daten mehrentheils mit den Mönchen ge- mein, ihre Fasten sind zwar insgemein stren- ger, aber ihre Ausschweifungen geschehen auch öffentlicher. Welcher Erzieher wird es wohl wagen, seinen Zögling in eine Ge- sellschaft gewöhnlicher Soldaten zu führen, wo Pflicht verhöhnt und Pflichtvergessenheit belacht und besungen wird?
Dass von dieser Behauptung die edeln braven Maenner, adelichen und bürgerlichen Standes, die bey dem Strome der Zügello- sigkeit fest wie Felsen stehen, und nach ih- ren Kraeften dem Strome Einhaltung zu thun suchen, ausgenommen sind, versteht sich von selbst.
Dahin gehört ferner der Luxus, der das ehelose Leben so nothwendig macht. Man hat itzo so viele Bedürfnisse, dass man, um sie aufzubringen, ausser Stand gesetzt wird, eines der ersten zu befriedigen. Die Nothwendigkeit, ein feines Tuchkleid
und
daten mehrentheils mit den Mönchen ge- mein, ihre Faſten ſind zwar insgemein ſtren- ger, aber ihre Ausſchweifungen geſchehen auch öffentlicher. Welcher Erzieher wird es wohl wagen, ſeinen Zögling in eine Ge- ſellſchaft gewöhnlicher Soldaten zu führen, wo Pflicht verhöhnt und Pflichtvergeſſenheit belacht und beſungen wird?
Daſs von dieſer Behauptung die edeln braven Mænner, adelichen und bürgerlichen Standes, die bey dem Strome der Zügello- ſigkeit feſt wie Felſen ſtehen, und nach ih- ren Kræften dem Strome Einhaltung zu thun ſuchen, ausgenommen ſind, verſteht ſich von ſelbſt.
Dahin gehört ferner der Luxus, der das eheloſe Leben ſo nothwendig macht. Man hat itzo ſo viele Bedürfniſſe, daſs man, um ſie aufzubringen, auſſer Stand geſetzt wird, eines der erſten zu befriedigen. Die Nothwendigkeit, ein feines Tuchkleid
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daten mehrentheils mit den Mönchen ge-
mein, ihre Faſten ſind zwar insgemein ſtren-
ger, aber ihre Ausſchweifungen geſchehen
auch öffentlicher. Welcher Erzieher wird
es wohl wagen, ſeinen Zögling in eine Ge-
ſellſchaft gewöhnlicher Soldaten zu führen,
wo Pflicht verhöhnt und Pflichtvergeſſenheit
belacht und beſungen wird?
Daſs von dieſer Behauptung die edeln
braven Mænner, adelichen und bürgerlichen
Standes, die bey dem Strome der Zügello-
ſigkeit feſt wie Felſen ſtehen, und nach ih-
ren Kræften dem Strome Einhaltung zu thun
ſuchen, ausgenommen ſind, verſteht ſich
von ſelbſt.
Dahin gehört ferner der Luxus, der
das eheloſe Leben ſo nothwendig macht.
Man hat itzo ſo viele Bedürfniſſe, daſs man,
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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