den zu bewegen, die der Menschenvater um uns ausgiesset, wenige Anstalten, Gotteswerke kennen zu lernen, wenige Anstalten, ihre kör- perlichen Kraefte zu entwickeln, statt dessen werden die Werke der Menschen zur Bewunde- rung aufgestellt, und die körperlichen Kraef- te zur Unthaetigkeit gewöhnet, als wenn die Bestimmung des Menschen der Mönchsstand waere.
Vielleicht waeren die traurigen Wirkun- gen des Klosterlebens, durch das Wachsthum der Auf klaerung nach und nach zu hemmen gewesen, wenn nicht an die Stelle desselben neue Misbraeuche eingetreten waeren.
Dahin gehört erstlich der Soldatenstand. So wenig die Nothwendigkeit desselben ab- geleugnet werden kann, so gewiss ist es doch, dass die gegenwaertige Verfassung desselben, eben so viel Unheil für die Sitten der Men- schen, als ehemals der Mönchsstand, stifte. Unthaetigkeit und Ehelosigkeit haben die Sol-
daten
(G 3)
den zu bewegen, die der Menſchenvater um uns ausgieſset, wenige Anſtalten, Gotteswerke kennen zu lernen, wenige Anſtalten, ihre kör- perlichen Kræfte zu entwickeln, ſtatt deſſen werden die Werke der Menſchen zur Bewunde- rung aufgeſtellt, und die körperlichen Kræf- te zur Unthætigkeit gewöhnet, als wenn die Beſtimmung des Menſchen der Mönchsſtand wære.
Vielleicht wæren die traurigen Wirkun- gen des Kloſterlebens, durch das Wachsthum der Auf klærung nach und nach zu hemmen geweſen, wenn nicht an die Stelle deſſelben neue Misbræuche eingetreten wæren.
Dahin gehört erſtlich der Soldatenſtand. So wenig die Nothwendigkeit deſſelben ab- geleugnet werden kann, ſo gewiſs iſt es doch, daſs die gegenwærtige Verfaſſung deſſelben, eben ſo viel Unheil für die Sitten der Men- ſchen, als ehemals der Mönchsſtand, ſtifte. Unthætigkeit und Eheloſigkeit haben die Sol-
daten
(G 3)
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den zu bewegen, die der Menſchenvater um
uns ausgieſset, wenige Anſtalten, Gotteswerke
kennen zu lernen, wenige Anſtalten, ihre kör-
perlichen Kræfte zu entwickeln, ſtatt deſſen
werden die Werke der Menſchen zur Bewunde-
rung aufgeſtellt, und die körperlichen Kræf-
te zur Unthætigkeit gewöhnet, als wenn die
Beſtimmung des Menſchen der Mönchsſtand
wære.
Vielleicht wæren die traurigen Wirkun-
gen des Kloſterlebens, durch das Wachsthum
der Auf klærung nach und nach zu hemmen
geweſen, wenn nicht an die Stelle deſſelben
neue Misbræuche eingetreten wæren.
Dahin gehört erſtlich der Soldatenſtand.
So wenig die Nothwendigkeit deſſelben ab-
geleugnet werden kann, ſo gewiſs iſt es doch,
daſs die gegenwærtige Verfaſſung deſſelben,
eben ſo viel Unheil für die Sitten der Men-
ſchen, als ehemals der Mönchsſtand, ſtifte.
Unthætigkeit und Eheloſigkeit haben die Sol-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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