trocknen Prismen und die Sprengkapsel enthält. Die letztere wird elektrisch gezündet; zwei Leitungsdrähte sind an ein winziges Stückchen sehr dünnen Platindraht gelötet, welches sich im Satze der Spreng- kapsel befindet und zu glühen beginnt, sowie ein Strom durch die Drähte cirkuliert. Den Strom liefert die Mine selbst. Auf ihrer oberen, schwach gewölbten Fläche trägt sie fünf cylindrische Bleikapseln, deren jede ein mit Chromsäure gefülltes zugeschmolzenes Glas um- schließt; dicht unter jedem Glase liegt ein kleines Zinkkohleelement ohne Flüssigkeit, dessen Pole mit den Drähten der Sprengkapsel verbunden sind. Stößt nun irgend ein Körper gegen die Bleikapsel, so zerbricht das darin liegende Glas, die Chromsäure läuft in das Element und der entstehende Strom bewirkt das Glühen des Platindrahts und damit die Sprengung der Mine. Um beim Auslegen einer Mine gegen das immerhin mögliche Auffliegen gesichert zu sein, schaltet man in die Leitung ein Sicherheitskabel von einiger Länge ein; der Strom muß dann noch die innere und äußere Belegung des Kabels durch- laufen, um zu wirken. Man hält daher beide Belegungen am Ende des Kabels sorgfältig getrennt und vereinigt sie erst, nachdem man sich in genügender Entfernung von der Mine befindet. Die Minen- sperren sind sehr wirksame Hafenverteidigungen, die der Feind nur durch Auswerfen von Contreminen beseitigen kann. Sprengt er eine solche nämlich in der Nähe der Minen, so können durch die Erschütterung die letzteren mit auffliegen und dadurch unschädlich werden. Man hat die Sperren auch mit willkürlich von einem Punkte aus zu dirigierender Zündung versehen, welche man in dem Momente in Thätigkeit treten läßt, wo sich ein feindliches Schiff über der Mine befindet.
Der Whiteheadsche Torpedo, schon von Anfang an ein Muster- beispiel maschineller Konstruktion, hat in den letzten 15 Jahren noch erhebliche Verbesserungen erhalten und kann jetzt als ein höchst voll- kommenes Instrument der modernen Kriegführung angesehen werden. Der runde, gestreckte, etwa 41/2 m lange, an der dicksten Stelle etwa 1/3 m im Durchmesser haltende hohle Körper besteht aus Bronze und spitzt sich nach vorne und hinten zu. Die vordere Spitze trägt die Perkussionszündung, welche der einer Granate ähnelt; darauf folgt die Sprengladung, welche ursprünglich aus 20 bis 30 kg Schießwolle bestand, neuerdings aber vermehrt worden ist. Der nächste hohle cylindrische Teil birgt den geheimnisvollsten Apparat des Ganzen, eine Pendel- vorrichtung, welche gestattet, den Torpedo vor dem Ablaufen auf eine bestimmte, zwischen 1 und 3 m schwankende Tiefenlage einzustellen, welche zugleich seinen Lauf im Wasser stets horizontal erhält oder, wenn er die horizontale Richtung aus irgend einem Grunde verläßt, ihn zwingt, in diese zurückzukehren. Das Mittel hierzu sind zwei beweg- liche, im Schwanzstück liegende Flossen, welche herausspringen oder wagerecht liegen, je nachdem der Tiefenapparat eingreift oder nicht. Auf den letzteren folgt nach hinten der ziemlich 11/2 m lange Kessel,
Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung.
trocknen Prismen und die Sprengkapſel enthält. Die letztere wird elektriſch gezündet; zwei Leitungsdrähte ſind an ein winziges Stückchen ſehr dünnen Platindraht gelötet, welches ſich im Satze der Spreng- kapſel befindet und zu glühen beginnt, ſowie ein Strom durch die Drähte cirkuliert. Den Strom liefert die Mine ſelbſt. Auf ihrer oberen, ſchwach gewölbten Fläche trägt ſie fünf cylindriſche Bleikapſeln, deren jede ein mit Chromſäure gefülltes zugeſchmolzenes Glas um- ſchließt; dicht unter jedem Glaſe liegt ein kleines Zinkkohleelement ohne Flüſſigkeit, deſſen Pole mit den Drähten der Sprengkapſel verbunden ſind. Stößt nun irgend ein Körper gegen die Bleikapſel, ſo zerbricht das darin liegende Glas, die Chromſäure läuft in das Element und der entſtehende Strom bewirkt das Glühen des Platindrahts und damit die Sprengung der Mine. Um beim Auslegen einer Mine gegen das immerhin mögliche Auffliegen geſichert zu ſein, ſchaltet man in die Leitung ein Sicherheitskabel von einiger Länge ein; der Strom muß dann noch die innere und äußere Belegung des Kabels durch- laufen, um zu wirken. Man hält daher beide Belegungen am Ende des Kabels ſorgfältig getrennt und vereinigt ſie erſt, nachdem man ſich in genügender Entfernung von der Mine befindet. Die Minen- ſperren ſind ſehr wirkſame Hafenverteidigungen, die der Feind nur durch Auswerfen von Contreminen beſeitigen kann. Sprengt er eine ſolche nämlich in der Nähe der Minen, ſo können durch die Erſchütterung die letzteren mit auffliegen und dadurch unſchädlich werden. Man hat die Sperren auch mit willkürlich von einem Punkte aus zu dirigierender Zündung verſehen, welche man in dem Momente in Thätigkeit treten läßt, wo ſich ein feindliches Schiff über der Mine befindet.
Der Whiteheadſche Torpedo, ſchon von Anfang an ein Muſter- beiſpiel maſchineller Konſtruktion, hat in den letzten 15 Jahren noch erhebliche Verbeſſerungen erhalten und kann jetzt als ein höchſt voll- kommenes Inſtrument der modernen Kriegführung angeſehen werden. Der runde, geſtreckte, etwa 4½ m lange, an der dickſten Stelle etwa ⅓ m im Durchmeſſer haltende hohle Körper beſteht aus Bronze und ſpitzt ſich nach vorne und hinten zu. Die vordere Spitze trägt die Perkuſſionszündung, welche der einer Granate ähnelt; darauf folgt die Sprengladung, welche urſprünglich aus 20 bis 30 kg Schießwolle beſtand, neuerdings aber vermehrt worden iſt. Der nächſte hohle cylindriſche Teil birgt den geheimnisvollſten Apparat des Ganzen, eine Pendel- vorrichtung, welche geſtattet, den Torpedo vor dem Ablaufen auf eine beſtimmte, zwiſchen 1 und 3 m ſchwankende Tiefenlage einzuſtellen, welche zugleich ſeinen Lauf im Waſſer ſtets horizontal erhält oder, wenn er die horizontale Richtung aus irgend einem Grunde verläßt, ihn zwingt, in dieſe zurückzukehren. Das Mittel hierzu ſind zwei beweg- liche, im Schwanzſtück liegende Floſſen, welche herausſpringen oder wagerecht liegen, je nachdem der Tiefenapparat eingreift oder nicht. Auf den letzteren folgt nach hinten der ziemlich 1½ m lange Keſſel,
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Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung.
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ſehr dünnen Platindraht gelötet, welches ſich im Satze der Spreng-
kapſel befindet und zu glühen beginnt, ſowie ein Strom durch die
Drähte cirkuliert. Den Strom liefert die Mine ſelbſt. Auf ihrer
oberen, ſchwach gewölbten Fläche trägt ſie fünf cylindriſche Bleikapſeln,
deren jede ein mit Chromſäure gefülltes zugeſchmolzenes Glas um-
ſchließt; dicht unter jedem Glaſe liegt ein kleines Zinkkohleelement ohne
Flüſſigkeit, deſſen Pole mit den Drähten der Sprengkapſel verbunden
ſind. Stößt nun irgend ein Körper gegen die Bleikapſel, ſo zerbricht
das darin liegende Glas, die Chromſäure läuft in das Element und
der entſtehende Strom bewirkt das Glühen des Platindrahts und damit
die Sprengung der Mine. Um beim Auslegen einer Mine gegen das
immerhin mögliche Auffliegen geſichert zu ſein, ſchaltet man in
die Leitung ein Sicherheitskabel von einiger Länge ein; der Strom
muß dann noch die innere und äußere Belegung des Kabels durch-
laufen, um zu wirken. Man hält daher beide Belegungen am Ende
des Kabels ſorgfältig getrennt und vereinigt ſie erſt, nachdem man
ſich in genügender Entfernung von der Mine befindet. Die Minen-
ſperren ſind ſehr wirkſame Hafenverteidigungen, die der Feind nur
durch Auswerfen von Contreminen beſeitigen kann. Sprengt er eine
ſolche nämlich in der Nähe der Minen, ſo können durch die Erſchütterung
die letzteren mit auffliegen und dadurch unſchädlich werden. Man hat
die Sperren auch mit willkürlich von einem Punkte aus zu dirigierender
Zündung verſehen, welche man in dem Momente in Thätigkeit treten
läßt, wo ſich ein feindliches Schiff über der Mine befindet.
Der Whiteheadſche Torpedo, ſchon von Anfang an ein Muſter-
beiſpiel maſchineller Konſtruktion, hat in den letzten 15 Jahren noch
erhebliche Verbeſſerungen erhalten und kann jetzt als ein höchſt voll-
kommenes Inſtrument der modernen Kriegführung angeſehen werden.
Der runde, geſtreckte, etwa 4½ m lange, an der dickſten Stelle etwa
⅓ m im Durchmeſſer haltende hohle Körper beſteht aus Bronze und
ſpitzt ſich nach vorne und hinten zu. Die vordere Spitze trägt die
Perkuſſionszündung, welche der einer Granate ähnelt; darauf folgt die
Sprengladung, welche urſprünglich aus 20 bis 30 kg Schießwolle beſtand,
neuerdings aber vermehrt worden iſt. Der nächſte hohle cylindriſche
Teil birgt den geheimnisvollſten Apparat des Ganzen, eine Pendel-
vorrichtung, welche geſtattet, den Torpedo vor dem Ablaufen auf eine
beſtimmte, zwiſchen 1 und 3 m ſchwankende Tiefenlage einzuſtellen,
welche zugleich ſeinen Lauf im Waſſer ſtets horizontal erhält oder,
wenn er die horizontale Richtung aus irgend einem Grunde verläßt,
ihn zwingt, in dieſe zurückzukehren. Das Mittel hierzu ſind zwei beweg-
liche, im Schwanzſtück liegende Floſſen, welche herausſpringen oder
wagerecht liegen, je nachdem der Tiefenapparat eingreift oder nicht.
Auf den letzteren folgt nach hinten der ziemlich 1½ m lange Keſſel,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/726>, abgerufen am 23.11.2024.
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