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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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setztes, Bestreben nach Vollkommenheit, die-
sen Mangel nicht wenigstens einigermafen
ersetzen? Kann der Allbarmherzige nicht
für ungewöhnliche Anstrengung ungewöhn-
lichen Lohn, ungewöhnliche Rettungsmittel
aus dem Elende, bestimmt haben?

Die Schwermuth ruft euch zu: "eure
Freuden sind dahin, eure künftigen Tage
werden stets Tage des Trauerns und des
Wehklagens seyn." Alles wahr, wenn ihr
in euren Sünden beharret! Aber wenn ihr
mit Gott ihre Fesseln zerreisst, mit Gott
den Psad der Tugend betretet, wie kann
es euch da an Freuden fehlen? Gesetzt, ihr
müsstet auch lebenslang einige der vorzüg-
lichsten Freuden, die der Vater der Men-
schen seinen Kindern bestimmt hat, entbeh-
ren, erlangtet nie die Gesundheit, die ihr,
bey ungeschwaechten Nerven und unver-
schwendeten Saeften, haettet geniessen kon-
nen, müsstet des Ehestands und der Vater-
schaft, süssen und vielen Vergnügungen

entsa-

ſetztes, Beſtreben nach Vollkommenheit, die-
ſen Mangel nicht wenigſtens einigermafen
erſetzen? Kann der Allbarmherzige nicht
für ungewöhnliche Anſtrengung ungewöhn-
lichen Lohn, ungewöhnliche Rettungsmittel
aus dem Elende, beſtimmt haben?

Die Schwermuth ruft euch zu: “eure
Freuden ſind dahin, eure künftigen Tage
werden ſtets Tage des Trauerns und des
Wehklagens ſeyn.” Alles wahr, wenn ihr
in euren Sünden beharret! Aber wenn ihr
mit Gott ihre Feſſeln zerreiſst, mit Gott
den Pſad der Tugend betretet, wie kann
es euch da an Freuden fehlen? Geſetzt, ihr
müſstet auch lebenslang einige der vorzüg-
lichſten Freuden, die der Vater der Men-
ſchen ſeinen Kindern beſtimmt hat, entbeh-
ren, erlangtet nie die Geſundheit, die ihr,
bey ungeſchwæchten Nerven und unver-
ſchwendeten Sæften, hættet genieſsen kôn-
nen, müſstet des Eheſtands und der Vater-
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[328/0338] ſetztes, Beſtreben nach Vollkommenheit, die- ſen Mangel nicht wenigſtens einigermafen erſetzen? Kann der Allbarmherzige nicht für ungewöhnliche Anſtrengung ungewöhn- lichen Lohn, ungewöhnliche Rettungsmittel aus dem Elende, beſtimmt haben? Die Schwermuth ruft euch zu: “eure Freuden ſind dahin, eure künftigen Tage werden ſtets Tage des Trauerns und des Wehklagens ſeyn.” Alles wahr, wenn ihr in euren Sünden beharret! Aber wenn ihr mit Gott ihre Feſſeln zerreiſst, mit Gott den Pſad der Tugend betretet, wie kann es euch da an Freuden fehlen? Geſetzt, ihr müſstet auch lebenslang einige der vorzüg- lichſten Freuden, die der Vater der Men- ſchen ſeinen Kindern beſtimmt hat, entbeh- ren, erlangtet nie die Geſundheit, die ihr, bey ungeſchwæchten Nerven und unver- ſchwendeten Sæften, hættet genieſsen kôn- nen, müſstet des Eheſtands und der Vater- ſchaft, ſüſſen und vielen Vergnügungen entſa-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/338>, abgerufen am 30.04.2024.