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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Diese Arbeit geschieht in andern Zimmern, weiter oben,
und ist schon wichtiger. Sie nehmen die geglätteten Ta-
feln, legen sie wieder auf Tische vor sich, und haben Pot-
te
-- eine Art von Colcothar Vitrioli, oder so ein
Residuum -- neben sich. Dies wird mit einer Bür-
ste in Wasser getunkt, abgerieben und damit auf dem
Glas hin- und hergefahren. Diese Bürsten sind nichts
als Bündel von den Lisieres, deutsch Tuchschroten,
an schlechten, dicken, wollenen Tüchern. Die ich sah,
waren alle von schwarzem Tuche, vielleicht ist das aber
nicht nöthig. Sie nehmen breite, handbreite Stücke da-
zu, binden sie 10, 11 mahl zusammen, und parallel neben
einander; das ist die Bürste. Sie wird an einen
Spannbengel befestigt; dieser ist gebogen und hat oben
einen Stift, den der Arbeiter oben in die Decke vom Zim-
mer einsteckt, und bald da, bald dorthin steckt, wie ers
braucht; daher ist dies 2te Zimmer sehr niedrig, dunstig
und heis. Der Qualm kam mir schon auf der Treppe
entgegen. Von dieser Arbeit wird nun das Glas auf
beiden Seiten roth, und fast undurchsichtig. Ist's ge-
nug geglättet und polirt, so wird es abgewaschen, dazu
legen sie es auf einen alten Filz, oder grobes Tuch, und
stellen es dann an die Lust oder die Sonne, da's denn viel
dünner ist, als im Magazin. -- An einem grossen Stück,
kan, sagte man mir, einer 3. Wochen arbeiten, auch
wohl länger. 3) L'Etamage. -- so nennen sie die 3te
Arbeit, wenn die Tafel wirklich Spiegel wird. In ei-
ner andern Stube, wo ordentlich, bei nicht gar grossen
Tafeln, nur 2. Leute arbeiten, stehen Tische mit Tuch und
am Rande mit Papier überzogen, und mit Kanälen
ringsum eingeschnitten. Auf diese legt der Arbeiter eine
dünngeschlagene Platte von Zinn. Ueber diese gießt er

sein

Dieſe Arbeit geſchieht in andern Zimmern, weiter oben,
und iſt ſchon wichtiger. Sie nehmen die geglaͤtteten Ta-
feln, legen ſie wieder auf Tiſche vor ſich, und haben Pot-
— eine Art von Colcothar Vitrioli, oder ſo ein
Reſiduum — neben ſich. Dies wird mit einer Buͤr-
ſte in Waſſer getunkt, abgerieben und damit auf dem
Glas hin- und hergefahren. Dieſe Buͤrſten ſind nichts
als Buͤndel von den Liſieres, deutſch Tuchſchroten,
an ſchlechten, dicken, wollenen Tuͤchern. Die ich ſah,
waren alle von ſchwarzem Tuche, vielleicht iſt das aber
nicht noͤthig. Sie nehmen breite, handbreite Stuͤcke da-
zu, binden ſie 10, 11 mahl zuſammen, und parallel neben
einander; das iſt die Buͤrſte. Sie wird an einen
Spannbengel befeſtigt; dieſer iſt gebogen und hat oben
einen Stift, den der Arbeiter oben in die Decke vom Zim-
mer einſteckt, und bald da, bald dorthin ſteckt, wie ers
braucht; daher iſt dies 2te Zimmer ſehr niedrig, dunſtig
und heis. Der Qualm kam mir ſchon auf der Treppe
entgegen. Von dieſer Arbeit wird nun das Glas auf
beiden Seiten roth, und faſt undurchſichtig. Iſt’s ge-
nug geglaͤttet und polirt, ſo wird es abgewaſchen, dazu
legen ſie es auf einen alten Filz, oder grobes Tuch, und
ſtellen es dann an die Luſt oder die Sonne, da’s denn viel
duͤnner iſt, als im Magazin. — An einem groſſen Stuͤck,
kan, ſagte man mir, einer 3. Wochen arbeiten, auch
wohl laͤnger. 3) L’Etamage. — ſo nennen ſie die 3te
Arbeit, wenn die Tafel wirklich Spiegel wird. In ei-
ner andern Stube, wo ordentlich, bei nicht gar groſſen
Tafeln, nur 2. Leute arbeiten, ſtehen Tiſche mit Tuch und
am Rande mit Papier uͤberzogen, und mit Kanaͤlen
ringsum eingeſchnitten. Auf dieſe legt der Arbeiter eine
duͤnngeſchlagene Platte von Zinn. Ueber dieſe gießt er

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[237/0261] Dieſe Arbeit geſchieht in andern Zimmern, weiter oben, und iſt ſchon wichtiger. Sie nehmen die geglaͤtteten Ta- feln, legen ſie wieder auf Tiſche vor ſich, und haben Pot- té — eine Art von Colcothar Vitrioli, oder ſo ein Reſiduum — neben ſich. Dies wird mit einer Buͤr- ſte in Waſſer getunkt, abgerieben und damit auf dem Glas hin- und hergefahren. Dieſe Buͤrſten ſind nichts als Buͤndel von den Liſieres, deutſch Tuchſchroten, an ſchlechten, dicken, wollenen Tuͤchern. Die ich ſah, waren alle von ſchwarzem Tuche, vielleicht iſt das aber nicht noͤthig. Sie nehmen breite, handbreite Stuͤcke da- zu, binden ſie 10, 11 mahl zuſammen, und parallel neben einander; das iſt die Buͤrſte. Sie wird an einen Spannbengel befeſtigt; dieſer iſt gebogen und hat oben einen Stift, den der Arbeiter oben in die Decke vom Zim- mer einſteckt, und bald da, bald dorthin ſteckt, wie ers braucht; daher iſt dies 2te Zimmer ſehr niedrig, dunſtig und heis. Der Qualm kam mir ſchon auf der Treppe entgegen. Von dieſer Arbeit wird nun das Glas auf beiden Seiten roth, und faſt undurchſichtig. Iſt’s ge- nug geglaͤttet und polirt, ſo wird es abgewaſchen, dazu legen ſie es auf einen alten Filz, oder grobes Tuch, und ſtellen es dann an die Luſt oder die Sonne, da’s denn viel duͤnner iſt, als im Magazin. — An einem groſſen Stuͤck, kan, ſagte man mir, einer 3. Wochen arbeiten, auch wohl laͤnger. 3) L’Etamage. — ſo nennen ſie die 3te Arbeit, wenn die Tafel wirklich Spiegel wird. In ei- ner andern Stube, wo ordentlich, bei nicht gar groſſen Tafeln, nur 2. Leute arbeiten, ſtehen Tiſche mit Tuch und am Rande mit Papier uͤberzogen, und mit Kanaͤlen ringsum eingeſchnitten. Auf dieſe legt der Arbeiter eine duͤnngeſchlagene Platte von Zinn. Ueber dieſe gießt er ſein

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/261>, abgerufen am 23.11.2024.