diesen und den Gasmotoren besteht darin, daß nicht explodierendes Leuchtgas sondern explodierendes Petroleum- oder Benzin-Gas als Triebkraft Verwendung findet. Diese Gattung von Motoren hat binnen kurzem insbesondere auf dem Gebiete des Kleingewerbes eine weite Verbreitung gefunden.
Das Petroleum, ein Mineralöl, findet sich an vielen Stellen der Erde, insbesondere in den allgemein bekannten Ölgegenden Pensylvaniens in Nord-Amerika und in Baku am kaspischen Meere. Dasselbe ist ein Gemenge von
80--86,5 Prozent Kohlenstoff,
12--14,5 " Wasserstoff,
1-- 6,5 " Sauerstoff.
Das Petroleum, wie es aus dem Innern der Erde entspringt, ist nicht ohne weiteres verwendbar, sondern muß zunächst mittels Wasser- dampfes destilliert werden. Im Laufe dieses Prozesses scheiden sich zunächst diejenigen Bestandteile aus, welche ein geringeres spezifisches Gewicht besitzen als 0,78 und einen ungefähr bei 150° liegenden Siede- punkt haben. Das übrige Petroleum wird alsdann noch einer weiteren Reinigung durch konzentrierte Schwefelsäure, Wasser und Atznatronlauge unterzogen, hierauf noch gebleicht und gelangt so als das gewöhnliche, mit dem Namen Petroleum bezeichnete Leuchtmaterial in den Handel. Dasselbe läßt sich leicht verdampfen und zeigt in diesem Zustande mit atmosphärischer Luft gemischt bei Entzündung die Eigenschaft, heftig zu explodieren.
In Fig. 94 ist zunächst ein liegender Petroleum-Motor, System Altmann-Küppermann dargestellt. Derselbe ist ein Viertaktmotor, d. h. es erfolgt nur eine einzige Explosion, während der Kolben viermal von dem einen Ende des Cylinders zum andern sich bewegt. Der Vorgang ist bei dieser Maschine der gleiche wie bei der Gasmaschine. Das in Dampfform übergeführte Petroleum wird nämlich mit Luft gemischt und von dem Kolben in den Cylinder hineingesaugt, hierauf komprimiert und dann entzündet, worauf schließlich die Verbrennungsgase aus dem Cylinder hinausgetrieben werden. Da nur während der Explosion eine Bewegung des Kolbens durch die Expansionskraft des Petroleum- gases erfolgt, so muß während der übrigen Perioden die Maschine durch das Schwungrad bewegt werden. Infolge dessen müssen diese Maschinen, wie die Gasmotoren mit großen, schweren Schwungrädern ausgerüstet werden und eine große Umdrehungszahl zurücklegen, d. h. mit großer Geschwindigkeit laufen. Der in Fig. 94 dargestellte Petroleum- motor, System Altmann-Küppermann, wird übrigens auch in stehender Anordnung ausgeführt.
Auch auf dem Gebiete des Baues der Petroleummotore ist der Wett- bewerb der Maschinenfabriken ein sehr reger. So zeigt Fig. 95 einen von der Berliner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals L. Schwartz- kopff, in Berlin gebauten Petroleummotor, System Kaselowsky. Wie
Die Petroleum- und Benzin-Motoren.
dieſen und den Gasmotoren beſteht darin, daß nicht explodierendes Leuchtgas ſondern explodierendes Petroleum- oder Benzin-Gas als Triebkraft Verwendung findet. Dieſe Gattung von Motoren hat binnen kurzem insbeſondere auf dem Gebiete des Kleingewerbes eine weite Verbreitung gefunden.
Das Petroleum, ein Mineralöl, findet ſich an vielen Stellen der Erde, insbeſondere in den allgemein bekannten Ölgegenden Penſylvaniens in Nord-Amerika und in Baku am kaſpiſchen Meere. Dasſelbe iſt ein Gemenge von
80—86,5 Prozent Kohlenſtoff,
12—14,5 „ Waſſerſtoff,
1— 6,5 „ Sauerſtoff.
Das Petroleum, wie es aus dem Innern der Erde entſpringt, iſt nicht ohne weiteres verwendbar, ſondern muß zunächſt mittels Waſſer- dampfes deſtilliert werden. Im Laufe dieſes Prozeſſes ſcheiden ſich zunächſt diejenigen Beſtandteile aus, welche ein geringeres ſpezifiſches Gewicht beſitzen als 0,78 und einen ungefähr bei 150° liegenden Siede- punkt haben. Das übrige Petroleum wird alsdann noch einer weiteren Reinigung durch konzentrierte Schwefelſäure, Waſſer und Atznatronlauge unterzogen, hierauf noch gebleicht und gelangt ſo als das gewöhnliche, mit dem Namen Petroleum bezeichnete Leuchtmaterial in den Handel. Dasſelbe läßt ſich leicht verdampfen und zeigt in dieſem Zuſtande mit atmoſphäriſcher Luft gemiſcht bei Entzündung die Eigenſchaft, heftig zu explodieren.
In Fig. 94 iſt zunächſt ein liegender Petroleum-Motor, Syſtem Altmann-Küppermann dargeſtellt. Derſelbe iſt ein Viertaktmotor, d. h. es erfolgt nur eine einzige Exploſion, während der Kolben viermal von dem einen Ende des Cylinders zum andern ſich bewegt. Der Vorgang iſt bei dieſer Maſchine der gleiche wie bei der Gasmaſchine. Das in Dampfform übergeführte Petroleum wird nämlich mit Luft gemiſcht und von dem Kolben in den Cylinder hineingeſaugt, hierauf komprimiert und dann entzündet, worauf ſchließlich die Verbrennungsgaſe aus dem Cylinder hinausgetrieben werden. Da nur während der Exploſion eine Bewegung des Kolbens durch die Expanſionskraft des Petroleum- gaſes erfolgt, ſo muß während der übrigen Perioden die Maſchine durch das Schwungrad bewegt werden. Infolge deſſen müſſen dieſe Maſchinen, wie die Gasmotoren mit großen, ſchweren Schwungrädern ausgerüſtet werden und eine große Umdrehungszahl zurücklegen, d. h. mit großer Geſchwindigkeit laufen. Der in Fig. 94 dargeſtellte Petroleum- motor, Syſtem Altmann-Küppermann, wird übrigens auch in ſtehender Anordnung ausgeführt.
Auch auf dem Gebiete des Baues der Petroleummotore iſt der Wett- bewerb der Maſchinenfabriken ein ſehr reger. So zeigt Fig. 95 einen von der Berliner Maſchinenbau-Aktien-Geſellſchaft, vormals L. Schwartz- kopff, in Berlin gebauten Petroleummotor, Syſtem Kaſelowsky. Wie
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Die Petroleum- und Benzin-Motoren.
dieſen und den Gasmotoren beſteht darin, daß nicht explodierendes
Leuchtgas ſondern explodierendes Petroleum- oder Benzin-Gas
als Triebkraft Verwendung findet. Dieſe Gattung von Motoren hat
binnen kurzem insbeſondere auf dem Gebiete des Kleingewerbes eine
weite Verbreitung gefunden.
Das Petroleum, ein Mineralöl, findet ſich an vielen Stellen der
Erde, insbeſondere in den allgemein bekannten Ölgegenden Penſylvaniens
in Nord-Amerika und in Baku am kaſpiſchen Meere. Dasſelbe iſt ein
Gemenge von
80—86,5 Prozent Kohlenſtoff,
12—14,5 „ Waſſerſtoff,
1— 6,5 „ Sauerſtoff.
Das Petroleum, wie es aus dem Innern der Erde entſpringt, iſt
nicht ohne weiteres verwendbar, ſondern muß zunächſt mittels Waſſer-
dampfes deſtilliert werden. Im Laufe dieſes Prozeſſes ſcheiden ſich
zunächſt diejenigen Beſtandteile aus, welche ein geringeres ſpezifiſches
Gewicht beſitzen als 0,78 und einen ungefähr bei 150° liegenden Siede-
punkt haben. Das übrige Petroleum wird alsdann noch einer weiteren
Reinigung durch konzentrierte Schwefelſäure, Waſſer und Atznatronlauge
unterzogen, hierauf noch gebleicht und gelangt ſo als das gewöhnliche,
mit dem Namen Petroleum bezeichnete Leuchtmaterial in den Handel.
Dasſelbe läßt ſich leicht verdampfen und zeigt in dieſem Zuſtande mit
atmoſphäriſcher Luft gemiſcht bei Entzündung die Eigenſchaft, heftig zu
explodieren.
In Fig. 94 iſt zunächſt ein liegender Petroleum-Motor, Syſtem
Altmann-Küppermann dargeſtellt. Derſelbe iſt ein Viertaktmotor,
d. h. es erfolgt nur eine einzige Exploſion, während der Kolben viermal
von dem einen Ende des Cylinders zum andern ſich bewegt. Der Vorgang
iſt bei dieſer Maſchine der gleiche wie bei der Gasmaſchine. Das
in Dampfform übergeführte Petroleum wird nämlich mit Luft gemiſcht
und von dem Kolben in den Cylinder hineingeſaugt, hierauf komprimiert
und dann entzündet, worauf ſchließlich die Verbrennungsgaſe aus dem
Cylinder hinausgetrieben werden. Da nur während der Exploſion
eine Bewegung des Kolbens durch die Expanſionskraft des Petroleum-
gaſes erfolgt, ſo muß während der übrigen Perioden die Maſchine
durch das Schwungrad bewegt werden. Infolge deſſen müſſen dieſe
Maſchinen, wie die Gasmotoren mit großen, ſchweren Schwungrädern
ausgerüſtet werden und eine große Umdrehungszahl zurücklegen, d. h.
mit großer Geſchwindigkeit laufen. Der in Fig. 94 dargeſtellte Petroleum-
motor, Syſtem Altmann-Küppermann, wird übrigens auch in ſtehender
Anordnung ausgeführt.
Auch auf dem Gebiete des Baues der Petroleummotore iſt der Wett-
bewerb der Maſchinenfabriken ein ſehr reger. So zeigt Fig. 95 einen
von der Berliner Maſchinenbau-Aktien-Geſellſchaft, vormals L. Schwartz-
kopff, in Berlin gebauten Petroleummotor, Syſtem Kaſelowsky. Wie
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/137>, abgerufen am 22.11.2024.
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