nach Wagner nur ca. 50 % zur Geltung und muß zur Düngung deshalb das doppelte Quantum gegenüber den Superphosphaten verwendet werden; ihr Preis ist allerdings auch nur ca. halb so hoch.
Den Einfluß der Phosphorsäure auf die Pflanzen schildert Maercker, der auf dem Gebiete der Agrikulturchemie so hervorragende Forscher, wie folgt:
"Man schreibt der Phosphorsäure in der Pflanze einen Einfluß auf die Bildung und Umsetzung der stickstoffhaltigen Stoffe zu, weil man dieselbe als niemals fehlenden Begleiter des Stickstoffs in der Pflanze kennen gelernt hat. Überall, wo man die stickstoffhaltigen Stoffe auftreten sah, waren sie meistens sogar in einem bestimmten Verhältnisse (1 P2 O5 : 2,5 N) begleitet von der Phosphorsäure; wo die stickstoffhaltigen Stoffe aus Pflanzenteilen auswandern, ziehen sie regel- mäßig die Phosphorsäure mit sich, wie beim Welken der Blätter, kurz, an einer Wechselbeziehung zwischen der Phosphorsäure und den stick- stoffreichen Stoffen ist nicht zu zweifeln. Es ist daher in gewissem Sinne berechtigt, wenn man der Phosphorsäure eine spezisische Rolle z. B. bei der Körnerbildung zuschreibt, denn in den Körnern findet ja die stärkste Ablagerung der stickstoffhaltigen Stoffe und damit auch ihres Begleiters, der Phosphorsäure, statt. Freilich dürfen wir die körner- bildende Rolle der Phosphorsäure nur unter der Voraussetzung als spezifisch anerkennen, daß genügende Mengen Stickstoff vorhanden waren; würde z. B. ein Überfluß an löslicher Phosphorsäure und ein Mangel an Stickstoff vorliegen, so würden wir mit demselben Recht den Stick- stoff als den körnerbildenden Stoff bezeichnen können. Da wir aber Grund haben, häufiger einen Mangel an disponibler Phosphorsäure als an Stickstoff im Boden anzunehmen, so mag die körnerbildende Rolle in dem obigen Sinne anerkannt werden."
Einen wie tief eingreifenden Einfluß aber die Phosphorsäure auf die chemische Zusammensetzung der Pflanze besitzt, hebt Maercker be- sonders hervor, indem er betont, daß nicht nur durch die Phosphor- säure die Quantität der Ernte vermehrt, sondern auch die Qualität wesentlich verbessert wird, indem z. B. die Zuckerrübe an Zuckergehalt und die Kartoffel an Stärkemehl reicher werden.
Unter den überaus zahlreichen Erfolgen, welche die praktische Land- wirtschaft durch die Phosphorsäuredüngung zu verzeichnen hat, wollen wir hier nur zwei hervorheben, weil dieselben auf Bodenarten erzielt wurden, welche man ihrer Geringwertigkeit wegen vor noch nicht langer Zeit überhaupt unfähig für eine lohnende Kultur hielt, nämlich sehr leichter Sandboden und Moorboden. Schultz-Lupitz und Rimpau- Cunrau, beides praktische Landwirte von hervorragender Bedeutung auf dem Gebiete der praktischen Verwendung der wissenschaftlichen Forschungen ernteten Hafer pro Hektar in Kilo:
Die konzentrierten Düngemittel.
nach Wagner nur ca. 50 % zur Geltung und muß zur Düngung deshalb das doppelte Quantum gegenüber den Superphosphaten verwendet werden; ihr Preis iſt allerdings auch nur ca. halb ſo hoch.
Den Einfluß der Phosphorſäure auf die Pflanzen ſchildert Maercker, der auf dem Gebiete der Agrikulturchemie ſo hervorragende Forſcher, wie folgt:
„Man ſchreibt der Phosphorſäure in der Pflanze einen Einfluß auf die Bildung und Umſetzung der ſtickſtoffhaltigen Stoffe zu, weil man dieſelbe als niemals fehlenden Begleiter des Stickſtoffs in der Pflanze kennen gelernt hat. Überall, wo man die ſtickſtoffhaltigen Stoffe auftreten ſah, waren ſie meiſtens ſogar in einem beſtimmten Verhältniſſe (1 P2 O5 : 2,5 N) begleitet von der Phosphorſäure; wo die ſtickſtoffhaltigen Stoffe aus Pflanzenteilen auswandern, ziehen ſie regel- mäßig die Phosphorſäure mit ſich, wie beim Welken der Blätter, kurz, an einer Wechſelbeziehung zwiſchen der Phosphorſäure und den ſtick- ſtoffreichen Stoffen iſt nicht zu zweifeln. Es iſt daher in gewiſſem Sinne berechtigt, wenn man der Phosphorſäure eine ſpeziſiſche Rolle z. B. bei der Körnerbildung zuſchreibt, denn in den Körnern findet ja die ſtärkſte Ablagerung der ſtickſtoffhaltigen Stoffe und damit auch ihres Begleiters, der Phosphorſäure, ſtatt. Freilich dürfen wir die körner- bildende Rolle der Phosphorſäure nur unter der Vorausſetzung als ſpezifiſch anerkennen, daß genügende Mengen Stickſtoff vorhanden waren; würde z. B. ein Überfluß an löslicher Phosphorſäure und ein Mangel an Stickſtoff vorliegen, ſo würden wir mit demſelben Recht den Stick- ſtoff als den körnerbildenden Stoff bezeichnen können. Da wir aber Grund haben, häufiger einen Mangel an disponibler Phosphorſäure als an Stickſtoff im Boden anzunehmen, ſo mag die körnerbildende Rolle in dem obigen Sinne anerkannt werden.“
Einen wie tief eingreifenden Einfluß aber die Phosphorſäure auf die chemiſche Zuſammenſetzung der Pflanze beſitzt, hebt Maercker be- ſonders hervor, indem er betont, daß nicht nur durch die Phosphor- ſäure die Quantität der Ernte vermehrt, ſondern auch die Qualität weſentlich verbeſſert wird, indem z. B. die Zuckerrübe an Zuckergehalt und die Kartoffel an Stärkemehl reicher werden.
Unter den überaus zahlreichen Erfolgen, welche die praktiſche Land- wirtſchaft durch die Phosphorſäuredüngung zu verzeichnen hat, wollen wir hier nur zwei hervorheben, weil dieſelben auf Bodenarten erzielt wurden, welche man ihrer Geringwertigkeit wegen vor noch nicht langer Zeit überhaupt unfähig für eine lohnende Kultur hielt, nämlich ſehr leichter Sandboden und Moorboden. Schultz-Lupitz und Rimpau- Cunrau, beides praktiſche Landwirte von hervorragender Bedeutung auf dem Gebiete der praktiſchen Verwendung der wiſſenſchaftlichen Forſchungen ernteten Hafer pro Hektar in Kilo:
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Die konzentrierten Düngemittel.
nach Wagner nur ca. 50 % zur Geltung und muß zur Düngung deshalb
das doppelte Quantum gegenüber den Superphosphaten verwendet
werden; ihr Preis iſt allerdings auch nur ca. halb ſo hoch.
Den Einfluß der Phosphorſäure auf die Pflanzen ſchildert Maercker,
der auf dem Gebiete der Agrikulturchemie ſo hervorragende Forſcher,
wie folgt:
„Man ſchreibt der Phosphorſäure in der Pflanze einen Einfluß
auf die Bildung und Umſetzung der ſtickſtoffhaltigen Stoffe zu, weil
man dieſelbe als niemals fehlenden Begleiter des Stickſtoffs in der
Pflanze kennen gelernt hat. Überall, wo man die ſtickſtoffhaltigen
Stoffe auftreten ſah, waren ſie meiſtens ſogar in einem beſtimmten
Verhältniſſe (1 P2 O5 : 2,5 N) begleitet von der Phosphorſäure; wo die
ſtickſtoffhaltigen Stoffe aus Pflanzenteilen auswandern, ziehen ſie regel-
mäßig die Phosphorſäure mit ſich, wie beim Welken der Blätter, kurz,
an einer Wechſelbeziehung zwiſchen der Phosphorſäure und den ſtick-
ſtoffreichen Stoffen iſt nicht zu zweifeln. Es iſt daher in gewiſſem
Sinne berechtigt, wenn man der Phosphorſäure eine ſpeziſiſche Rolle
z. B. bei der Körnerbildung zuſchreibt, denn in den Körnern findet ja
die ſtärkſte Ablagerung der ſtickſtoffhaltigen Stoffe und damit auch ihres
Begleiters, der Phosphorſäure, ſtatt. Freilich dürfen wir die körner-
bildende Rolle der Phosphorſäure nur unter der Vorausſetzung als
ſpezifiſch anerkennen, daß genügende Mengen Stickſtoff vorhanden waren;
würde z. B. ein Überfluß an löslicher Phosphorſäure und ein Mangel
an Stickſtoff vorliegen, ſo würden wir mit demſelben Recht den Stick-
ſtoff als den körnerbildenden Stoff bezeichnen können. Da wir aber
Grund haben, häufiger einen Mangel an disponibler Phosphorſäure
als an Stickſtoff im Boden anzunehmen, ſo mag die körnerbildende
Rolle in dem obigen Sinne anerkannt werden.“
Einen wie tief eingreifenden Einfluß aber die Phosphorſäure auf
die chemiſche Zuſammenſetzung der Pflanze beſitzt, hebt Maercker be-
ſonders hervor, indem er betont, daß nicht nur durch die Phosphor-
ſäure die Quantität der Ernte vermehrt, ſondern auch die Qualität
weſentlich verbeſſert wird, indem z. B. die Zuckerrübe an Zuckergehalt
und die Kartoffel an Stärkemehl reicher werden.
Unter den überaus zahlreichen Erfolgen, welche die praktiſche Land-
wirtſchaft durch die Phosphorſäuredüngung zu verzeichnen hat, wollen
wir hier nur zwei hervorheben, weil dieſelben auf Bodenarten erzielt
wurden, welche man ihrer Geringwertigkeit wegen vor noch nicht langer
Zeit überhaupt unfähig für eine lohnende Kultur hielt, nämlich ſehr
leichter Sandboden und Moorboden. Schultz-Lupitz und Rimpau-
Cunrau, beides praktiſche Landwirte von hervorragender Bedeutung
auf dem Gebiete der praktiſchen Verwendung der wiſſenſchaftlichen
Forſchungen ernteten Hafer pro Hektar in Kilo:
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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