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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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priessne, Kleidung bestehe: so bin ich auch
nicht im Stande ein zuverlaessiges Urtheil
darüber zu faellen. Meiner Muthmasung
nach mag es wohl so etwas seyn, wie der
bekannte Chinesische Jungfrauengürtel, das
Schmerz erregt, sobald man die Sünde be-
gehen will. Ich erinnere mich, irgendwo
gelesen zu haben, dass die Türken, auf aehn-
liche Art ihre Knaben vor Ausschweifungen
zu verwahren suchen. Dass nun so ein Mit-
tel die Seele nicht bessere, dass sie in dieser
Kleidung eben sowohl fortsündigen könne,
wie ein Dieb in Fesseln fortstiehlt, ist wohl
ganz gewiss. Bey jungen Leuten, die einer
vernünftigen Vorstellung faehig sind, wider-
rathe ich es also sehr, zumal da ich nicht
begreifen kann, wie man es verhüten will,
dass nicht durch die, meiner Meynung nach
unvermeidliche, Pressung die Gesundheit
leide. Nur so kann ich es anrathen, wie
die Abnehmung eines verletzten Glieds, wenn
alle übrige Mittel ohne Nutzen gebraucht
worden sind. In diesem Falle könnte man

sich

prieſsne, Kleidung beſtehe: ſo bin ich auch
nicht im Stande ein zuverlæſſiges Urtheil
darüber zu fællen. Meiner Muthmaſung
nach mag es wohl ſo etwas ſeyn, wie der
bekannte Chineſiſche Jungfrauengürtel, das
Schmerz erregt, ſobald man die Sünde be-
gehen will. Ich erinnere mich, irgendwo
geleſen zu haben, daſs die Türken, auf æhn-
liche Art ihre Knaben vor Ausſchweifungen
zu verwahren ſuchen. Daſs nun ſo ein Mit-
tel die Seele nicht beſſere, daſs ſie in dieſer
Kleidung eben ſowohl fortſündigen könne,
wie ein Dieb in Feſſeln fortſtiehlt, iſt wohl
ganz gewiſs. Bey jungen Leuten, die einer
vernünftigen Vorſtellung fæhig ſind, wider-
rathe ich es alſo ſehr, zumal da ich nicht
begreifen kann, wie man es verhüten will,
daſs nicht durch die, meiner Meynung nach
unvermeidliche, Preſſung die Geſundheit
leide. Nur ſo kann ich es anrathen, wie
die Abnehmung eines verletzten Glieds, wenn
alle übrige Mittel ohne Nutzen gebraucht
worden ſind. In dieſem Falle könnte man

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[308/0318] prieſsne, Kleidung beſtehe: ſo bin ich auch nicht im Stande ein zuverlæſſiges Urtheil darüber zu fællen. Meiner Muthmaſung nach mag es wohl ſo etwas ſeyn, wie der bekannte Chineſiſche Jungfrauengürtel, das Schmerz erregt, ſobald man die Sünde be- gehen will. Ich erinnere mich, irgendwo geleſen zu haben, daſs die Türken, auf æhn- liche Art ihre Knaben vor Ausſchweifungen zu verwahren ſuchen. Daſs nun ſo ein Mit- tel die Seele nicht beſſere, daſs ſie in dieſer Kleidung eben ſowohl fortſündigen könne, wie ein Dieb in Feſſeln fortſtiehlt, iſt wohl ganz gewiſs. Bey jungen Leuten, die einer vernünftigen Vorſtellung fæhig ſind, wider- rathe ich es alſo ſehr, zumal da ich nicht begreifen kann, wie man es verhüten will, daſs nicht durch die, meiner Meynung nach unvermeidliche, Preſſung die Geſundheit leide. Nur ſo kann ich es anrathen, wie die Abnehmung eines verletzten Glieds, wenn alle übrige Mittel ohne Nutzen gebraucht worden ſind. In dieſem Falle könnte man ſich

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/318>, abgerufen am 30.04.2024.