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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Allgemeines.
Betracht, so würden 250 Jahre genügen, um die Kohlenfelder voll-
ständig zu erschöpfen. Dabei darf man nicht vergessen, daß, lange
bevor man die letzte Tonne Kohle zu Tage fördert, die graduelle Abnahme
sich sehr fühlbar machen wird. Distrikte, wo die Industrie und dem-
gemäß die Bevölkerung am größten ist, werden den Wechsel am ersten
empfinden, und es ist unsere Pflicht, bei Zeiten zu überlegen, ob und
welche Ersatzmittel dann zu unserer Verfügung stehen."

Die Erkenntnis der Wichtigkeit der thunlichst sparsamen Ausnützung
der unterirdischen Kohlenschätze beginnt glücklicher Weise immer mehr
und mehr Allgemeingut zu werden. Die Frucht dieser Erkenntnis zeigt
sich auf dem Gebiete der Motoren in einer weit gehenden Ausnützung
des kostbaren Brennstoffes, angestrebt durch möglichste Vervollkommung
der Feuerungsanlagen der Dampfkessel und der Konstruktion der Wärme-
motoren.

Trotzdem aber nähert sich unsere hauptsächlichste Quelle motorischer
Kraft mit Riesenschritten ihrer Erschöpfung. Mit Recht ist daher die
erfinderische Thätigkeit seit längerer Zeit der Auffindung eines Ersatzes
der Wärme nach dieser Richtung zugewendet. Es ist mit Zuversicht
anzunehmen, daß bis zu dem Tage, wo die letzte Tonne Kohle an
die Oberfläche der Erde hinaufbefördert werden wird, ein Ersatz der
Wärme als motorische Kraft in der Ausnützung anderer Naturkräfte
vorliegt, sei es der Ebbe und Flut, der gewaltigen Wasserfälle unserer
Ströme, sei es der altbekannten Kraftquelle des Windes.

Es liegt uns zunächst ob, hier einige kurze Angaben über die
hauptsächlichsten Eigenschaften des Wasserdampfes folgen zu lassen.

Der Wasserdampf entsteht aus dem Wasser dadurch, daß diesem
Wärme zugeführt wird. Die Wärme wird hierbei zum Teil dazu
verbraucht, die Temperatur des Wassers zu erhöhen, der andere Teil
dient dazu, das Wasser aus dem tropfbar flüssigen in den gasförmigen
oder dampfförmigen Zustand überzuführen. Erfolgt das Erhitzen des
Wassers in einem offenen Gefäße, so entweicht der Dampf in die
Außenluft. Wird jedoch das Verdampfgefäß geschlossen, wird also der
Dampf daran gehindert, in die Außenluft überzutreten, so nimmt der-
selbe allmählich eine immer größere Spannung an, mittelst welcher er
die ihn zurückhaltenden Wandungen des Gefäßes zu beseitigen strebt.
Diese Eigenschaft interessiert uns hier in erster Linie, da dieselbe dazu
ausgenutzt wird, Körper in Bewegung zu setzen und zur Verrichtung
von Arbeit zu benutzen. Zur Messung des von dem Dampfe aus-
geübten Druckes dient das Manometer, welches direkt auf dem den
Dampf erzeugenden Gefäße, dem Dampfkessel, angebracht wird, und
an einem Zeiger den Druck ablesen läßt. Die näheren Einrichtungen
des Dampfkessels und seiner Armatur werden zugleich mit denjenigen
der Dampfmaschine später besprochen werden.

Bei Angabe des Dampfdruckes hat man zu unterscheiden den
absoluten und den effektiven Druck oder Überdruck. Bekanntlich übt

Allgemeines.
Betracht, ſo würden 250 Jahre genügen, um die Kohlenfelder voll-
ſtändig zu erſchöpfen. Dabei darf man nicht vergeſſen, daß, lange
bevor man die letzte Tonne Kohle zu Tage fördert, die graduelle Abnahme
ſich ſehr fühlbar machen wird. Diſtrikte, wo die Induſtrie und dem-
gemäß die Bevölkerung am größten iſt, werden den Wechſel am erſten
empfinden, und es iſt unſere Pflicht, bei Zeiten zu überlegen, ob und
welche Erſatzmittel dann zu unſerer Verfügung ſtehen.“

Die Erkenntnis der Wichtigkeit der thunlichſt ſparſamen Ausnützung
der unterirdiſchen Kohlenſchätze beginnt glücklicher Weiſe immer mehr
und mehr Allgemeingut zu werden. Die Frucht dieſer Erkenntnis zeigt
ſich auf dem Gebiete der Motoren in einer weit gehenden Ausnützung
des koſtbaren Brennſtoffes, angeſtrebt durch möglichſte Vervollkommung
der Feuerungsanlagen der Dampfkeſſel und der Konſtruktion der Wärme-
motoren.

Trotzdem aber nähert ſich unſere hauptſächlichſte Quelle motoriſcher
Kraft mit Rieſenſchritten ihrer Erſchöpfung. Mit Recht iſt daher die
erfinderiſche Thätigkeit ſeit längerer Zeit der Auffindung eines Erſatzes
der Wärme nach dieſer Richtung zugewendet. Es iſt mit Zuverſicht
anzunehmen, daß bis zu dem Tage, wo die letzte Tonne Kohle an
die Oberfläche der Erde hinaufbefördert werden wird, ein Erſatz der
Wärme als motoriſche Kraft in der Ausnützung anderer Naturkräfte
vorliegt, ſei es der Ebbe und Flut, der gewaltigen Waſſerfälle unſerer
Ströme, ſei es der altbekannten Kraftquelle des Windes.

Es liegt uns zunächſt ob, hier einige kurze Angaben über die
hauptſächlichſten Eigenſchaften des Waſſerdampfes folgen zu laſſen.

Der Waſſerdampf entſteht aus dem Waſſer dadurch, daß dieſem
Wärme zugeführt wird. Die Wärme wird hierbei zum Teil dazu
verbraucht, die Temperatur des Waſſers zu erhöhen, der andere Teil
dient dazu, das Waſſer aus dem tropfbar flüſſigen in den gasförmigen
oder dampfförmigen Zuſtand überzuführen. Erfolgt das Erhitzen des
Waſſers in einem offenen Gefäße, ſo entweicht der Dampf in die
Außenluft. Wird jedoch das Verdampfgefäß geſchloſſen, wird alſo der
Dampf daran gehindert, in die Außenluft überzutreten, ſo nimmt der-
ſelbe allmählich eine immer größere Spannung an, mittelſt welcher er
die ihn zurückhaltenden Wandungen des Gefäßes zu beſeitigen ſtrebt.
Dieſe Eigenſchaft intereſſiert uns hier in erſter Linie, da dieſelbe dazu
ausgenutzt wird, Körper in Bewegung zu ſetzen und zur Verrichtung
von Arbeit zu benutzen. Zur Meſſung des von dem Dampfe aus-
geübten Druckes dient das Manometer, welches direkt auf dem den
Dampf erzeugenden Gefäße, dem Dampfkeſſel, angebracht wird, und
an einem Zeiger den Druck ableſen läßt. Die näheren Einrichtungen
des Dampfkeſſels und ſeiner Armatur werden zugleich mit denjenigen
der Dampfmaſchine ſpäter beſprochen werden.

Bei Angabe des Dampfdruckes hat man zu unterſcheiden den
abſoluten und den effektiven Druck oder Überdruck. Bekanntlich übt

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[55/0073] Allgemeines. Betracht, ſo würden 250 Jahre genügen, um die Kohlenfelder voll- ſtändig zu erſchöpfen. Dabei darf man nicht vergeſſen, daß, lange bevor man die letzte Tonne Kohle zu Tage fördert, die graduelle Abnahme ſich ſehr fühlbar machen wird. Diſtrikte, wo die Induſtrie und dem- gemäß die Bevölkerung am größten iſt, werden den Wechſel am erſten empfinden, und es iſt unſere Pflicht, bei Zeiten zu überlegen, ob und welche Erſatzmittel dann zu unſerer Verfügung ſtehen.“ Die Erkenntnis der Wichtigkeit der thunlichſt ſparſamen Ausnützung der unterirdiſchen Kohlenſchätze beginnt glücklicher Weiſe immer mehr und mehr Allgemeingut zu werden. Die Frucht dieſer Erkenntnis zeigt ſich auf dem Gebiete der Motoren in einer weit gehenden Ausnützung des koſtbaren Brennſtoffes, angeſtrebt durch möglichſte Vervollkommung der Feuerungsanlagen der Dampfkeſſel und der Konſtruktion der Wärme- motoren. Trotzdem aber nähert ſich unſere hauptſächlichſte Quelle motoriſcher Kraft mit Rieſenſchritten ihrer Erſchöpfung. Mit Recht iſt daher die erfinderiſche Thätigkeit ſeit längerer Zeit der Auffindung eines Erſatzes der Wärme nach dieſer Richtung zugewendet. Es iſt mit Zuverſicht anzunehmen, daß bis zu dem Tage, wo die letzte Tonne Kohle an die Oberfläche der Erde hinaufbefördert werden wird, ein Erſatz der Wärme als motoriſche Kraft in der Ausnützung anderer Naturkräfte vorliegt, ſei es der Ebbe und Flut, der gewaltigen Waſſerfälle unſerer Ströme, ſei es der altbekannten Kraftquelle des Windes. Es liegt uns zunächſt ob, hier einige kurze Angaben über die hauptſächlichſten Eigenſchaften des Waſſerdampfes folgen zu laſſen. Der Waſſerdampf entſteht aus dem Waſſer dadurch, daß dieſem Wärme zugeführt wird. Die Wärme wird hierbei zum Teil dazu verbraucht, die Temperatur des Waſſers zu erhöhen, der andere Teil dient dazu, das Waſſer aus dem tropfbar flüſſigen in den gasförmigen oder dampfförmigen Zuſtand überzuführen. Erfolgt das Erhitzen des Waſſers in einem offenen Gefäße, ſo entweicht der Dampf in die Außenluft. Wird jedoch das Verdampfgefäß geſchloſſen, wird alſo der Dampf daran gehindert, in die Außenluft überzutreten, ſo nimmt der- ſelbe allmählich eine immer größere Spannung an, mittelſt welcher er die ihn zurückhaltenden Wandungen des Gefäßes zu beſeitigen ſtrebt. Dieſe Eigenſchaft intereſſiert uns hier in erſter Linie, da dieſelbe dazu ausgenutzt wird, Körper in Bewegung zu ſetzen und zur Verrichtung von Arbeit zu benutzen. Zur Meſſung des von dem Dampfe aus- geübten Druckes dient das Manometer, welches direkt auf dem den Dampf erzeugenden Gefäße, dem Dampfkeſſel, angebracht wird, und an einem Zeiger den Druck ableſen läßt. Die näheren Einrichtungen des Dampfkeſſels und ſeiner Armatur werden zugleich mit denjenigen der Dampfmaſchine ſpäter beſprochen werden. Bei Angabe des Dampfdruckes hat man zu unterſcheiden den abſoluten und den effektiven Druck oder Überdruck. Bekanntlich übt

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/73>, abgerufen am 28.11.2024.