gebildet, die in ihrem Innern die vollkommene Gestalt der Glocken- krone haben. Diese enthält den Einguß und mehrere Windpfeifen. Zur Verstärkung werden Mantel und Henkelform mit eisernen Schienen und Reifen versteift, an welchen sich Haken befinden, mittels deren man diese Rüstung mit Mantel und Henkelform mit einem Flaschenzug in die Höhe ziehen kann. Sodann schneidet man das Hemde in Stücken los, bessert, wenn nötig, Kern und Mantel noch aus, füllt den Kern mit Erde und verschmiert ihn oben mit Lehm. Endlich läßt man den Mantel wieder herab und macht durch Verstreichen aller Fugen mit Lehm und Vollstampfen der Dammgrube mit Erde und Sand die Form zum Guß fertig.
Der Statuenguß ist noch komplizierter. Mannigfaltig sind die Methoden, nach denen die Gußformen hergestellt werden. Nach einer kleinen Skizze wurde über einem Gerüst aus Eisenstäben ein Gips- modell mit aller Sorgfalt hergestellt, in der wirklichen Größe, die die gegossene Statue haben sollte. Über diesem Modell wurde eine aus vielen Teilen bestehende Gipsform gemacht, deren Hohlraum also jetzt dem Gußstück gleicht. Vor dem Zusammensetzen kleidete man jedes Stück mit Wachs von der Dicke aus, die die Statue bekommen sollte. Dieses Wachsmodell gleicht nun in jeder Beziehung -- äußerer, innerer Form, Dicke -- der Statue. Ist man so weit, so setzt man die ganze Form um ein Gerüst von Eisenstäben in die Dammgrube und füllt sie innen mit der Kernschlichte, einer Mischung von Gips, Ziegelmehl und Wasser. Da Gips allein dem Feuer nicht widerstehen kann, so wird der Gipsmantel abgenommen, das Wachsmodell bleibt auf dem Kern, da es innen mit einer großen Anzahl kleiner Ösen und Häkchen ver- sehen ist, die im Kern festsitzen. Das Wachsmodell wird erst noch nachgearbeitet und dann etwa 20 mm dick mit Formkitt, einer Mischung aus Lehm, Ziegelmehl und Leimwasser, überzogen. Jetzt umgiebt man das Ganze mit Lehm und umbaut es mit Lehmsteinen. Ein gelindes, außen angemachtes Feuer läßt das Wachs innen schmelzen und eine Höhlung zurückbleiben, die dem anzufertigenden Gußstück gleicht. Dieser sogenannte italienische Guß wird heute noch angewendet, er hat den Vorzug, daß alle Feinheiten des Bildwerkes aufs beste, ohne Nach- arbeit hervortreten und das Ganze in einem Stücke gegossen werden kann, andererseits ist aber auch bei einem ja niemals ausgeschlossenen Mißlingen des Gusses die ganze mühevolle Arbeit verloren, das Modell allerdings bleibt erhalten. Man gießt daher jetzt die Kernschlichte direkt in die Gipsform und arbeitet nach dem Erkalten vom Kern soviel herunter, als die Metalldicke betragen soll und gießt dann den Raum zwischen Kern und Mantel mit Wachs aus oder, und das ist das in der Neuzeit meist angewendete Verfahren, man führt den Guß stück- weise aus. Der Hauptkörper wird in einfachere Teile zerlegt und ebenso werden kleinere Nebenteile, die stark hervortreten, wie Pferde- schwänze, vorgestreckte Arme u. s. w. getrennt gegossen. Man wendet
Das Gießen.
gebildet, die in ihrem Innern die vollkommene Geſtalt der Glocken- krone haben. Dieſe enthält den Einguß und mehrere Windpfeifen. Zur Verſtärkung werden Mantel und Henkelform mit eiſernen Schienen und Reifen verſteift, an welchen ſich Haken befinden, mittels deren man dieſe Rüſtung mit Mantel und Henkelform mit einem Flaſchenzug in die Höhe ziehen kann. Sodann ſchneidet man das Hemde in Stücken los, beſſert, wenn nötig, Kern und Mantel noch aus, füllt den Kern mit Erde und verſchmiert ihn oben mit Lehm. Endlich läßt man den Mantel wieder herab und macht durch Verſtreichen aller Fugen mit Lehm und Vollſtampfen der Dammgrube mit Erde und Sand die Form zum Guß fertig.
Der Statuenguß iſt noch komplizierter. Mannigfaltig ſind die Methoden, nach denen die Gußformen hergeſtellt werden. Nach einer kleinen Skizze wurde über einem Gerüſt aus Eiſenſtäben ein Gips- modell mit aller Sorgfalt hergeſtellt, in der wirklichen Größe, die die gegoſſene Statue haben ſollte. Über dieſem Modell wurde eine aus vielen Teilen beſtehende Gipsform gemacht, deren Hohlraum alſo jetzt dem Gußſtück gleicht. Vor dem Zuſammenſetzen kleidete man jedes Stück mit Wachs von der Dicke aus, die die Statue bekommen ſollte. Dieſes Wachsmodell gleicht nun in jeder Beziehung — äußerer, innerer Form, Dicke — der Statue. Iſt man ſo weit, ſo ſetzt man die ganze Form um ein Gerüſt von Eiſenſtäben in die Dammgrube und füllt ſie innen mit der Kernſchlichte, einer Miſchung von Gips, Ziegelmehl und Waſſer. Da Gips allein dem Feuer nicht widerſtehen kann, ſo wird der Gipsmantel abgenommen, das Wachsmodell bleibt auf dem Kern, da es innen mit einer großen Anzahl kleiner Öſen und Häkchen ver- ſehen iſt, die im Kern feſtſitzen. Das Wachsmodell wird erſt noch nachgearbeitet und dann etwa 20 mm dick mit Formkitt, einer Miſchung aus Lehm, Ziegelmehl und Leimwaſſer, überzogen. Jetzt umgiebt man das Ganze mit Lehm und umbaut es mit Lehmſteinen. Ein gelindes, außen angemachtes Feuer läßt das Wachs innen ſchmelzen und eine Höhlung zurückbleiben, die dem anzufertigenden Gußſtück gleicht. Dieſer ſogenannte italieniſche Guß wird heute noch angewendet, er hat den Vorzug, daß alle Feinheiten des Bildwerkes aufs beſte, ohne Nach- arbeit hervortreten und das Ganze in einem Stücke gegoſſen werden kann, andererſeits iſt aber auch bei einem ja niemals ausgeſchloſſenen Mißlingen des Guſſes die ganze mühevolle Arbeit verloren, das Modell allerdings bleibt erhalten. Man gießt daher jetzt die Kernſchlichte direkt in die Gipsform und arbeitet nach dem Erkalten vom Kern ſoviel herunter, als die Metalldicke betragen ſoll und gießt dann den Raum zwiſchen Kern und Mantel mit Wachs aus oder, und das iſt das in der Neuzeit meiſt angewendete Verfahren, man führt den Guß ſtück- weiſe aus. Der Hauptkörper wird in einfachere Teile zerlegt und ebenſo werden kleinere Nebenteile, die ſtark hervortreten, wie Pferde- ſchwänze, vorgeſtreckte Arme u. ſ. w. getrennt gegoſſen. Man wendet
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Das Gießen.
gebildet, die in ihrem Innern die vollkommene Geſtalt der Glocken-
krone haben. Dieſe enthält den Einguß und mehrere Windpfeifen. Zur
Verſtärkung werden Mantel und Henkelform mit eiſernen Schienen und
Reifen verſteift, an welchen ſich Haken befinden, mittels deren man dieſe
Rüſtung mit Mantel und Henkelform mit einem Flaſchenzug in die
Höhe ziehen kann. Sodann ſchneidet man das Hemde in Stücken los,
beſſert, wenn nötig, Kern und Mantel noch aus, füllt den Kern mit
Erde und verſchmiert ihn oben mit Lehm. Endlich läßt man den
Mantel wieder herab und macht durch Verſtreichen aller Fugen mit
Lehm und Vollſtampfen der Dammgrube mit Erde und Sand die
Form zum Guß fertig.
Der Statuenguß iſt noch komplizierter. Mannigfaltig ſind die
Methoden, nach denen die Gußformen hergeſtellt werden. Nach einer
kleinen Skizze wurde über einem Gerüſt aus Eiſenſtäben ein Gips-
modell mit aller Sorgfalt hergeſtellt, in der wirklichen Größe, die die
gegoſſene Statue haben ſollte. Über dieſem Modell wurde eine aus
vielen Teilen beſtehende Gipsform gemacht, deren Hohlraum alſo jetzt
dem Gußſtück gleicht. Vor dem Zuſammenſetzen kleidete man jedes
Stück mit Wachs von der Dicke aus, die die Statue bekommen ſollte.
Dieſes Wachsmodell gleicht nun in jeder Beziehung — äußerer, innerer
Form, Dicke — der Statue. Iſt man ſo weit, ſo ſetzt man die ganze
Form um ein Gerüſt von Eiſenſtäben in die Dammgrube und füllt ſie
innen mit der Kernſchlichte, einer Miſchung von Gips, Ziegelmehl und
Waſſer. Da Gips allein dem Feuer nicht widerſtehen kann, ſo wird
der Gipsmantel abgenommen, das Wachsmodell bleibt auf dem Kern,
da es innen mit einer großen Anzahl kleiner Öſen und Häkchen ver-
ſehen iſt, die im Kern feſtſitzen. Das Wachsmodell wird erſt noch
nachgearbeitet und dann etwa 20 mm dick mit Formkitt, einer Miſchung
aus Lehm, Ziegelmehl und Leimwaſſer, überzogen. Jetzt umgiebt man
das Ganze mit Lehm und umbaut es mit Lehmſteinen. Ein gelindes,
außen angemachtes Feuer läßt das Wachs innen ſchmelzen und eine
Höhlung zurückbleiben, die dem anzufertigenden Gußſtück gleicht. Dieſer
ſogenannte italieniſche Guß wird heute noch angewendet, er hat den
Vorzug, daß alle Feinheiten des Bildwerkes aufs beſte, ohne Nach-
arbeit hervortreten und das Ganze in einem Stücke gegoſſen werden
kann, andererſeits iſt aber auch bei einem ja niemals ausgeſchloſſenen
Mißlingen des Guſſes die ganze mühevolle Arbeit verloren, das Modell
allerdings bleibt erhalten. Man gießt daher jetzt die Kernſchlichte direkt
in die Gipsform und arbeitet nach dem Erkalten vom Kern ſoviel
herunter, als die Metalldicke betragen ſoll und gießt dann den Raum
zwiſchen Kern und Mantel mit Wachs aus oder, und das iſt das in
der Neuzeit meiſt angewendete Verfahren, man führt den Guß ſtück-
weiſe aus. Der Hauptkörper wird in einfachere Teile zerlegt und
ebenſo werden kleinere Nebenteile, die ſtark hervortreten, wie Pferde-
ſchwänze, vorgeſtreckte Arme u. ſ. w. getrennt gegoſſen. Man wendet
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/655>, abgerufen am 22.11.2024.
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