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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Motoren.
die den Erdball umgebende Atmosphäre auf jedes Quadratzentimeter
der Erdoberfläche einen Druck von 1 Kilogramm aus; diesen Druck
nennt man den Atmosphärendruck und mittelst desselben mißt man den-
jenigen Druck, welchen der Dampf, sowie andere gepreßte Medien,
z. B. Luft oder Wasser, auf ihre Umgebung ausüben.*) Drückt der in
einem Dampfkessel enthaltene Dampf mit einem Druck von 5 Atmosphären
gegen die Innenwandung des Kessels, so will dieses besagen, daß der
Dampf auf jeden Quadratzentimeter der Innenwand einen Druck von
5 Kilogramm ausübt. Es ist nun aber zu berücksichtigen, daß auf
die äußere Seite der Kesselwandung die natürliche Atmosphäre, d. h.
die den Erdball umgebende Luftschicht, einen Druck von einem Kilo-
gramm pro Quadratzentimeter ausübt, welcher dem innern Drucke des
Kessels entgegengerichtet wirkt, so daß die Wandung des Kessels einen
von innen nach außen gerichteten Überdruck von 4 Kilogramm pro
Quadratzentimeter auszuhalten hat. Absolut gemessen beträgt also der
im Kessel herrschende Druck 5 Atmosphären; effektiv, d. h. unter Abzug
des Druckes der äußeren Atmosphäre stellt sich derselbe jedoch auf nur
4 Atmosphären. Bei dem Bau von Dampfkesseln und Maschinen wird
stets dieser effektive Druck oder Überdruck angegeben, da er es ist, welcher
die treibende Kraft gegenüber dem äußeren Luftdruck repräsentirt.

Der in dem Dampfkessel herrschenden Dampfspannung entspricht
stets ein bestimmter Siedepunkt; so entspricht einem absoluten Druck
von 1 Atmosphäre ein Siedepunkt von 100°C. Wird aus einem Dampf-
kessel ein Quantum Dampf entnommen, so sinkt hierdurch natürlich der
Druck, welcher im Innern des Kessels herrscht; da nun aber hierbei
die Wassertemperatur eine höhere ist, als der Siedepunkt, welcher diesem
verminderten Dampfdruck entspricht, so findet mit großer Schnelligkeit
nunmehr im Kessel so lange eine starke Dampfentwicklung statt, bis
der Druck wiederum diejenige Höhe erreicht hat, welche der herrschenden
Temperatur als Siedepunkt entspricht. Der dieser Bedingung ent-
sprechende Dampf, welcher für die in ihm herrschende Temperatur die
größtmögliche Dichte besitzt, heißt gesättigter Dampf. In der nach-
stehenden Tabelle ist der Siedepunkt des Wassers für verschiedene
Dampfspannungen angegeben und zwar mit etwas abgerundeten Zahlen.

Es beträgt die Siedetemperatur bei einem Druck von

0,1 Atmosphären 45,5°C.,
0,5 " 81,0° "
1,0 " 100,0° "
1,5 " 111,0° "
2,0 " 119,5° "
2,5 " 127,0° "
4,0 " 143,0° "
5,0 " 151,0° "
10,0 " 179,0° "
12,0 " 187,0° "
14,0 " 194,0° "
*) Vgl. S. 28.

Die Motoren.
die den Erdball umgebende Atmoſphäre auf jedes Quadratzentimeter
der Erdoberfläche einen Druck von 1 Kilogramm aus; dieſen Druck
nennt man den Atmoſphärendruck und mittelſt deſſelben mißt man den-
jenigen Druck, welchen der Dampf, ſowie andere gepreßte Medien,
z. B. Luft oder Waſſer, auf ihre Umgebung ausüben.*) Drückt der in
einem Dampfkeſſel enthaltene Dampf mit einem Druck von 5 Atmoſphären
gegen die Innenwandung des Keſſels, ſo will dieſes beſagen, daß der
Dampf auf jeden Quadratzentimeter der Innenwand einen Druck von
5 Kilogramm ausübt. Es iſt nun aber zu berückſichtigen, daß auf
die äußere Seite der Keſſelwandung die natürliche Atmoſphäre, d. h.
die den Erdball umgebende Luftſchicht, einen Druck von einem Kilo-
gramm pro Quadratzentimeter ausübt, welcher dem innern Drucke des
Keſſels entgegengerichtet wirkt, ſo daß die Wandung des Keſſels einen
von innen nach außen gerichteten Überdruck von 4 Kilogramm pro
Quadratzentimeter auszuhalten hat. Abſolut gemeſſen beträgt alſo der
im Keſſel herrſchende Druck 5 Atmoſphären; effektiv, d. h. unter Abzug
des Druckes der äußeren Atmoſphäre ſtellt ſich derſelbe jedoch auf nur
4 Atmoſphären. Bei dem Bau von Dampfkeſſeln und Maſchinen wird
ſtets dieſer effektive Druck oder Überdruck angegeben, da er es iſt, welcher
die treibende Kraft gegenüber dem äußeren Luftdruck repräſentirt.

Der in dem Dampfkeſſel herrſchenden Dampfſpannung entſpricht
ſtets ein beſtimmter Siedepunkt; ſo entſpricht einem abſoluten Druck
von 1 Atmoſphäre ein Siedepunkt von 100°C. Wird aus einem Dampf-
keſſel ein Quantum Dampf entnommen, ſo ſinkt hierdurch natürlich der
Druck, welcher im Innern des Keſſels herrſcht; da nun aber hierbei
die Waſſertemperatur eine höhere iſt, als der Siedepunkt, welcher dieſem
verminderten Dampfdruck entſpricht, ſo findet mit großer Schnelligkeit
nunmehr im Keſſel ſo lange eine ſtarke Dampfentwicklung ſtatt, bis
der Druck wiederum diejenige Höhe erreicht hat, welche der herrſchenden
Temperatur als Siedepunkt entſpricht. Der dieſer Bedingung ent-
ſprechende Dampf, welcher für die in ihm herrſchende Temperatur die
größtmögliche Dichte beſitzt, heißt geſättigter Dampf. In der nach-
ſtehenden Tabelle iſt der Siedepunkt des Waſſers für verſchiedene
Dampfſpannungen angegeben und zwar mit etwas abgerundeten Zahlen.

Es beträgt die Siedetemperatur bei einem Druck von

0,1 Atmoſphären 45,5°C.,
0,5 〃 81,0° 〃
1,0 〃 100,0° 〃
1,5 〃 111,0° 〃
2,0 〃 119,5° 〃
2,5 〃 127,0° 〃
4,0 〃 143,0° 〃
5,0 〃 151,0° 〃
10,0 〃 179,0° 〃
12,0 〃 187,0° 〃
14,0 〃 194,0° 〃
*) Vgl. S. 28.
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[56/0074] Die Motoren. die den Erdball umgebende Atmoſphäre auf jedes Quadratzentimeter der Erdoberfläche einen Druck von 1 Kilogramm aus; dieſen Druck nennt man den Atmoſphärendruck und mittelſt deſſelben mißt man den- jenigen Druck, welchen der Dampf, ſowie andere gepreßte Medien, z. B. Luft oder Waſſer, auf ihre Umgebung ausüben. *) Drückt der in einem Dampfkeſſel enthaltene Dampf mit einem Druck von 5 Atmoſphären gegen die Innenwandung des Keſſels, ſo will dieſes beſagen, daß der Dampf auf jeden Quadratzentimeter der Innenwand einen Druck von 5 Kilogramm ausübt. Es iſt nun aber zu berückſichtigen, daß auf die äußere Seite der Keſſelwandung die natürliche Atmoſphäre, d. h. die den Erdball umgebende Luftſchicht, einen Druck von einem Kilo- gramm pro Quadratzentimeter ausübt, welcher dem innern Drucke des Keſſels entgegengerichtet wirkt, ſo daß die Wandung des Keſſels einen von innen nach außen gerichteten Überdruck von 4 Kilogramm pro Quadratzentimeter auszuhalten hat. Abſolut gemeſſen beträgt alſo der im Keſſel herrſchende Druck 5 Atmoſphären; effektiv, d. h. unter Abzug des Druckes der äußeren Atmoſphäre ſtellt ſich derſelbe jedoch auf nur 4 Atmoſphären. Bei dem Bau von Dampfkeſſeln und Maſchinen wird ſtets dieſer effektive Druck oder Überdruck angegeben, da er es iſt, welcher die treibende Kraft gegenüber dem äußeren Luftdruck repräſentirt. Der in dem Dampfkeſſel herrſchenden Dampfſpannung entſpricht ſtets ein beſtimmter Siedepunkt; ſo entſpricht einem abſoluten Druck von 1 Atmoſphäre ein Siedepunkt von 100°C. Wird aus einem Dampf- keſſel ein Quantum Dampf entnommen, ſo ſinkt hierdurch natürlich der Druck, welcher im Innern des Keſſels herrſcht; da nun aber hierbei die Waſſertemperatur eine höhere iſt, als der Siedepunkt, welcher dieſem verminderten Dampfdruck entſpricht, ſo findet mit großer Schnelligkeit nunmehr im Keſſel ſo lange eine ſtarke Dampfentwicklung ſtatt, bis der Druck wiederum diejenige Höhe erreicht hat, welche der herrſchenden Temperatur als Siedepunkt entſpricht. Der dieſer Bedingung ent- ſprechende Dampf, welcher für die in ihm herrſchende Temperatur die größtmögliche Dichte beſitzt, heißt geſättigter Dampf. In der nach- ſtehenden Tabelle iſt der Siedepunkt des Waſſers für verſchiedene Dampfſpannungen angegeben und zwar mit etwas abgerundeten Zahlen. Es beträgt die Siedetemperatur bei einem Druck von 0,1 Atmoſphären 45,5°C., 0,5 〃 81,0° 〃 1,0 〃 100,0° 〃 1,5 〃 111,0° 〃 2,0 〃 119,5° 〃 2,5 〃 127,0° 〃 4,0 〃 143,0° 〃 5,0 〃 151,0° 〃 10,0 〃 179,0° 〃 12,0 〃 187,0° 〃 14,0 〃 194,0° 〃 *) Vgl. S. 28.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/74>, abgerufen am 28.11.2024.