bracht; der Sand ist in Menge vorhanden. Die Potte und das Quecksilber werden von den Materialisten ange- schaft. Im Magazin der Gläser sieht man Tafeln al- ler Art; es sind Stücke von 100. auch 102. Zoll hoch. Je höher die Tafeln sind, desto mehr steigt auch der Preis, nicht nur vom Ganzen, sondern von jedem Zoll, so wie das sechzehnte Theilchen eines Karats an einem grossen Diamanten so viel werth wird, als das ganze Karat eines Diamanten von gewöhnlicher Größe. Die Glasplatte wird 1) geglättet,doucir nennts der Fran- zose, um die gröbsten Unreinigkeiten herab zu bringen. Die Tafeln sind, wenn sie ankommen, sehr dick, rauh, uneben, werden daher fast zur Hälfte auf beiden Seiten abgerieben. Sind Blasen im Glas, so bleiben diese. Es ist ein Fehler, der an der Materie, nicht an der Ma- nufaktur liegt. Man legt das Glas auf einen Tisch, machts naß, hat dabei auf einem Brete einen gelblichten Sand neben sich, der auch stark angefeuchtet ist, streut den über die ganze Platte hin, und fährt nun mit einem hölzernen Bret, das fast so ist wie das Kästchen am Krauthobel, drauf herum, und schleift mit den spitzi- gen Ecken des Sandes die gläsernen Unebenheiten ab. Ist die Platte breit und gros, so beschweren die Arbeiter sie mit mehrern solchen Druckmaschinen, oder mit einer einzigen grossen. Auf diese wird ein Rad gelegt, das nur aus Bändern, aus Rinden von Espen, Tannen etc. gemacht wird, und an den Speichen dieses Rades treiben sie die Maschine leicht von einer Seite zur andern, und schicken sie einander zu. Jeder hat unten einen Kasten zum Sand, und einen für das ablaufende Wasser etc. 2) Polirt,polir nennt mans hier auch, oder geschlif- fen, daß es noch ebener, glatter, schlichter, schöner wird.
Diese
bracht; der Sand iſt in Menge vorhanden. Die Potté und das Queckſilber werden von den Materialiſten ange- ſchaft. Im Magazin der Glaͤſer ſieht man Tafeln al- ler Art; es ſind Stuͤcke von 100. auch 102. Zoll hoch. Je hoͤher die Tafeln ſind, deſto mehr ſteigt auch der Preis, nicht nur vom Ganzen, ſondern von jedem Zoll, ſo wie das ſechzehnte Theilchen eines Karats an einem groſſen Diamanten ſo viel werth wird, als das ganze Karat eines Diamanten von gewoͤhnlicher Groͤße. Die Glasplatte wird 1) geglaͤttet,doucir nennts der Fran- zoſe, um die groͤbſten Unreinigkeiten herab zu bringen. Die Tafeln ſind, wenn ſie ankommen, ſehr dick, rauh, uneben, werden daher faſt zur Haͤlfte auf beiden Seiten abgerieben. Sind Blaſen im Glas, ſo bleiben dieſe. Es iſt ein Fehler, der an der Materie, nicht an der Ma- nufaktur liegt. Man legt das Glas auf einen Tiſch, machts naß, hat dabei auf einem Brete einen gelblichten Sand neben ſich, der auch ſtark angefeuchtet iſt, ſtreut den uͤber die ganze Platte hin, und faͤhrt nun mit einem hoͤlzernen Bret, das faſt ſo iſt wie das Kaͤſtchen am Krauthobel, drauf herum, und ſchleift mit den ſpitzi- gen Ecken des Sandes die glaͤſernen Unebenheiten ab. Iſt die Platte breit und gros, ſo beſchweren die Arbeiter ſie mit mehrern ſolchen Druckmaſchinen, oder mit einer einzigen groſſen. Auf dieſe wird ein Rad gelegt, das nur aus Baͤndern, aus Rinden von Eſpen, Tannen ꝛc. gemacht wird, und an den Speichen dieſes Rades treiben ſie die Maſchine leicht von einer Seite zur andern, und ſchicken ſie einander zu. Jeder hat unten einen Kaſten zum Sand, und einen fuͤr das ablaufende Waſſer ꝛc. 2) Polirt,polir nennt mans hier auch, oder geſchlif- fen, daß es noch ebener, glatter, ſchlichter, ſchoͤner wird.
Dieſe
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bracht; der Sand iſt in Menge vorhanden. Die Potté
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ſchaft. Im Magazin der Glaͤſer ſieht man Tafeln al-
ler Art; es ſind Stuͤcke von 100. auch 102. Zoll hoch.
Je hoͤher die Tafeln ſind, deſto mehr ſteigt auch der
Preis, nicht nur vom Ganzen, ſondern von jedem Zoll,
ſo wie das ſechzehnte Theilchen eines Karats an einem
groſſen Diamanten ſo viel werth wird, als das ganze
Karat eines Diamanten von gewoͤhnlicher Groͤße. Die
Glasplatte wird 1) geglaͤttet, doucir nennts der Fran-
zoſe, um die groͤbſten Unreinigkeiten herab zu bringen.
Die Tafeln ſind, wenn ſie ankommen, ſehr dick, rauh,
uneben, werden daher faſt zur Haͤlfte auf beiden Seiten
abgerieben. Sind Blaſen im Glas, ſo bleiben dieſe.
Es iſt ein Fehler, der an der Materie, nicht an der Ma-
nufaktur liegt. Man legt das Glas auf einen Tiſch,
machts naß, hat dabei auf einem Brete einen gelblichten
Sand neben ſich, der auch ſtark angefeuchtet iſt, ſtreut
den uͤber die ganze Platte hin, und faͤhrt nun mit einem
hoͤlzernen Bret, das faſt ſo iſt wie das Kaͤſtchen am
Krauthobel, drauf herum, und ſchleift mit den ſpitzi-
gen Ecken des Sandes die glaͤſernen Unebenheiten ab.
Iſt die Platte breit und gros, ſo beſchweren die Arbeiter
ſie mit mehrern ſolchen Druckmaſchinen, oder mit einer
einzigen groſſen. Auf dieſe wird ein Rad gelegt, das
nur aus Baͤndern, aus Rinden von Eſpen, Tannen ꝛc.
gemacht wird, und an den Speichen dieſes Rades treiben
ſie die Maſchine leicht von einer Seite zur andern, und
ſchicken ſie einander zu. Jeder hat unten einen Kaſten
zum Sand, und einen fuͤr das ablaufende Waſſer ꝛc.
2) Polirt, polir nennt mans hier auch, oder geſchlif-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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