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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Motoren.

Während bei den unter 1 und 2 genannten Motoren ein Rad,
dessen Drehachse entweder horizontal (Wasserräder im engeren Sinne)
oder vertikal (Turbinen) liegt, durch das Wasser in Drehung versetzt
wird, besteht das Kennzeichen der Wassersäulenmaschinen darin, daß
das unter einem gewissen Druck stehende Wasser in einem Cylinder einen,
auch mehrere Kolben in eine hin- und hergehende Bewegung versetzt.
Bei diesen Wassersäulenmaschinen, welche durch gepreßtes Wasser ge-
trieben werden, möge hier schon bemerkt werden, daß dieselben in neuester
Zeit für die sogenannte Kraftübertragung von einer Centrale
mehrfach in Benutzung genommen werden. Öfters verwendet man
alsdann, ohne wesentliche Änderung der Motoren an Stelle des Preß-
wassers Preßluft, d. h. Luft, welche durch große Luftpumpen in starke
Pressung versetzt ist und nun an Stelle des gepreßten Wassers als
Betriebskraft in die Motoren eingeführt wird.

b) Was die durch die bewegte Luft oder den Wind angetriebenen
Motoren betrifft, so umfassen dieselben nur eine einzige Klasse, nämlich:
die Windräder.

Der Vollständigkeit halber sei hier aber nochmals kurz darauf hin-
gewiesen, daß in der neuesten Zeit auch die gepreßte Luft zum Betriebe
von Motoren verwendet wird. Da letztere eine sehr nahe Verwandtschaft
mit den durch gepreßtes Wasser betriebenen Motoren besitzen, so werden
dieselben im Anschluß an letztere zur Besprechung kommen.

c) Unter den verschiedenen Kraftquellen ist die Wärme zur Zeit
die am meisten benutzte. Die mit Hilfe derselben betriebenen Motoren
zerfallen in:
1. Dampfmaschinen, 2. Heißluftmaschinen.

Die hervorragendste Wärmequelle für den Betrieb der Motoren
wird gebildet durch die unterirdischen Steinkohlenlager, welche allerdings
gegenwärtig noch in gewaltiger Fülle zu unserer Verfügung stehen.
Mit unfehlbarer Sicherheit muß aber dermaleinst der Zeitpunkt ein-
treten, wo diese unterirdischen Schätze verbraucht sind, und wo der Mensch
auf neue Mittel und Wege sinnen muß, die für sein Dasein unbedingt
erforderliche Wärme sich zu schaffen.

Kraft, Licht und Wärme sind wir gewohnt, in einem Maße aus
den Steinkohlenlagern zu beziehen, daß das Versiegen derselben natur-
gemäß eine tiefeingreifende Wandlung der Verhältnisse des menschlichen
Geschlechtes mit sich bringen muß. Unser großer Landsmann William
Siemens
ließ sich bereits im Jahre 1878 in einem in the Glasgow
Science Lecture Association
gehaltenen Vortrage: "Über die Nutzbarkeit
der Wärme und anderer Naturkräfte" folgendermaßen aus:

"Der 1871 veröffentlichte Bericht der Kohlenbau-Kommission giebt
das damals noch abzubauende Quantum Kohlen in Großbritannien
auf ungefähr 150000000000 Tonnen an. Gegenwärtig werden etwa
132000000 Tonnen jährlich verbraucht und zieht man noch die statistisch
festgestellte Konsumvermehrung von 3 1/3 Millionen Tonnen pro Jahr in

Die Motoren.

Während bei den unter 1 und 2 genannten Motoren ein Rad,
deſſen Drehachſe entweder horizontal (Waſſerräder im engeren Sinne)
oder vertikal (Turbinen) liegt, durch das Waſſer in Drehung verſetzt
wird, beſteht das Kennzeichen der Waſſerſäulenmaſchinen darin, daß
das unter einem gewiſſen Druck ſtehende Waſſer in einem Cylinder einen,
auch mehrere Kolben in eine hin- und hergehende Bewegung verſetzt.
Bei dieſen Waſſerſäulenmaſchinen, welche durch gepreßtes Waſſer ge-
trieben werden, möge hier ſchon bemerkt werden, daß dieſelben in neueſter
Zeit für die ſogenannte Kraftübertragung von einer Centrale
mehrfach in Benutzung genommen werden. Öfters verwendet man
alsdann, ohne weſentliche Änderung der Motoren an Stelle des Preß-
waſſers Preßluft, d. h. Luft, welche durch große Luftpumpen in ſtarke
Preſſung verſetzt iſt und nun an Stelle des gepreßten Waſſers als
Betriebskraft in die Motoren eingeführt wird.

b) Was die durch die bewegte Luft oder den Wind angetriebenen
Motoren betrifft, ſo umfaſſen dieſelben nur eine einzige Klaſſe, nämlich:
die Windräder.

Der Vollſtändigkeit halber ſei hier aber nochmals kurz darauf hin-
gewieſen, daß in der neueſten Zeit auch die gepreßte Luft zum Betriebe
von Motoren verwendet wird. Da letztere eine ſehr nahe Verwandtſchaft
mit den durch gepreßtes Waſſer betriebenen Motoren beſitzen, ſo werden
dieſelben im Anſchluß an letztere zur Beſprechung kommen.

c) Unter den verſchiedenen Kraftquellen iſt die Wärme zur Zeit
die am meiſten benutzte. Die mit Hilfe derſelben betriebenen Motoren
zerfallen in:
1. Dampfmaſchinen, 2. Heißluftmaſchinen.

Die hervorragendſte Wärmequelle für den Betrieb der Motoren
wird gebildet durch die unterirdiſchen Steinkohlenlager, welche allerdings
gegenwärtig noch in gewaltiger Fülle zu unſerer Verfügung ſtehen.
Mit unfehlbarer Sicherheit muß aber dermaleinſt der Zeitpunkt ein-
treten, wo dieſe unterirdiſchen Schätze verbraucht ſind, und wo der Menſch
auf neue Mittel und Wege ſinnen muß, die für ſein Daſein unbedingt
erforderliche Wärme ſich zu ſchaffen.

Kraft, Licht und Wärme ſind wir gewohnt, in einem Maße aus
den Steinkohlenlagern zu beziehen, daß das Verſiegen derſelben natur-
gemäß eine tiefeingreifende Wandlung der Verhältniſſe des menſchlichen
Geſchlechtes mit ſich bringen muß. Unſer großer Landsmann William
Siemens
ließ ſich bereits im Jahre 1878 in einem in the Glasgow
Science Lecture Association
gehaltenen Vortrage: „Über die Nutzbarkeit
der Wärme und anderer Naturkräfte“ folgendermaßen aus:

„Der 1871 veröffentlichte Bericht der Kohlenbau-Kommiſſion giebt
das damals noch abzubauende Quantum Kohlen in Großbritannien
auf ungefähr 150000000000 Tonnen an. Gegenwärtig werden etwa
132000000 Tonnen jährlich verbraucht und zieht man noch die ſtatiſtiſch
feſtgeſtellte Konſumvermehrung von 3⅓ Millionen Tonnen pro Jahr in

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[54/0072] Die Motoren. Während bei den unter 1 und 2 genannten Motoren ein Rad, deſſen Drehachſe entweder horizontal (Waſſerräder im engeren Sinne) oder vertikal (Turbinen) liegt, durch das Waſſer in Drehung verſetzt wird, beſteht das Kennzeichen der Waſſerſäulenmaſchinen darin, daß das unter einem gewiſſen Druck ſtehende Waſſer in einem Cylinder einen, auch mehrere Kolben in eine hin- und hergehende Bewegung verſetzt. Bei dieſen Waſſerſäulenmaſchinen, welche durch gepreßtes Waſſer ge- trieben werden, möge hier ſchon bemerkt werden, daß dieſelben in neueſter Zeit für die ſogenannte Kraftübertragung von einer Centrale mehrfach in Benutzung genommen werden. Öfters verwendet man alsdann, ohne weſentliche Änderung der Motoren an Stelle des Preß- waſſers Preßluft, d. h. Luft, welche durch große Luftpumpen in ſtarke Preſſung verſetzt iſt und nun an Stelle des gepreßten Waſſers als Betriebskraft in die Motoren eingeführt wird. b) Was die durch die bewegte Luft oder den Wind angetriebenen Motoren betrifft, ſo umfaſſen dieſelben nur eine einzige Klaſſe, nämlich: die Windräder. Der Vollſtändigkeit halber ſei hier aber nochmals kurz darauf hin- gewieſen, daß in der neueſten Zeit auch die gepreßte Luft zum Betriebe von Motoren verwendet wird. Da letztere eine ſehr nahe Verwandtſchaft mit den durch gepreßtes Waſſer betriebenen Motoren beſitzen, ſo werden dieſelben im Anſchluß an letztere zur Beſprechung kommen. c) Unter den verſchiedenen Kraftquellen iſt die Wärme zur Zeit die am meiſten benutzte. Die mit Hilfe derſelben betriebenen Motoren zerfallen in: 1. Dampfmaſchinen, 2. Heißluftmaſchinen. Die hervorragendſte Wärmequelle für den Betrieb der Motoren wird gebildet durch die unterirdiſchen Steinkohlenlager, welche allerdings gegenwärtig noch in gewaltiger Fülle zu unſerer Verfügung ſtehen. Mit unfehlbarer Sicherheit muß aber dermaleinſt der Zeitpunkt ein- treten, wo dieſe unterirdiſchen Schätze verbraucht ſind, und wo der Menſch auf neue Mittel und Wege ſinnen muß, die für ſein Daſein unbedingt erforderliche Wärme ſich zu ſchaffen. Kraft, Licht und Wärme ſind wir gewohnt, in einem Maße aus den Steinkohlenlagern zu beziehen, daß das Verſiegen derſelben natur- gemäß eine tiefeingreifende Wandlung der Verhältniſſe des menſchlichen Geſchlechtes mit ſich bringen muß. Unſer großer Landsmann William Siemens ließ ſich bereits im Jahre 1878 in einem in the Glasgow Science Lecture Association gehaltenen Vortrage: „Über die Nutzbarkeit der Wärme und anderer Naturkräfte“ folgendermaßen aus: „Der 1871 veröffentlichte Bericht der Kohlenbau-Kommiſſion giebt das damals noch abzubauende Quantum Kohlen in Großbritannien auf ungefähr 150000000000 Tonnen an. Gegenwärtig werden etwa 132000000 Tonnen jährlich verbraucht und zieht man noch die ſtatiſtiſch feſtgeſtellte Konſumvermehrung von 3⅓ Millionen Tonnen pro Jahr in

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/72>, abgerufen am 04.05.2024.