besonderes Zeugniss anfauhren. Wenn man aber die vorhin angezogenen Documente mit Aufmerksamkeit prüfen will, so wird man leicht sehen, dass die mehresten ihre Ausschweifungen in der Einsamkeit began- gen haben.
Aber nicht nur die Einsamkeit im streng- sten Verstande, sondern überhaupt die Ent- fernung der Jugend von der Beobachtung ihrer Lehrer und Aufseher ist eine Gelegen- heit, deren sie sich bedient, um ihren un- natürlichen Lüsten den Zügel zu lassen. Junge Wollüstlinge finden immer Vergnü- gen darinne, wenn sie ihre Empfindungen andern mittheilen können. Anfaenglich ge- schieht es durch unzüchtige Gespraeche, in der Folge durch unzauchtigen Muthwillen, am Ende durch die wirkliche Vollbringung der bewussten Sünden. Hat die Wollust einmal über die Schamhaftigkeit gesiegt, so kennt sie keine Grenzen mehr, und es ist schauderhaft zn sagen, wie tief alsdenn die
mensch-
beſonderes Zeugniſs anfûhren. Wenn man aber die vorhin angezogenen Documente mit Aufmerkſamkeit prüfen will, ſo wird man leicht ſehen, daſs die mehreſten ihre Ausſchweifungen in der Einſamkeit began- gen haben.
Aber nicht nur die Einſamkeit im ſtreng- ſten Verſtande, ſondern überhaupt die Ent- fernung der Jugend von der Beobachtung ihrer Lehrer und Aufſeher iſt eine Gelegen- heit, deren ſie ſich bedient, um ihren un- natürlichen Lüſten den Zügel zu laſſen. Junge Wollüſtlinge finden immer Vergnü- gen darinne, wenn ſie ihre Empfindungen andern mittheilen können. Anfænglich ge- ſchieht es durch unzüchtige Geſpræche, in der Folge durch unzûchtigen Muthwillen, am Ende durch die wirkliche Vollbringung der bewuſsten Sünden. Hat die Wolluſt einmal über die Schamhaftigkeit geſiegt, ſo kennt ſie keine Grenzen mehr, und es iſt ſchauderhaft zn ſagen, wie tief alsdenn die
menſch-
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[191/0201]
beſonderes Zeugniſs anfûhren. Wenn man
aber die vorhin angezogenen Documente
mit Aufmerkſamkeit prüfen will, ſo wird
man leicht ſehen, daſs die mehreſten ihre
Ausſchweifungen in der Einſamkeit began-
gen haben.
Aber nicht nur die Einſamkeit im ſtreng-
ſten Verſtande, ſondern überhaupt die Ent-
fernung der Jugend von der Beobachtung
ihrer Lehrer und Aufſeher iſt eine Gelegen-
heit, deren ſie ſich bedient, um ihren un-
natürlichen Lüſten den Zügel zu laſſen.
Junge Wollüſtlinge finden immer Vergnü-
gen darinne, wenn ſie ihre Empfindungen
andern mittheilen können. Anfænglich ge-
ſchieht es durch unzüchtige Geſpræche, in
der Folge durch unzûchtigen Muthwillen,
am Ende durch die wirkliche Vollbringung
der bewuſsten Sünden. Hat die Wolluſt
einmal über die Schamhaftigkeit geſiegt, ſo
kennt ſie keine Grenzen mehr, und es iſt
ſchauderhaft zn ſagen, wie tief alsdenn die
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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