Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Beleuchtung und Heizung.
Luftzufluß, welcher ja bekanntlich über die Temperatur der Flamme
entscheidet, entsprechend regulieren. Wir werden also einer blakenden
Flamme mehr Luft zuzuführen haben, während wir den Luftzufluß
bei einer entleuchteten beschränken müssen. Diese Regulierung geschieht,
wie weiterhin genauer erörtert werden wird, durch die Zuggläser oder
Cylinder, mit denen man die Flammen umgiebt.

Es ergiebt sich also, daß die Bedingungen für das ausgiebige
Leuchten einer Flamme im wesentlichen zwei sind. nämlich genügende
Entwicklung von fein zerteilter Kohle in der Flamme und richtig
gewählter, d. h. weder zu schwacher, noch zu starker Luftzutritt.
Daneben mag erwähnt werden, daß besondere vorgängige Erhitzung
der Leuchtgase auch ein Mittel ist, um -- ohne besonders starken Luft-
zutritt -- die Leuchtkraft zu steigern.

Verlangen wir von einer Flamme nicht sowohl Leuchtkraft, als
vielmehr besonders ausgiebige Wärmeentwicklung, so folgt aus dem
soeben Angeführten, daß einmal die Güte des Brennmaterials, also in
erster Linie sein Kohlengehalt, und sodann das Maß des Luftzutrittes
auf die Hitze der Flamme von Einfluß ist. Es zeigt sich das z. B. sehr
schön, wenn wir einen mehrere Millimeter dicken Eisendraht zuerst in
einer gewöhnlichen, d. h. leuchtenden Gasflamme, dann in der Flamme
eines Bunsenbrenners, hierauf in der Flamme einer Glasbläserlampe
und endlich in einer Gasflamme erhitzen, welche durch reinen Sauer-
stoff angeblasen wird. Im ersten Falle dauert es sehr lange, ehe
der Draht schwach glüht, im zweiten erfolgt das Glühen schon
schneller, im dritten wird der Draht nach kurzer Zeit hell glühend,
im letzten wird er schnell weißglühend und verbrennt unter heftigem
Funkensprühen. Der Grund dafür ist das allmähliche
Ansteigen des Sauerstoffzuflusses bei den gewählten
vier Erhitzungsarten. Die einfache Gasflamme hat
gar keinen besonderen Luftzutritt. Beim Bunsenbrenner
(Fig. 182) mischt sich das Gas vor dem Verbrennen
mit Luft, welche durch die zwei seitlichen Zuglöcher

[Abbildung] Fig. 182.

Bunsenbrenner.

Zutritt hat; hierdurch wird das Gas
verdünnt, die ausgeschiedenen Kohlen-
teilchen rücken weiter von einander
und verbrennen, ohne glühend zu
werden, infolge des intensiveren Luft-
zuflusses. Bei der Glasbläserlampe
(Fig. 183) wird in die Gasflamme,
welche aus einem weiten Rohre a
herausbrennt, durch ein konzentrisches
engeres Rohr b ein heftiger Luftstrom
geblasen, so daß eine erheblich ener-
gischere Verbrennung erfolgt. Bläst
man vollends mit reinem Sauerstoff
[Abbildung] Fig. 183.

Glasbläserlampe.

Beleuchtung und Heizung.
Luftzufluß, welcher ja bekanntlich über die Temperatur der Flamme
entſcheidet, entſprechend regulieren. Wir werden alſo einer blakenden
Flamme mehr Luft zuzuführen haben, während wir den Luftzufluß
bei einer entleuchteten beſchränken müſſen. Dieſe Regulierung geſchieht,
wie weiterhin genauer erörtert werden wird, durch die Zuggläſer oder
Cylinder, mit denen man die Flammen umgiebt.

Es ergiebt ſich alſo, daß die Bedingungen für das ausgiebige
Leuchten einer Flamme im weſentlichen zwei ſind. nämlich genügende
Entwicklung von fein zerteilter Kohle in der Flamme und richtig
gewählter, d. h. weder zu ſchwacher, noch zu ſtarker Luftzutritt.
Daneben mag erwähnt werden, daß beſondere vorgängige Erhitzung
der Leuchtgaſe auch ein Mittel iſt, um — ohne beſonders ſtarken Luft-
zutritt — die Leuchtkraft zu ſteigern.

Verlangen wir von einer Flamme nicht ſowohl Leuchtkraft, als
vielmehr beſonders ausgiebige Wärmeentwicklung, ſo folgt aus dem
ſoeben Angeführten, daß einmal die Güte des Brennmaterials, alſo in
erſter Linie ſein Kohlengehalt, und ſodann das Maß des Luftzutrittes
auf die Hitze der Flamme von Einfluß iſt. Es zeigt ſich das z. B. ſehr
ſchön, wenn wir einen mehrere Millimeter dicken Eiſendraht zuerſt in
einer gewöhnlichen, d. h. leuchtenden Gasflamme, dann in der Flamme
eines Bunſenbrenners, hierauf in der Flamme einer Glasbläſerlampe
und endlich in einer Gasflamme erhitzen, welche durch reinen Sauer-
ſtoff angeblaſen wird. Im erſten Falle dauert es ſehr lange, ehe
der Draht ſchwach glüht, im zweiten erfolgt das Glühen ſchon
ſchneller, im dritten wird der Draht nach kurzer Zeit hell glühend,
im letzten wird er ſchnell weißglühend und verbrennt unter heftigem
Funkenſprühen. Der Grund dafür iſt das allmähliche
Anſteigen des Sauerſtoffzufluſſes bei den gewählten
vier Erhitzungsarten. Die einfache Gasflamme hat
gar keinen beſonderen Luftzutritt. Beim Bunſenbrenner
(Fig. 182) miſcht ſich das Gas vor dem Verbrennen
mit Luft, welche durch die zwei ſeitlichen Zuglöcher

[Abbildung] Fig. 182.

Bunſenbrenner.

Zutritt hat; hierdurch wird das Gas
verdünnt, die ausgeſchiedenen Kohlen-
teilchen rücken weiter von einander
und verbrennen, ohne glühend zu
werden, infolge des intenſiveren Luft-
zufluſſes. Bei der Glasbläſerlampe
(Fig. 183) wird in die Gasflamme,
welche aus einem weiten Rohre a
herausbrennt, durch ein konzentriſches
engeres Rohr b ein heftiger Luftſtrom
geblaſen, ſo daß eine erheblich ener-
giſchere Verbrennung erfolgt. Bläſt
man vollends mit reinem Sauerſtoff
[Abbildung] Fig. 183.

Glasbläſerlampe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="282"/><fw place="top" type="header">Beleuchtung und Heizung.</fw><lb/>
Luftzufluß, welcher ja bekanntlich über die Temperatur der Flamme<lb/>
ent&#x017F;cheidet, ent&#x017F;prechend regulieren. Wir werden al&#x017F;o einer blakenden<lb/>
Flamme mehr Luft zuzuführen haben, während wir den Luftzufluß<lb/>
bei einer entleuchteten be&#x017F;chränken mü&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e Regulierung ge&#x017F;chieht,<lb/>
wie weiterhin genauer erörtert werden wird, durch die Zugglä&#x017F;er oder<lb/>
Cylinder, mit denen man die Flammen umgiebt.</p><lb/>
            <p>Es ergiebt &#x017F;ich al&#x017F;o, daß die Bedingungen für das ausgiebige<lb/>
Leuchten einer Flamme im we&#x017F;entlichen zwei &#x017F;ind. nämlich genügende<lb/>
Entwicklung von fein zerteilter Kohle in der Flamme und richtig<lb/>
gewählter, d. h. weder zu &#x017F;chwacher, noch zu &#x017F;tarker Luftzutritt.<lb/>
Daneben mag erwähnt werden, daß be&#x017F;ondere vorgängige Erhitzung<lb/>
der Leuchtga&#x017F;e auch ein Mittel i&#x017F;t, um &#x2014; ohne be&#x017F;onders &#x017F;tarken Luft-<lb/>
zutritt &#x2014; die Leuchtkraft zu &#x017F;teigern.</p><lb/>
            <p>Verlangen wir von einer Flamme nicht &#x017F;owohl Leuchtkraft, als<lb/>
vielmehr be&#x017F;onders ausgiebige Wärmeentwicklung, &#x017F;o folgt aus dem<lb/>
&#x017F;oeben Angeführten, daß einmal die Güte des Brennmaterials, al&#x017F;o in<lb/>
er&#x017F;ter Linie &#x017F;ein Kohlengehalt, und &#x017F;odann das Maß des Luftzutrittes<lb/>
auf die Hitze der Flamme von Einfluß i&#x017F;t. Es zeigt &#x017F;ich das z. B. &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chön, wenn wir einen mehrere Millimeter dicken Ei&#x017F;endraht zuer&#x017F;t in<lb/>
einer gewöhnlichen, d. h. leuchtenden Gasflamme, dann in der Flamme<lb/>
eines Bun&#x017F;enbrenners, hierauf in der Flamme einer Glasblä&#x017F;erlampe<lb/>
und endlich in einer Gasflamme erhitzen, welche durch reinen Sauer-<lb/>
&#x017F;toff angebla&#x017F;en wird. Im er&#x017F;ten Falle dauert es &#x017F;ehr lange, ehe<lb/>
der Draht &#x017F;chwach glüht, im zweiten erfolgt das Glühen &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;chneller, im dritten wird der Draht nach kurzer Zeit hell glühend,<lb/>
im letzten wird er &#x017F;chnell weißglühend und verbrennt unter heftigem<lb/>
Funken&#x017F;prühen. Der Grund dafür i&#x017F;t das allmähliche<lb/>
An&#x017F;teigen des Sauer&#x017F;toffzuflu&#x017F;&#x017F;es bei den gewählten<lb/>
vier Erhitzungsarten. Die einfache Gasflamme hat<lb/>
gar keinen be&#x017F;onderen Luftzutritt. Beim Bun&#x017F;enbrenner<lb/>
(Fig. 182) mi&#x017F;cht &#x017F;ich das Gas vor dem Verbrennen<lb/>
mit Luft, welche durch die zwei &#x017F;eitlichen Zuglöcher<lb/><figure><head>Fig. 182.</head><lb/><p>Bun&#x017F;enbrenner.</p></figure><lb/>
Zutritt hat; hierdurch wird das Gas<lb/>
verdünnt, die ausge&#x017F;chiedenen Kohlen-<lb/>
teilchen rücken weiter von einander<lb/>
und verbrennen, ohne glühend zu<lb/>
werden, infolge des inten&#x017F;iveren Luft-<lb/>
zuflu&#x017F;&#x017F;es. Bei der Glasblä&#x017F;erlampe<lb/>
(Fig. 183) wird in die Gasflamme,<lb/>
welche aus einem weiten Rohre <hi rendition="#aq">a</hi><lb/>
herausbrennt, durch ein konzentri&#x017F;ches<lb/>
engeres Rohr <hi rendition="#aq">b</hi> ein heftiger Luft&#x017F;trom<lb/>
gebla&#x017F;en, &#x017F;o daß eine erheblich ener-<lb/>
gi&#x017F;chere Verbrennung erfolgt. Blä&#x017F;t<lb/>
man vollends mit reinem Sauer&#x017F;toff<lb/><figure><head>Fig. 183.</head><lb/><p>Glasblä&#x017F;erlampe.</p></figure><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0300] Beleuchtung und Heizung. Luftzufluß, welcher ja bekanntlich über die Temperatur der Flamme entſcheidet, entſprechend regulieren. Wir werden alſo einer blakenden Flamme mehr Luft zuzuführen haben, während wir den Luftzufluß bei einer entleuchteten beſchränken müſſen. Dieſe Regulierung geſchieht, wie weiterhin genauer erörtert werden wird, durch die Zuggläſer oder Cylinder, mit denen man die Flammen umgiebt. Es ergiebt ſich alſo, daß die Bedingungen für das ausgiebige Leuchten einer Flamme im weſentlichen zwei ſind. nämlich genügende Entwicklung von fein zerteilter Kohle in der Flamme und richtig gewählter, d. h. weder zu ſchwacher, noch zu ſtarker Luftzutritt. Daneben mag erwähnt werden, daß beſondere vorgängige Erhitzung der Leuchtgaſe auch ein Mittel iſt, um — ohne beſonders ſtarken Luft- zutritt — die Leuchtkraft zu ſteigern. Verlangen wir von einer Flamme nicht ſowohl Leuchtkraft, als vielmehr beſonders ausgiebige Wärmeentwicklung, ſo folgt aus dem ſoeben Angeführten, daß einmal die Güte des Brennmaterials, alſo in erſter Linie ſein Kohlengehalt, und ſodann das Maß des Luftzutrittes auf die Hitze der Flamme von Einfluß iſt. Es zeigt ſich das z. B. ſehr ſchön, wenn wir einen mehrere Millimeter dicken Eiſendraht zuerſt in einer gewöhnlichen, d. h. leuchtenden Gasflamme, dann in der Flamme eines Bunſenbrenners, hierauf in der Flamme einer Glasbläſerlampe und endlich in einer Gasflamme erhitzen, welche durch reinen Sauer- ſtoff angeblaſen wird. Im erſten Falle dauert es ſehr lange, ehe der Draht ſchwach glüht, im zweiten erfolgt das Glühen ſchon ſchneller, im dritten wird der Draht nach kurzer Zeit hell glühend, im letzten wird er ſchnell weißglühend und verbrennt unter heftigem Funkenſprühen. Der Grund dafür iſt das allmähliche Anſteigen des Sauerſtoffzufluſſes bei den gewählten vier Erhitzungsarten. Die einfache Gasflamme hat gar keinen beſonderen Luftzutritt. Beim Bunſenbrenner (Fig. 182) miſcht ſich das Gas vor dem Verbrennen mit Luft, welche durch die zwei ſeitlichen Zuglöcher [Abbildung Fig. 182. Bunſenbrenner.] Zutritt hat; hierdurch wird das Gas verdünnt, die ausgeſchiedenen Kohlen- teilchen rücken weiter von einander und verbrennen, ohne glühend zu werden, infolge des intenſiveren Luft- zufluſſes. Bei der Glasbläſerlampe (Fig. 183) wird in die Gasflamme, welche aus einem weiten Rohre a herausbrennt, durch ein konzentriſches engeres Rohr b ein heftiger Luftſtrom geblaſen, ſo daß eine erheblich ener- giſchere Verbrennung erfolgt. Bläſt man vollends mit reinem Sauerſtoff [Abbildung Fig. 183. Glasbläſerlampe.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/300
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/300>, abgerufen am 27.11.2024.