Gebäude, mit einer grossen prächtigen Reitbahn. Louis XV. hat sie angefangen, Louis XVI. aber hat sie ein- gehen lassen, und es soll alles verkauft werden. Es sind weder Lehrer, noch Maitres mehr da. Im Hof hinter dem Gebäude steht eine schöne Statue von Louis XV. aus weissem Marmor auf Alabaster, zu Fuß, in Lebens- grösse; das Gesicht ist nach der Stadt gekehrt, hinter ihm sind Fahnen und Kriegsgeräthe. Die schönen Gril- les de fer haben überall Trophäen, Statüen der Bel- lona, der Pallas etc. und der ganze Hof ist mit einer Ko- lonnade eingefaßt.
Den 2ten Jun.
La Biblioth. du Roi. Da ging ich heut wieder hin, und sah den Aemylianus, Schönewalde,Doct. Hamburg. von den Fischen, und Wurfbainii Sala- mandrologia durch, und von da besucht' ich
Le Cab. de l'Hist. Nat. au St. Sulpice. Hier ist die Pflanzschule für die gesamte französische Geistlichkeit. Die jungen Leute tragen sich eben so, wie die Stipendiaten in Tübingen. Das Gebäude hat einen grossen Umfang mit vielen Gängen, Trep- pen, Zimmern etc. Die Bibliothek bedeutet nicht viel, und ist blos theologisch. Das Naturalienkabinet hat schon mehr zu sagen, wenns gleich klein ist. Es se- hens die wenigsten Reisenden, weil man's nicht kennt, aber wahrlich, es verdient gesehen zu werden. Mr. De- lor hatte die Gütigkeit, mich zu seinem Freunde, dem Bibliothekar, dem Abbe' Moriou zu führen. Es war ein alter, aber noch muntrer Mann, der auch gute Kennt- nisse in der Naturgeschichte hatte. Die Besonderheit
fand
Gebaͤude, mit einer groſſen praͤchtigen Reitbahn. Louis XV. hat ſie angefangen, Louis XVI. aber hat ſie ein- gehen laſſen, und es ſoll alles verkauft werden. Es ſind weder Lehrer, noch Maitres mehr da. Im Hof hinter dem Gebaͤude ſteht eine ſchoͤne Statue von Louis XV. aus weiſſem Marmor auf Alabaſter, zu Fuß, in Lebens- groͤſſe; das Geſicht iſt nach der Stadt gekehrt, hinter ihm ſind Fahnen und Kriegsgeraͤthe. Die ſchoͤnen Gril- les de fer haben uͤberall Trophaͤen, Statuͤen der Bel- lona, der Pallas ꝛc. und der ganze Hof iſt mit einer Ko- lonnade eingefaßt.
Den 2ten Jun.
La Biblioth. du Roi. Da ging ich heut wieder hin, und ſah den Aemylianus, Schoͤnewalde,Doct. Hamburg. von den Fiſchen, und Wurfbainii Sala- mandrologia durch, und von da beſucht’ ich
Le Cab. de l’Hiſt. Nat. au St. Sulpice. Hier iſt die Pflanzſchule fuͤr die geſamte franzoͤſiſche Geiſtlichkeit. Die jungen Leute tragen ſich eben ſo, wie die Stipendiaten in Tuͤbingen. Das Gebaͤude hat einen groſſen Umfang mit vielen Gaͤngen, Trep- pen, Zimmern ꝛc. Die Bibliothek bedeutet nicht viel, und iſt blos theologiſch. Das Naturalienkabinet hat ſchon mehr zu ſagen, wenns gleich klein iſt. Es ſe- hens die wenigſten Reiſenden, weil man’s nicht kennt, aber wahrlich, es verdient geſehen zu werden. Mr. De- lor hatte die Guͤtigkeit, mich zu ſeinem Freunde, dem Bibliothekar, dem Abbe’ Moriou zu fuͤhren. Es war ein alter, aber noch muntrer Mann, der auch gute Kennt- niſſe in der Naturgeſchichte hatte. Die Beſonderheit
fand
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Gebaͤude, mit einer groſſen praͤchtigen Reitbahn. Louis
XV. hat ſie angefangen, Louis XVI. aber hat ſie ein-
gehen laſſen, und es ſoll alles verkauft werden. Es ſind
weder Lehrer, noch Maitres mehr da. Im Hof hinter
dem Gebaͤude ſteht eine ſchoͤne Statue von Louis XV.
aus weiſſem Marmor auf Alabaſter, zu Fuß, in Lebens-
groͤſſe; das Geſicht iſt nach der Stadt gekehrt, hinter
ihm ſind Fahnen und Kriegsgeraͤthe. Die ſchoͤnen Gril-
les de fer haben uͤberall Trophaͤen, Statuͤen der Bel-
lona, der Pallas ꝛc. und der ganze Hof iſt mit einer Ko-
lonnade eingefaßt.
Den 2ten Jun.
La Biblioth. du Roi. Da ging ich heut wieder
hin, und ſah den Aemylianus, Schoͤnewalde, Doct.
Hamburg. von den Fiſchen, und Wurfbainii Sala-
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Le Cab. de l’Hiſt. Nat. au St. Sulpice.
Hier iſt die Pflanzſchule fuͤr die geſamte franzoͤſiſche
Geiſtlichkeit. Die jungen Leute tragen ſich eben ſo,
wie die Stipendiaten in Tuͤbingen. Das Gebaͤude
hat einen groſſen Umfang mit vielen Gaͤngen, Trep-
pen, Zimmern ꝛc. Die Bibliothek bedeutet nicht
viel, und iſt blos theologiſch. Das Naturalienkabinet
hat ſchon mehr zu ſagen, wenns gleich klein iſt. Es ſe-
hens die wenigſten Reiſenden, weil man’s nicht kennt,
aber wahrlich, es verdient geſehen zu werden. Mr. De-
lor hatte die Guͤtigkeit, mich zu ſeinem Freunde, dem
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ein alter, aber noch muntrer Mann, der auch gute Kennt-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/148>, abgerufen am 03.12.2024.
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