waren diese nicht erfüllt, so stand eine mechanische Leistung nicht zur Verfügung. Wohl konnte man das Gefälle der Flüsse anstauen und aufspeichern, wohl konnte man das Windrad auf besonders dem Wind- strome ausgesetzten Höhen errichten, stets aber war man gezwungen, die natürliche Triebkraft dort zu benutzen, wo man sie fand, und man war genöthigt, mit ihrer vorhandenen Stärke sich zu begnügen, da man nicht im Stande war, dieselbe nach Bedarf oder nach Belieben zu erhöhen. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Ausnutzung der Wärme. Diese kann man erzeugen, wo und wann man will; sie war es also, die den Menschen zuerst unabhängig machte von der Örtlichkeit. Nicht mehr an bestimmten Plätzen mußten von jetzt ab die Gewerbe- betriebe sich ansiedeln, sondern überall da, wo das Vorhandensein der Rohstoffe oder sonstige Verhältnisse es wünschenswerth machten, konnten dieselben sich einrichten und ihre Thätigkeit entfalten. Diese Eigenschaft der Wärme, ihre Unabhängigkeit von Ort und Zeit, war es, welche ihrer ältesten Tochter, der Dampfmaschine, die Wege ebnete und derselben den schnellen Siegeslauf ermöglichte. Im Laufe der Jahrzehnte ge- sellte sich zu der Dampfmaschine dann noch die ebenfalls auf der Aus- nützung der Wärme beruhende Heißluftmaschine, bei welcher das bekannte Naturgesetz zur praktischen Anwendung gelangt, daß luft- förmige Körper, sobald ihnen Wärme zugeführt wird, sich ausdehnen, dagegen bei Wärmeentziehung einen geringeren Raum ausfüllen.
Jedoch der Bedarf an motorischer Kraft wuchs von Jahr zu Jahr und regte die erfinderische Thätigkeit zur Aufschließung weiterer motorischer Kraftquellen an. So stellte sich alsbald als vierte Kraft die chemische Verwandtschaft verschiedener Naturkörper ein. Auf ihrer Aus- nützung beruhen die zahlreichen Gas-, Petroleum- und Benzinmotoren.
In der neuesten Zeit trat dann noch als letzte Kraftquelle der elektrische Strom hinzu, dessen Ausnutzung durch die Elektromotoren nicht in diesem Abschnitte, sondern unter II. 2. beschrieben werden wird. Fassen wir die heute uns zur Verfügung stehenden Kraftquellen, sofern wir von der Muskelkraft des Menschen und der Tiere absehen, kurz zusammen, so sind dies folgende:
a) das bewegte Wasser,
b) die bewegte Luft,
c) die Wärme,
d) die chemische Verwandtschaft einzelner Körper,
e) der elektrische Strom.
a) Die Wassermotoren zerfallen in drei Abteilungen:
1. die Wasserräder im engeren Sinne oder vertikalen Wasser- räder,
2. die Turbinen oder horizontalen Wasserräder,
3. die Wassersäulenmaschinen.
Allgemeines.
waren dieſe nicht erfüllt, ſo ſtand eine mechaniſche Leiſtung nicht zur Verfügung. Wohl konnte man das Gefälle der Flüſſe anſtauen und aufſpeichern, wohl konnte man das Windrad auf beſonders dem Wind- ſtrome ausgeſetzten Höhen errichten, ſtets aber war man gezwungen, die natürliche Triebkraft dort zu benutzen, wo man ſie fand, und man war genöthigt, mit ihrer vorhandenen Stärke ſich zu begnügen, da man nicht im Stande war, dieſelbe nach Bedarf oder nach Belieben zu erhöhen. Ganz anders liegen die Verhältniſſe bei der Ausnutzung der Wärme. Dieſe kann man erzeugen, wo und wann man will; ſie war es alſo, die den Menſchen zuerſt unabhängig machte von der Örtlichkeit. Nicht mehr an beſtimmten Plätzen mußten von jetzt ab die Gewerbe- betriebe ſich anſiedeln, ſondern überall da, wo das Vorhandenſein der Rohſtoffe oder ſonſtige Verhältniſſe es wünſchenswerth machten, konnten dieſelben ſich einrichten und ihre Thätigkeit entfalten. Dieſe Eigenſchaft der Wärme, ihre Unabhängigkeit von Ort und Zeit, war es, welche ihrer älteſten Tochter, der Dampfmaſchine, die Wege ebnete und derſelben den ſchnellen Siegeslauf ermöglichte. Im Laufe der Jahrzehnte ge- ſellte ſich zu der Dampfmaſchine dann noch die ebenfalls auf der Aus- nützung der Wärme beruhende Heißluftmaſchine, bei welcher das bekannte Naturgeſetz zur praktiſchen Anwendung gelangt, daß luft- förmige Körper, ſobald ihnen Wärme zugeführt wird, ſich ausdehnen, dagegen bei Wärmeentziehung einen geringeren Raum ausfüllen.
Jedoch der Bedarf an motoriſcher Kraft wuchs von Jahr zu Jahr und regte die erfinderiſche Thätigkeit zur Aufſchließung weiterer motoriſcher Kraftquellen an. So ſtellte ſich alsbald als vierte Kraft die chemiſche Verwandtſchaft verſchiedener Naturkörper ein. Auf ihrer Aus- nützung beruhen die zahlreichen Gas-, Petroleum- und Benzinmotoren.
In der neueſten Zeit trat dann noch als letzte Kraftquelle der elektriſche Strom hinzu, deſſen Ausnutzung durch die Elektromotoren nicht in dieſem Abſchnitte, ſondern unter II. 2. beſchrieben werden wird. Faſſen wir die heute uns zur Verfügung ſtehenden Kraftquellen, ſofern wir von der Muskelkraft des Menſchen und der Tiere abſehen, kurz zuſammen, ſo ſind dies folgende:
a) das bewegte Waſſer,
b) die bewegte Luft,
c) die Wärme,
d) die chemiſche Verwandtſchaft einzelner Körper,
e) der elektriſche Strom.
a) Die Waſſermotoren zerfallen in drei Abteilungen:
1. die Waſſerräder im engeren Sinne oder vertikalen Waſſer- räder,
2. die Turbinen oder horizontalen Waſſerräder,
3. die Waſſerſäulenmaſchinen.
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Allgemeines.
waren dieſe nicht erfüllt, ſo ſtand eine mechaniſche Leiſtung nicht zur
Verfügung. Wohl konnte man das Gefälle der Flüſſe anſtauen und
aufſpeichern, wohl konnte man das Windrad auf beſonders dem Wind-
ſtrome ausgeſetzten Höhen errichten, ſtets aber war man gezwungen,
die natürliche Triebkraft dort zu benutzen, wo man ſie fand, und man
war genöthigt, mit ihrer vorhandenen Stärke ſich zu begnügen, da man
nicht im Stande war, dieſelbe nach Bedarf oder nach Belieben zu
erhöhen. Ganz anders liegen die Verhältniſſe bei der Ausnutzung der
Wärme. Dieſe kann man erzeugen, wo und wann man will; ſie war
es alſo, die den Menſchen zuerſt unabhängig machte von der Örtlichkeit.
Nicht mehr an beſtimmten Plätzen mußten von jetzt ab die Gewerbe-
betriebe ſich anſiedeln, ſondern überall da, wo das Vorhandenſein der
Rohſtoffe oder ſonſtige Verhältniſſe es wünſchenswerth machten, konnten
dieſelben ſich einrichten und ihre Thätigkeit entfalten. Dieſe Eigenſchaft
der Wärme, ihre Unabhängigkeit von Ort und Zeit, war es, welche
ihrer älteſten Tochter, der Dampfmaſchine, die Wege ebnete und derſelben
den ſchnellen Siegeslauf ermöglichte. Im Laufe der Jahrzehnte ge-
ſellte ſich zu der Dampfmaſchine dann noch die ebenfalls auf der Aus-
nützung der Wärme beruhende Heißluftmaſchine, bei welcher das
bekannte Naturgeſetz zur praktiſchen Anwendung gelangt, daß luft-
förmige Körper, ſobald ihnen Wärme zugeführt wird, ſich ausdehnen,
dagegen bei Wärmeentziehung einen geringeren Raum ausfüllen.
Jedoch der Bedarf an motoriſcher Kraft wuchs von Jahr zu Jahr
und regte die erfinderiſche Thätigkeit zur Aufſchließung weiterer motoriſcher
Kraftquellen an. So ſtellte ſich alsbald als vierte Kraft die chemiſche
Verwandtſchaft verſchiedener Naturkörper ein. Auf ihrer Aus-
nützung beruhen die zahlreichen Gas-, Petroleum- und Benzinmotoren.
In der neueſten Zeit trat dann noch als letzte Kraftquelle der
elektriſche Strom hinzu, deſſen Ausnutzung durch die Elektromotoren
nicht in dieſem Abſchnitte, ſondern unter II. 2. beſchrieben werden
wird. Faſſen wir die heute uns zur Verfügung ſtehenden Kraftquellen,
ſofern wir von der Muskelkraft des Menſchen und der Tiere abſehen,
kurz zuſammen, ſo ſind dies folgende:
a) das bewegte Waſſer,
b) die bewegte Luft,
c) die Wärme,
d) die chemiſche Verwandtſchaft einzelner Körper,
e) der elektriſche Strom.
a) Die Waſſermotoren zerfallen in drei Abteilungen:
1. die Waſſerräder im engeren Sinne oder vertikalen Waſſer-
räder,
2. die Turbinen oder horizontalen Waſſerräder,
3. die Waſſerſäulenmaſchinen.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/71>, abgerufen am 22.11.2024.
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