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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die konzentrierten Düngemittel.
Konsumenten selbst leicht für das gerade auf seinem Acker vorhandene
Düngebedürfnis aus den eigentlichen Düngemitteln gemischt werden
können. Die wichtigsten dieser Düngemittel sollen nun einzeln in
drei Gruppen als Phosphorsäure-, Stickstoff- und Kali-Dünge-
mittel betrachtet werden, vorher ist aber noch für alle gemeinsam
folgendes zu erwähnen. Es ist kein einziger Stoff imstande, wenn
er an und für sich auch noch so wichtig für die Ernährung der
Pflanze ist, einen anderen zu ersetzen, sondern jeder einzelne
muß im Boden in genügender Menge vorhanden sein. Für die Wirkung
der Gesamtdüngung ist derjenige Stoff entscheidend, welchen der Boden
im Verhältnis zum Verbrauch durch die Pflanze in geringster Menge
enthält. Höchste Ernteerträge lassen sich aber nur dann erzielen, wenn
stets die mehrfache Menge derjenigen Pflanzennährstoffe im Boden
enthalten ist, welche ihm durch die jedesmalige Ernte entzogen wird.
Als wirklich vorhanden kann man aber die Nährstoffe nur dann be-
trachten, wenn sie sich im Boden in einer solchen Form befinden, daß
sie von der Pflanze leicht aufgenommen werden können und dazu
müssen sie sowohl löslich, als auch sehr feinpulvrig und gleichmäßig
verteilt sein. Schließlich genügt in den überwiegend meisten Fällen
ihr bloßes Ausstreuen nicht, sie müssen vielmehr gut mit der Ackererde
gemischt, d. h. eingeeggt und, wenn irgend möglich, untergepflügt werden.

Von welcher Bedeutung die Phosphate als Düngemittel sind, geht
zur Genüge aus dem Umstande hervor, daß einerseits Phosphorsäure
in jeder Pflanze und in jedem Teile derselben enthalten und andererseits
der Boden gewöhnlich mehr oder weniger arm an Phosphorsäure ist.
Hauptsächlich kommen als Düngemittel die Calciumsalze der Phosphor-
säure in Betracht, von denen es -- wie von allen Salzen derselben --
ihrem Wasserstoffgehalt entsprechend, 3 Reihen giebt, nämlich basische,
halbsaure und saure Salze. Sämtliche Phosphate werden in Bezug
auf ihren Düngewert in basische und Superphosphate eingeteilt, deren
Unterscheidung folgende ist. Die in der Natur vorkommenden Phosphate
sind alle basische Phosphate, d. h. die in ihr enthaltene Phosphorsäure
hat mit Calcinm, Eisen, Magnesium oder anderen Basen gesättigte
Salze gebildet. Diese phosphorsauren Salze sind aber in Wasser un-
löslich und haben somit nur geringen Düngewert, weil die Pflanze ja
nur lösliche Nährstoffe aufnehmen kann. Liebig schlug vor, die von
der Natur gebotenen rohen, unlöslichen Phosphate durch Behandeln
mit Schwefelsäure -- beim Knochenmehl kann die Schwefelsäure auch
durch Dämpfen ersetzt werden -- in lösliche zu verwandeln. Dieses
Verfahren nennt man "Aufschließen" und die aufgeschlossenen rohen
Phosphate: "Superphosphate". Der chemische Vorgang hierbei ist
ein sehr einfacher und kann durch folgende Formel angedeutet werden:
[Formel 1] Die Schwefelsäure hat also mit dem Calcium der rohen Phosphate
ein Calciumsalz gebildet und ihr Wasserstoff ist an Stelle des Calciums

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Die konzentrierten Düngemittel.
Konſumenten ſelbſt leicht für das gerade auf ſeinem Acker vorhandene
Düngebedürfnis aus den eigentlichen Düngemitteln gemiſcht werden
können. Die wichtigſten dieſer Düngemittel ſollen nun einzeln in
drei Gruppen als Phosphorſäure-, Stickſtoff- und Kali-Dünge-
mittel betrachtet werden, vorher iſt aber noch für alle gemeinſam
folgendes zu erwähnen. Es iſt kein einziger Stoff imſtande, wenn
er an und für ſich auch noch ſo wichtig für die Ernährung der
Pflanze iſt, einen anderen zu erſetzen, ſondern jeder einzelne
muß im Boden in genügender Menge vorhanden ſein. Für die Wirkung
der Geſamtdüngung iſt derjenige Stoff entſcheidend, welchen der Boden
im Verhältnis zum Verbrauch durch die Pflanze in geringſter Menge
enthält. Höchſte Ernteerträge laſſen ſich aber nur dann erzielen, wenn
ſtets die mehrfache Menge derjenigen Pflanzennährſtoffe im Boden
enthalten iſt, welche ihm durch die jedesmalige Ernte entzogen wird.
Als wirklich vorhanden kann man aber die Nährſtoffe nur dann be-
trachten, wenn ſie ſich im Boden in einer ſolchen Form befinden, daß
ſie von der Pflanze leicht aufgenommen werden können und dazu
müſſen ſie ſowohl löslich, als auch ſehr feinpulvrig und gleichmäßig
verteilt ſein. Schließlich genügt in den überwiegend meiſten Fällen
ihr bloßes Ausſtreuen nicht, ſie müſſen vielmehr gut mit der Ackererde
gemiſcht, d. h. eingeeggt und, wenn irgend möglich, untergepflügt werden.

Von welcher Bedeutung die Phosphate als Düngemittel ſind, geht
zur Genüge aus dem Umſtande hervor, daß einerſeits Phosphorſäure
in jeder Pflanze und in jedem Teile derſelben enthalten und andererſeits
der Boden gewöhnlich mehr oder weniger arm an Phosphorſäure iſt.
Hauptſächlich kommen als Düngemittel die Calciumſalze der Phosphor-
ſäure in Betracht, von denen es — wie von allen Salzen derſelben —
ihrem Waſſerſtoffgehalt entſprechend, 3 Reihen giebt, nämlich baſiſche,
halbſaure und ſaure Salze. Sämtliche Phosphate werden in Bezug
auf ihren Düngewert in baſiſche und Superphosphate eingeteilt, deren
Unterſcheidung folgende iſt. Die in der Natur vorkommenden Phosphate
ſind alle baſiſche Phosphate, d. h. die in ihr enthaltene Phosphorſäure
hat mit Calcinm, Eiſen, Magneſium oder anderen Baſen geſättigte
Salze gebildet. Dieſe phosphorſauren Salze ſind aber in Waſſer un-
löslich und haben ſomit nur geringen Düngewert, weil die Pflanze ja
nur lösliche Nährſtoffe aufnehmen kann. Liebig ſchlug vor, die von
der Natur gebotenen rohen, unlöslichen Phosphate durch Behandeln
mit Schwefelſäure — beim Knochenmehl kann die Schwefelſäure auch
durch Dämpfen erſetzt werden — in lösliche zu verwandeln. Dieſes
Verfahren nennt man „Aufſchließen“ und die aufgeſchloſſenen rohen
Phosphate: „Superphosphate“. Der chemiſche Vorgang hierbei iſt
ein ſehr einfacher und kann durch folgende Formel angedeutet werden:
[Formel 1] Die Schwefelſäure hat alſo mit dem Calcium der rohen Phosphate
ein Calciumſalz gebildet und ihr Waſſerſtoff iſt an Stelle des Calciums

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[435/0453] Die konzentrierten Düngemittel. Konſumenten ſelbſt leicht für das gerade auf ſeinem Acker vorhandene Düngebedürfnis aus den eigentlichen Düngemitteln gemiſcht werden können. Die wichtigſten dieſer Düngemittel ſollen nun einzeln in drei Gruppen als Phosphorſäure-, Stickſtoff- und Kali-Dünge- mittel betrachtet werden, vorher iſt aber noch für alle gemeinſam folgendes zu erwähnen. Es iſt kein einziger Stoff imſtande, wenn er an und für ſich auch noch ſo wichtig für die Ernährung der Pflanze iſt, einen anderen zu erſetzen, ſondern jeder einzelne muß im Boden in genügender Menge vorhanden ſein. Für die Wirkung der Geſamtdüngung iſt derjenige Stoff entſcheidend, welchen der Boden im Verhältnis zum Verbrauch durch die Pflanze in geringſter Menge enthält. Höchſte Ernteerträge laſſen ſich aber nur dann erzielen, wenn ſtets die mehrfache Menge derjenigen Pflanzennährſtoffe im Boden enthalten iſt, welche ihm durch die jedesmalige Ernte entzogen wird. Als wirklich vorhanden kann man aber die Nährſtoffe nur dann be- trachten, wenn ſie ſich im Boden in einer ſolchen Form befinden, daß ſie von der Pflanze leicht aufgenommen werden können und dazu müſſen ſie ſowohl löslich, als auch ſehr feinpulvrig und gleichmäßig verteilt ſein. Schließlich genügt in den überwiegend meiſten Fällen ihr bloßes Ausſtreuen nicht, ſie müſſen vielmehr gut mit der Ackererde gemiſcht, d. h. eingeeggt und, wenn irgend möglich, untergepflügt werden. Von welcher Bedeutung die Phosphate als Düngemittel ſind, geht zur Genüge aus dem Umſtande hervor, daß einerſeits Phosphorſäure in jeder Pflanze und in jedem Teile derſelben enthalten und andererſeits der Boden gewöhnlich mehr oder weniger arm an Phosphorſäure iſt. Hauptſächlich kommen als Düngemittel die Calciumſalze der Phosphor- ſäure in Betracht, von denen es — wie von allen Salzen derſelben — ihrem Waſſerſtoffgehalt entſprechend, 3 Reihen giebt, nämlich baſiſche, halbſaure und ſaure Salze. Sämtliche Phosphate werden in Bezug auf ihren Düngewert in baſiſche und Superphosphate eingeteilt, deren Unterſcheidung folgende iſt. Die in der Natur vorkommenden Phosphate ſind alle baſiſche Phosphate, d. h. die in ihr enthaltene Phosphorſäure hat mit Calcinm, Eiſen, Magneſium oder anderen Baſen geſättigte Salze gebildet. Dieſe phosphorſauren Salze ſind aber in Waſſer un- löslich und haben ſomit nur geringen Düngewert, weil die Pflanze ja nur lösliche Nährſtoffe aufnehmen kann. Liebig ſchlug vor, die von der Natur gebotenen rohen, unlöslichen Phosphate durch Behandeln mit Schwefelſäure — beim Knochenmehl kann die Schwefelſäure auch durch Dämpfen erſetzt werden — in lösliche zu verwandeln. Dieſes Verfahren nennt man „Aufſchließen“ und die aufgeſchloſſenen rohen Phosphate: „Superphosphate“. Der chemiſche Vorgang hierbei iſt ein ſehr einfacher und kann durch folgende Formel angedeutet werden: [FORMEL] Die Schwefelſäure hat alſo mit dem Calcium der rohen Phosphate ein Calciumſalz gebildet und ihr Waſſerſtoff iſt an Stelle des Calciums 28*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/453>, abgerufen am 22.11.2024.