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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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menschliche Natur sinke. Vorhin habe ich
hiervon schon Beyspiele angeführt. Itzo
füge ich noch dieses bey:

I.

Sie verlangen von mir, Ihnen gewisse
Punkte zu beantworten, wegen unserm vori-
gen schlechten als vielmehr sündlichen Betra-
gen? Ich sahe erstlich manche meiner Mit-
schüler dieses schaendliche Verbrechen bege-
hen, sie beschrieben es mir mit den reizend-
sten Farben, anfangs sahe ich es mit Gleich-
gültigkeit an, dann aber war ich so unglück-
lich, selbst Sclave dieser Leidenschaft zu wer-
den. Ich dachte, und waere ich doch gleich
ertappt worden, du willst es auch thun, ich
that es, dachte nicht an die schreckliche Fol-
gen, die ich jetzt vielmal bey mir spüre. Sie
fragen, wie wir es einander mitgetheilt haet-
ten? Wir waren manchmal bey einander in
der Stube. Einer, der die schaendliche Lust
bey sich empfand, suchte ein Gespraech vom
andern Geschlechte auf die Bahn zu bringen,
die andern stimmten auch bey, wir aeusserten
die schaendlichsten Wünsche, die mir jetzt die

Scham-

menſchliche Natur ſinke. Vorhin habe ich
hiervon ſchon Beyſpiele angeführt. Itzo
füge ich noch dieſes bey:

I.

Sie verlangen von mir, Ihnen gewiſſe
Punkte zu beantworten, wegen unſerm vori-
gen ſchlechten als vielmehr ſündlichen Betra-
gen? Ich ſahe erſtlich manche meiner Mit-
ſchüler dieſes ſchændliche Verbrechen bege-
hen, ſie beſchrieben es mir mit den reizend-
ſten Farben, anfangs ſahe ich es mit Gleich-
gültigkeit an, dann aber war ich ſo unglück-
lich, ſelbſt Sclave dieſer Leidenſchaft zu wer-
den. Ich dachte, und wære ich doch gleich
ertappt worden, du willſt es auch thun, ich
that es, dachte nicht an die ſchreckliche Fol-
gen, die ich jetzt vielmal bey mir ſpüre. Sie
fragen, wie wir es einander mitgetheilt hæt-
ten? Wir waren manchmal bey einander in
der Stube. Einer, der die ſchændliche Luſt
bey ſich empfand, ſuchte ein Geſpræch vom
andern Geſchlechte auf die Bahn zu bringen,
die andern ſtimmten auch bey, wir æuſſerten
die ſchændlichſten Wünſche, die mir jetzt die

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[192/0202] menſchliche Natur ſinke. Vorhin habe ich hiervon ſchon Beyſpiele angeführt. Itzo füge ich noch dieſes bey: I. Sie verlangen von mir, Ihnen gewiſſe Punkte zu beantworten, wegen unſerm vori- gen ſchlechten als vielmehr ſündlichen Betra- gen? Ich ſahe erſtlich manche meiner Mit- ſchüler dieſes ſchændliche Verbrechen bege- hen, ſie beſchrieben es mir mit den reizend- ſten Farben, anfangs ſahe ich es mit Gleich- gültigkeit an, dann aber war ich ſo unglück- lich, ſelbſt Sclave dieſer Leidenſchaft zu wer- den. Ich dachte, und wære ich doch gleich ertappt worden, du willſt es auch thun, ich that es, dachte nicht an die ſchreckliche Fol- gen, die ich jetzt vielmal bey mir ſpüre. Sie fragen, wie wir es einander mitgetheilt hæt- ten? Wir waren manchmal bey einander in der Stube. Einer, der die ſchændliche Luſt bey ſich empfand, ſuchte ein Geſpræch vom andern Geſchlechte auf die Bahn zu bringen, die andern ſtimmten auch bey, wir æuſſerten die ſchændlichſten Wünſche, die mir jetzt die Scham-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/202>, abgerufen am 02.05.2024.