Phosphor, in dessen Flamme das Leuchten durch fein zerteiltes Phosphorpentoxyd, die durch die Verbrennung entstehende Verbindung des Phosphors mit dem Sauerstoff der Luft, bewirkt wird.
Die Thatsache, daß in jeder gewöhnlichen leuchtenden Flamme eine vorgängige Zersetzung des vergasten Leuchtstoffes in ein brennbares Gas und fein zerteilte glühende Kohle stattfindet, bedingt sehr ver- schiedene Temperaturen in den einzelnen Regionen der Flamme. Dieser Umstand läßt sich am einfachsten an einer ganz gewöhn- lichen Kerzenflamme feststellen. Eine solche zeigt (Fig. 181) um den Docht herum eine mattblaue, nicht leuchtende Zone c, welche offenbar aus den aus dem geschmolzenen Leuchtstoff sich erhebenden vergasten Kohlenwasserstoffen besteht. Etwas weiter nach oben zersetzt sich das brennbare Gas infolge der Hitze in Methan und Kohle. Daher sehen wir die nicht leuchtende Mittelzone von einem sehr hell leuchtenden Mantel d umgeben, welcher dadurch entsteht, daß die sich ausscheidenden Kohleteilchen zum Weißglühen erhitzt werden. Jedes Teilchen legt hierbei den Weg von der Mitte der Flamme nach dem äußeren Rande derselben zurück, kommt also zuletzt mit der
[Abbildung]
Fig. 181.
Kerzenflamme.
äußeren Luft in Berührung und verbrennt dann vollständig. Daher zeigt sich auch die Leuchtregion von einem schmalen mattblauen Saume e, f umgeben, den wir die Verbrennungszone nennen müssen. Aus dem An- geführten ergiebt sich, daß in der Mittelregion der Flamme eine verhältnis- mäßig sehr niedrige Temperatur herrschen wird, während die schmale Verbrennungszone am heißesten sein muß. Daß dies wirklich der Fall ist, zeigt sich, wenn man den Kopf eines Zündhölzchens recht schnell in die Mittelzone hineinstößt; es vergeht eine erhebliche Zeit, ehe sich das Hölzchen entzündet. Dagegen erfolgt die Entzündung sofort, wenn man den Kopf desselben in die äußere Zone hineinhält. Bei einer großen Gasflamme, welche man aus einem weiten Metallcylinder hervorbrennen läßt, gelingt es sogar, Schießpulver, welches man auf einem Löffelchen in den kalten Flammenkern hält, lange Zeit vor Ent- zündung zu bewahren.
Aus dem Angeführten ersieht man leicht, daß die leuchtende Zone der Flamme eine Temperatur haben muß, welche zwischen der niedrigen des Kerns und der sehr hohen der Verbrennungszone die Mitte halten wird. Wir folgern weiter, daß, wenn diese Temperatur zu niedrig ist, die Kohle nicht ganz zum Glühen gebracht werden wird, während im Gegenteil bei zu hoher Temperatur die Kohle verbrennt, ohne überhaupt zum Glühen zu kommen. Im ersteren Falle zeigt sich also die aus- geschiedene Kohle zum Teil schwarz, eine Erscheinung, welche wir als das Blaken der Flamme bezeichnen; im letzteren wird die ganze Flamme nichtleuchtend, sie wird entleuchtet.
Wie begegnen wir diesen beiden Fehlern? Wir korrigieren einfach die mangelhaften Temperaturverhältnisse der Flamme, indem wir den
Der Verbrennungsprozeß.
Phosphor, in deſſen Flamme das Leuchten durch fein zerteiltes Phosphorpentoxyd, die durch die Verbrennung entſtehende Verbindung des Phosphors mit dem Sauerſtoff der Luft, bewirkt wird.
Die Thatſache, daß in jeder gewöhnlichen leuchtenden Flamme eine vorgängige Zerſetzung des vergaſten Leuchtſtoffes in ein brennbares Gas und fein zerteilte glühende Kohle ſtattfindet, bedingt ſehr ver- ſchiedene Temperaturen in den einzelnen Regionen der Flamme. Dieſer Umſtand läßt ſich am einfachſten an einer ganz gewöhn- lichen Kerzenflamme feſtſtellen. Eine ſolche zeigt (Fig. 181) um den Docht herum eine mattblaue, nicht leuchtende Zone c, welche offenbar aus den aus dem geſchmolzenen Leuchtſtoff ſich erhebenden vergasten Kohlenwaſſerſtoffen beſteht. Etwas weiter nach oben zerſetzt ſich das brennbare Gas infolge der Hitze in Methan und Kohle. Daher ſehen wir die nicht leuchtende Mittelzone von einem ſehr hell leuchtenden Mantel d umgeben, welcher dadurch entſteht, daß die ſich ausſcheidenden Kohleteilchen zum Weißglühen erhitzt werden. Jedes Teilchen legt hierbei den Weg von der Mitte der Flamme nach dem äußeren Rande derſelben zurück, kommt alſo zuletzt mit der
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Fig. 181.
Kerzenflamme.
äußeren Luft in Berührung und verbrennt dann vollſtändig. Daher zeigt ſich auch die Leuchtregion von einem ſchmalen mattblauen Saume e, f umgeben, den wir die Verbrennungszone nennen müſſen. Aus dem An- geführten ergiebt ſich, daß in der Mittelregion der Flamme eine verhältnis- mäßig ſehr niedrige Temperatur herrſchen wird, während die ſchmale Verbrennungszone am heißeſten ſein muß. Daß dies wirklich der Fall iſt, zeigt ſich, wenn man den Kopf eines Zündhölzchens recht ſchnell in die Mittelzone hineinſtößt; es vergeht eine erhebliche Zeit, ehe ſich das Hölzchen entzündet. Dagegen erfolgt die Entzündung ſofort, wenn man den Kopf desſelben in die äußere Zone hineinhält. Bei einer großen Gasflamme, welche man aus einem weiten Metallcylinder hervorbrennen läßt, gelingt es ſogar, Schießpulver, welches man auf einem Löffelchen in den kalten Flammenkern hält, lange Zeit vor Ent- zündung zu bewahren.
Aus dem Angeführten erſieht man leicht, daß die leuchtende Zone der Flamme eine Temperatur haben muß, welche zwiſchen der niedrigen des Kerns und der ſehr hohen der Verbrennungszone die Mitte halten wird. Wir folgern weiter, daß, wenn dieſe Temperatur zu niedrig iſt, die Kohle nicht ganz zum Glühen gebracht werden wird, während im Gegenteil bei zu hoher Temperatur die Kohle verbrennt, ohne überhaupt zum Glühen zu kommen. Im erſteren Falle zeigt ſich alſo die aus- geſchiedene Kohle zum Teil ſchwarz, eine Erſcheinung, welche wir als das Blaken der Flamme bezeichnen; im letzteren wird die ganze Flamme nichtleuchtend, ſie wird entleuchtet.
Wie begegnen wir dieſen beiden Fehlern? Wir korrigieren einfach die mangelhaften Temperaturverhältniſſe der Flamme, indem wir den
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Der Verbrennungsprozeß.
Phosphor, in deſſen Flamme das Leuchten durch fein zerteiltes
Phosphorpentoxyd, die durch die Verbrennung entſtehende Verbindung
des Phosphors mit dem Sauerſtoff der Luft, bewirkt wird.
Die Thatſache, daß in jeder gewöhnlichen leuchtenden Flamme
eine vorgängige Zerſetzung des vergaſten Leuchtſtoffes in ein brennbares
Gas und fein zerteilte glühende Kohle ſtattfindet, bedingt ſehr ver-
ſchiedene Temperaturen in den einzelnen Regionen der Flamme.
Dieſer Umſtand läßt ſich am einfachſten an einer ganz gewöhn-
lichen Kerzenflamme feſtſtellen. Eine ſolche zeigt (Fig. 181)
um den Docht herum eine mattblaue, nicht leuchtende Zone c,
welche offenbar aus den aus dem geſchmolzenen Leuchtſtoff
ſich erhebenden vergasten Kohlenwaſſerſtoffen beſteht. Etwas
weiter nach oben zerſetzt ſich das brennbare Gas infolge der
Hitze in Methan und Kohle. Daher ſehen wir die nicht
leuchtende Mittelzone von einem ſehr hell leuchtenden Mantel d
umgeben, welcher dadurch entſteht, daß die ſich ausſcheidenden
Kohleteilchen zum Weißglühen erhitzt werden. Jedes Teilchen
legt hierbei den Weg von der Mitte der Flamme nach dem
äußeren Rande derſelben zurück, kommt alſo zuletzt mit der
[Abbildung Fig. 181.
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äußeren Luft in Berührung und verbrennt dann vollſtändig. Daher zeigt
ſich auch die Leuchtregion von einem ſchmalen mattblauen Saume e, f
umgeben, den wir die Verbrennungszone nennen müſſen. Aus dem An-
geführten ergiebt ſich, daß in der Mittelregion der Flamme eine verhältnis-
mäßig ſehr niedrige Temperatur herrſchen wird, während die ſchmale
Verbrennungszone am heißeſten ſein muß. Daß dies wirklich der Fall
iſt, zeigt ſich, wenn man den Kopf eines Zündhölzchens recht ſchnell in
die Mittelzone hineinſtößt; es vergeht eine erhebliche Zeit, ehe ſich das
Hölzchen entzündet. Dagegen erfolgt die Entzündung ſofort, wenn
man den Kopf desſelben in die äußere Zone hineinhält. Bei einer
großen Gasflamme, welche man aus einem weiten Metallcylinder
hervorbrennen läßt, gelingt es ſogar, Schießpulver, welches man auf
einem Löffelchen in den kalten Flammenkern hält, lange Zeit vor Ent-
zündung zu bewahren.
Aus dem Angeführten erſieht man leicht, daß die leuchtende Zone
der Flamme eine Temperatur haben muß, welche zwiſchen der niedrigen
des Kerns und der ſehr hohen der Verbrennungszone die Mitte halten
wird. Wir folgern weiter, daß, wenn dieſe Temperatur zu niedrig iſt,
die Kohle nicht ganz zum Glühen gebracht werden wird, während im
Gegenteil bei zu hoher Temperatur die Kohle verbrennt, ohne überhaupt
zum Glühen zu kommen. Im erſteren Falle zeigt ſich alſo die aus-
geſchiedene Kohle zum Teil ſchwarz, eine Erſcheinung, welche wir als das
Blaken der Flamme bezeichnen; im letzteren wird die ganze Flamme
nichtleuchtend, ſie wird entleuchtet.
Wie begegnen wir dieſen beiden Fehlern? Wir korrigieren einfach
die mangelhaften Temperaturverhältniſſe der Flamme, indem wir den
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/299>, abgerufen am 27.11.2024.
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