrt dazu geht einen hohen ganz gepflaſterten Berg hinab. Der Garten an der Seite iſt ſehr angenehm, hat Waſſer, Bosquets, und laͤngſt hin- ab ſtehen zu beiden Seiten kleine Haͤuſer, die von den Miniſtern, wenn der Hof da iſt, bewohnt werden. Es iſt nur eine Chambre, ein Sale à manger, eine Chambre de Domeſtiques da. Den 29ſten Jun. La Chapelle du Roi. Dieſes praͤchtige Gebaͤu- de, durch das ich ſchon einigemahl gegangen war, war heute, als am Sonntage, auſſerordentlich mit Menſchen angefuͤllt. Ein Buch muͤſte man ſchreiben, wenn man die Pracht dieſer Kirche beſchreiben wollte. Die Schlos- kirche in Carlsruhe hat das nemliche Deſſein, nur daß die Kanzel hier in der Mitte ſteht, und unter der Orgel der hohe Altar iſt. Der Fußboden iſt aus ſchwarzen, rothen und weiſſen Marmor. Unten im Schiff der Kir- che ſtehen gar keine Stuͤhle, zu beiden Seiten ſind unten und oben Altaͤre und kleine Kapellen. Zwiſchen der un- tern

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/330>, abgerufen am 22.11.2024.