allein dem Tugendhaften bestimmt ist. Man rede endlich so eindringlich, als möglich, von der hohen Bestimmung des Menschen, was für eine Würde er erlangen, wie weit um sich her er wirken, wie er der Wohl- thaeter, die Stütze, der Engel seiner Brüder werden könne, wenn er seine Kraefte zu er- halten und auszubilden suche; wie hingegen diess alles wegfalle, wenn er sich selbst ent- nerve, und die Saefte verschwende, die, nach des gütigen Schöpfers Einrichtung, sein Ge- hirn und Nerven staerken sollten. Man er- innere ihn an den Todestag, an den, allen Menschen unvermeidlichen, Todestag, und an die verschiednen Empfindungen, die Men- schen an demselben haben würden, davon der eine sich selbst anklagen müsse: mein Schöpfer gab mir Anlage und Kraft, eine Menge Gutes um mich zu wirken, und der Wohlthaeter von tausend und mehrern Men- schen zu seyn, diese Anlagen habe ich zer- stört, diese Kraft geschwaecht, und trete von der Welt ab, ohne meine Bestimmung er-
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allein dem Tugendhaften beſtimmt iſt. Man rede endlich ſo eindringlich, als möglich, von der hohen Beſtimmung des Menſchen, was für eine Würde er erlangen, wie weit um ſich her er wirken, wie er der Wohl- thæter, die Stütze, der Engel ſeiner Brüder werden könne, wenn er ſeine Kræfte zu er- halten und auszubilden ſuche; wie hingegen dieſs alles wegfalle, wenn er ſich ſelbſt ent- nerve, und die Sæfte verſchwende, die, nach des gütigen Schöpfers Einrichtung, ſein Ge- hirn und Nerven ſtærken ſollten. Man er- innere ihn an den Todestag, an den, allen Menſchen unvermeidlichen, Todestag, und an die verſchiednen Empfindungen, die Men- ſchen an demſelben haben würden, davon der eine ſich ſelbſt anklagen müſſe: mein Schöpfer gab mir Anlage und Kraft, eine Menge Gutes um mich zu wirken, und der Wohlthæter von tauſend und mehrern Men- ſchen zu ſeyn, dieſe Anlagen habe ich zer- ſtört, dieſe Kraft geſchwæcht, und trete von der Welt ab, ohne meine Beſtimmung er-
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allein dem Tugendhaften beſtimmt iſt. Man
rede endlich ſo eindringlich, als möglich,
von der hohen Beſtimmung des Menſchen,
was für eine Würde er erlangen, wie weit
um ſich her er wirken, wie er der Wohl-
thæter, die Stütze, der Engel ſeiner Brüder
werden könne, wenn er ſeine Kræfte zu er-
halten und auszubilden ſuche; wie hingegen
dieſs alles wegfalle, wenn er ſich ſelbſt ent-
nerve, und die Sæfte verſchwende, die, nach
des gütigen Schöpfers Einrichtung, ſein Ge-
hirn und Nerven ſtærken ſollten. Man er-
innere ihn an den Todestag, an den, allen
Menſchen unvermeidlichen, Todestag, und
an die verſchiednen Empfindungen, die Men-
ſchen an demſelben haben würden, davon
der eine ſich ſelbſt anklagen müſſe: mein
Schöpfer gab mir Anlage und Kraft, eine
Menge Gutes um mich zu wirken, und der
Wohlthæter von tauſend und mehrern Men-
ſchen zu ſeyn, dieſe Anlagen habe ich zer-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/304>, abgerufen am 25.11.2024.
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