peln hinabläßt, um Menschen und Sachen, die in Pa- ris in den Strom fallen, damit aufzufangen. Man muste heut nach St. Clou gehen, weil allemahl in den 6. Sommermonathen am ersten Sonntag im Monat die Wasserkünste springen, und das ist eine für jeden Frem- den wichtige Sache. Zum Glück war auch heut einmahl ein warmer schöner Tag. Beim Eingang in den Schlos- garten sieht man Boutiquen und einzelne Fontainen, die aber nicht viel bedeuten. Weiter hinunter kommen schon höhere, zu beiden Seiten sind welche im Grasboden, wo ringsum die hohe Fontaine kleine parabolisch werfende Jets d'eau angebracht sind. Wasser belebt immer die Natur und gibt den Landschaften ein heiteres Ansehen. Weiter hinab sieht man auf einmahl eine grosse Kaskade, die oben auf dem Schlosberge anfängt, in 3. Absätzen der Breite und der Länge nach, vertheilt, und mit einer Menge grosser und kleiner Statüen geziert ist. Unten an diesen Absätzen ist ein rundes Bassin, das eine lange gradefortlaufende Fortsetzung bis hinunter hat, wo's wie- der rund, weit, und breiter wird. Oben an den Absä- tzen sind überall kleine Springbrunnen angebracht. Auf allen Flächen, auf allen Seiten, stehen Menschenköpfe, liegen Fische, Crocodile, Wallsische aus Steinen, die Wasser speien. Erst war alles ruhig, 53/4. Uhr aber wur- den die Maschinen angelassen, da stürzte plötzlich das Wasser über alle diese Absätze herab. Alle Springbrun- nen gingen. Auch in dem langen Bassin sind zu beiden Seiten auf den Kanälen kleine Springbrunnen vorhan- den. Nun stelle man sich das herrliche Schauspiel an ei- nem schönen Sommerabende, und den prächtigen Contour von Menschen in den schönsten Kleidern rings herum vor! Geht man auf der linken Seite hin, so findet man noch
eine
peln hinablaͤßt, um Menſchen und Sachen, die in Pa- ris in den Strom fallen, damit aufzufangen. Man muſte heut nach St. Clou gehen, weil allemahl in den 6. Sommermonathen am erſten Sonntag im Monat die Waſſerkuͤnſte ſpringen, und das iſt eine fuͤr jeden Frem- den wichtige Sache. Zum Gluͤck war auch heut einmahl ein warmer ſchoͤner Tag. Beim Eingang in den Schlos- garten ſieht man Boutiquen und einzelne Fontainen, die aber nicht viel bedeuten. Weiter hinunter kommen ſchon hoͤhere, zu beiden Seiten ſind welche im Grasboden, wo ringsum die hohe Fontaine kleine paraboliſch werfende Jets d’eau angebracht ſind. Waſſer belebt immer die Natur und gibt den Landſchaften ein heiteres Anſehen. Weiter hinab ſieht man auf einmahl eine groſſe Kaſkade, die oben auf dem Schlosberge anfaͤngt, in 3. Abſaͤtzen der Breite und der Laͤnge nach, vertheilt, und mit einer Menge groſſer und kleiner Statuͤen geziert iſt. Unten an dieſen Abſaͤtzen iſt ein rundes Baſſin, das eine lange gradefortlaufende Fortſetzung bis hinunter hat, wo’s wie- der rund, weit, und breiter wird. Oben an den Abſaͤ- tzen ſind uͤberall kleine Springbrunnen angebracht. Auf allen Flaͤchen, auf allen Seiten, ſtehen Menſchenkoͤpfe, liegen Fiſche, Crocodile, Wallſiſche aus Steinen, die Waſſer ſpeien. Erſt war alles ruhig, 5¾. Uhr aber wur- den die Maſchinen angelaſſen, da ſtuͤrzte ploͤtzlich das Waſſer uͤber alle dieſe Abſaͤtze herab. Alle Springbrun- nen gingen. Auch in dem langen Baſſin ſind zu beiden Seiten auf den Kanaͤlen kleine Springbrunnen vorhan- den. Nun ſtelle man ſich das herrliche Schauſpiel an ei- nem ſchoͤnen Sommerabende, und den praͤchtigen Contour von Menſchen in den ſchoͤnſten Kleidern rings herum vor! Geht man auf der linken Seite hin, ſo findet man noch
eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0146"n="122"/>
peln hinablaͤßt, um Menſchen und Sachen, die in <hirendition="#fr">Pa-<lb/>
ris</hi> in den Strom fallen, damit aufzufangen. Man<lb/>
muſte heut nach <hirendition="#aq">St. <hirendition="#i">Clou</hi></hi> gehen, weil allemahl in den 6.<lb/>
Sommermonathen am erſten Sonntag im Monat die<lb/>
Waſſerkuͤnſte ſpringen, und das iſt eine fuͤr jeden Frem-<lb/>
den wichtige Sache. Zum Gluͤck war auch heut einmahl<lb/>
ein warmer ſchoͤner Tag. Beim Eingang in den Schlos-<lb/>
garten ſieht man Boutiquen und einzelne Fontainen, die<lb/>
aber nicht viel bedeuten. Weiter hinunter kommen ſchon<lb/>
hoͤhere, zu beiden Seiten ſind welche im Grasboden, wo<lb/>
ringsum die hohe Fontaine kleine paraboliſch werfende<lb/><hirendition="#aq">Jets d’eau</hi> angebracht ſind. Waſſer belebt immer die<lb/>
Natur und gibt den Landſchaften ein heiteres Anſehen.<lb/>
Weiter hinab ſieht man auf einmahl eine groſſe Kaſkade,<lb/>
die oben auf dem Schlosberge anfaͤngt, in 3. Abſaͤtzen<lb/>
der Breite und der Laͤnge nach, vertheilt, und mit einer<lb/>
Menge groſſer und kleiner Statuͤen geziert iſt. Unten<lb/>
an dieſen Abſaͤtzen iſt ein rundes Baſſin, das eine lange<lb/>
gradefortlaufende Fortſetzung bis hinunter hat, wo’s wie-<lb/>
der rund, weit, und breiter wird. Oben an den Abſaͤ-<lb/>
tzen ſind uͤberall kleine Springbrunnen angebracht. Auf<lb/>
allen Flaͤchen, auf allen Seiten, ſtehen Menſchenkoͤpfe,<lb/>
liegen Fiſche, Crocodile, Wallſiſche aus Steinen, die<lb/>
Waſſer ſpeien. Erſt war alles ruhig, 5¾. Uhr aber wur-<lb/>
den die Maſchinen angelaſſen, da ſtuͤrzte ploͤtzlich das<lb/>
Waſſer uͤber alle dieſe Abſaͤtze herab. Alle Springbrun-<lb/>
nen gingen. Auch in dem langen Baſſin ſind zu beiden<lb/>
Seiten auf den Kanaͤlen kleine Springbrunnen vorhan-<lb/>
den. Nun ſtelle man ſich das herrliche Schauſpiel an ei-<lb/>
nem ſchoͤnen Sommerabende, und den praͤchtigen Contour<lb/>
von Menſchen in den ſchoͤnſten Kleidern rings herum vor!<lb/>
Geht man auf der linken Seite hin, ſo findet man noch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">eine</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[122/0146]
peln hinablaͤßt, um Menſchen und Sachen, die in Pa-
ris in den Strom fallen, damit aufzufangen. Man
muſte heut nach St. Clou gehen, weil allemahl in den 6.
Sommermonathen am erſten Sonntag im Monat die
Waſſerkuͤnſte ſpringen, und das iſt eine fuͤr jeden Frem-
den wichtige Sache. Zum Gluͤck war auch heut einmahl
ein warmer ſchoͤner Tag. Beim Eingang in den Schlos-
garten ſieht man Boutiquen und einzelne Fontainen, die
aber nicht viel bedeuten. Weiter hinunter kommen ſchon
hoͤhere, zu beiden Seiten ſind welche im Grasboden, wo
ringsum die hohe Fontaine kleine paraboliſch werfende
Jets d’eau angebracht ſind. Waſſer belebt immer die
Natur und gibt den Landſchaften ein heiteres Anſehen.
Weiter hinab ſieht man auf einmahl eine groſſe Kaſkade,
die oben auf dem Schlosberge anfaͤngt, in 3. Abſaͤtzen
der Breite und der Laͤnge nach, vertheilt, und mit einer
Menge groſſer und kleiner Statuͤen geziert iſt. Unten
an dieſen Abſaͤtzen iſt ein rundes Baſſin, das eine lange
gradefortlaufende Fortſetzung bis hinunter hat, wo’s wie-
der rund, weit, und breiter wird. Oben an den Abſaͤ-
tzen ſind uͤberall kleine Springbrunnen angebracht. Auf
allen Flaͤchen, auf allen Seiten, ſtehen Menſchenkoͤpfe,
liegen Fiſche, Crocodile, Wallſiſche aus Steinen, die
Waſſer ſpeien. Erſt war alles ruhig, 5¾. Uhr aber wur-
den die Maſchinen angelaſſen, da ſtuͤrzte ploͤtzlich das
Waſſer uͤber alle dieſe Abſaͤtze herab. Alle Springbrun-
nen gingen. Auch in dem langen Baſſin ſind zu beiden
Seiten auf den Kanaͤlen kleine Springbrunnen vorhan-
den. Nun ſtelle man ſich das herrliche Schauſpiel an ei-
nem ſchoͤnen Sommerabende, und den praͤchtigen Contour
von Menſchen in den ſchoͤnſten Kleidern rings herum vor!
Geht man auf der linken Seite hin, ſo findet man noch
eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/146>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.