der trocknen Destillation saure Dämpfe, ähnlich wie das Holz. Sie ist von sehr verschiedenem Alter, was sich an der häufig stark ab- weichenden Struktur leicht erkennen läßt und ist charakteristisch durch die vielen Kohlenwasserstoffe, die sie als Nebenprodukte des Verkohlungs- prozesses enthält, und welche durch trockene Destillation aus ihr gewonnen werden können. Die wichtigsten dieser Erzeugnisse sind Photogen, Solaröl, Paraffin, welche als wichtige Leuchtstoffe weiter oben bereits erwähnt worden sind.
Die Abfälle der Braunkohlengruben enthalten noch einen beträcht- lichen Heizwert, den man am besten dadurch ausnutzt, daß man sie zu Briquettes oder Preßkohlen verarbeitet. Die Abfälle werden zerkleinert, angefeuchtet, gleichmäßig mittels Maschinen durchgearbeitet, die Masse auf heißen Blechen oder auf andere Art getrocknet, und nun werden entweder die einzelnen Steine unter einer starken Presse geschlagen oder die ganze Masse wird unter bedeutendem Druck durch eine rechteckige, der Höhe und Breite der Briquettes entsprechende Öffnung hindurchgepreßt und die heraustretende endlose Masse durch auf- und niedergehende Drähte entsprechend der geforderten Länge zerschnitten. Die Feuerung mit Briquettes hat sich, schon ihrer Billigkeit halber, außerordentlich bewährt.
Die Steinkohle verdankt ihre Existenz genau demselben Prozeß, durch welchen die Braunkohle entstanden ist, nur ist der Zersetzungs- prozeß hier noch weiter fortgeschritten. Daher beträgt der Kohlegehalt der Steinkohle 70--80°, während ihre Verdampfungskraft im Mittel auf 6,5 steigt. Die Steinkohle ist der wichtigste Brennstoff; die jährliche Gesamtproduktion schätzt man auf 400 Millionen Tonnen.
Wie die Braunkohle, enthält auch die Steinkohle andere Kohlen- wasserstoffe als Nebenprodukte der Zersetzung. Wo diese in größerer Menge vorhanden sind, bläht sich die Steinkohle beim Glühen auf (Backkohle, Kännelkohle) und verrät hierdurch ihre Geeignetheit zur Leuchtgasfabrikation.
Die Steinkohlenabfälle verarbeitet man auch wohl zu Briquettes, aber in viel geringerer Menge als bei der Braunkohle. Auch genügt, wegen der größeren Sprödigkeit der Steinkohle, nicht das Pressen allein, sondern es ist noch der Zusatz eines Bindemittels notwendig, als welches man gewöhnlich Teer verwendet. Der einzige Vorteil, den diese Briquettes bieten, ist ihre große Dichtigkeit, welche sie zu sehr intensiven Wärmeleistungen infolge ihres hohen Brennwertes befähigt. Sie dienen daher zur Maschinenfeuerung.
Anthracit ist die älteste und schwärzeste Steinkohle. Sie enthält bis zu 96 % Kohle, ist daher weder leicht brennbar noch flammbar, aber von großem Effekt. Man verwendet sie bei Gebläsefeuerungen, wie auch neuerdings in den Regulierfüllöfen.
Die Erwägung, daß die bisher genannten Brennmaterialien haupt- sächlich durch ihren Sauerstoffgehalt an höheren Leistungen verhindert werden, muß den Gedanken nahe legen, daß eine durch Wärme zu
Heizung.
der trocknen Deſtillation ſaure Dämpfe, ähnlich wie das Holz. Sie iſt von ſehr verſchiedenem Alter, was ſich an der häufig ſtark ab- weichenden Struktur leicht erkennen läßt und iſt charakteriſtiſch durch die vielen Kohlenwaſſerſtoffe, die ſie als Nebenprodukte des Verkohlungs- prozeſſes enthält, und welche durch trockene Deſtillation aus ihr gewonnen werden können. Die wichtigſten dieſer Erzeugniſſe ſind Photogen, Solaröl, Paraffin, welche als wichtige Leuchtſtoffe weiter oben bereits erwähnt worden ſind.
Die Abfälle der Braunkohlengruben enthalten noch einen beträcht- lichen Heizwert, den man am beſten dadurch ausnutzt, daß man ſie zu Briquettes oder Preßkohlen verarbeitet. Die Abfälle werden zerkleinert, angefeuchtet, gleichmäßig mittels Maſchinen durchgearbeitet, die Maſſe auf heißen Blechen oder auf andere Art getrocknet, und nun werden entweder die einzelnen Steine unter einer ſtarken Preſſe geſchlagen oder die ganze Maſſe wird unter bedeutendem Druck durch eine rechteckige, der Höhe und Breite der Briquettes entſprechende Öffnung hindurchgepreßt und die heraustretende endloſe Maſſe durch auf- und niedergehende Drähte entſprechend der geforderten Länge zerſchnitten. Die Feuerung mit Briquettes hat ſich, ſchon ihrer Billigkeit halber, außerordentlich bewährt.
Die Steinkohle verdankt ihre Exiſtenz genau demſelben Prozeß, durch welchen die Braunkohle entſtanden iſt, nur iſt der Zerſetzungs- prozeß hier noch weiter fortgeſchritten. Daher beträgt der Kohlegehalt der Steinkohle 70—80°, während ihre Verdampfungskraft im Mittel auf 6,5 ſteigt. Die Steinkohle iſt der wichtigſte Brennſtoff; die jährliche Geſamtproduktion ſchätzt man auf 400 Millionen Tonnen.
Wie die Braunkohle, enthält auch die Steinkohle andere Kohlen- waſſerſtoffe als Nebenprodukte der Zerſetzung. Wo dieſe in größerer Menge vorhanden ſind, bläht ſich die Steinkohle beim Glühen auf (Backkohle, Kännelkohle) und verrät hierdurch ihre Geeignetheit zur Leuchtgasfabrikation.
Die Steinkohlenabfälle verarbeitet man auch wohl zu Briquettes, aber in viel geringerer Menge als bei der Braunkohle. Auch genügt, wegen der größeren Sprödigkeit der Steinkohle, nicht das Preſſen allein, ſondern es iſt noch der Zuſatz eines Bindemittels notwendig, als welches man gewöhnlich Teer verwendet. Der einzige Vorteil, den dieſe Briquettes bieten, iſt ihre große Dichtigkeit, welche ſie zu ſehr intenſiven Wärmeleiſtungen infolge ihres hohen Brennwertes befähigt. Sie dienen daher zur Maſchinenfeuerung.
Anthracit iſt die älteſte und ſchwärzeſte Steinkohle. Sie enthält bis zu 96 % Kohle, iſt daher weder leicht brennbar noch flammbar, aber von großem Effekt. Man verwendet ſie bei Gebläſefeuerungen, wie auch neuerdings in den Regulierfüllöfen.
Die Erwägung, daß die bisher genannten Brennmaterialien haupt- ſächlich durch ihren Sauerſtoffgehalt an höheren Leiſtungen verhindert werden, muß den Gedanken nahe legen, daß eine durch Wärme zu
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Heizung.
der trocknen Deſtillation ſaure Dämpfe, ähnlich wie das Holz. Sie
iſt von ſehr verſchiedenem Alter, was ſich an der häufig ſtark ab-
weichenden Struktur leicht erkennen läßt und iſt charakteriſtiſch durch
die vielen Kohlenwaſſerſtoffe, die ſie als Nebenprodukte des Verkohlungs-
prozeſſes enthält, und welche durch trockene Deſtillation aus ihr gewonnen
werden können. Die wichtigſten dieſer Erzeugniſſe ſind Photogen,
Solaröl, Paraffin, welche als wichtige Leuchtſtoffe weiter oben bereits
erwähnt worden ſind.
Die Abfälle der Braunkohlengruben enthalten noch einen beträcht-
lichen Heizwert, den man am beſten dadurch ausnutzt, daß man ſie zu
Briquettes oder Preßkohlen verarbeitet. Die Abfälle werden zerkleinert,
angefeuchtet, gleichmäßig mittels Maſchinen durchgearbeitet, die Maſſe auf
heißen Blechen oder auf andere Art getrocknet, und nun werden entweder
die einzelnen Steine unter einer ſtarken Preſſe geſchlagen oder die ganze
Maſſe wird unter bedeutendem Druck durch eine rechteckige, der Höhe und
Breite der Briquettes entſprechende Öffnung hindurchgepreßt und die
heraustretende endloſe Maſſe durch auf- und niedergehende Drähte
entſprechend der geforderten Länge zerſchnitten. Die Feuerung mit
Briquettes hat ſich, ſchon ihrer Billigkeit halber, außerordentlich bewährt.
Die Steinkohle verdankt ihre Exiſtenz genau demſelben Prozeß,
durch welchen die Braunkohle entſtanden iſt, nur iſt der Zerſetzungs-
prozeß hier noch weiter fortgeſchritten. Daher beträgt der Kohlegehalt
der Steinkohle 70—80°, während ihre Verdampfungskraft im Mittel
auf 6,5 ſteigt. Die Steinkohle iſt der wichtigſte Brennſtoff; die jährliche
Geſamtproduktion ſchätzt man auf 400 Millionen Tonnen.
Wie die Braunkohle, enthält auch die Steinkohle andere Kohlen-
waſſerſtoffe als Nebenprodukte der Zerſetzung. Wo dieſe in größerer
Menge vorhanden ſind, bläht ſich die Steinkohle beim Glühen auf
(Backkohle, Kännelkohle) und verrät hierdurch ihre Geeignetheit zur
Leuchtgasfabrikation.
Die Steinkohlenabfälle verarbeitet man auch wohl zu Briquettes,
aber in viel geringerer Menge als bei der Braunkohle. Auch genügt,
wegen der größeren Sprödigkeit der Steinkohle, nicht das Preſſen allein,
ſondern es iſt noch der Zuſatz eines Bindemittels notwendig, als
welches man gewöhnlich Teer verwendet. Der einzige Vorteil, den
dieſe Briquettes bieten, iſt ihre große Dichtigkeit, welche ſie zu ſehr
intenſiven Wärmeleiſtungen infolge ihres hohen Brennwertes befähigt.
Sie dienen daher zur Maſchinenfeuerung.
Anthracit iſt die älteſte und ſchwärzeſte Steinkohle. Sie enthält
bis zu 96 % Kohle, iſt daher weder leicht brennbar noch flammbar,
aber von großem Effekt. Man verwendet ſie bei Gebläſefeuerungen,
wie auch neuerdings in den Regulierfüllöfen.
Die Erwägung, daß die bisher genannten Brennmaterialien haupt-
ſächlich durch ihren Sauerſtoffgehalt an höheren Leiſtungen verhindert
werden, muß den Gedanken nahe legen, daß eine durch Wärme zu
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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