eine Fontaine, die das Wasser 130. Schuh hoch treibt. Ehemals warf sie's noch höher, sie zerschmetterte aber die Maschinen, da ward sie auf 130. Schuh eingerichtet. Da bekam ich auch Mde. la Duch. de Chartres mit ihren Kindern in der Karosse zu sehen. Steigt man noch hö- her zum Schlos hinauf, so findet man da Fontainen, die das Wasser schief gegeneinander werfen, und den ange- nehmsten Staubregen machen. Im Schlos selber konn- te man die Apartements sehen, besonders eins, wo die Gemälde vom Königl. Haus, auch von der Duch. d'Or- leans aus dem Hause Baaden hängen. Dies Werk ist grade im Kleinen das, was der Winterkasten bei Cas- sel im Grossen ist.
Chateau la Muette. Ein kleines Schlos am Wege, auf der Seite im Walde. Das eigentliche Schlos hat nur 2 Stockwerke, es sind viele Nebengebäu- de da. Der Garten dabei ist gros, aber altmodisch. Hierhin geht die Kgl. Familie, wenn eine Trauer ein- fällt. Wie glücklich bin ich, daß ich das alles nicht brau- che! Auf meiner Stube bin ich immer bei mir selbst. Da bin ich oft freudig, oft traurig, da mach' ich Plane und vernichte sie wieder. Da erinnere ich mich an den eitlen Prunk der Welt und samle mir bessere Weisheit. Wozu die vielen Schlösser und Palläste? Die schöne Na- tur ist mein Tempel und der Geist der edelsten, besten Menschen besucht mich in meinem Museum, wenn ich ihm rufe. Der Mensch braucht wenig, wenn er sich sel- ber leben, sich geniessen will. Der Mensch braucht viel, wenn er eine falsche Grösse annehmen will oder muß.
L'Ecole Royale Milit. besuchte ich ebenfalls heute. Sie liegt an der Seite von Paris. Es ist ein herrliches
Gebäude,
eine Fontaine, die das Waſſer 130. Schuh hoch treibt. Ehemals warf ſie’s noch hoͤher, ſie zerſchmetterte aber die Maſchinen, da ward ſie auf 130. Schuh eingerichtet. Da bekam ich auch Mde. la Duch. de Chartres mit ihren Kindern in der Karoſſe zu ſehen. Steigt man noch hoͤ- her zum Schlos hinauf, ſo findet man da Fontainen, die das Waſſer ſchief gegeneinander werfen, und den ange- nehmſten Staubregen machen. Im Schlos ſelber konn- te man die Apartements ſehen, beſonders eins, wo die Gemaͤlde vom Koͤnigl. Haus, auch von der Duch. d’Or- leans aus dem Hauſe Baaden haͤngen. Dies Werk iſt grade im Kleinen das, was der Winterkaſten bei Caſ- ſel im Groſſen iſt.
Chateau la Muette. Ein kleines Schlos am Wege, auf der Seite im Walde. Das eigentliche Schlos hat nur 2 Stockwerke, es ſind viele Nebengebaͤu- de da. Der Garten dabei iſt gros, aber altmodiſch. Hierhin geht die Kgl. Familie, wenn eine Trauer ein- faͤllt. Wie gluͤcklich bin ich, daß ich das alles nicht brau- che! Auf meiner Stube bin ich immer bei mir ſelbſt. Da bin ich oft freudig, oft traurig, da mach’ ich Plane und vernichte ſie wieder. Da erinnere ich mich an den eitlen Prunk der Welt und ſamle mir beſſere Weisheit. Wozu die vielen Schloͤſſer und Pallaͤſte? Die ſchoͤne Na- tur iſt mein Tempel und der Geiſt der edelſten, beſten Menſchen beſucht mich in meinem Muſeum, wenn ich ihm rufe. Der Menſch braucht wenig, wenn er ſich ſel- ber leben, ſich genieſſen will. Der Menſch braucht viel, wenn er eine falſche Groͤſſe annehmen will oder muß.
L’Ecole Royale Milit. beſuchte ich ebenfalls heute. Sie liegt an der Seite von Paris. Es iſt ein herrliches
Gebaͤude,
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eine Fontaine, die das Waſſer 130. Schuh hoch treibt.
Ehemals warf ſie’s noch hoͤher, ſie zerſchmetterte aber die
Maſchinen, da ward ſie auf 130. Schuh eingerichtet. Da
bekam ich auch Mde. la Duch. de Chartres mit ihren
Kindern in der Karoſſe zu ſehen. Steigt man noch hoͤ-
her zum Schlos hinauf, ſo findet man da Fontainen, die
das Waſſer ſchief gegeneinander werfen, und den ange-
nehmſten Staubregen machen. Im Schlos ſelber konn-
te man die Apartements ſehen, beſonders eins, wo die
Gemaͤlde vom Koͤnigl. Haus, auch von der Duch. d’Or-
leans aus dem Hauſe Baaden haͤngen. Dies Werk
iſt grade im Kleinen das, was der Winterkaſten bei Caſ-
ſel im Groſſen iſt.
Chateau la Muette. Ein kleines Schlos am
Wege, auf der Seite im Walde. Das eigentliche
Schlos hat nur 2 Stockwerke, es ſind viele Nebengebaͤu-
de da. Der Garten dabei iſt gros, aber altmodiſch.
Hierhin geht die Kgl. Familie, wenn eine Trauer ein-
faͤllt. Wie gluͤcklich bin ich, daß ich das alles nicht brau-
che! Auf meiner Stube bin ich immer bei mir ſelbſt.
Da bin ich oft freudig, oft traurig, da mach’ ich Plane
und vernichte ſie wieder. Da erinnere ich mich an den
eitlen Prunk der Welt und ſamle mir beſſere Weisheit.
Wozu die vielen Schloͤſſer und Pallaͤſte? Die ſchoͤne Na-
tur iſt mein Tempel und der Geiſt der edelſten, beſten
Menſchen beſucht mich in meinem Muſeum, wenn ich
ihm rufe. Der Menſch braucht wenig, wenn er ſich ſel-
ber leben, ſich genieſſen will. Der Menſch braucht viel,
wenn er eine falſche Groͤſſe annehmen will oder muß.
L’Ecole Royale Milit. beſuchte ich ebenfalls heute.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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