wirken könne, weil die Klöster bey uns auf- gehoben waeren. Diese Einwendung will aber nichts sagen, wenn man bedenkt, dass die Protestantische Kirche ein Sprössling von der Römischen sey, und also viele Saefte von dem Hauptstamme empfangen habe. Zur Zeit der Religionsverbesserung veraen- derten die Protestanten ihr Glaubensbekennt- niss, werden sie deswegen aber auch alle ihre Untugenden abgelegt haben? waren die, von Mönchen erzognen, Schüler nicht der erste Stof, aus dem die Protestantischen Schulen sich bildeten? und wird nicht der Grund, von dem gegenwaertigen Charakter unserer jungen Leute nicht mit eben dem Rechte in diesem ersten Stoffe können gesucht werden, mit welchem man den ersten Stoff des Men- schen, als den ersten Keim zu seinem Cha- rakter ansieht? In Ansehung der aeusserli- chen Form ist diess bey den mehresten Pro- restantischen Schulen noch sichtbar. Man trift da wenig Anstalten an, den jungen Menschen zur Theilnehmung an den Freu-
den
wirken könne, weil die Klöſter bey uns auf- gehoben wæren. Dieſe Einwendung will aber nichts ſagen, wenn man bedenkt, daſs die Proteſtantiſche Kirche ein Spröſsling von der Römiſchen ſey, und alſo viele Sæfte von dem Hauptſtamme empfangen habe. Zur Zeit der Religionsverbeſſerung veræn- derten die Proteſtanten ihr Glaubensbekennt- niſs, werden ſie deswegen aber auch alle ihre Untugenden abgelegt haben? waren die, von Mönchen erzognen, Schüler nicht der erſte Stof, aus dem die Proteſtantiſchen Schulen ſich bildeten? und wird nicht der Grund, von dem gegenwærtigen Charakter unſerer jungen Leute nicht mit eben dem Rechte in dieſem erſten Stoffe können geſucht werden, mit welchem man den erſten Stoff des Men- ſchen, als den erſten Keim zu ſeinem Cha- rakter anſieht? In Anſehung der æuſſerli- chen Form iſt dieſs bey den mehreſten Pro- reſtantiſchen Schulen noch ſichtbar. Man trift da wenig Anſtalten an, den jungen Menſchen zur Theilnehmung an den Freu-
den
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wirken könne, weil die Klöſter bey uns auf-
gehoben wæren. Dieſe Einwendung will
aber nichts ſagen, wenn man bedenkt, daſs
die Proteſtantiſche Kirche ein Spröſsling von
der Römiſchen ſey, und alſo viele Sæfte
von dem Hauptſtamme empfangen habe.
Zur Zeit der Religionsverbeſſerung veræn-
derten die Proteſtanten ihr Glaubensbekennt-
niſs, werden ſie deswegen aber auch alle ihre
Untugenden abgelegt haben? waren die, von
Mönchen erzognen, Schüler nicht der erſte
Stof, aus dem die Proteſtantiſchen Schulen
ſich bildeten? und wird nicht der Grund,
von dem gegenwærtigen Charakter unſerer
jungen Leute nicht mit eben dem Rechte in
dieſem erſten Stoffe können geſucht werden,
mit welchem man den erſten Stoff des Men-
ſchen, als den erſten Keim zu ſeinem Cha-
rakter anſieht? In Anſehung der æuſſerli-
chen Form iſt dieſs bey den mehreſten Pro-
reſtantiſchen Schulen noch ſichtbar. Man
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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