Die künstlichen Düngestoffe und die Chemie des Bodens.
getreten, ein saures Calciumphosphat bildend, welches löslich ist. Diese Formel giebt auch gleichzeitig einen Anhalt zur Berechnung der zu verwendenden Menge Schwefelsäure, wobei aber auch der im Roh- phosphat enthaltene kohlensaure Kalk berücksichtigt werden muß, da dieser nach der Formel:
[Formel 1]
gleichfalls Schwefelsäure absorbiert.
Bei längerem Lagern aber kann bei Gegenwart von Eisenoxyd oder Thonerde etc. ein Teil dieser künstlich löslich gemachten Phosphor- säure wieder unlöslich werden und man nennt deshalb diese Phos- phorsäure "zurückgegangene"; aus diesem Grunde eignen sich auch alle Rohphosphate, welche genannte Substanzen enthalten, wie z. B. der Lahnphosphorit sehr schlecht zur Darstellung von Superphosphaten. Schließlich muß noch die sogenannte "präzipitierte" Phosphorsäure, das ist auf chemischem Wege gefällte, erwähnt werden.
Wie außerordentlich groß der Unterschied in der Löslichkeit der Superphosphate und Rohphosphate ist, hat Dietrich in Versuchen nachgewiesen; nach ihm lösen 100 l kohlensäurehaltiges Wasser von nachstehend genannten Phosphaten an Phosphorsäure auf:
[Tabelle]
Trotzdem also der rohe Baker-Guano zu den am leichtesten lös- lichen Rohphosphaten zählt, so ist doch die Löslichkeit des halbsauren Kalkphosphats 3,5 mal so groß.
Es ist zweifellos, daß die kohlensäurehaltige Bodenfeuchtigkeit schließlich auch die rohen Phosphate auflöst, aber dazu gehören sehr große Wassermengen und sehr lange Zeit, sodaß gerade die junge Pflanze, bei der es am wichtigsten ist, sie reichlich mit Nahrung zu versorgen, die Phosphorsäure noch nicht gelöst vorfindet.
Außer der löslichen und unlöslichen Phosphorsäure muß noch die "bodenlösliche" genannt werden, d. h. eine Phosphorsäure, die in Wasser nicht wie die lösliche aufgelöst wird, wohl aber -- wenn auch in etwas längerer Zeit -- von der Bodenflüssigkeit, worauf es doch hier im wesentlichen ankommt. Hierher ist die bereits erwähnte "zu- rückgegangene" Phosphorsäure zu zählen und diejenige, die in der Thomasschlacke enthalten ist. Für letztere kommen daher im ersten Jahre
Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
getreten, ein ſaures Calciumphosphat bildend, welches löslich iſt. Dieſe Formel giebt auch gleichzeitig einen Anhalt zur Berechnung der zu verwendenden Menge Schwefelſäure, wobei aber auch der im Roh- phosphat enthaltene kohlenſaure Kalk berückſichtigt werden muß, da dieſer nach der Formel:
[Formel 1]
gleichfalls Schwefelſäure abſorbiert.
Bei längerem Lagern aber kann bei Gegenwart von Eiſenoxyd oder Thonerde ꝛc. ein Teil dieſer künſtlich löslich gemachten Phosphor- ſäure wieder unlöslich werden und man nennt deshalb dieſe Phos- phorſäure „zurückgegangene“; aus dieſem Grunde eignen ſich auch alle Rohphosphate, welche genannte Subſtanzen enthalten, wie z. B. der Lahnphosphorit ſehr ſchlecht zur Darſtellung von Superphosphaten. Schließlich muß noch die ſogenannte „präzipitierte“ Phosphorſäure, das iſt auf chemiſchem Wege gefällte, erwähnt werden.
Wie außerordentlich groß der Unterſchied in der Löslichkeit der Superphosphate und Rohphosphate iſt, hat Dietrich in Verſuchen nachgewieſen; nach ihm löſen 100 l kohlenſäurehaltiges Waſſer von nachſtehend genannten Phosphaten an Phosphorſäure auf:
[Tabelle]
Trotzdem alſo der rohe Baker-Guano zu den am leichteſten lös- lichen Rohphosphaten zählt, ſo iſt doch die Löslichkeit des halbſauren Kalkphosphats 3,5 mal ſo groß.
Es iſt zweifellos, daß die kohlenſäurehaltige Bodenfeuchtigkeit ſchließlich auch die rohen Phosphate auflöſt, aber dazu gehören ſehr große Waſſermengen und ſehr lange Zeit, ſodaß gerade die junge Pflanze, bei der es am wichtigſten iſt, ſie reichlich mit Nahrung zu verſorgen, die Phosphorſäure noch nicht gelöſt vorfindet.
Außer der löslichen und unlöslichen Phosphorſäure muß noch die „bodenlösliche“ genannt werden, d. h. eine Phosphorſäure, die in Waſſer nicht wie die lösliche aufgelöſt wird, wohl aber — wenn auch in etwas längerer Zeit — von der Bodenflüſſigkeit, worauf es doch hier im weſentlichen ankommt. Hierher iſt die bereits erwähnte „zu- rückgegangene“ Phosphorſäure zu zählen und diejenige, die in der Thomasſchlacke enthalten iſt. Für letztere kommen daher im erſten Jahre
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Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.
getreten, ein ſaures Calciumphosphat bildend, welches löslich iſt. Dieſe
Formel giebt auch gleichzeitig einen Anhalt zur Berechnung der zu
verwendenden Menge Schwefelſäure, wobei aber auch der im Roh-
phosphat enthaltene kohlenſaure Kalk berückſichtigt werden muß, da
dieſer nach der Formel:
[FORMEL]
gleichfalls Schwefelſäure abſorbiert.
Bei längerem Lagern aber kann bei Gegenwart von Eiſenoxyd
oder Thonerde ꝛc. ein Teil dieſer künſtlich löslich gemachten Phosphor-
ſäure wieder unlöslich werden und man nennt deshalb dieſe Phos-
phorſäure „zurückgegangene“; aus dieſem Grunde eignen ſich auch alle
Rohphosphate, welche genannte Subſtanzen enthalten, wie z. B. der
Lahnphosphorit ſehr ſchlecht zur Darſtellung von Superphosphaten.
Schließlich muß noch die ſogenannte „präzipitierte“ Phosphorſäure,
das iſt auf chemiſchem Wege gefällte, erwähnt werden.
Wie außerordentlich groß der Unterſchied in der Löslichkeit der
Superphosphate und Rohphosphate iſt, hat Dietrich in Verſuchen
nachgewieſen; nach ihm löſen 100 l kohlenſäurehaltiges Waſſer von
nachſtehend genannten Phosphaten an Phosphorſäure auf:
Trotzdem alſo der rohe Baker-Guano zu den am leichteſten lös-
lichen Rohphosphaten zählt, ſo iſt doch die Löslichkeit des halbſauren
Kalkphosphats 3,5 mal ſo groß.
Es iſt zweifellos, daß die kohlenſäurehaltige Bodenfeuchtigkeit
ſchließlich auch die rohen Phosphate auflöſt, aber dazu gehören ſehr
große Waſſermengen und ſehr lange Zeit, ſodaß gerade die junge
Pflanze, bei der es am wichtigſten iſt, ſie reichlich mit Nahrung zu
verſorgen, die Phosphorſäure noch nicht gelöſt vorfindet.
Außer der löslichen und unlöslichen Phosphorſäure muß noch
die „bodenlösliche“ genannt werden, d. h. eine Phosphorſäure, die
in Waſſer nicht wie die lösliche aufgelöſt wird, wohl aber — wenn auch
in etwas längerer Zeit — von der Bodenflüſſigkeit, worauf es doch
hier im weſentlichen ankommt. Hierher iſt die bereits erwähnte „zu-
rückgegangene“ Phosphorſäure zu zählen und diejenige, die in der
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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